Gott ruhte am 7. Tag (1.Mose 2,2)

Rund um Bibel und Glaube
Ruth
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#21 Re: Gott ruhte am 7. Tag (1.Mose 2,2)

Beitrag von Ruth » Di 2. Jun 2020, 11:05

SamuelB hat geschrieben:
Mo 1. Jun 2020, 07:14
Vllt kannst du auch noch auf diese Fragen im Eingangspost eingehen:

Ich erlaube mir mal, selbst auf meine Fragen einzugehen ... so wie ich es verstehe. Vielleicht kann da noch mancher etwas zufügen.

Ruth hat geschrieben:
So 31. Mai 2020, 14:22

Ich denke, in dem ganzen werkeln der Menschen ist es wichtig, regelmäßig auch mal von seinen Werken Abstand zu nehmen – um sich um sich selbst zu kümmern. Auch, wenn es löblich ist, wenn man überzeugt verantwortungsvoll und unermüdlich seine Arbeit tut. Aber es wird schwierig, wenn man sich selbst nur noch als Urheber seiner eigenen Werke sieht. Sich quasi nur noch durch die eigenen Werke definiert. Und wenn diese Werke misslingen, ist es gleich so, als wenn die Welt einstürzt – als wenn der Mensch nur noch ein Niemand oder bestenfalls ein Versager wäre.

Was macht den Menschen aus – wodurch sollten Menschen sich definieren?
Wodurch definierst DU dich – und welchen Einfluss hat das Gelingen, sowie das Misslingen von den eigenen Werken, Einfluss auf dein Selbstbewusstsein?


Die meisten Religionen animieren ihre "Mitglieder" dazu, sich über ihre Taten zu definieren.

Auch das Christentum setzt darauf, auch wenn viele behaupten, dass "Werksgerechtigkeit" nicht selig macht. Es gibt eine Regelkatalog, der an der Bibel festgeschrieben worden sein soll. Der wird zwar unterschiedlich ausgelegt, aber jede Gemeinschaft von "Gläubigen" hat so ihre Hauptregeln, die nicht übertreten werden sollten, wenn man in der Gemeinschaft willkommen bleiben will.

Die ganze Welt ist im Grunde inzwischen in ein "System" eingefügt (anstatt im Gegenteil, das System unterstützt). Man nennt das "Zivilisation".

Das führt dazu, dass Menschen, die nicht erfolgreich, oder gar Versager sind, ihren Wert (oder Nichtwert) darüber definieren, und an ihrem eigenen Versagen scheitern.

Ich persönlich glaube, dass Gott genau gegen dieses Denken und Streben wirkt. Ich glaube das nicht, weil es "geschrieben steht", sondern, weil Gott mir in meinem Leben diese Art zu leben zeigt, und für mein Verständnis bestätigt. Dabei geht es weniger um "haben", als viel mehr um "sein". "Ich bin der ich bin", so stellt sich Gott in der Geschichte der Bibel dem Mose vor, wie Mose Gott dem Volk vorstellen solle.

Ich denke, auch hier wird Gott als derjenige vorgestellt, der das Leben sozusagen vorlebt ... und den Menschen anbietet, sich Gott anzuschließen, um für sich selbst zu erfahren, wer "ich bin" ist.

Es gibt einen Slogan, den viele Menschen unterstützen: Man möchte "Einfach leben".

Wobei einige (oft die Älteren) die Betonung auf "Einfach" setzen, während andere (meist Jüngere) die Betonung auf "leben" setzen.

Ältere Menschen haben oft schon viel Leben hinter sich. Viele strebten fortwährend nach mehr, als man hatte. Solange man Erfolg hatte, blieb die Steigerung im Fokus. Mit zunehmendem Alter stellt man fest, dass das stopfen von Löchern im Leben zwar viele Löcher verschwinden lässt. Aber gleichermaßen neue Löcher entstehen ... welche immer größer werden. Das Gefühl, nicht mehr genug Wert zu haben, macht sich breit.

Jüngere werden erzogen, dass man für den Wert seines Lebens arbeiten muss. Man muss das Leben "verdienen". Durch die Verplanung durch die Eltern, bereits im Grundschulalter sind viele Jugendliche schon ausgepowert. Manche haben auch schon Geld angesammelt, und haben hochfliegende Pläne... nach mehr. Also muss man weiter malochen... manchmal bis zum umfallen. Dann hat man vielleicht Geld genug, aber kaum noch Kraft, das Leben zu genießen.

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Naqual
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#22 Re: Gott ruhte am 7. Tag (1.Mose 2,2)

Beitrag von Naqual » Di 2. Jun 2020, 19:28

Ruth hat geschrieben:
So 31. Mai 2020, 14:22
Aber Gott … warum musste oder wollte Gott ruhen?
Da hat man sich Gott noch auf gewisse Art menschlich vorgestellt. Wenn Gott schon den Menschen nach seinem Bilde schuf, dann muss man ja auch auf Gott rückschließen können, wenn man den Menschen betrachtet.
Deine Frage - ob Gott ruhen muss - ist provokativ, weil wir ein ganz anderes Gottesbild haben als der Autor der biblischen Geschichte und wir auch viel abstrakter denken als die damaligen Zeitgenossen. Gott für uns ist allgegenwärtig, allmächtig, allwissend, usw. Und der soll nun allmächtig sein, wenn ihm nach 7 Tagen der Saft ausgeht? Und wenn man sich in der Welt umschaut: vielleicht hätte er lieber schon nach 2 Tagen eine Pause machen sollen! Und wenn man so die Nachrichten sieht, hat man das Gefühl, dass er in 6 Tagen nicht gerade eine perfekte Welt geschaffen hat und er lieber einige Tage noch hätte dranhängen sollen, und sei es für die Fehlerkorrektur.
Ich denke, der Autor hat viel einfacher und konkreter gedacht wie wir heute. Wir brauchen als Menschen Ruhe und Gott kann man immer so beschreiben, dass er das ist, an dem Mensch sich orientieren kann (zur Vervollkommung). Also die Sabbathheiligung wurde mit der Verbindung zu Gott zumindest so wichtig und vorrangig wie die ersten Artikel des Grundgesetzes für uns heute.
Und ich denke hierin bestand auch der Sinn und der Autor hat es richtig gut gemacht. Wenn der Autor heute gelebt hätte, hätte es wahrscheinlich 2,5 Ruhetage gegeben, weil wir es gar nicht schaffen uns an einem Tag ausreichend zu erholen, obwohl wir ein erheblich bequemeres Leben haben als der damalige Autor.

Tat er das nur, um den Menschen ein Beispiel zu geben?
Wenn man unter "er" nicht Gott, sondern den Schreiber der Geschichte versteht: ja und mit besten Absichten.
Die Autoren der Zeit hatten es auch nicht einfach: von Gott kann man sich kein Bild machen und jedes Bild von Ihm wäre an sich schon böse (daneben). Und hier wird "einfach" festgestellt "Gott ist", denn nichts anderes hieß damals im Verständnis "Ich bin der ich bin", die haben diesen Satz wahrscheinlich gar nicht so abstrakt genommen wie wir heute machen würden.
"Im Sein" ist Gott nun nicht konkret: aber im Wirken. Und so wird Gott im Wirken beschrieben - abgeleitet aus dem Erfassbaren und Konkreten. Der oder das "Nicht unmittelbar Erfahrbare) wird nur im Wirken konkret. M.E. wurde auch mit Jesus Gott nicht konkreter (wie ich es aus dem christlichen Lager hin und wieder höre). Denn ich kenne ihn ja nicht als "Subjekt" des Wirkens. Ich weiß nicht, wie groß er ist(war), welche Hautfarbe er hat(te), ob eine lange Nase oder eine kurze, ob eine helle Stimme oder ein tiefes Bass. Das was geschildet wird ist das Wirken und das Nichtwirken bei ihm. Womit man im strukturellen Denken so schlau ist wie zuvor (vor Jesus): man beschreibt Gott aufgrund Mensch.

Oder brauchte Gott vielleicht einfach mal Abstand von seinen Werken – um sich klar zu werden, was für Ziele er mit seiner Schöpfung hatte?
Also wenn es ihm dann klar wurde, hat er es nicht weitergesagt. Ich kenne keine Religion, die die Ziele der Schöpfung rational nachvollziehbar benennt. Persönlich kann ich nur sagen, ich bin ganz froh, dass "ich bin" (und denke damit bin ich alles andere als allein). Das ist für mich Grund genug. Aber dafür der ganze Aufwand mit dem Universum?

Traugott
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#23 Re: Gott ruhte am 7. Tag (1.Mose 2,2)

Beitrag von Traugott » Mi 3. Jun 2020, 08:33

Naqual hat geschrieben:
Di 2. Jun 2020, 19:28
Persönlich kann ich nur sagen, ich bin ganz froh, dass "ich bin" (und denke damit bin ich alles andere als allein). Das ist für mich Grund genug. Aber dafür der ganze Aufwand mit dem Universum?

Ja, so weit war ich auch schon einmal und durch deine Anmerkung bin ich wieder so weit.

All der Aufwand.

Wie groß muss Gottes Liebe sein? Gigantisch, unermesslich, uneinsehbar und phantastisch! So stark und wunderbar, man stürbe, würde man Gott als Mensch sehen.

Es gibt die wunderbare Rede von dem guten Hirten.

Wenn man begreift, wie groß Gottes Liebe ist, begreift man nicht zuletzt auch die Größe seines Zorns.

All das Gerede über Gott ist so müßig, er ist so hoch, so universell, so unermesslich, das begreife mal einer. Man wirft sich vor Ihm auf den Boden, man müsste sterben, wenn man ihn zu Gesicht bekäme.

Dagegen ist all das Gelalle über Gott lächerlich und fern von allem Verständnis dieser HOHEIT.

Mir geht es so wie dir, Naqual, ich bin froh, das ich bin. Es ist unfassbar, dieses LebensGeschenk, einfach unfassbar.

Und, weil der Aufwand so groß ist, so unglaublich groß, kann ich es gut verstehen, wenn Menschen daran nicht glauben können. Es würde sie umwerfen. Von daher: ist mir so manch ein Nicht Gläubiger insgesamt gläubiger, als ein sogenanter Gläubiger, der den Respekt verloren hat, vor dem unfassbaren, ja unglaublichen Schöpfungsakt.

Wenn wir uns Gottes Liebe so gigantisch vorstellen könnten, wie sie eben ist, dann würden alle niederknien, danken und sich freuen, das es kein Ende nimmt. Nun aber zersetzt das Mensch alles nach seinem niedrigen Maß und verhöhnt damit Gott.

Lesen wir Hiob, dann wird uns so einiges klar, wenn wir in Demut, das heißt im Schluss, ohne sich über Gott zu stellen, hinnehmen wie hoch Gott ist und wie sehr seine Huld und Liebe uns leben gibt und dies auf ewig. Das ist der Hammer!!!!! Mich flasht das täglich, ich fasse es nicht, unfassbar dieser Gott, der mir das Leben schenkte. In seinem Ruhen liegt die Kraft. Fühlt euch da mal ein. Denkt, ja meditiert über diese Ruhe. Das ist solch eine Kraft, schon beim meditieren erschlägts einen, weil so unglaublich toll. In der Ruhe Gottes liegt die Kraft. In der Ruhe Gottes kann der Mensch ruhen. Aber was sage ich, es versteht keiner und will es auch nicht verstehen. Falscher Ort, falsche Zeit?
wer aber die Wahrheit tut...

Spice
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#24 Re: Gott ruhte am 7. Tag (1.Mose 2,2)

Beitrag von Spice » Mi 3. Jun 2020, 15:07

Ruth hat geschrieben:
So 31. Mai 2020, 14:22
...und die Menschen sollen auch an diesem Tag ruhen, wie Gott es vorgemacht hat.
Aber Gott … warum musste oder wollte Gott ruhen?

Tat er das nur, um den Menschen ein Beispiel zu geben?

Oder brauchte Gott vielleicht einfach mal Abstand von seinen Werken – um sich klar zu werden, was für Ziele er mit seiner Schöpfung hatte?

Wenn jemand sein Werk vollendet hat, ruht er. Bis er ein neues Werk anfängt.
Dem Bibeltext liegt also die Vorstellung zu Grunde, wie das später auch explizit in Philosophie und Theologie seinen Ausdruck fand, der Mensch die Krone der Schöpfung sei, und damit Gott sein Ziel erreichte, weil der Mensch als einziges der bekannten Wesen fähig ist nach seinem Ursprung zu fragen und selbst schöpferisch zu sein. Im Menschen ist also der Ursprung der Schöpfung als Ursprung präsent. Damit beginnt mit dem Menschen eine neue Schöpfung.

Lena
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#25 Re: Gott ruhte am 7. Tag (1.Mose 2,2)

Beitrag von Lena » Do 4. Jun 2020, 15:08

Dieses Gottes-Lob und all die Worte über die Ruhe.
Mein Herz hat was bekommen.
Dank sei dem Schreiber. 

 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Anthros

#26 Re: Gott ruhte am 7. Tag (1.Mose 2,2)

Beitrag von Anthros » Fr 12. Jun 2020, 21:43

Naqual hat geschrieben:
Di 2. Jun 2020, 19:28

Da hat man sich Gott noch auf gewisse Art menschlich vorgestellt. Wenn Gott schon den Menschen nach seinem Bilde schuf, dann muss man ja auch auf Gott rückschließen können, wenn man den Menschen betrachtet.
Deine Frage - ob Gott ruhen muss - ist provokativ, weil wir ein ganz anderes Gottesbild haben als der Autor der biblischen Geschichte und wir auch viel abstrakter denken als die damaligen Zeitgenossen. Gott für uns ist allgegenwärtig, allmächtig, allwissend, usw. Und der soll nun allmächtig sein, wenn ihm nach 7 Tagen der Saft ausgeht? Und wenn man sich in der Welt umschaut: vielleicht hätte er lieber schon nach 2 Tagen eine Pause machen sollen! Und wenn man so die Nachrichten sieht, hat man das Gefühl, dass er in 6 Tagen nicht gerade eine perfekte Welt geschaffen hat und er lieber einige Tage noch hätte dranhängen sollen, und sei es für die Fehlerkorrektur.
Also wenn es ihm dann klar wurde, hat er es nicht weitergesagt. Ich kenne keine Religion, die die Ziele der Schöpfung rational nachvollziehbar benennt. Persönlich kann ich nur sagen, ich bin ganz froh, dass "ich bin" (und denke damit bin ich alles andere als allein). Das ist für mich Grund genug. Aber dafür der ganze Aufwand mit dem Universum?

Es sind Ausdrucksweisen aus der Mysterienweisheit. Dies in eine rationale Sprache für unser Bewusstsein umzusetzen, bedarf des entsprechenden Transfers. Natürlich ist es Unsinn, am siebten Tage zu ruhen, wie wir Menschen ein Ruhen kennen. Dahinter steckt entweder Unsinn oder Weisheit. Es ist eine Abtrennung von sieben zu sechs und eins entstanden. Von den sieben Elohim hat sich einer abgetrennt, "Jehova" genannt. Diese Abtrennung wird in der Mysteriensprache als "Ruhen" bezeichnet. Die Elohim waren aber nicht einander böse, sondern es handelte sich um eine Aufgabenteilung. Jehova war zuständig für die Entwicklung der Menschheit des Alten Testaments, um sie für die neue Zeit des Neuen Testaments vorzubereiten ...

Du sagst schön "Ich bin". Genau darum ist es gegangen, um die Entwicklung des selbstständigen Wesens Mensch als mit einem Ich begabt. Es spielt die zentrale Rolle in der weiteren Entwicklung des Menschen. Das AT bereitete dazu vor, das NT vollendete es mit dem Mysterium von Golgatha. Die Weisheitslehren der Welt lehren den Menschen als siebengliedrig. Dabei ist das Ich - der Hinduismus nennt es "Manas", die Bibel "Ich Bin" der ich bin - in der Mitte und hat die Aufgabe, die unteren drei zu veredeln ... Christus heißt dort "Buddhi" und entspricht dem 6. Wesensglied ...

Das Universum mit seiner Gewalt und Pracht ist ein Spiegel Gottes, sofern unser physisches Auge es sehen kann. Unsere Ahnung aber sieht weiter ...

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#27 Re: Gott ruhte am 7. Tag (1.Mose 2,2)

Beitrag von Naqual » So 14. Jun 2020, 14:11

Traugott hat geschrieben:
Mi 3. Jun 2020, 08:33
Naqual hat geschrieben:
Di 2. Jun 2020, 19:28
Persönlich kann ich nur sagen, ich bin ganz froh, dass "ich bin" (und denke damit bin ich alles andere als allein). Das ist für mich Grund genug. Aber dafür der ganze Aufwand mit dem Universum?
Wie groß muss Gottes Liebe sein? Gigantisch, unermesslich, uneinsehbar und phantastisch! So stark und wunderbar, man stürbe, würde man Gott als Mensch sehen.
Kann ich nachvollziehen, wobei in meiner Vorstellung (ich muss nicht daran glauben, ich stelle es mir so vor), das Sterben Voraussetzung ist um Gott zu sehen. Und dies liegt in der Sache selbst. Wenn Gott über alle Zeiten und Dimensionen ist ginge das "Sehen" (Erfassen) nur darüber, dass in der Annäherung an Gott, das Begrenzte, das uns als Person definiert, erlischt, also unwichtig wird.

Wenn man begreift, wie groß Gottes Liebe ist, begreift man nicht zuletzt auch die Größe seines Zorns.
Hier Traugott, bin ich ein weng irritiert. Aber es kommt darauf an, was man darunter versteht.
"Zorn" ist (für mich) erst einmal ein emotionaler Anteil eines Bewusstseinszustands des vereinzelten kleinen Menschen. Hier hätte ich Schwierigkeiten dies auf Gott (das Ganze, Umfassende über alle Zeiten und Dimensionen) zu beziehen. Gott - in seiner umfassender Liebe - vereint, bewirkt das "Eins sein" bzw. in der Bewegung betrachtet das "Zusammengehen, Zusammenwirken". Was dem entgegenwirkt bewirkt Schaden, Schmerz, Dysfunktionalität, etc. Wenn man von "Gottes Zorn" spricht, ist dies nicht etwas was Gott aktiv täte. Es ist eine unangenehme Wirkung die im Auseindergehen (Widerstreben des Zusammenwirkens, des Füreinanderdaseins) selbst verhaftet ist.

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#28 Re: Gott ruhte am 7. Tag (1.Mose 2,2)

Beitrag von Naqual » So 14. Jun 2020, 14:39

Anthros hat geschrieben:
Fr 12. Jun 2020, 21:43
Du sagst schön "Ich bin". Genau darum ist es gegangen, um die Entwicklung des selbstständigen Wesens Mensch als mit einem Ich begabt. Es spielt die zentrale Rolle in der weiteren Entwicklung des Menschen. Das AT bereitete dazu vor, das NT vollendete es mit dem Mysterium von Golgatha. Die Weisheitslehren der Welt lehren den Menschen als siebengliedrig. Dabei ist das Ich - der Hinduismus nennt es "Manas", die Bibel "Ich Bin" der ich bin - in der Mitte und hat die Aufgabe, die unteren drei zu veredeln ... Christus heißt dort "Buddhi" und entspricht dem 6. Wesensglied ...
Das Universum mit seiner Gewalt und Pracht ist ein Spiegel Gottes, sofern unser physisches Auge es sehen kann. Unsere Ahnung aber sieht weiter ...

Am schnellsten bin ich vor Jahren einmal in einem hinduistischem Forum gesperrt worden. Nach drei Beiträgen, das hatten noch nicht einmal konservative christliche Foren geschafft.
Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in verschiedenen Religionen sind faszinierend. Aber man könnte auch voneinander lernen.
Vergleicht man das göttliche Schaffen des Adam mit dem philosophischen Hinduismus (nicht dem Volks-Hinduismus mit seinen Millionen Engeln, die sie Götter nennen und ihren Riten) passiert m.E. folgendes:
Adam ist ersteinmal ein lebloses Stück Fleisch ("Lehm"). Diesem wird der Geist Gottes eingehaucht (beatmet), wodurch er lebendig wird. In unseren Kulturkreisen sieht man jetzt auf einmal einen individuellen Geist. Wobei der in der Erzählung nicht vorkommt. Geist ist Gott und als solcher nicht individuell. Erst später, als der Mensch mit dem Geist Gottes mit der Welt (dem Garten Eden) interagiert formt sich das Individuelle. Also das Ich formt sich erst heraus in der Abhebung von seiner materiellen Umgebung. Und wenn man versucht auf das "Ich" zu schauen: was gibt mir Individualität, wenn ich Erfahrungen mit der Umwelt und anderen Wesen abziehe? Wir nehmen von unserem Ich quasi nur den Teil wahr, der reaktiv zur Umwelt ist. Ohne Reaktion kein Ich. Was bleibt dann, wenn man die Reaktion mit der Umgebung abzieht, bleibt überhaupt etwas? Für den Hindu: Gott. Das "Ich" ist bei denen eine Täuschung, also die vorgetäuschte Trennung von Gott. An der Stelle verharren (für mich) viele HIndus dann aber in einer Art innerem Heureka des "Ich bin". Was immer die da empfinden. Denn aus meiner Sicht müsste man dann, wenn man das "Reaktive" des Individuellen erfasst hat, übergehen zu seiner Zusammenschau des Ganzen, des Zusammenwirkens füreinander, quasi der "agierende" Anteil eines "ICHs" das in dieser Wirkform funktional eher als "WIR füreinander" da sein müsste. Diese aktive Dimension bringt der christliche Glaube besser heraus (trotz der eigenartigen Ich-Vorstellung in substanzieller Trennung zu Gott).

Es ist ein wenig arg abstrakt. Problematisch und schwierig ist diese Sichtweise nur, weil wir anders erzogen sind im christlichen Kulturkreis.

Traugott
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#29 Re: Gott ruhte am 7. Tag (1.Mose 2,2)

Beitrag von Traugott » Mo 15. Jun 2020, 09:25

Naqual hat geschrieben:
So 14. Jun 2020, 14:11
Traugott hat geschrieben:
Mi 3. Jun 2020, 08:33
Naqual hat geschrieben:
Di 2. Jun 2020, 19:28
Persönlich kann ich nur sagen, ich bin ganz froh, dass "ich bin" (und denke damit bin ich alles andere als allein). Das ist für mich Grund genug. Aber dafür der ganze Aufwand mit dem Universum?
Wie groß muss Gottes Liebe sein? Gigantisch, unermesslich, uneinsehbar und phantastisch! So stark und wunderbar, man stürbe, würde man Gott als Mensch sehen.
Kann ich nachvollziehen, wobei in meiner Vorstellung (ich muss nicht daran glauben, ich stelle es mir so vor), das Sterben Voraussetzung ist um Gott zu sehen. Und dies liegt in der Sache selbst. Wenn Gott über alle Zeiten und Dimensionen ist ginge das "Sehen" (Erfassen) nur darüber, dass in der Annäherung an Gott, das Begrenzte, das uns als Person definiert, erlischt, also unwichtig wird.
In der Tat, du hast hier recht gut gedacht und ich bin ganz deiner Ansicht, doch:

Das Leben ist in Christus. Bin ich in Christus, dann lebe ich. Ich lebe in Christus. Christus lässt mich in IHM sein. Das ist ungeheuerlich; ich bewerte dies höher, als alle Ehen oder Beziehungen insgesamt. Diese Ehre, mir Kleinem, gegönnt, das ist das große Halejujah in meinem Herzen. In meinem Herzen. Es schlägt für Ihn in mir mit mir. Ich fasse es nicht und freue mich: so verstehe ich die Worte, sterben ist mein Gewinn. Ich denke da an David, der verlacht wurde, nicht ohne Konsequenzen, wie wir wissen, als er vor Freude tanzte. Ich tanze vor Freude. Mein Leben mit Ihm ist eine HochZeit, ein unermessliches Geschenk!

Wie eine Raupe bewege ich mich fressend und sich entwickelnd hin zu ihm. Dieses Wunder, diese Reinheit, dieses Glück, ich finde dafür keine Worte.

Es ist unerheblich, der Tod ist ein Gewinn, denke mal so: er ist so krachend herrlich und gesottene Liebe in allem! Denke an, er ist das Leben! Er ist die Liebe. Was mangelt mir noch? Mir mangelt es daran: ich sehe Menschen traurig und gefüllt mit Material aus der Gehenna von dereinst. Mit dem Müll beschäftigen sie sich Tag ein Tag aus, das ganze Leben mit Unterbrechungen. Zurück, zurück, haltet ein, ich erzähle an dieser Stelle eine kleine Geschichte von einem BärenKind, dem es kalt war und er bat die Mutter ihn zu kleiden. Er bekam eine Mütze, ein Hemdchen, ein Mäntelchen, Handschühchen und Schuhe. Doch er klagte: Mutter Bär, mir ist immer noch kalt. Da zog die Mutter ihm das Zeugs aus und schickte ihr Bärchen zum Spielen vor die Türe. Es kam zurück und jubelte: Mama, jetzt ist mir nicht mehr kalt. Siehst du, sagte die Mutter, du hast ein gutes Pelzchen bekommen, das beste, sei nur froh drum.

Was macht der Mensch? Er tackert sich zu, von oben bis unten, von früh bis spät. Ja, er vermeidet unter allen Umständen die Leere, sprich die Einsamkeit. Doch dort findest du ihn, den, der dir das Leben geschenkt hat und seinen Odem, von dem du lebst. Lebst du nicht von seinem Odem, musst du sterben. Im Müll.

Insofern, ist der Mensch ein Geschenk Gottes und wie sein Wort nicht leer zu ihm zurück kehrt, so kehrt auch sein Kind nicht leer zurück, verbraucht, instrumentalisiert, bekümmert und voller Angst vor der Leere, die in Wahrheit die Fülle ist, weil sie gefüllt wird, durch den, der die Leere zu dem wandelt, was sie ist, sein RuheRaum.


Konsequenterweise ist Gott zornig, wenn seine Kinder vermüllt nicht zu ihm finden können, sollen, dürfen, wollen, weil? Ganz recht, weil die Welt zu einer Kloake verkommen ist. Geistig und Physisch.
wer aber die Wahrheit tut...

Anthros

#30 Re: Gott ruhte am 7. Tag (1.Mose 2,2)

Beitrag von Anthros » Mo 15. Jun 2020, 10:52

Naqual hat geschrieben:
So 14. Jun 2020, 14:39
Am schnellsten bin ich vor Jahren einmal in einem hinduistischem Forum gesperrt worden. Nach drei Beiträgen, das hatten noch nicht einmal konservative christliche Foren geschafft.

Quer denken ist kreativ, wenn's von Vernunft geleitet wird.



Naqual hat geschrieben:
So 14. Jun 2020, 14:39
Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in verschiedenen Religionen sind faszinierend. Aber man könnte auch voneinander lernen.

Gewiss, aber wenn sie auf gleiche Ebene gestellt werden, dann sind ihre Inhalte so wie ein Gang durch ein Kaufhaus, man legt nach persönlichem Belieben in den Einkaufswagen, was eben hübsch ist und gefällt.
Man kommt in ein Dilemma, wenn mit dem Leid Buddha anders umgeht wie der Christus. Wenn kein Grund dafür bekannt ist, kann nach persönlichem Belieben und nicht nach Erkenntnis das eine oder das andere eingekauft werden.



Naqual hat geschrieben:
So 14. Jun 2020, 14:39
Für den Hindu: Gott. Das "Ich" ist bei denen eine Täuschung, also die vorgetäuschte Trennung von Gott.

Ich habe mal nur diesen Satz von dem langen Vortrag herausgenommen, denn er erscheint mir neben der Frage um Adam das Wesentlichste anzusprechen.
Orientiert man sich an dem, was sich bei uns "Christentum" nennt, erkennt der Nachdenkende etliche Widersprüche. Darum orientiere ich mich nicht daran, sondern bin an der christlichen Esoterik der Anthroposophie orientiert. Sie lehrt Unterschiede und Gleiches unter den Religionen. "Adam" ist kein Widerspruch zu anderen Religionen, sie haben nur andere Namen und Ausdrucksweisen. "Adam" muss und kann eben nur esoterisch richtig verstanden werden!
https://anthrowiki.at/Adam_und_Eva


Das "Ich" unterscheidet der Hinduismus als "Kama-Manas" und als "Manas". Das erste eine ist das "Ego", wie es die alten Griechen bezeichnet haben. Darin liegt noch der Egoismus. Ist das Ich davon befreit, ist es das "Ich Bin", ist es "Manas".
https://anthrowiki.at/Ich


Alle Religionen haben zum Inhalt die Unsterblichkeit, aber das esoterisch aufgefasste Christentum kennt seit Christus zudem die "Auferstehung", die nur esoterisch zu fassen ist.
https://anthrowiki.at/Auferstehung

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