Helmuth hat geschrieben: ↑So 17. Nov 2019, 17:31
Ich habe unlängst eine interessante Predigt über die Ausegung des Wortes "Strafe" gehört.
Wann aber ist es wirklich Strafe und wann sind es nur unsere Konsequenzen?
Die Eingangsfrage kann nur dann richtig beantwortet werden, wenn klar ist, was unter "Gott" verstanden wird.
Im Ursprung der Menschheit hat man in den
Naturereignissen das Handeln Gottes gesehen. Unter diesem Gesichtspunkt, den die gesamte Bibel beibehält, straft Gott selbstverständlich. Da ist jeder Sturm, jede Missernte, fehlendes Jagdglück ein Ausdruck eines Missfallen Gottes und jede gute Ernte usw. ein Zeichen seines Wohlwollens und seiner Barmherzigkeit.
Das ist der ganz
naive Blick der Menschen, die sich die Welt noch nicht erklären können.
Heute wissen wir, dass die Natur eine Eigengesetzlichkeit hat und sie demzufolge in keiner Weise der Ausdruck der Gemütsbewegungen eines anthropomorph gedachten Gottes ist.
Aber natürlich merkten auch schon die alttestamentlichen Menschen, dass das nicht so ganz stimmen kann. Deshalb wundert sich der Psalmist, dass es
ausgerechnet einem Sünder gut und einem
"Gerechten" schlecht gehen kann.
Die Natur kümmert sich überhaupt nicht um die Belange irgendeines Geschöpfes. Sie ist also in dieser Hinsicht völlig rücksichtslos. Da gibt es kein "Ansehen der Person". Wenn Du nicht aufpasst, rammst Du gegen einen Baum oder er stürzt auf Dich. Da ist keinerlei Ethik oder Moral.
Aber neben den Naturgesetzen, denen wir ausgeliefert sind, gibt es auch noch die Gesetze des Lebendigen, auf die wir kaum achten. Denn während alle Naturerscheinungen vergänglich sind ist das Leben unvergänglich und so bewahrt das Leben alle Eindrücke, die ein Lebewesen empfängt und seine Aktionen auf. Dadurch kann das Lebewesen lernen besser mit der Umwelt zurechtzukommen, aber es kann auch Wünsche entwickeln durch die es in Konflikt mit der Umwelt und sich selbst kommt. Dadurch können dann - werden die Konflikte nach Außen projiziert - Streit und Kriege entstehen, oder, wenn sie im Innern bleiben, Krankheiten der verschiedensten Art.
Man sieht also, das Wesen einer "Strafe" liegt nicht in einem Eingreifen oder einem Handeln Gottes, sondern ist systemimmanent. Ein Minderung des Leides oder gar ein Freiwerden von Leid, kann also für ein Lebewesen nur dadurch möglich werden, dass es lernt immer besser mit der Natur und den anderen Lebewesen umzugehen, wozu natürlich notwendig ist, dass es selbst seine verhärteten Verhaltensweisen und Begierden aufgeben muss.
Die Aufhebung allen Leides, das ja im genannten Sinn "Strafe" ist, ist letzten Endes nur möglich, dass sich das Lebewesen des Lebens selbst bewusst wird. Wenn sich das Lebewesen bewusst wird, ich bin nicht dies, nicht das, sondern das Leben selbst, das ewig und der Ursprung aller Dinge ist - dann entsteht das Bewusstsein, dass es nichts bedarf und die Fülle hat. Dann hört es auch zu leiden.
Das ist der Weg, den uns Jesus gewiesen hat.