Was ist "Gottes Wort" und wie beweist es sich als solches?

Rund um Bibel und Glaube
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lovetrail
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#11 Re: Was ist "Gottes Wort" und wie beweist es sich als solches?

Beitrag von lovetrail » Fr 1. Nov 2019, 21:38

Helmuth hat geschrieben:
Fr 1. Nov 2019, 20:13
Wenn du aber sagst: "Mit so einem ... wie du gehe ich niemals essen, denn solche ... hasse ich einfach nur" dann hat es schon einen deutlichen Geruch, dass es einem Wort Gottes widerspricht, und wenn man es dann genauer durchleuchtet widerspricht es gleich einer ganze Serie an Worten.
Nicht unbedingt:

Ihr sollt nichts mit einem zu schaffen haben, der sich Bruder nennen lässt und ist ein Unzüchtiger oder ein Habgieriger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit so einem sollt ihr auch nicht essen.(1. Kor.5,11. Lut)
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

Ruth
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#12 Re: Was ist "Gottes Wort" und wie beweist es sich als solches?

Beitrag von Ruth » Fr 1. Nov 2019, 21:39

SilverBullet hat geschrieben:
Fr 1. Nov 2019, 21:08
“Ruth“ hat geschrieben:Die Bibel ist ein Buch mit vielen verschiedenen Berichten, aus den verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Situationen, über Menschen, die Gott auf irgendeine Weise erleben und sein Wort hören. Menschen haben das weitererzählt und irgendwann hat das jemand aufgeschrieben. Es sind menschliche Berichte, vergleichbar mit Berichten/Zeugnisse von Menschen der heutigen Zeit. Das Erlebnis ist wahr. Die Botschaft ist bei dem Menschen angekommen, dem sie galt, wurde also für diesen Menschen zu Gottes Botschaft an ihn (Gottes Wort). Die Worte, mit denen sie wiedergegeben werden, sind menschliche Interpretationen, über Wahrnehmungen und deren Wirkung - mehr nicht.
OK, hört sich für mich gut an, weil du den Interpretationscharakter in den Mittelpunkt stellst.

Dies hat zur Konsequenz, dass jeder interpretiert und es somit nicht zu einem „meins ist richtig“ und „du musst es auch annehmen“ kommen darf.

Falls dies dennoch jemand versucht, dann hat er hierfür keine Grundlage und kann mit dem gleichen Druck, den er für das Durchsetzen anwendet, zurückgewiesen werden.

Ja genau - so verstehe ich das auch.
Das würde sogar gänzlich ausschließen, dass man anderen die Erfahrung mit Gottes Wort absprechen kann. Und jedem frei stellen, selbst nach Gott zu suchen und sein Herz zu öffnen, für Impulse, die treffen und etwas in Bewegung setzen.

Ich denke, die Probleme der Menschen, die meinen, nicht glauben zu können, liegt einzig und allein daran, dass sie den Glauben anderer als Vorbild verstehen, die den eigenen Glauben in Dogmen anderen aufzwingen wollen. Dogmen töten - Glaube, aus dem Herzen heraus macht beweglich und lebt.
Ich sage immer: Gott findest du immer nur bei Gott selbst.

Dass dabei auch die Bibel in Spiel kommen kann, ist möglich, aber nicht zwingend notwendig. Wenn, dann aber nur als Wegweiser, durch Zeugnis von Menschen, nicht als Dogma, das man befolgen muss.

SilverBullet
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#13 Re: Was ist "Gottes Wort" und wie beweist es sich als solches?

Beitrag von SilverBullet » Fr 1. Nov 2019, 22:23

“Ruth“ hat geschrieben:Das würde sogar gänzlich ausschließen, dass man anderen die Erfahrung mit Gottes Wort absprechen kann.
Zumindest schwächt es mein Bedürfnis nach Widerstand enorm ab, denn ich habe ja keine Auflagen abzuwehren.

Wenn jemand nur für sich einen positiven Effekt erreichen will/kann, dann halte ich mich nach Möglichkeit heraus.

Erst wenn Auflagen bzw. Konsequenzen formuliert werden, regt sich was.
Dafür gibt es hier durchaus Kandidaten und wie es scheint sind vor allem „Gläubige“ untereinander mit der Auflagenbehauptung und Auflagenablehnung beschäftigt.

Dabei kann es dann ganz leicht dazu kommen, dass sich jemand nicht wehrt und beeindrucken lässt bzw. sich wehrt und danach nicht sicher ist, ob es in Ordnung war – es ist aber in Ordnung, denn derjenige, der Auflagen macht, legt die Spielregeln zur Abwehr, also das Abweichen von der Interpretationstoleranz, fest.

Punch
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#14 Re: Was ist "Gottes Wort" und wie beweist es sich als solches?

Beitrag von Punch » Sa 2. Nov 2019, 06:23

Ruth hat geschrieben:
Fr 1. Nov 2019, 18:45


Was beweist denn für euch bei bestimmten Worten, dass sie "Gottes Wort" seien?
Und warum können sich verschiedene, an Gott Glaubende, in diesem Punkt nicht einig werden?
Müssten nicht Worte, die von Gott ausgehen, der selbst in sich einig sein sollte, auch Einigkeit untereinander erzeugen?

Die Bibel, ein Gott, ein Glaube, allerdings in der Realität weniger, da ist dieses Christentum ein gäriger Haufen religiöser Hybris, in dem die jeweiligen Dogmen der jeweiligen Konfession immer über der Bibel stehen. Oder in den christlichen Internet-Foren, das sind die Aussagen der Bibel oft genug mit den eigenen oft abenteuerlichen Phantasmagorien verflochten, so das die Übergänge von der Theologie zur Esoterik oft nur marginal sind.

Und so ist das ein Hauen und Stechen um die Deutungshoheit der Bibel oft mit einem egomanen Gottsein verbunden, in dem die exegetischen Duellanten dem lieben Gott zeigen, wo der wahre Glaubenshammer hängt, oft mit Begründungen, das man glaubt, diese Leute versuchen wahrlich, den Wind um die Ecke zu schaufeln.
Ich weiß nun nicht, wo hier der christliche Narzismus beginnt, oder der religiöse Hospitalismus. Und dieses nie endende Bibeltennis ist für den Zuschauer ebenso lächerlich, wie wohl auch für die Menschen, die zum Glauben finden möchten, die vielleicht noch niemals in einer Bibel gelesen haben, ich denke, diese Menschen sind für alle Zeit vom Glauben an Gott "kuriert".

Auf den interkonfessionellen Treffen, da spielen, singen und basteln die Kinder aller Besucher unbescholtenen Geistes  gemeinsam in trauter Runde, egal ob die Eltern Katholiken, ob Evangelikale, ob STA, oder "Wiedergergeborene" sind , sie wissen nichts von den Göttern der Unbedingtheit der tausend christlichen Konfessionen und die Dogmen werden ihnen erst später zur Bürde und zur Last. Was sagt uns das?

Dieser ewige Streit und Hader um die Bibel, dieser würdelose Hickhack um Text und Kontext, vor allem um die die biblische Deutungshoheit im selbst Gott spielen und im eigenen Gottsein,  das ist für mich die Formsprache des gelungenen Scheiterns des sola scriptura.

Und dabei habe ich noch nicht einmal  die kalthherzigen postfaktischen "Hinausbeschwörer" erwähnt, aber das ist wohl schon wieder ein ganz anderes Thema.
 

Helmuth
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#15 Re: Was ist "Gottes Wort" und wie beweist es sich als solches?

Beitrag von Helmuth » Sa 2. Nov 2019, 06:45

lovetrail hat geschrieben:
Fr 1. Nov 2019, 21:38
Nicht unbedingt:
Ihr sollt nichts mit einem zu schaffen haben, der sich Bruder nennen lässt und ist ein Unzüchtiger oder ein Habgieriger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit so einem sollt ihr auch nicht essen.(1. Kor.5,11. Lut)
Du hast meinen Sinn nicht erfasst. Es ging in meinem Beispiel nicht um den Gast, der gar nicht näher beschrieben wird, sondern um die Haltung des Gastgebers. Sinnerfassendes Lesen wäre anzuraten. Die Erwähnung des in sich tragenden Hasses hätte dies anzeigen können. Das Wort Gottes gebietet auch seine Feinde zu lieben.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Helmuth
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#16 Re: Was ist "Gottes Wort" und wie beweist es sich als solches?

Beitrag von Helmuth » Sa 2. Nov 2019, 07:08

Ruth hat geschrieben:
Fr 1. Nov 2019, 21:39
Dass dabei auch die Bibel in Spiel kommen kann, ist möglich, aber nicht zwingend notwendig.
Hier scheiden sich die Geister. Wer die Schrift relativiert redet nicht über den Gott, den die Schrift meint. Es handelt sich dann um ein Gottesbild aus deinem dem Herzen und nicht und nicht um eine Offenbarung durch den Heiligen Geist, wie es die Schrift ausweist.

Der Gott der Bibel hat hat einen klaren Namen, im AT JHWH Elohim bzw. im NT unser Vater im HInmel und viele seiner Eigenschaften beschreibt die geoffenbarte Schrift. Dieser hat sich klar durch seinen Sohn bezeugt, dessen Name Jesus Christus ist. Wenn du also hier ein persönliches Glaubensbild diskutieren willst, dann musst du du das auch dazu sagen.

Wenn dein Gott mein Gott sein soll, dann können wir auschließlich über diesen Jesus Chrsitus darüber übereinkommen. Und damit wird wiederum nur maßgeblich was über ihn bezeugt geschrieben steht und nicht was man abweichend davon persönlich denkt.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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AlTheKingBundy
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#17 Re: Was ist "Gottes Wort" und wie beweist es sich als solches?

Beitrag von AlTheKingBundy » Sa 2. Nov 2019, 07:25

Helmuth hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 07:08
Wer die Schrift relativiert redet nicht über den Gott, den die Schrift meint.

Jeder relativiert die Schrift lieber Helmuth, auch Du. Aber warum relativiert man die Schrift? Aus Unkenntnis (Sprache, Geschichte, Lebenswelzt der Antike) oder aus purem Eigeninteresse?

Helmuth hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 07:08
Wenn dein Gott mein Gott sein soll, dann können wir auschließlich über diesen Jesus Chrsitus darüber übereinkommen. Und damit wird wiederum nur maßgeblich was über ihn bezeugt geschrieben steht und nicht was man abweichend davon persönlich denkt.

So einfach ist es nicht. Es gibt viele "Auslegungsunsicherheiten" aber auch viele Klarheiten. Vielleicht sollte man mehr die Gemeinsamkeiten sehen als das, was auseinanderdividiert.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Helmuth
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#18 Re: Was ist "Gottes Wort" und wie beweist es sich als solches?

Beitrag von Helmuth » Sa 2. Nov 2019, 08:01

AlTheKingBundy hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 07:25
Jeder relativiert die Schrift lieber Helmuth, auch Du. Aber warum relativiert man die Schrift? Aus Unkenntnis (Sprache, Geschichte, Lebenswelzt der Antike) oder aus purem Eigeninteresse?
Ja schon, aber wir kehren immer wieder zur selben Basis zurück als diese ist das Wort Gottes aus der Schrift und nichts anderes. Und wenn wir uns tausend Mal nicht einigen, wir kehren beim 1.001 Mal wieder darauf zurück. Vielleicht ist dann ja die eine oder andere Erkenntnis von Gott hinzugefügt worden.
Phil 3:15 hat geschrieben: Lasst uns alle, die wir gereift sind, so gesinnt sein; und wenn ihr über etwas anders denkt, so wird euch Gott auch das offenbaren.
Und das glaube ich auch genauso. Es ist halt so, dass es auch Zeit braucht und nichts aus menschlichem Wollen erzwungen werden kann. In dem Zusammenhang ergänze ich auch Jesus Aussage wie oft man vergeben soll. Nicht sieben Mal sondern 70 x 7 Mal und ich füge mal kühn hinzu tagtäglich.

Das kennzeichnet echte Bruderschaft. Ab der ersten Unvergebung oder aufkommenden Feinseligkeit geht sie auseinander bis sie irgendwann zerbricht. Auffassungsunterschiede sind für mich gar kein Maßstab der Bruderschaft, sondern ob man zusammenhält. komme was da wolle. Herzu mal Römer 8,35 ff in den Blickpunkt gerückt.

Nur wenn einer die Schrift weglegt und anfängt sich das eigene Denken zum Maßstab zu machen, dann ist die Basis bald dahin. Und das führt dann irgendwann auch dazu, dass der Heilige Geist die Geister voneinander scheiden muss.

AlTheKingBundy hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 07:25
Es gibt viele "Auslegungsunsicherheiten" aber auch viele Klarheiten. Vielleicht sollte man mehr die Gemeinsamkeiten sehen als das, was auseinanderdividiert.
Das hast du nun fantastisch gesagt. Was uns eint, ist dann auch durch den HG gewirkt, wenn es auf Gottes Wort basiert. :clap:
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SilverBullet
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#19 Re: Was ist "Gottes Wort" und wie beweist es sich als solches?

Beitrag von SilverBullet » Sa 2. Nov 2019, 09:11

“Punch“ hat geschrieben:Dieser ewige Streit und Hader um die Bibel, dieser würdelose Hickhack um Text und Kontext, vor allem um die die biblische Deutungshoheit im selbst Gott spielen und im eigenen Gottsein, das ist für mich die Formsprache des gelungenen Scheiterns des sola scriptura.
Stimmt schon, „Text“ ist als Grundstrategie zum Transport der Auflagen einer „Übermacht“ völlig ungeeignet.
(In Bezug auf eine nachvollziehbare Funktionalität kann man mit Text hingegen sehr viel mehr erreichen – dieser Bezug fehlt aber bei Religion)

Der Einsatz von „Religions-Text“ setzt quasi voraus, dass die hierzu aktiven „Gläubigen“ eine fundierte Selbstverantwortung auf Basis der Einsicht, dass es nur ein „irgendwie entstandener Text“ ist, mitbringen – der Text vermittelt ihnen diese Verantwortung nicht.
=> in der Beschäftigung mit dem Text, müssen sie selbst den Eindruck zulassen, dass nicht alles zusammenpassen kann, dass sozusagen viel (von Menschen) geschrieben wurde aber es insgesamt nur um eine Art „Beispiel im Hintergrund“ gehen kann.

Streit entsteht, wenn man den Text als eine „unumstrittene Formelsammlung“ einsetzt. Deutlich wird dies z.B. durch dies Behauptung „die Menschen haben zwar geschrieben, aber die Aktivität hierzu geht von der Übermacht aus“ -> Zwang zur Akzeptanz.

Der Spielraum zwischen Interpretationstoleranz und Festlegungszwang ergibt sich im Grunde bei jedem einzelnen Textzusammenhang, so dass es zu einer schier unendlichen Anzahl von „Glaubensausprägungen“ kommen kann
-> gigantisch viele Konfessionen und nochmal mehr Einzelmeinungen.

Man muss sehr froh sein, dass es „Gläubige“ gibt, die das Gewicht auf Interpretationstoleranz legen – die haben das Prinzip „Religions-Text“ um einiges besser verstanden, als „die Hardliner“.

Interessant ist auch, dass organisierte Religionsaktivitäten („Gemeinden“, „Kirchen“) die Interpretationstoleranz eher abschwächen, weil sich eine „Schnittmenge“ herauskristallisiert, die alle Teilnehmer „befolgen“ müssen/sollten, wobei es keine Organisation gibt, deren Schnittmenge die „Interpretationstoleranz an sich“ ist.

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lovetrail
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#20 Re: Was ist "Gottes Wort" und wie beweist es sich als solches?

Beitrag von lovetrail » Sa 2. Nov 2019, 09:22

Punch hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 06:23

Und dabei habe ich noch nicht einmal  die kalthherzigen postfaktischen "Hinausbeschwörer" erwähnt, aber das ist wohl schon wieder ein ganz anderes Thema.
 

Die solltest du auch noch erwähnen. Ich hänge mittlerweile an deinen Lippen muss ich sagen. Du schreibst echt gut. Ein Gewinn für das Forum, auch wenn es schmerzt.

LG
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