Straft uns Gott?

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Helmuth
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#1 Straft uns Gott?

Beitrag von Helmuth » So 17. Nov 2019, 17:31

Ich habe unlängst eine interessante Predigt über die Ausegung des Wortes "Strafe" gehört. Es wurde so vermittelt, dass Gott niemals straft, sondern uns lediglich vor die Konsequenzen unserer Entscheidungen stellt. Nach dem Motto wie es Eltern machen: "Tu das nicht, sonst ..." Tut man es doch, dann ist das "sonst" keine Strafe sondern die Konsequenzen, die sich aus unseren Handlungen ergeben.

Wenn man z.B. in der Schule nichts lernt, dann darf man sich nicht wundern später keinen qualifzierten Job zu bekommen. Es ist dann niemand Schuld daran außer man selbst. Die Eltern sagten das dem Kinde sicherich wie ein Art Gebetsmühle tagein tagaus und setzten noch mit gutem Wohwollen weitere Maßnahmen, das Kinde wollte aber nicht. Dann ist es eben eine Folge dieser Entscheidung aus dem Nicht-Lernen-Wollen, dass einem keiner für eine höherqualifizierte Aufgabe anstellt.

Ein recht interessante Auslegung, die man vor allen in Hinblick darauf vorgenommen hatte, dass Gott immer nur Liebe ist und stets das Gute will, was ja, wie am Beispiel der Eltern demonstriert stimmt, bei der ich aber an Grenzen stoße. Ich denke durchaus beides. Gott straft, Gott setzt auch Konsequenzen, mal so mal so. Einzig die Schuldfrage ist geklärt, sie liegt immer beim Menschen, nie bei Gott.

Wann aber ist es wirklich Strafe und wann sind es nur unsere Konsequenzen?
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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lovetrail
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#2 Re: Straft uns Gott?

Beitrag von lovetrail » So 17. Nov 2019, 17:56

Naja das ist eine Frage der Perspektive. Konsequenzen kann man ja wiederum als Strafe Gottes ansehen.

Wobei mE Gott nichts Böses tut oder anstiftet sondern nur zulässt. (als Konsequenz oder als Zubereitung der Gläubigen).

LG
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#3 Re: Straft uns Gott?

Beitrag von Helmuth » So 17. Nov 2019, 18:11

lovetrail hat geschrieben:
So 17. Nov 2019, 17:56
Naja das ist eine Frage der Perspektive. Konsequenzen kann man ja wiederum als Strafe Gottes ansehen.
Ich meine Strafe schon im eigentlichen Sinne des Wortes. Z.B. eine Gefängnisstrafe ist jetzt nicht die Konsequenz aus einer Straftat, sondern eine vom Gericht festgesetzte Strafe als willentliche Maßnahme für ein definiteres strafbares Delikt.

Die Konsequenzen könnnen sein, dass du damit deine Berufslaufbahn verlierst, weil z.B. ein Firemencodex es so vorsieht. Für meine Berufslaufbahn gibt es dazu sogar gesetzlich geregelte Maßnahmen.

Im säkularen Recht ist es eindeutig. Der Unterschied wäre in etwa der: Eine Strafmaßnahme setzt nicht du, sonders jemand anderer an deiner Stelle, während sich die Konsequenzen automatisch als von alleine ergeben.

Jesus erzählt uns in einem Gleichnis in Mt. 18 von einem Fall, dass man ins Gefängnis geworfen wird.
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#4 Re: Straft uns Gott?

Beitrag von lovetrail » So 17. Nov 2019, 18:35

Hm, das klingt dann aber sehr ähnlich. Denn das Gericht spricht ja die Strafe auch nicht willkürlich aus sondern auf Grund von Gesetzen (mit festgelegten Strafen und Strafrahmen).
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#5 Re: Straft uns Gott?

Beitrag von Tree of life » So 17. Nov 2019, 23:47

lovetrail hat geschrieben:
So 17. Nov 2019, 17:56
Wobei mE Gott nichts Böses tut oder anstiftet sondern nur zulässt. (als Konsequenz oder als Zubereitung der Gläubigen).
Schauen wir mal nach, ob dies jetzt nur ein zulassen ist oder ob Moses Gott nicht doch aktiv handelt

4.Mose 21, 4

Da brachen sie auf von dem Berge Hor in Richtung auf das Schilfmeer, um das Land der Edomiter zu umgehen.

Und das Volk wurde verdrossen auf dem Wege 5 und redete wider Gott und wider Mose: Warum habt ihr uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste?
Denn es ist kein Brot noch Wasser hier, und uns ekelt vor dieser mageren Speise.

6 Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, dass viele aus Israel starben.


Konsequenz daraus: aus Angst --> Unterwerfung Reue

7 Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir wider den HERRN und wider dich geredet haben.
Bitte den HERRN, dass er die Schlangen von uns nehme.


Leider war es für "viele aus Israel" zu spät denn sie starben an den Bissen.

------------------
Doch es geht weiter:

Und Mose bat für das Volk.
8 Da sprach der HERR zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf.
Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben.
9 Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf.
Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.

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#6 Re: Straft uns Gott?

Beitrag von lovetrail » Mo 18. Nov 2019, 08:33

Das Buch Hiob gibt uns diesbezüglich einen aufschlussreichen Einblick: Gott lässt Satan (auf dessen Begehr hin) den Hiob angreifen.
Und doch sagt Hiob:

Da stand Hiob auf und zerriss sein Kleid und schor sein Haupt und fiel auf die Erde und neigte sich tief 21 und sprach: Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt! – 22 In diesem allen sündigte Hiob nicht und tat nichts Törichtes wider Gott. (Hiob.1,20-22. Lut.)

LG
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#7 Re: Straft uns Gott?

Beitrag von Helmuth » Mo 18. Nov 2019, 09:23

Hiob halte ich für denkbar ungeeignet, als sich an ihm mit Sicherheit kein Strafgericht vollzog. Gottes Wort bezeugt ihn ja als gerecht. Das Beispiel von Tree of Life passt dazu schon weit besser als es dem Muster entspricht, dass jemand aktiv eine Tat setzt, die einen vorsätzlich herbeigeführten Schaden als Strafsanktion an einem anderen anrichtet.

Und auch wenn der Schaden nicht körperlicher Art ist, wie z.B. eine Geldstafe oder ein Freiheitsentzug, so ist das in unserem Rechtsdenken eine Bestrafung.

Ich untersuche gerade, ob die hebräische Sprache den Begriff „Strafe“ überhaupt in der Form, wie wir ihn gebrauchen kennt. Zumeist stelle ich fest, dass das Wort in den ÜS so platziert wird, wie es der negativen Konnotaton nach unseren Verständins entspricht. Hier ein Beispiel:
1. Mose‬ ‭4:13 SLT‬ hat geschrieben: Und Kain sprach zum Herrn: Meine Strafe ist zu groß, als dass ich sie tragen könnte!‭‭
An nahezu allen anderen Stellen wird dieses Wort als „Ungerechtigkeit“ bzw. „Missetat“ gesetzt. Kain sprach als von seiner Verfehlung.

Ein besseres Wort wäre Heimsuchung. Das Wort wird sowohl positiv wie negativ gebraucht, wenn von Gottes Heimsuchung die Rede ist. In den 10 Geboten sehen wir die negative Konnotation:
. Mose‬ ‭20:5‬ ‭ELB‬‬ hat geschrieben: ... denn ich, JHWH dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern, am dritten und am vierten Gliede derer, die mich hassen.
Daraus ergibt sich, dass SLT an der Stelle eine Fehl-ÜS ist. Überdies ist es auch nicht Gottes Wort sondern Kains. Wir müssen uns mehr dem Wort Heimsuchung widmen.
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#8 Re: Straft uns Gott?

Beitrag von lovetrail » Mo 18. Nov 2019, 09:45

Helmuth hat geschrieben:
Mo 18. Nov 2019, 09:23
Hiob halte ich für denkbar ungeeignet, als sich an ihm mit Sicherheit kein Strafgericht vollzog. Gottes Wort bezeugt ihn ja als gerecht. Das Beispiel von Tree of Life passt dazu schon weit besser als es dem Muster entspricht, dass jemand aktiv eine Tat setzt, die einen vorsätzlich herbeigeführten Schaden als Strafsanktion an einem anderen anrichtet.


Ok, eine Strafgericht über Hiob war es nicht. Aber es zeigt doch, wie auch die von negativen Kräften durchgeführten Aktionen Gott zugeschrieben wurden. (vor allem im alten Testament).

Insofern wird es wohl auch so bei den Schlangen bei Moses Gefolge gewesen sein. Gott hat diese Schlangen nicht mehr zurückgehalten, weil das Volk sich beschwerte.

Und so wird es auch im Leben jedes einzelnen sein. Die negativen Kräfte liegen immer auf der Lauer um zuzuschlagen, aber sie dürfen das erst dann, wenn der Mensch Gottes Willen missachtet, bzw wenn Gott den Glauben des Menschen erproben will.

LG
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#9 Re: Straft uns Gott?

Beitrag von Tree of life » Mo 18. Nov 2019, 11:07

lovetrail hat geschrieben:
Mo 18. Nov 2019, 09:45
Aber es zeigt doch, wie auch die von negativen Kräften durchgeführten Aktionen Gott zugeschrieben wurden.
Was genau haben diese negativen Kräfte (Satan) denn getan in der Hiobstory?

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#10 Re: Straft uns Gott?

Beitrag von lovetrail » Mo 18. Nov 2019, 11:11

Tree of life hat geschrieben:
Mo 18. Nov 2019, 11:07
lovetrail hat geschrieben:
Mo 18. Nov 2019, 09:45
Aber es zeigt doch, wie auch die von negativen Kräften durchgeführten Aktionen Gott zugeschrieben wurden.
Was genau haben diese negativen Kräfte (Satan) denn getan in der Hiobstory?
Ich zitiere das mal:

Der HERR sprach zum Satan: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; nur an ihn selbst lege deine Hand nicht. Da ging der Satan hinaus von dem HERRN. Eines Tages aber, da seine Söhne und Töchter aßen und Wein tranken im Hause ihres Bruders, des Erstgeborenen, kam ein Bote zu Hiob und sprach: Die Rinder pflügten und die Eselinnen gingen neben ihnen auf der Weide, da fielen die aus Saba ein und nahmen sie weg und erschlugen die Knechte mit der Schärfe des Schwerts, und ich allein bin entronnen, dass ich dir's ansagte. Als der noch redete, kam ein anderer und sprach: Feuer Gottes fiel vom Himmel und verbrannte Schafe und Knechte und verzehrte sie, und ich allein bin entronnen, dass ich dir's ansagte. Als der noch redete, kam einer und sprach: Die Chaldäer machten drei Abteilungen und fielen über die Kamele her und nahmen sie weg und erschlugen die Knechte mit der Schärfe des Schwerts, und ich allein bin entronnen, dass ich dir's ansagte. Als der noch redete, kam einer und sprach: Deine Söhne und Töchter aßen und tranken im Hause ihres Bruders, des Erstgeborenen, und siehe, da kam ein großer Wind von der Wüste her und stieß an die vier Ecken des Hauses; da fiel es auf die jungen Leute, dass sie starben, und ich allein bin entronnen, dass ich dir's ansagte. Da stand Hiob auf und zerriss sein Kleid und schor sein Haupt und fiel auf die Erde und neigte sich tief und sprach: Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt! – In diesem allen sündigte Hiob nicht und tat nichts Törichtes wider Gott.
Hiob 1,12-22. Lut.)

Oder meinst du, wie Satan das getan hat?

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