Zweifel = Stärke oder Schwäche ?

Rund um Bibel und Glaube
Tree of life
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#11 Re: Zweifel = Stärke oder Schwäche ?

Beitrag von Tree of life » Sa 30. Nov 2019, 17:14

Travis hat geschrieben:
Sa 30. Nov 2019, 13:32
Zweifel an Christus ist eine Schwäche. Gott sei dank muss jedoch auch der Zweifel denen die Gott lieben zum Besten dienen.
Dieser Umstand trägt zum Ruhm und zur Ehre Gottes bei, macht den Zweifel an sich jedoch zu nichts gutem.
Ich ging zum ersten Mal reiten.

Auf Grund eines Erlebnisses aus der Vergangenheit, hatte ich ein bißchen Angst und Respekt vor Pferden.

Trotz Beobachtungen bei andren, wie sie aufs Pferd richtig aufsteigen, also wies geht, hatte ich starke Zweifel, ob ich das schaffe.
Zuerst mußte ich meine Angst überwinden, meine Schwester war mir da sehr behilflich, unterstüzte mich.
Endlich war ich oben.

Erster Schritt geschafft, ich war oben.
Dann setzte sich das Pferd in Bewegung und abermals kam bißchen Angst auf, meine Schwester riet mir, mich zu beruhigen, sie hat eh die Zügel in der Hand.
Während des Rittes entspannte ich mich, redet mit dem Pferdchen ganz sanft.
Zweiter Schritt geschafft.

Ritt ein paar Runden, dann hatte ich für den Anfang mal genug.
So, und wie komm ich jetzt da wieder runter? Meine Schwester sagte , mach es so wie ich es dir sage.
Ja Schwester...(der Zweifel kam wieder auf, hoffentlich mach ich das jetzt richtig, wenn nicht und ich fass es an einer empfindlichen Stelle am A...an, haut das Pferd vielleicht aus oder bäumt sich auf? )
Ich saß gute 10 Minuten und war nur am überlegen...

Schwester sagte: " Na was is jetzt??? Willst da oben übernachten?" Ich: " Kann schon sein, hab mich noch nicht entschieden..."
Ich dann so: Ok, hopp oder dropp!

Schritt 3:
Stieg zwar richtig ab, aber lies mich zum Schluß, statt langsam am Pferd runter gleiten zu lassen, fallen- und landete voll am Arsch. Ging blitzschnell, nix passiert!
Geschafft!!!!!

Meine Schwester jubelte und applaudierte, freute sich über meinen "Mut"(?), sagte, wirst sehn, beim nächsten Mal klappts besser..
Ich bedankte mich bei ihr, für ihre Unterstüzung und umarmte sie.

Trägt nun dieser Umstand zum Ruhm und zur Ehre meiner Schwester bei?
Oder diente diese Erfahrung mir selber?

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Travis
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#12 Re: Zweifel = Stärke oder Schwäche ?

Beitrag von Travis » Sa 30. Nov 2019, 19:25

Zweifel an Gottes Verlässlichkeit, Treue, Fürsorge und Durchsetzungsmacht zieht sich quer durch die Bibel. Im AT in Bezug auf JHWH und im NT in Bezug auf Jesus und den himmlichen Vater, vor und nach seiner Himmelfahrt. Von Jakobus wissen wir, dass Zweifel ein gravierender Hinderungsgrund ist, von Gott etwas zu empfangen.

Gibt es überhaupt Bibelstellen, in denen Zweifel auch im Sinne von Unglaube eine positive Beschreibung erfährt? Und ich meine keine Beispiele aus denen man erkennen kann, dass Gott TROTZ Zweifel und Unglaube einen Menschen oder eine Situation retten kann. Negativ und "trotzdem" Beispiele gibt es etliche.

Ich frage also nach einer Aussage wie "Dein Zweifel hat Dir geholfen!" so wie man es auf der anderen Seite so oft, sei es ausgesprochen oder unausgesprochen von "Dein Glaube (<- Vertrauen) hat Dir geholfen!" liest?
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

JackSparrow
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#13 Re: Zweifel = Stärke oder Schwäche ?

Beitrag von JackSparrow » Sa 30. Nov 2019, 22:15

Travis hat geschrieben:
Sa 30. Nov 2019, 19:25
Von Jakobus wissen wir, dass Zweifel ein gravierender Hinderungsgrund ist, von Gott etwas zu empfangen.
Als der HERR das Gebirge von Kanaan erobern wollte, waren die eisernen Streitwagen der Kanaaniter ein gravierender Hinderungsgrund.

Heutzutage wäre vermutlich ein einziger SEK-Beamter ausreichend, um den HERRN einzuschüchtern.

Ich frage also nach einer Aussage wie "Dein Zweifel hat Dir geholfen!" so wie man es auf der anderen Seite so oft, sei es ausgesprochen oder unausgesprochen von "Dein Glaube (<- Vertrauen) hat Dir geholfen!" liest?
Du meinst die Bibel soll Leute erwähnen, welche den Worten des HERRN keinen Glauben schenkten und trotzdem Erfolg hatten?

Das wäre nicht nur Negativwerbung für eure Religion, sondern man hätte dann auch eine Kontrollgruppe für die tatsächliche Wirksamkeit eures Glaubens und das ganze religiöse Kartenhaus würde zusammenfallen.

Roland
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#14 Re: Zweifel = Stärke oder Schwäche ?

Beitrag von Roland » So 1. Dez 2019, 10:03

Travis hat geschrieben:
Sa 30. Nov 2019, 19:25

Gibt es überhaupt Bibelstellen, in denen Zweifel auch im Sinne von Unglaube eine positive Beschreibung erfährt? 
Also mir geht es auch nicht darum, den Zweifel als etwas grundsätzlich Positives darzustellen. Er gehört aber dazu, wir leben alle in diesem Spannungsfeld des "noch-nicht-Schauens". Und die Eingangsfrage war ja nicht "findet ihr den Zweifel gut?" sondern "wie geht ihr damit um?".
Und ich finde, dass der Atheist, der ja AUCH in einem Glauben lebt, mit seinem Zweifel die größeren Probleme haben müsste. Was ist, wenn am Ende doch nicht alles sinnlos war? Wenn wir uns doch nicht aus grünem Urschleim entwickelt haben, um irgendwann spurlos wieder zu verschwinden? Was ist, wenn wir am Entscheidenden vorbeigelebt haben und am Ende vor Gott stehen?
JackSparrow hat geschrieben:
Sa 30. Nov 2019, 22:15
Du meinst die Bibel soll Leute erwähnen, welche den Worten des HERRN keinen Glauben schenkten und trotzdem Erfolg hatten? 
Tut sie doch. Lies z.B. Psalm 73.
Die Frage lautet natürlich: Was ist Erfolg? Der Atheist Schmidt-Salomon sagt schon richtigerweise, dass in seinem Glauben am Ende nicht der dauergrinsende "Mr. Fortschritt" steht, sondern das heillose, trostlose, sinnlose Nichts.
Und Nietzsche sagt, wenn es mit dem Menschen wieder vorbei ist, "wird sich NICHTS begeben haben".
Das ist die Konsequenz des Glaubens der Atheisten. Und die Indizien, die für diesen Glauben sprechen, sind denkbar schwach. Hier ist Zweifel wirklich angebracht!
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

Ruth
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#15 Re: Zweifel = Stärke oder Schwäche ?

Beitrag von Ruth » So 1. Dez 2019, 11:12

Travis hat geschrieben:
Sa 30. Nov 2019, 19:25
Ich frage also nach einer Aussage wie "Dein Zweifel hat Dir geholfen!" so wie man es auf der anderen Seite so oft, sei es ausgesprochen oder unausgesprochen von "Dein Glaube (<- Vertrauen) hat Dir geholfen!" liest?
Natürlich gibt es solch eine Aussage nicht.

Genauso wenig denke ich, dass die Aussage "Dein Glaube hat dir geholfen" bedeutet, dass der Glaube der Ursprung dessen war, was denn geholfen hat. Gemeint ist, meiner Meinung nach, dass der Glaube den Menschen angetrieben hat, sich an Gott/Jesus zu wenden, der helfen kann - insofern also nicht der Glaube die Lösung war, sondern derjenige an den man glaubt.

Zweifeln kann man eigentlich nur an etwas, an das man erst einmal glaubt. Demnach geht der Glaube dem Zweifeln voraus. Aus diesen Zweifeln kann der Glaube wachsen und stärker werden. Dann ist der Zweifel wiederum Antrieb für den Glauben, sowie der Glaube dann Ausgangspunkt für Handlungen ist, welche Lösungen schaffen.

JackSparrow
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#16 Re: Zweifel = Stärke oder Schwäche ?

Beitrag von JackSparrow » So 1. Dez 2019, 11:35

Roland hat geschrieben:
So 1. Dez 2019, 10:03
Die Frage lautet natürlich: Was ist Erfolg?
Erfolg ist, möglichst häufig die Hälfte der eigenen Chromosomen zu einem Embryo beigesteuert zu haben. Dadurch erreicht man nämlich ewiges Leben.

Und Nietzsche sagt, wenn es mit dem Menschen wieder vorbei ist, "wird sich NICHTS begeben haben".
Es würde sich ETWAS begeben haben, wenn Nietzsche die Hälfte seiner Chromosomen zu einem Embryo beigesteuert hätte.

Selbstverständlich kann man nur glauben, dass sich ETWAS begeben hat oder dass sich NICHTS begeben hat, solange man lebendig ist. Der bereits vor längerer Zeit verstorbene Herr Nietzsche wird heute also in keiner Weise mehr durch dieses Problem tangiert.

Und die Indizien, die für diesen Glauben
Naturwissenschaft glaubt nicht. Naturwissenschaft beschreibt die Natur.

Merke:
Indizien = Beschreibung
Interpretation = Glaube

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#17 Re: Zweifel = Stärke oder Schwäche ?

Beitrag von Tree of life » So 1. Dez 2019, 12:10

Travis hat geschrieben:
Sa 30. Nov 2019, 19:25
Von Jakobus wissen wir, dass Zweifel ein gravierender Hinderungsgrund ist, von Gott etwas zu empfangen.
Na er muß seinen Zweifel und Unsicherheit eben erst mal überwinden.
Und wenn er empfangen hat, wird das Vertrauen gestärkt.
Empfängt er aber nichts, dann wirds bissl problematisch und das Vetrauen ist nicht mehr da...

Abraham und Sara, ein schönes Beispiel für Zusage bekommen, Zweifel , keine Geduld, Versuch selber zu zeugen usw.

Tree of life
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#18 Re: Zweifel = Stärke oder Schwäche ?

Beitrag von Tree of life » So 1. Dez 2019, 12:36

JackSparrow hat geschrieben:
So 1. Dez 2019, 11:35
Es würde sich ETWAS begeben haben, wenn Nietzsche die Hälfte seiner Chromosomen zu einem Embryo beigesteuert hätte.
Zu einseitg gedacht.
Du könntest nicht mal von den Ansichten dieses Herrn wissen, wenn es da nicht Niederschriften dazu gäbe.
So "lebt" er durch seine Leserschaft weiter, in deren Gedanken(geistlich gesehen)
Mit dem Inhalt der Bibel verhält es sich ähnlich, wenn nicht genau so...
Von Äon zu Äon...

Roland
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#19 Re: Zweifel = Stärke oder Schwäche ?

Beitrag von Roland » So 1. Dez 2019, 13:23

JackSparrow hat geschrieben:
So 1. Dez 2019, 11:35
Roland hat geschrieben:
So 1. Dez 2019, 10:03
Die Frage lautet natürlich: Was ist Erfolg?
Erfolg ist, möglichst häufig die Hälfte der eigenen Chromosomen zu einem Embryo beigesteuert zu haben. Dadurch erreicht man nämlich ewiges Leben.
Nö. Atheistisch zu Ende gedacht sind die eigenen Kinder auch nur künftige Gräber.
JackSparrow hat geschrieben:
So 1. Dez 2019, 11:35
Es würde sich ETWAS begeben haben, wenn Nietzsche die Hälfte seiner Chromosomen zu einem Embryo beigesteuert hätte.

Selbstverständlich kann man nur glauben, dass sich ETWAS begeben hat oder dass sich NICHTS begeben hat, solange man lebendig ist. Der bereits vor längerer Zeit verstorbene Herr Nietzsche wird heute also in keiner Weise mehr durch dieses Problem tangiert.
Es wird irgendwann kein Leben mehr möglich sein in diesem Universum. Wenn alles naturalistisch seinen Weg geht. Und dann wird es niemanden mehr geben, der sich an diese "Episode Mensch" erinnern wird. Selbst das Vergessen wird vergessen sein. Spurlos verschwunden, von der Sonne verschluckt, mitsamt allen künftigen Gräbern! Es wird sich NICHTS begeben haben!
Die logische Konesquenz des Atheismus.
JackSparrow hat geschrieben:
So 1. Dez 2019, 11:35
Und die Indizien, die für diesen Glauben
Naturwissenschaft glaubt nicht. Naturwissenschaft beschreibt die Natur.
Naturwissenschaft kann über die Frage, ob es einen Gott gibt oder nicht, keinerlei Aussagen machen.
Und die Indizien dafür, dass alles absichtslos von selbst entstanden ist, sind denkbar schwach.
JackSparrow hat geschrieben:
So 1. Dez 2019, 11:35
Merke:
Indizien = Beschreibung
Interpretation = Glaube
Richtig. Naturwissenschaft kann beschreiben, was heute ist. Dann folgt die Interpretation: wie ist das, was heute ist, ehemals entstanden?
Und Interpretation = Glaube!
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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Andreas
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#20 Re: Zweifel = Stärke oder Schwäche ?

Beitrag von Andreas » So 1. Dez 2019, 13:46

Mein Zweifeln gründet auf Glaube, Hoffnung, Liebe.
Diese drei gewähren dem Zweifel die Freiheit, welche der Zweifel braucht um zweifeln zu können.
Diese drei setzen in den Zweifel das Vertrauen, welches der Zweifel braucht um nicht zu verzweifeln.
So frage ich nach Gott, ohne dass mich etwas hindern könnte, all die Fragen zu stellen, die mir am Herzen liegen.

Zum Thema gibt es auch einen guten Worthaus-Vortrag: Worthaus 8.2.3 von Prof. Dr. Christiane Tietz: Glaube und Zweifel, gehalten in Weimar am 19. Mai 2018.

Worthaus hat geschrieben:Wer tut es nicht? Zweifeln am Sinn des Lebens, an Gott, am Grund der eigenen Existenz? Wir sind eine Wissensgesellschaft, sind aufgewachsen mit Gedichtanalysen, Textinterpretationen und anderen Formen des Hinterfragens. Nichts ist mehr vorgegeben, der Beruf nicht, die Art der Partnerschaft nicht und auch nicht das, was nach diesem Leben kommen soll. Dass jeder zweifelt und zweifeln darf, ist neu in unserer Kulturgeschichte. In vergangenen Jahrhunderten waren es die großen Denker und Philosophen, die gezweifelt haben. Von ihnen erzählt Theologin Christiane Tietz, nimmt berühmte Gottesbeweise auseinander und erklärt, wie das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das Zweifel an Gott auslösen, überwunden werden kann.


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