Gott als Richter

Rund um Bibel und Glaube
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Naqual
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#31 Der Teufel ist der Satan

Beitrag von Naqual » Sa 6. Mär 2021, 16:37

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 13:34
Naqual hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 10:56
Natürlich handelt es sich um eine dieseitige Angelegenheit im Hesekiel-Wort. Im Himmel wird kein Gesetzloser umgekehren, sondern vorher - im jüdischen wie im christlichen Denken.
Ja, umkehren muss man im Diesseits. Warum ? Um am leben zu bleiben. Aber schließlich stirbt man dann doch ? Das wäre dann nicht besonders konsequent. Ohne die Auferstehung nach dem Tod machen sämtliche Warnungen keinen Sinn. Wenn Tote nicht auferweckt werden, so lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir (1. Korinther 15,32).
Ich denke, dass man bei Deiner letzten Anmerkung extrem aufpassen muss, um nicht innerlich kopfüber in die Gottesferne zu fallen.
Ein Beispiel zur Erklärung des Sachverhalts. "Liebe Deinen Nächsten" heißt, Du liebst ihn um seiner selbst willen und willst ihm helfen und (auch) für ihn dasein. Wenn Du es nur tust, weil Du später dafür bezahlt werden willst (Gottes Lohn im Himmel), dann hat es mit Nächstenliebe nichts zu tun. Das wäre schlicht Egoismus.

Was soll daran nicht konsequent sein, wenn man dann doch stirbt, auch wenn man gut ist? Die Sonne scheint über Gläubige wie Ungläubige. Hast Du Dich darüber auch schon beschwert? :-)

Naqual hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 10:56
Hesekiel betont hier, dass Gott Gesetzlose nicht einfach liquidieren will (bevor sie überhaupt sündigen), sondern dass sie umkehren sollen.
Von was denn umkehren ?

Das weißt Du nicht? :-)
(Von was: Vom Widerstreben der Göttlichkeit im Sein. / Oder vielleicht gefällt Dir besser: umzukehren zu Gott. Letzteres heißt, Du muss auf Teile von Dir selbst, von Deiner Persönlichkeit verzichten, die dem entgegenstehen)

Wer aber als Gesetzloser stirbt, der wacht nicht zum ewigen Leben auf.
Das ewige Leben ist in Gott. Wenn Du dann hin willst, lebst Du ewig, bist aber nicht mehr Du selbst. Das ist auch das, wo das Ego am meisten erschrickt. Weil eigentlich will man weitermachen als Individuum... egal ob jemand Christ ist oder nicht. Und nicht in Gott aufgehen.

Ich meinte übrigens, dass es erst mit dem NT deutlich wird, statt mit dem AT. Deutlich deswegen, weil es hier klar schriftlich gesagt wird (Hebräer 11,17-19 und Lukas 20,37-38).
Ja, es gab beide Fraktionen. Die einen glaubten nicht, obwohl sie Juden waren, die anderen glaubten, nicht weil sie Juden waren, sondern trotzdem. Das hat nichts mit Arroganz zu tun, denn ich sage ja keinesfalls, dass ein Jude das nicht verstehen kann.
Es gab kein nicht-daran-glauben "obwohl" sie Juden waren. In ihren Schriften wird das Leben nach dem Tod nicht explizit geleert. Die Lehren waren auch sehr irdisch im Bezug und die haben die Schriften auch so interpretiert. Die tendenzielle "Weltabgewandtheit" in Glaubensdingen kam erst mit dem Christentum.
Und wenn mein Verdacht stimmt: mancher Christ muss einer Belohnung hinfiebern, sonst will er eigentlich gar nicht Gutes tun.

JackSparrow
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#32 Der Teufel ist der Satan

Beitrag von JackSparrow » Sa 6. Mär 2021, 18:04

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 13:07
Nicht die Umstehenden werden aufgefordert, sondern die jenigen unter ihnen, die ohne Sünde sind. Er wusste natürlich, dass es auf niemanden zutrifft. Und es schien sich ja auch selber niemand für sündlos und tauglich zu halten.
Würden sie sich alle für Sünder halten, müssten sie sich selbst steinigen lassen. Stattdessen missachten sie das Gesetz, weil sie sich von Jesus einschüchtern lassen - im Gesetz steht nämlich nichts von sündlos und tauglich.

Wenn ein Mann dabei ertappt wird, wie er bei einer verheirateten Frau liegt, dann sollen beide sterben, der Mann, der bei der Frau gelegen hat, und die Frau. Du sollst das Böse aus Israel wegschaffen. Dtn22,22

Ja, umkehren muss man im Diesseits. Warum ? Um am leben zu bleiben. Aber schließlich stirbt man dann doch ? Das wäre dann nicht besonders konsequent.
Der Schuldige muss sterben, der Gerechte darf am Leben bleiben. Erscheint mir durchaus konsequent wenn man bedenkt, welche Hinrichtungsmethoden damals zur Anwendung kamen.

18 Wenn der Gerechte seine Gerechtigkeit aufgibt und Unrecht tut, muss er dafür sterben. Und wenn der Schuldige sein sündhaftes Leben aufgibt und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, so wird er deswegen am Leben bleiben.

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 13:34
Ohne die Auferstehung nach dem Tod machen sämtliche Warnungen keinen Sinn.
Die Autoren des Buches Hesekiel waren keine Christen und kannten nicht die Briefe des Paulus.

Gemäß Hesekiel 37 glaubten die Autoren des Buches Hesekiel an eine Auferstehung der Israeliten. Aber sie erwähnen nicht, unter welchen Voraussetzungen diese erfolgen soll.

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#33 Der Teufel ist der Satan

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Sa 6. Mär 2021, 18:52

Naqual hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 16:37
Ich denke, dass man bei Deiner letzten Anmerkung extrem aufpassen muss, um nicht innerlich kopfüber in die Gottesferne zu fallen.
Ein Beispiel zur Erklärung des Sachverhalts. "Liebe Deinen Nächsten" heißt, Du liebst ihn um seiner selbst willen und willst ihm helfen und (auch) für ihn dasein. Wenn Du es nur tust, weil Du später dafür bezahlt werden willst (Gottes Lohn im Himmel), dann hat es mit Nächstenliebe nichts zu tun. Das wäre schlicht Egoismus.
Och ja, Egoismus. Aber es heisst ja auch, "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" und nicht "Liebe deinen Nächsten mehr als dich selbst". Man darf sich selbst schon wohlgesinnt sein.

Naqual hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 16:37
Was soll daran nicht konsequent sein, wenn man dann doch stirbt, auch wenn man gut ist? Die Sonne scheint über Gläubige wie Ungläubige. Hast Du Dich darüber auch schon beschwert? :-)
Der Tod kam mit der Sünde in die Welt. Ob jemand durch die eigene Sünde stirbt, oder durch die Sünde eines anderen, die Ungerechtigkeit bekommt man da nicht weg erklärt.

Naqual hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 10:56
Das weißt Du nicht? :-)
(Von was: Vom Widerstreben der Göttlichkeit im Sein. / Oder vielleicht gefällt Dir besser: umzukehren zu Gott. Letzteres heißt, Du muss auf Teile von Dir selbst, von Deiner Persönlichkeit verzichten, die dem entgegenstehen)
Was soll ein Gesetzloser sein, der nicht sündigt ? Sowas wie Gesinnungstäter gibt es in der Bibel nicht. Was es wohl gibt, dass eine Gesinnung offen gelegt wird, durch die Versuchung zur Tat.

Naqual hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 10:56
Das ewige Leben ist in Gott. Wenn Du dann hin willst, lebst Du ewig, bist aber nicht mehr Du selbst. Das ist auch das, wo das Ego am meisten erschrickt. Weil eigentlich will man weitermachen als Individuum... egal ob jemand Christ ist oder nicht. Und nicht in Gott aufgehen.
Ist denn der Gesetzlose und Sünder mehr er selbst, als es der Gläubige und Gerechte ist ? Entweder Knecht Gottes, oder Knecht der Sünde. Jesus kam, um von der Knechtschaft der Sünde zu befreien.

Naqual hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 10:56
Es gab kein nicht-daran-glauben "obwohl" sie Juden waren. In ihren Schriften wird das Leben nach dem Tod nicht explizit geleert.
Welche Schriften meinst du ?

Naqual hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 10:56
Die Lehren waren auch sehr irdisch im Bezug und die haben die Schriften auch so interpretiert. Die tendenzielle "Weltabgewandtheit" in Glaubensdingen kam erst mit dem Christentum.
Aus gutem Grund vielleicht ?

Naqual hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 10:56
Und wenn mein Verdacht stimmt: mancher Christ muss einer Belohnung hinfiebern, sonst will er eigentlich gar nicht Gutes tun.
Gut möglich. Aber da müsste man den Einzelfall betrachten und abwägen, was Gott sicher tun wird und besser kann.
Lukas 12,48 ... Jedem aber, dem viel gegeben ist-viel wird von ihm verlangt werden; und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man desto mehr fordern.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

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#34 Der Teufel ist der Satan

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Sa 6. Mär 2021, 19:14

JackSparrow hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 18:04
Würden sie sich alle für Sünder halten, müssten sie sich selbst steinigen lassen. Stattdessen missachten sie das Gesetz, weil sie sich von Jesus einschüchtern lassen - im Gesetz steht nämlich nichts von sündlos und tauglich.

Wenn ein Mann dabei ertappt wird, wie er bei einer verheirateten Frau liegt, dann sollen beide sterben, der Mann, der bei der Frau gelegen hat, und die Frau. Du sollst das Böse aus Israel wegschaffen. Dtn22,22
Einer Sünde muss man schon von Zeugen überführt werden. Niemand wird gegen sich selbst als Ankläger auftreten. Das beschämte sich zurückziehen war die einzig mögliche Reaktion der Leute. Dass sie einfach gingen und nichts taten, wirst du wohl kaum bestreiten können. Jesus hatte nicht die Befugnis, sie an der Exekution zu hindern. Es ging auch gar nicht um die Exekution, sondern darum, ihm eine Falle zu stellen.


JackSparrow hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 18:04
Der Schuldige muss sterben, der Gerechte darf am Leben bleiben. Erscheint mir durchaus konsequent wenn man bedenkt, welche Hinrichtungsmethoden damals zur Anwendung kamen.

18 Wenn der Gerechte seine Gerechtigkeit aufgibt und Unrecht tut, muss er dafür sterben. Und wenn der Schuldige sein sündhaftes Leben aufgibt und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, so wird er deswegen am Leben bleiben.
Es braucht immer noch Ausführende. Wer wird dafür angeordnet, wer stellt sich zur Verfügung ? In den USA gibt es gerade Schwierigkeiten bei der Durchführung von Todesstrafen, weil das Personal fehlt bzw. das geeignete Personal sich weigert. Richtig so ! Allerdings beschweren sich viele Verurteilte darüber und fordern ihr Recht auf die Durchführung ein, weil sie sonst nur weiter in den Zellen dahin vegetieren.

Und wieso darf der Gerechte gegenüber dem Schuldigen am leben bleiben ? Weil er kein Gesetz gebrochen hat ? Nein, so simpel ist das auch im AT überhaupt nicht. Auch im AT gilt schon die Glaubensgerechtigkeit und an die Stelle der Hinrichtungen traten die Sühneopfer. Dazu war die Stiftshütte und später dann der Tempel doch schließlich errichtet. Sie waren nicht als Königspaläste und nationale Statussymbole gedacht.


JackSparrow hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 18:04
Die Autoren des Buches Hesekiel waren keine Christen und kannten nicht die Briefe des Paulus.
Im Buch Hesekiel wird Gott zitiert. Ich gehe nicht davon aus, dass diese Zitate nur fiktional waren. Wenn hier Gott spricht, ist es der selbe geistige Urheber, dem sich auch Paulus im Sohn Gottes offenbart hat. So sagen es die Schriften. Glauben muss man das natürlich nicht, aber dann endet die Diskussion über diese Texte.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

Tree of life
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#35 Der Teufel ist der Satan

Beitrag von Tree of life » So 7. Mär 2021, 01:46

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Fr 5. Mär 2021, 18:16
Das ist eine misanthropisch konnotierte Form heuchlerischer Askese oder auch des falschen Fastens (Jesaja 58).
Jesaja 58 bringt es auf den Punkt und ich empfehle, es zu lesen.

Aber da besteht nun die Gefahr, dass man es eventuell wieder aus einer falschen Motivation heraus macht, nämlich weil Gott es so möchte.
Man liest ja praktisch diese Verse und erkennt, worauf Gott einem hinweist und dann tut man es vielleicht für Gott.
Eben so bei dem, was Jesus laut Bibel sagte:

Mt 25,40 Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

Mt 25,45 Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.


Da kanns nämlich passieren, dass der Fokus zu sehr auf Jesus gerichtet wird und man dann tut(oder nicht tut), um Jesus wegen...
Man hat dann praktischen nicht mehr sein Gegenüber vor Augen, sondern nur Jesus.
Ich mach das für Jesus, ich unterlasse es wegen Jesus...

Was mich auch stutzig machte bei der Heilung des Blindgeborenen war, dass der Fokus nicht mehr darauf lag, dass Jesus kam um zu heilen(also Menschen zu helfen) sondern dann so gelenkt wurde im Kontext, dass es mehr oder weniger darum ging, dass Gott dadurch verherrlicht wird.

Das wäre ja grade so, als würde ein Arzt seinem Patienten nicht aus dem Grund operieren, damit der wieder gesund wird sondern dass die Op seinem Ruhm dient oder als Zeichen, was der Arzt grossartiges leistet.

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#36 Der Teufel ist der Satan

Beitrag von Tree of life » So 7. Mär 2021, 02:48

sven23 hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 07:33
Den Schreibern muß man zu ihrer Entlastung zugute halten, dass sie nicht wissen konnten, welche schrecklichen Konsequenzen ihr Antijudaismus haben sollte.
Der Kirche aber hätte man mehr Verantwortungsbewußtsein gewünscht. Stattdessen wurde sie aber nicht müde, das Bild der Juden als "Gottesmörder" zu propagieren. Die Folgen sind bekannt.
Dass Jesus sterben wird, ging schon aus dem Gleichnis der Weinbergarbeiter hervor, schon Propheten vor ihm wurden getötet, dann der Sohn, der Eckstein, den die Bauleute verwarfen....Und der Gottessohn wusste das schon, weil er diese Menschen gut kannte....

Eigentlich war es ja die seinerzeit geistliche Elite, die ihn anprangerten wegen Gottellästerung und Verführung des Volkes.
Meiner Ansicht nach war mit unter auch noch ein Grund, dass sie nämlichAngst hatten ihre Macht und ihr Ansehen zu verlieren unter den gläubigen Juden.

Nach Jesus Tod und Auferstehung wurde dann von Petrus angeprangert:

Apostelgeschichte 4
5 Es geschah aber am folgenden Tag, dass ihre Obersten und Ältesten und Schriftgelehrten sich in Jerusalem versammelten, 6 und Hannas, der Hohe Priester, und Kaiphas und Johannes und Alexander und so viele vom hohepriesterlichen Geschlecht waren.
7 Und nachdem sie sie in die Mitte gestellt hatten, fragten sie: In welcher Kraft oder in welchem Namen habt ihr dies getan?

8 Da sprach Petrus, erfüllt mit Heiligem Geist, zu ihnen: Oberste des Volkes und Älteste!
9 Wenn wir heute über die Wohltat an einem kranken Menschen verhört werden, wodurch dieser geheilt worden ist, 10 so sei euch allen und dem ganzen Volk Israel kund: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt,den Gott auferweckt hat
aus den Toten – in diesem ⟨Namen⟩ steht dieser gesund vor euch.
11 Das ist der Stein, der von euch, den Bauleuten, verachtet, der zum Eckstein geworden ist.
https://www.bibleserver.com/ELB/Apostelgeschichte4%2C10

Also wer wars, welche Jesus verworfen haben und ihn gekreuzigt?
Ich denk, der Judenhass könnte darauf gegründet sein

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sven23
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#37 Der Teufel ist der Satan

Beitrag von sven23 » So 7. Mär 2021, 07:50

Tree of life hat geschrieben:
So 7. Mär 2021, 02:48
sven23 hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 07:33
Den Schreibern muß man zu ihrer Entlastung zugute halten, dass sie nicht wissen konnten, welche schrecklichen Konsequenzen ihr Antijudaismus haben sollte.
Der Kirche aber hätte man mehr Verantwortungsbewußtsein gewünscht. Stattdessen wurde sie aber nicht müde, das Bild der Juden als "Gottesmörder" zu propagieren. Die Folgen sind bekannt.
Dass Jesus sterben wird, ging schon aus dem Gleichnis der Weinbergarbeiter hervor, schon Propheten vor ihm wurden getötet, dann der Sohn, der Eckstein, den die Bauleute verwarfen....Und der Gottessohn wusste das schon, weil er diese Menschen gut kannte....
Die meisten solcher gleichnishaften Vorhersagen gelten in der Forschung als Vaticinium ex eventu, d. h. sie wurden als Prophezeiungen so in den Text eingefügt, dass in der Chronologie der Ereignisse die Prophezeiung durch ein tatsächliches Ereignis in Erfüllung geht.
Es wäre ungefähr so, als wenn man am Montag die Lottozahlen vom vergangenen Samstag "vorhersagt", aber die Vorhersage auf den Freitag datiert.

Tree of life hat geschrieben:
So 7. Mär 2021, 02:48
Eigentlich war es ja die seinerzeit geistliche Elite, die ihn anprangerten wegen Gottellästerung und Verführung des Volkes.
Meiner Ansicht nach war mit unter auch noch ein Grund, dass sie nämlichAngst hatten ihre Macht und ihr Ansehen zu verlieren unter den gläubigen Juden.
Zu Lebzeiten waren es wohl eher die Sadduzäer (Tempelelite, Tempelaristokratie), die die eigentliche Zielgruppe der Kritik von Jesus waren, nicht die Pharisäer, die im Volk sehr beliebt waren. Jesus lehnte wohl die römische Besatzungsmacht ebenso ab wie die Zeloten. Die Sadduzäer hatten sich mit den Römern arrangiert, pofitierten vom Tempelkult und galten bei strenggläubigen jüdischen Nationalisten als Kolaborateure.
Nach der Zerstörung des Tempels spielten die Sadduzäer keine Rolle mehr und übrig blieben die Pharisäer als Bewahrer des jüdischen Glaubens. Da sie aber der neuen christlichen Sekte, die sich ja deutlich von der jesuanischen unterschied, kritisch gegenüberstanden, projizierten die Schreiber diese Ablehnung in die Zeit Jesu zurück und bauschten sie zu Gegenspielern Jesu auf, was aber wahrscheinlich historisch gesehen nicht der Fall war. Im Gegenteil gab es viele Gemeinsamkeiten zwischen den Pharisäern und Jesus.


Tree of life hat geschrieben:
So 7. Mär 2021, 02:48
Also wer wars, welche Jesus verworfen haben und ihn gekreuzigt?
Eindeutig die Römer. Nur sie hatten das Recht, die Todesstrafe zu verhängen.
Aber wie ich schon sagte: vertraut man eher christlicher Lyrik oder dem, was wahrscheinlich historisch der Fall war.

Tree of life hat geschrieben:
So 7. Mär 2021, 02:48
Ich denk, der Judenhass könnte darauf gegründet sein
Wie schon gesagt: der Keim für den Judenhass wurde schon im NT gelegt. Zur vollen Prachtentfaltung hat die Pflanze erst die christliche Kirche gebracht.

PS.:
Ich verstehe deine Argumentationslinie nicht so ganz. Du hast mir neulich geschrieben:

Du zum Beispiel siehst darin ein historisches Werk, vergiss es!

Davon abgesehen, dass ich, wie schon unzählige Male geschrieben, genau das nicht tue, führst du immer wieder Bibelzitate an, die das Geschriebene als historisch erweisen sollen. Und dann noch meist mit Stellen, die von der Forschung als wenig bis gar nicht historisch eingestuft werden. (z. B. Johannesevangelium, Apostelgeschichte)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Naqual
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#38 Der Teufel ist der Satan

Beitrag von Naqual » So 7. Mär 2021, 09:55

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 18:52
Naqual hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 16:37
Ich denke, dass man bei Deiner letzten Anmerkung extrem aufpassen muss, um nicht innerlich kopfüber in die Gottesferne zu fallen.
Ein Beispiel zur Erklärung des Sachverhalts. "Liebe Deinen Nächsten" heißt, Du liebst ihn um seiner selbst willen und willst ihm helfen und (auch) für ihn dasein. Wenn Du es nur tust, weil Du später dafür bezahlt werden willst (Gottes Lohn im Himmel), dann hat es mit Nächstenliebe nichts zu tun. Das wäre schlicht Egoismus.
Och ja, Egoismus. Aber es heisst ja auch, "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" und nicht "Liebe deinen Nächsten mehr als dich selbst". Man darf sich selbst schon wohlgesinnt sein.
Natürlich sonst wäre man geisteskrank. Abgesehen davon dass Nächstenliebe auch gar nicht möglich ist, wenn man nicht Liebe an sich und in sich erfährt. Liebe hat ja einen Ausgangspunkt.

Wobei zweiteres (Liebe Deinen Nächsten mehr als dich selbst) nicht untersagt ist. :-) Jedenfalls nicht in der Bibel. Jesus ist Vorbild und ging ans Kreuz und forderte uns zur Nachfolge auf. Dies ist das extremste Bild der Nächstenliebe. Und definitiv ein "mehr als". Aber auch hier muss man sich selbst "lieben", sonst wäre es kein Opfer (sondern wieder geisteskrank, extremer Masochismus).

Wobei für mich bei meinen Beitrag das Problem stehen bleibt, dass viele Christen nur Gutes tun, weil sie von Gott dafür bezahlt werden (Himmel) bzw. werden wollen.
Gerade wenn man die ideologische Vorstellung vom stv. Opfertod zum Ausgangspunkt seines missionarischen Bemühens macht, besteht diese Gefahr.

Was soll ein Gesetzloser sein, der nicht sündigt ?
Zum Beispiel ein Nichtjude. - Wer sündigt denn nicht? Christen etwa?

Naqual hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 10:56
Das ewige Leben ist in Gott. Wenn Du dann hin willst, lebst Du ewig, bist aber nicht mehr Du selbst. Das ist auch das, wo das Ego am meisten erschrickt. Weil eigentlich will man weitermachen als Individuum... egal ob jemand Christ ist oder nicht. Und nicht in Gott aufgehen.
Ist denn der Gesetzlose und Sünder mehr er selbst, als es der Gläubige und Gerechte ist ? Entweder Knecht Gottes, oder Knecht der Sünde. Jesus kam, um von der Knechtschaft der Sünde zu befreien.
Auch hier wieder: zeige mir einen ("wahren") Christen, der ohne Sünde ist und ich bin bereit das simple entweder Knecht Gottes oder Knecht der Sünde zu akzeptieren. Denn in der Sündhaftigkeit sind sich Christen und Nichtchristen mehr als eins. Im tiefsten Herzen Egoisten durch und durch. Ich bin da sicher auch nicht anders, aber warum sollte ich mir solche "schrägen" ideologisierten Begriffe ohne Realitätsgehalt überhaupt antun?
In unmittelbarer Gottesnähe hat die Individualität keinen Platz mehr, dann bist Du für alle da. Dagegen wehrt sich mit schönen Begriffen auch das empfindsame Ego des Christen.
Zu Deiner Frage: ja, der Sünder ist mehr er selbst, der Gläubige mehr Gottes. Das ist kein Nachteil, wie Deine Frage assoziiert.


Naqual hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 10:56
Es gab kein nicht-daran-glauben "obwohl" sie Juden waren. In ihren Schriften wird das Leben nach dem Tod nicht explizit geleert.
Welche Schriften meinst du ?
Bei der angesprochenen Fragestellung sind es die Schriften die ab einem sehr frühen Zeitpunkt für die Juden als allgemeinverbindlich akzeptiert wurden: "Thora".


Naqual hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 10:56
Und wenn mein Verdacht stimmt: mancher Christ muss einer Belohnung hinfiebern, sonst will er eigentlich gar nicht Gutes tun.
Gut möglich. Aber da müsste man den Einzelfall betrachten und abwägen, was Gott sicher tun wird und besser kann.
Es ist dann nicht mehr der Einzelfall, wenn das In-den-Himmel-Kommen im Mittelpunkt steht. Also der gesetzmäßige Regelfall.
Natürlich ist es bessser Gutes zu tun als Böses, selbst aus den falschen Motiven heraus. Aber es fehlt definitiv das Wesentliche. Die Gottesnähe.
Das ist so, als wenn ein Ich-will-in-den-HImmel-Christ in Europa einen Kilometer nach Osten rennt und feststellt, jetzt sei er dem Gipfel des Mt Everest näher. Stimmt. Aber nur völlig unwesentlich.
 

JackSparrow
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#39 Der Teufel ist der Satan

Beitrag von JackSparrow » So 7. Mär 2021, 10:26

Naqual hat geschrieben:
So 7. Mär 2021, 09:55
Wenn Du es nur tust, weil Du später dafür bezahlt werden willst (Gottes Lohn im Himmel), dann hat es mit Nächstenliebe nichts zu tun. Das wäre schlicht Egoismus.
Die gesamte Forderung nach Nächstenliebe ist egoistisch. Du profitierst ja selbst davon, wenn du dich irgendwann mal in einer Notlage befindest.

Deinem notleidenden Nächsten wiederum ist es völlig egal, aus welchen vorgespielten Gründen du ihm deine bedingungslose Nächstenliebe zuteil werden lässt. Der soll froh sein, dass ihm überhaupt jemand hilft. Und wenn du mit deiner selbstlosen Tat gleichzeitig noch deine Reputation oder deinen Kontostand aufbesserst, ist beiden geholfen.

An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? Mt7,16

Wer sündigt denn nicht? Christen etwa?
Elisabet und Zacharias: Beide lebten so, wie es in den Augen Gottes recht ist, und hielten sich in allem streng an die Gebote und Vorschriften des Herrn. Lk1,6

Paulus und die Galater: Wir sind zwar von Geburt Juden und nicht Sünder wie die Heiden. Gal2,15

Punch
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#40 Der Teufel ist der Satan

Beitrag von Punch » So 7. Mär 2021, 10:38

Naqual hat geschrieben:
So 7. Mär 2021, 09:55
ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 18:52
Naqual hat geschrieben:
Sa 6. Mär 2021, 16:37
Ich denke, dass man bei Deiner letzten Anmerkung extrem aufpassen muss, um nicht innerlich kopfüber in die Gottesferne zu fallen.
Ein Beispiel zur Erklärung des Sachverhalts. "Liebe Deinen Nächsten" heißt, Du liebst ihn um seiner selbst willen und willst ihm helfen und (auch) für ihn dasein. Wenn Du es nur tust, weil Du später dafür bezahlt werden willst (Gottes Lohn im Himmel), dann hat es mit Nächstenliebe nichts zu tun. Das wäre schlicht Egoismus.
Och ja, Egoismus. Aber es heisst ja auch, "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" und nicht "Liebe deinen Nächsten mehr als dich selbst". Man darf sich selbst schon wohlgesinnt sein.
Natürlich sonst wäre man geisteskrank. Abgesehen davon dass Nächstenliebe auch gar nicht möglich ist, wenn man nicht Liebe an sich und in sich erfährt. Liebe hat ja einen Ausgangspunkt.
Bist du davon wirklich fest überzeugt, das die Menschheit, oder der Mensch im allgemeinen überhaupt die sittliche, oder ethische Reife dazu hat, dieses - liebe deine Nächsten wie dich selbst, überhaupt zu verstehen, anzunehmen und auch selbstlos zu verwirklichen.

Je länger je mehr bin ich davon überzeugt, das dieser sehr seltsame Homo sapiens während der Evolution irgendwann und irgendwo die falsche Ausfahrt genommen hat.

Oder sagen wir es mit Faust:
 Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,
Schau' alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu' nicht mehr in Worten kramen.

Die Liebe zum Nächsten als Allheilmittel gegen alles in dieser Welt, was aus den Bahnen, Fugen und Gleisen geraten ist? Sozusagen der Stoff, der den Menschen zum wahren Menschen macht, bereit und gewillt, das ehemalige Paradies Erde wieder zu einem Paradies zu machen?

Immerhin machten sich schon viele Jahrhunderte vor Christus  viele große religiöse Denker und namhafte Philosophen zu diesem Thema schon ihre tiefen Gedanken.


 

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