Alle Jahre wieder

Rund um Bibel und Glaube
Maryam
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#11 Alle Jahre wieder

Beitrag von Maryam » Di 28. Dez 2021, 17:36

piscator hat geschrieben:
Mo 27. Dez 2021, 12:37
R.F. schreibt:
Seinen Geburtstag zu feiern, hat Jesus nicht geboten. Vielleicht wäre dagegen nicht viel einzuwenden, wenn man am richtigen Datum feiern würde, nämlich im August.
Das Feiern von Geburtstagen ist für mich eher eine symbolische Handlung, wobei sich mir die Frage stellt, ob es in der Spätantike für den normalen Menschen überhaupt von Belang war, wann und wo genau jemand geboren wurde, Geburtenregister und Standesämter gab es damals wohl noch nicht.


Hi piscator
Es ist ja noch heute in einigen Länder der Erde so, dass es dort keine Geburtenregister gibt. Ich wäre sowieso für das Feiern jenes Tages, an dem Jesus von Nazareth sich am Jordan taufen liess und sich aufmachte, längst fällig gewesene glaubwürdigere Göttlichkeit zur Erkenntnis zu geben, was die sturen, eingefleischten Anhänger Jahwes klar in Rage brachte.
Alle Jahre wieder kommen mir die weisen Worte von Angelus Silesius in den Sinn. Wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren doch nie in Dir, so bliebst Du doch ewiglich verloren.

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sven23
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#12 Alle Jahre wieder

Beitrag von sven23 » Di 28. Dez 2021, 18:47

Maryam hat geschrieben:
Di 28. Dez 2021, 17:24
sven23 hat geschrieben:
Sa 18. Dez 2021, 11:28
Jedes Jahr wird die Geburt Jesu am 25. Dezember in Nazareth gefeiert. Doch woher weiß man das genaue Datum? Schließlich kennt man nicht mal das genaue Geburtsjahr, geschweige denn den Monat oder den Tag. Vermutlich wurde er zwischen 7 und 4 v.Chr. geboren.
Verfolgte die Kirche damit ein bestimmtes Ziel, als sie das Geburtsdatum im Jahre 353 n. Chr. verbindlich festlegte?

Hi sven23
Ich bin überzeugt, dass man das genaue Datum der Geburt von Jesus von Nazareth nie wirklich kannte. Doch bot es sich ja an, ihn am selben Tag zu feiern wie derjenige des Sol Invictus

Natürlich, aber das eigentliche Ziel war ja, damit den Mithraskult zur verdrängern. Man "überschrieb" einfach diesen Feiertag, um ihn aus dem kollektiven Gedächtnis zu verdrängen.
Es wäre in etwa so, als wenn man heute den 25. Dezember mit einem Gedenktag an das fliegende Spaghettimonster ersetzen würde.

Der Mithraskult wurde ja dann energisch bekämpft und die Kultstätten zerstört. Mit staatlicher Macht im Rücken hat dann das Christentum die gleiche Repression angewendet, über die man sich vorher beschwert hat.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#13 Alle Jahre wieder

Beitrag von sven23 » Mi 29. Dez 2021, 07:55

Maryam hat geschrieben:
Di 28. Dez 2021, 17:36
Ich wäre sowieso für das Feiern jenes Tages, an dem Jesus von Nazareth sich am Jordan taufen liess und sich aufmachte, ....

Auch das ist problematisch. Einerseits ist dieses Datum ebenso wenig bekannt wie das Geburtsdatum, andererseits machte es in den Gemeinden später Probleme, dass sich Jesus als sündiger Mensch taufen ließ. Die Kritiker fragten ja nicht zu Unrecht, warum sich ein sündloser Gottessohn taufen lassen sollte? Die Johannestaufe war nämlich eine Bußtaufe/Sündertaufe.

Die Lösung des Evangelisten Markus für dieses Problem war, dass er Jesus (und nur ihn) eine Vision haben ließ, nach dem Vorbild alttestamentarischer Propheten. Gott spricht explizit nur Jesus an: „Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“

Der Evangelist Matthäus übernimmt die Geschichte, ändert sie aber ab und schreibt: "Dieser ist mein lieber Sohn". Durch diese kleine Änderung wird Jesus nicht mehr nur allein angesprochen, sondern offenbar auch alle Umstehenden. Die Geschichte wird nicht mehr als Vision geschildert, sondern als Proklamation. Jesus wird als Sohn Gottes vorgestellt.

Im Lukasevangelium wird Johannes der Täufer gar nicht mehr erwähnt, es gibt also die Tendenz, die Beteiligung des Täufers zurückzudrängen, weil der peinliche und anstößige Umstand, dass sich der rangniedere Jesus vom ranghöheren Johannes als sündiger Mensch taufen ließ, einer Beförderung zum Gott im Wege stand.

Noch einen Schritt weiter geht das Johannesevangelium, um die peinliche Sündertaufe theologisch zu entschärfen.
Jesus kommt nicht mit seinen eigenen Sünden zu Johannes dem Täufer, sondern mit den Sünden der ganzen Welt. Die Taufe selbst läßt der Evangelist ganz weg. Johannes der Täufer hat lediglich die Aufgabe, Jesus als den vorzustellen, der mit Geist tauft, während er selbst doch nur mit Wasser taufen könne. Johannes erkennt die ranghöhere Stellung Jesu an und ordnet sich unter.

Im Nazaräerevangelium, das nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurde, antwortet Jesus auf die Aufforderung seiner Mutter und seiner Brüder, sich taufen zu lassen, unwirsch: „Was habe ich gesündigt, dass ich hingehe und mich von ihm taufen lasse?“

Es gibt also die eindeutige Tendenz, die Bedeutung der Sündertaufe im Zuge des Vergottungsprozesses herunterzuspielen und das Verhältnis Jesus zu Johannes umzukehren.

Dazu die Forschung:
„Historisch wird gerade das sein, was diese apologetische Tendenz
zu leugnen versucht: Jesus erkannte den Täufer eine Zeitlang als überlegenen Meister an,
und ließ sich von ihm zur Vergebung seiner Sünden taufen. Er wußte sich als einen der
Vielen, die in Israel umkehren wollten, um dem nahen Gericht Gottes zu entfliehen.“

(Theißen/Merz, Der historische Jesus, S. 193)
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#14 Alle Jahre wieder

Beitrag von piscator » Mi 29. Dez 2021, 16:55

Sven hat geschrieben:
Natürlich, aber das eigentliche Ziel war ja, damit den Mithraskult zur verdrängern. Man "überschrieb" einfach diesen Feiertag, um ihn aus dem kollektiven Gedächtnis zu verdrängen.
Es wäre in etwa so, als wenn man heute den 25. Dezember mit einem Gedenktag an das fliegende Spaghetti Monster ersetzen würde.

Der Mithraskult wurde ja dann energisch bekämpft und die Kultstätten zerstört. Mit staatlicher Macht im Rücken hat dann das Christentum die gleiche Repression angewendet, über die man sich vorher beschwert hat.

Da ist nicht neu, man hat schon früher immer gerne Kirchen auf früheren heidnischen Kultstätte gebaut. Ganz interessant ist das im heutigen Andalusien, Da finden sich sakrale Bauwerke, die ert christlich, dann muslimisch und später dann wieder christlich wurden. Aus dem Kirchturm wurde ein Minarett, dann wieder ein Kirchturm.

In Cordoba hat man in die Moschee gleich eine Kathedrale reingebaut (Mezzquita), wobei es dem heutigen Betrachter überlassen ist, was er erbaulicher findet. Zum Glück gab es Herrscher wie Karl V, der der architektonischen Barbarei ein Ende setzte.




 
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Maryam
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#15 Alle Jahre wieder

Beitrag von Maryam » Do 30. Dez 2021, 16:57

sven23 hat geschrieben:
Di 28. Dez 2021, 18:47
Maryam hat geschrieben:
Di 28. Dez 2021, 17:24
sven23 hat geschrieben:
Sa 18. Dez 2021, 11:28
Jedes Jahr wird die Geburt Jesu am 25. Dezember in Nazareth gefeiert. Doch woher weiß man das genaue Datum? Schließlich kennt man nicht mal das genaue Geburtsjahr, geschweige denn den Monat oder den Tag. Vermutlich wurde er zwischen 7 und 4 v.Chr. geboren.
Verfolgte die Kirche damit ein bestimmtes Ziel, als sie das Geburtsdatum im Jahre 353 n. Chr. verbindlich festlegte?

Hi sven23
Ich bin überzeugt, dass man das genaue Datum der Geburt von Jesus von Nazareth nie wirklich kannte. Doch bot es sich ja an, ihn am selben Tag zu feiern wie derjenige des Sol Invictus

Natürlich, aber das eigentliche Ziel war ja, damit den Mithraskult zur verdrängern. Man "überschrieb" einfach diesen Feiertag, um ihn aus dem kollektiven Gedächtnis zu verdrängen.
Es wäre in etwa so, als wenn man heute den 25. Dezember mit einem Gedenktag an das fliegende Spaghettimonster ersetzen würde.

Der Mithraskult wurde ja dann energisch bekämpft und die Kultstätten zerstört. Mit staatlicher Macht im Rücken hat dann das Christentum die gleiche Repression angewendet, über die man sich vorher beschwert hat.

Das wahre Christentum konnte ja eigentlich gar nie wirklich so entstehen wie es einst gedacht. Die RKK löste sich ja nie wirklich vom damaligen Mithraskult. Die pompöse Bekleidung inkl. Kopfbedeckung, die Sakramente, und die Ernennung eines Paspstes (Heiliger Vater) widersprachen doch das durch Jesus Christus in die Wege geleitete Christentum.
Die späteren Ablassbriefe, bei denen wohl das konzilisch abgesegnete Erbsündedogma sehr einnahmefördernd war (Wie vor Jesus Aufklärungszeit über Gottes wahren unblutigen , opferfreien Vergebungskriterien, der Verkauf der Opfertiere) weisen auch auf vorchristliches Unterfangen hin.
Ebenso das Verbrennen von weisen Frauen (und auch von solchen Christen die sich den antichristlichen Kirchenlehren nicht beugen wollten = Ketzer) hatte nichts mit dem Christentum zu tun, sondern wurde von Jahwe gefordert, also dem persönlichen Gott der Hebräer in Menschengestalt.

Die Kreuzzüge widersprachen auch christlichem Bestreben, dem Reich Gottes zur Ausbreitung zu verhelfen. Kreuzzüge waren wiederum durch das damalige Kirchentum in die Wege geleitet worden. Das Kreuz war ja nicht christliches Symbol, sondern der Fisch und das XP. Denn die Kreuzigung wurde durch den Hohen Rat gefordert.

Ein Kruzifix da und dort ist nach meinem Empfinden ein Mahnmal, wie man schon vor 2000 Jahren mit berechtigten Systemkritikern umgegangen ist. Heute werden solche auch getötet, unter fadenscheinigen "Gründen" gefangengenommen oder man lässt sie verschwinden.

Mindestens alle Jahre wieder sollten sich Christen in aller Welt fragen, ob sie wirklich begriffen haben, was Jesus Christus, respektive der in ihm wohnende Geist Gottes damals durch die Aufklärungskampagne über wahrhaft gottgefälliges Leben und Vergeben in jener Gegend verändern wollte.

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sven23
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#16 Alle Jahre wieder

Beitrag von sven23 » Fr 31. Dez 2021, 08:15

Maryam hat geschrieben:
Do 30. Dez 2021, 16:57
Das wahre Christentum konnte ja eigentlich gar nie wirklich so entstehen wie es einst gedacht. Die RKK löste sich ja nie wirklich vom damaligen Mithraskult.
Hallo Maryam
Die christliche Sekte und der Mithraskult existierten ja eine Zeit lang nebeneinander und es gab wechselseitige Beeinflussungen. Interessant wäre auch die Frage: wo kamen eigentlich die Vorturner der Alten Kirche her, wie sind sie sozialisiert und legitimiert worden? Bischöfe wachsen ja bekanntlich nicht auf Bäumen. :lol:

Für Interessierte ein Interview mit Prof. Markschies von der Humboldt Universtät. Wenn mich nicht alles täuscht, ist der Interviewer Alexander Kluge.





Maryam hat geschrieben:
Do 30. Dez 2021, 16:57
Die pompöse Bekleidung inkl. Kopfbedeckung, die Sakramente, und die Ernennung eines Paspstes (Heiliger Vater) widersprachen doch das durch Jesus Christus in die Wege geleitete Christentum.
Der Denkfehler hierbei ist, dass Jesus eine neue Religion außerhalb des Judentums gründen wollte. Das wollte er definitiv nicht. Er trat sogar für eine Gesetzesverschärfung der mosaischen Gesetze ein. Es war seiner Meinung nach die einzige Möglichkeit, dem göttlichen Endzeitgericht zu entgehen. Uns begegnen hier also Züge eines religiösen Eiferers oder vielleicht sogar Fanatikers, die so gar nicht dem traditionell überlieferten Jesusbild der Kirche entsprechen.
Jedenfalls muss erst einmal verstanden werden, dass Jesus mit beiden Beinen in der jüdischen Religion verankert war. Was man nach seinem Tod daraus machte, ist eine völlig andere Geschichte.


Maryam hat geschrieben:
Do 30. Dez 2021, 16:57
Die späteren Ablassbriefe, bei denen wohl das konzilisch abgesegnete Erbsündedogma sehr einnahmefördernd war (Wie vor Jesus Aufklärungszeit über Gottes wahren unblutigen , opferfreien Vergebungskriterien, der Verkauf der Opfertiere) weisen auch auf vorchristliches Unterfangen hin.
Da kann man ziemlich sicher sein, dass Jesus den Ablasshandel genau so entschieden abgelehnt hätte, wie den Tempelkult der Sadduzäer. Aber da liegen ja roundabout 1500 Jahre dazwischen und fragen können wir ihn nicht mehr.


Maryam hat geschrieben:
Do 30. Dez 2021, 16:57
Ebenso das Verbrennen von weisen Frauen (und auch von solchen Christen die sich den antichristlichen Kirchenlehren nicht beugen wollten = Ketzer) hatte nichts mit dem Christentum zu tun, sondern wurde von Jahwe gefordert, also dem persönlichen Gott der Hebräer in Menschengestalt.
Die Kreuzzüge widersprachen auch christlichem Bestreben, dem Reich Gottes zur Ausbreitung zu verhelfen. Kreuzzüge waren wiederum durch das damalige Kirchentum in die Wege geleitet worden.
Man kann aber nicht alle Verbrechen des Christentums dem jüdischen Gott Jahwe in die Schuhe schieben, von dem man sich ja angeblich lösen wollte. Man hatte aber das Problem, dass man die Religion des Juden Jesus nicht völlig außer Acht lassen konnte. Diese Erblast mußte man zwangläufig in die neue Religion mit hinein nehmen.
Hinzu kam, dass man die biblischen Schriften als von Gott inspiriert und irrtumsfrei proklamierte. Von da an sah man sich gezwungen, jede Abweichung von dieser "Wahrheit" energisch zu bekämpfen. Manche bezeichnen das als den eigentlichen Sündenfall der Kirche.


Maryam hat geschrieben:
Do 30. Dez 2021, 16:57
Das Kreuz war ja nicht christliches Symbol, sondern der Fisch und das XP
Das Kreuz wurde zum Symbol der Kreuzestheologie des Paulus. Er ist ja der eigentliche Erfinder des Christentums. Erst durch seine Umdeutung des schändlichen Hinrichtungstodes am Kreuz in einen von Gott gewollten Opfertod für die ganze Menschheit münzte er eine Niederlage in einen Sieg um. Eigentlich müßte man vom Paulinismus sprechen, statt vom Christentum.


Maryam hat geschrieben:
Do 30. Dez 2021, 16:57
Denn die Kreuzigung wurde durch den Hohen Rat gefordert.
Der Hohe Rat hätte viel fordern können, die Gerichtsbarkeit lag aber allein in den Händen der römischen Besatzungsmacht. Und die haben ihn wohl als Aufrührer zum Tode verurteilt. Wie wir ja gesehen haben, kann der Prozess in der beschriebenen Weise nicht stattgefunden haben. Historiker haben über 20 Verfahrensfehler ausgemacht, die den Verdacht nahelegen, dass wir es hier wieder mal mit einem Phantasieprodukt der Evangelisten zu tun haben.
Zu Lebzeiten Jesu hatten die Juden (bis auf die Sadduzäer) sicher kein prinzipielles Problem mit Jesus. Diskussionen über die richtige Gesetzesauslegung sind im Judentum normal, bis auf den heutigen Tag. Die grundsätzlichen Probleme entstanden doch erst nach seinem Tod, als man ihn als Messias und Gottessohn verkaufen wollte. Als nach der Zerstörung des Tempels die Sadduzäer keine Rolle mehr spielten und die Pharisäer als die Bewahrer des jüdischen Glaubens übrig geblieben waren, lehnten sie aus nachvollziehbaren Gründen die Vergottung des Wanderprediger entschieden ab. Die Pharisäer standen also dem neuen theologischen Konzept von Paulus und den Evangelisten im Wege. Die "Rache" der Evanglisten bestand nun darin, dass sie die Pharisäer rückwirkend zu Gegenspielern von Jesus machten, was historisch gesehen gar nicht den Tatsachen entspricht. Indem man die Schuld an seinem Tod den Juden zuschob, schlug man 2 Fliegen mit einer Klappe. Einerseites konnte man Jesus besser seiner eigenen Religion entfremden (seht her: die Juden haben ihn ja abgelehnt), andererseits konnte man den Römern signalisieren, dass von der neuen Sekte keine Gefahr für die Macht Roms ausgeht. "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und gebt Gott, was Gottes ist", gilt als Erfindung des Evangelisten Matthäus, die genau diesem Zweck dienen soll.


Maryam hat geschrieben:
Do 30. Dez 2021, 16:57
Mindestens alle Jahre wieder sollten sich Christen in aller Welt fragen, ob sie wirklich begriffen haben, was Jesus Christus, respektive der in ihm wohnende Geist Gottes damals durch die Aufklärungskampagne über wahrhaft gottgefälliges Leben und Vergeben in jener Gegend verändern wollte.
Aufklärung geht aber nur mit historisch-kritischer Forschung. Wenn man gar nicht unterscheiden will zwischen dem historischen Jesus und der Kunstfigur, die durch Paulus und die Evangelisten erschaffen wurde, dann singt man das Lied der Kirche, ob man will oder nicht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#17 Alle Jahre wieder

Beitrag von R.F. » Fr 31. Dez 2021, 17:16

sven23 hat geschrieben:
Fr 31. Dez 2021, 08:15
- - -
Aufklärung geht aber nur mit historisch-kritischer Forschung. Wenn man gar nicht unterscheiden will zwischen dem historischen Jesus und der Kunstfigur, die durch Paulus und die Evangelisten erschaffen wurde, dann singt man das Lied der Kirche, ob man will oder nicht.
Die von den Vertretern der historisch-kritischen Theologie behaupteten Redaktionen der Schrift sind meist nicht begründet. Die innere Schlüssigkeit der Schrift konnte unmöglich nach und nach geschaffen worden sein. Zu komplex sind die Zusammenhänge. Bereits die “Kirchenväter” benutzten die heute bekannten Schriften des Alten und Neuen Bundes. Zugegeben: Um die erwähnten Zusammenhänge zu akzeptieren, muss man zunächst den Darwin und den Einstein auf den Speicher verfrachten. Ebenso die meisten Geschichtsbücher. Und nicht zuletzt die Werke der so genannten historisch-kritischen Theologie.

Jesus wollte nach Seiner Auferstehung zur Erde zurückkehren, um die politische Macht zu übernehmen. Was in der Zwischenzeit auf der Erde geschehen wird, deutete Er bereits zur Zeit Seines letzten Aufenthalts auf der Erde an. Die Menschheit wird Seinen Worten zufolge keineswegs eine friedliche Welt schaffen. Die sich als Seine Anhänger ausgebenden Christen konnten und können der Menschheit nicht glaubhaft die Regeln vermitteln, deren Beachtung Kriege und andere Probleme verhindern würde.

Die meisten Kenner der Evangelien sind vermutlich der Meinung, dass es zur Vorhersage der Geschichte der Menschheit wie in Matthäus 24,6-7 (Luther) keine göttlichen Fähigkeiten bedarf.
Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn es muss geschehen. Aber es ist noch nicht das Ende. 7 Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort.

Doch wird die Beschreibung der Zukunft in der Offenbarung fortgesetzt. Besonders zu den in Offenbarung 17,12-ff. erwähnten Ereignisse kam es bis heute nicht. Während man die vorigen sieben Herrscher zeitgeschichtlich deutet (was vom Autor der Offenbarung mit Sicherheit nicht beabsichtigt war), ist dies beim achten nicht mehr möglich. Es handelt sich also dabei um eine echte Vorhersage. Von echten Vorhersagen gehen allerdings nur wenige Theologen aus. Die meisten unter ihnen sind naturalistisch orientiert. Dass der Naturalismus von der Existent echter Vorhersagen nicht ausgeht, muss wohl nicht näher erklärt werden.

Wo der genannte Achte zur Macht gelangt, ergibt sich auch aus einigen Vorhersagen in den Schriften des Alten Bundes. Es wird weder in Washington noch in Moskau, auch nicht in Beijing sein. Klaus-Dieter Frankenberger hat gestern in der FAZ einen interessanten Artikel geschrieben.

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sven23
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#18 Alle Jahre wieder

Beitrag von sven23 » Sa 1. Jan 2022, 11:05

R.F. hat geschrieben:
Fr 31. Dez 2021, 17:16
Die von den Vertretern der historisch-kritischen Theologie behaupteten Redaktionen der Schrift sind meist nicht begründet.
Tut mir Leid, wenn ich auch im neuen Jahr Wasser in den glaubensideologischen Wein schütten muss, aber die sind sogar sehr gut begründet. Wenn in der ältesten Abschrift des Markusevangeliums die Geburtslegenden fehlen, und in späteren Abschriften sind sind drangehangen worden, dann werden das ja nicht die Mainzelmännchen gewesen sein.
Man hat die Schriften zu Beginn alles andere als heilig betrachtet und hat nach Belieben ergänzt, verändert oder ausgelassen. Es waren eben Glaubenspropagandaschriften und keine historischen Tatsachenberichte.
Man betrachtete Lügen ja auch nicht als Sünde, wenn sie der Verherrlichung Gottes dienten. (siehe Paulus)


R.F. hat geschrieben:
Fr 31. Dez 2021, 17:16
Die innere Schlüssigkeit der Schrift konnte unmöglich nach und nach geschaffen worden sein.
Du bist ja lustig. Diese innere Schlüssigkeit gibt es ja eben nicht, was ja an den vielen Widersprüchen und Umdeutungsversuchen (siehe z. B. die Sündertaufe hier) sehr gut nachzuvollziehen ist.
Wie wir gesehen haben, ist die posthume Vergottung des Wanderpredigers ein geschichtlich gewachsener Prozess. Demzufolge waren die Schriften immer wieder notwendigen redaktionellen Überarbeitungen unterzogen worden, um es mal höflich auszudrücken.


R.F. hat geschrieben:
Fr 31. Dez 2021, 17:16
Jesus wollte nach Seiner Auferstehung zur Erde zurückkehren, um die politische Macht zu übernehmen.
Wenn er das so gewollt hätte, wäre das wohl ein Fall von fataler Selbstüberschätzung. Aber die Forschung geht davon aus, dass er sich selbst nicht als unehelicher Sohn Gottes gesehen hat und wahrscheinlich auch nicht als Messias. Er hat jedenfalls nichts getan, was von einem Messias erwartet wurde.


R.F. hat geschrieben:
Fr 31. Dez 2021, 17:16
Dass der Naturalismus von der Existent echter Vorhersagen nicht ausgeht, muss wohl nicht näher erklärt werden.
Echte Vorhersagen haben das Problem, dass man sie überprüfen kann. Deshalb halten sich geschickte Propheten nicht an konkrete Vorhersagen, sondern an vage Schwurbeleien, in die man alles und nichts hineininterpretieren kann. (siehe Offenbarung)
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#19 Alle Jahre wieder

Beitrag von R.F. » Mo 3. Jan 2022, 16:10

sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Jan 2022, 11:05
- - -
R.F. hat geschrieben:
Fr 31. Dez 2021, 17:16
Dass der Naturalismus von der Existent echter Vorhersagen nicht ausgeht, muss wohl nicht näher erklärt werden.
Echte Vorhersagen haben das Problem, dass man sie überprüfen kann. Deshalb halten sich geschickte Propheten nicht an konkrete Vorhersagen, sondern an vage Schwurbeleien, in die man alles und nichts hineininterpretieren kann. (siehe Offenbarung)
Hallo Sven!

Jesus vertrat Lehren, die auf den Schriften des Alten Bundes gründen. Gemäß den Evangelien und den Apostelbriefen war ER an der Schöpfung maßgeblich beteiligt. Sagt man das einem heutigen auch nur mäßig Gebildeten, fasst der sich natürlich an den Kopf. Doch bei näherer Prüfung erweist sich das heute vertretene Weltbild als haltlos.

Die Akzeptanz der Schrift als Wahrheits-Instanz setzt voraus, dass die heutige naturalistische Weltanschauung falsch ist, Leben also nicht von selbst entstehen kann, dass Darwins Spekulationen über Ursprung und Entwicklung der Arten Phantasiegebilde sind.

Selbstverständlich sind den Naturalisten zufolge echte Vorhersagen, gar zweitausend und mehr Jahre im Voraus, nicht möglich. Da es echte Vorhersage nicht geben darf, mussten die Evangelien selbstverständlich erst nach der Zerstörung des Tempels geschrieben worden sein. Selbst der geschätzte Theologe Klaus Berger hält sich an diese Vorgabe. Andere dagegen wie John A.T. Robinson gehen zu Recht von Frühdatierungen der Schriften des Neuen Bundes aus.

Nicht zuletzt Kirchen und christliche Gemeinschaften sind mit ihren verqueren Interpretationen biblischer Vorhersagen schuld am mangelhaften Vertrauen in die Schrift. Doch wie kann man von der im 17. Kapitel der Offenbarung beschriebenen Organisation erwarten, dass sie dieses Kapitel zutreffend auslegt, spielt sie darin doch die schlimmste Rolle?

Im 12. Vers des Kapitels 17 ist von einem Bündnis die Rede, das keineswegs nur vom französischen Präsidenten erwartet wird. Wenn es zu diesem kommt - Anzeichen deuten auf die zeitlich nahe Verwirklichung -, können Naturalisten einpacken. Übrigens auch die Vertreter der Historisch-kritischen Methode.

Weniger Mut setzt die zutreffende Exegese von Theologen und Historikern in Staaten mit vorwiegend von Anglo-Kelten stammender Bevölkerung wie die USA, Kanada oder Australien voraus.

piscator
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#20 Alle Jahre wieder

Beitrag von piscator » Mo 3. Jan 2022, 19:53

Ach ja, die berühmten Voraussagen unseres geschätzten Erwin :biggrin:

Wo steckt eigentlich Oskar Lafontaine ? Und was ist jetzt mit den Alpen? Die stehen ja immer noch ...  :wave:
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

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