Tree of life hat geschrieben: ↑Di 10. Dez 2019, 21:48
Naqual hat geschrieben: ↑Di 10. Dez 2019, 20:22
z.B. er muss sich selbst lieben,
Ich hab mit dieser Aussage so meine Schwierigkeiten - >
sich selbst lieben
Hab da
Bilder vor meinem "geistigem" Auge
Steh vor dem Spiegel: Man xxx, heute siehste aber wieder gut aus, ich könnt mich in dich verlieben
Oder lobe mich für etwas: Wow, xxx das haste heute aber wieder toll hinbekommen, was für ne klasse Frau ich doch bin
Jemand sagt: Eigenlob stinkt außerdem bist du eitel(selbstverliebt)
Ich sage : Nö, das nennt man starkes Selbstbewusstsein....
Upps, hab ich doch was falsch verstanden?
Ok, was ist dann "sich selbst lieben?
Sich selber so annehmen können, wie man nun mal ist?
Und das mache ich mit andren dann auch, egal wie sie sind?
Ist das dann Nächstenliebe?
Den Part sehe ich eigentlich gar nicht so schwierig, weil er für uns fassbarer ist als (siehe meinen letzten Beitrag) das "Gott im Ganzen ist".
Wir können nur das geben, was wir haben. Klingt banal, wird aber in Bezug auf unsere Psyche oft nicht gesehen. Wir müssen Liebe in uns haben, sonst können wir diese nicht geben. Wenn jemand z.B. der einen Hang zum Perfektionismus hat und aus diesem Grund mit überzogenen Ansprüchen sich selbst nicht gerecht werden kann, mit sich selbst hadert und zweifelt: nun, der wird tendenziell anderen auffallen, dass er ständig auch über andere rummeckert (und nur den zweiten Teil kriegen die anderen auch mit) . Jemand, der sich selbst nicht leiden kann, wird zu anderen distanziert, hat wenig positive Kontakte, überhaupt dreht sich seine Gedankenwelt dann stark um sich selbst, weil er hiermit eigentlich schon genug zu tun hat.
"Sich selbst lieben" hat immer etwas Provokantes - vom Sprachlichen her. Aber so ist es nicht gemeint. Also nicht im Sinne von "Selbst-VER-liebtheit". Im Fernsehen hatte ich mal eine Scene gesehen, die ich dann nicht mehr vergessen konnte, die genau dieses "Selbstverliebtsein" meint. Sagt da ein vornehmer Gentleman zum anderen: "Sag mal, Karl; ... Wenn Du noch einmal ganz von vorne anfangen könntest in Deinem Leben, würdest Du dich noch einmal so arg in Dich selbst verlieben?"
Bei dem Thema werden die verwendeten Begriffe auch schnell missverstanden. Das von Dir verwendete "sich selbst annehmen können, wie man ist" trifft es jedoch recht deutlich. Als Teilaspekt. Anders, und missverständlich ist der Begriff "Selbstbewusstsein". Dieses kann nur "angemessen" sein. Wenn jemand toll aussieht, warum soll sie (oder er) darüber nicht glücklich sein? Selbstbewusstsein pervertiert aber dann, wenn die oder der Betroffene meint, etwas Besseres zu sein als der andere, der weniger gut aussieht. Also das "Selbst-Bewusstsein" darauf gerichtet ist, dass der andere weniger ist.
Oder statt schön eben schneller, intelligenter, redegewandter, flexibler, gebildeter oder was auch immer. Das Ego des Vereinzelten findet immer etwas, womit es natürliches Selbstbewusstsein pervertieren kann.
Ein anderer Mensch, von der Natur weniger begnadet, muss z.B. damit zufrieden sein (mit sich selbst zufrieden sein), wenn er einen Bruchteil von dem geschafft hat, was einem anderen in die Wiege gelegt wurde. Aber er hat vielleicht etwas geschafft ganz aus eigener kontinuierlicher Anstrengung und Leistung.
Mit sich selbst zufrieden sein und mit der Situation in der man ist, ist eine ganz hohe Kunst.
Obwohl selbst dies manchmal Leuten von der Biologie in die Wiege gelegt wird: z.B. die meist zufriedenen und immer herzlichen Menschen mit dem Down-Syndrom.
Die Selbstliebe als Voraussetzung der Nächstenliebe. Eigentlich bestimmt sich die Selbstliebe nicht aus einem Zentrieren um sich selbst, sondern sieht sich als Teil einer Gemeinschaft, deren Teil der Einzelne ist. Jemand, der mit sich selbst nichts anfangen kann, sich selbst nicht mag... das ist so ähnlich wie ein verrostetes Zahnrad in einer schönen alten analogen Uhr. Jedes einzelne Zahnrad ist wichtig, aber verrostet hält es die ganze Uhr eher auf.
Es gibt noch eine weitere Dimension dieses Themas: In der Bibel heißt es, Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Nicht etwa: liebe deine Nächsten mehr wie Dich selbst. Hätte man ja auch schreiben können.
Beispiel: ein alter Mann pflegt seine hoch pflegebedürftige Frau den ganzen Tag daheim, statt sie in ein Heim zu tun. Hier liebt er seine Frau mehr als sich selbst. Das nützt weder der Frau noch ihm selbst. Er selbst kriegts früher oder später am Kreuz und fällt ganz aus. Oder überfordert sich komplett. Das passiert sehr, sehr oft in unserer Gesellschaft. (Besser: die Frau den Fachleuten in einem Heim anvertrauen und dann so oft wie möglich persönlich für die Frau da sein.)
Das waren jetzt einfach mal so verschiedene Stichpunkte, die mir zu Deinen Fragestellungen eingefallen sind.