Ist Glaube ohne zu hinterfragen gut?

Rund um Bibel und Glaube
Pluto
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#1 Ist Glaube ohne zu hinterfragen gut?

Beitrag von Pluto » Di 29. Okt 2019, 13:38

In der Geschichte haben viele Menschen blind an andere Menschen geglaubt.Als Beispiel Napoleon oder gar Hitler. Vor allem Hitler konnte durch sein Charisma viele Menschen hinter sich bringen ohne das diese irgendetwas hinterfragt haben.
Ist das eine Parallele zu Jesus? Warum folgen so viele Menschen Jesus, ohne zu hinterfragen — was war das für ein Mensch? Was hat er getan?
Meiner Meinung nach war Jesus ein wundervoller Mensch, der viel Gutes getan hat auf der Welt. Ich hätte ihn gerne kennen gelernt, um mit ihm zu diskutieren. Aber einfach an ihn Glauben,das kann ich nicht.

Heute glaubt man bspw. an Greta un ihrer 3-F Bewegung. Ist es richtig dies zu tun, ohne zu hinterfragen: was sind eure Ziele?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

pintalunas
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#2 Re: Ist Glaube ohne zu hinterfragen gut?

Beitrag von pintalunas » Di 29. Okt 2019, 14:30

Hallo,
Hier spricht der Zweifel, oder sollte ich sagen die Verzweifelung?
Gott selbst fordert doch auf Ihn zu prüfen.
Mal 3,10 Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus, damit Nahrung in meinem Haus ist! Und prüft mich doch darin, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen ausgießen werde bis zum Übermaß!

Und auch heute noch ist es dem Menschen möglich mit Jesus zu diskutieren, Er ist auferstanden!
Also wieso heimlich hinterfragen wenn man IHN selbst fragen kann?
Zweifel und Angst sind schlechte Begleiter.

 
Alle zitierten Bibelstellen sind vom Bibelserver. Quelle: https://www.bibleserver.com/start
Elberfelder Übersetzung

Punch
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#3 Re: Ist Glaube ohne zu hinterfragen gut?

Beitrag von Punch » Di 29. Okt 2019, 14:37

Das Hinterfragen einer so vielschichtigen Persönlichkeit wie Jesus ist es bei mir weniger. Bei mir wäre es da eher die Frage nach dem großen WARUM, fest eingeschlossen in  der Frage der Theodizee und allen Fragestellungen, die sich daraus automatisch ergeben.

Warum sollte man nicht auch einmal ein recht derber Hiob sein dürfen, warum sollte man sich selbst und anderen Menschen nicht Fragen stellen dürfen, die den geistig unbehausten Schriftgelehrten, den staubtrockenen Theologen des stets erhobenen Zeigefingers und den selbsternannten Propheten unangenehm sind?
Wer duch die glühenden Feuer des Zweifels geht, dessen Glaube wird am ende für die Ewigkeit sein.
(Meine Meinung)

Bei mir fällt das mehr oder weniger unter das  - per apsera ad astra. Oder wenn man es so sagen darf: der gesunde Zweifel ist so eine Art Gymnastik des Glaubens.

closs
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#4 Re: Ist Glaube ohne zu hinterfragen gut?

Beitrag von closs » Di 29. Okt 2019, 15:11

Pluto hat geschrieben:
Di 29. Okt 2019, 13:38
Ist Glaube ohne zu hinterfragen gut?
Unbedingt, da nur Hinterfragen Verstehen ermöglicht - egal ob das Jesus oder Dogmen oder sonstwas ist. ---- Das Problem ist ein ganz anderes: Mit welchem Vorverständnis hinterfrage ich? - Problem deshalb, weil bspw. ein naturalistisches Hinterfragen zu ganz anderen Erkenntnissen führt als geistiges/spirituelles Hinterfragen. - Man müsste also vorschalten: Mit welchem Vorverständnis hinterfrage ich und warum?
 

Punch
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#5 Re: Ist Glaube ohne zu hinterfragen gut?

Beitrag von Punch » Di 29. Okt 2019, 15:26

closs hat geschrieben:
Di 29. Okt 2019, 15:11
Pluto hat geschrieben:
Di 29. Okt 2019, 13:38
Ist Glaube ohne zu hinterfragen gut?
Unbedingt, da nur Hinterfragen Verstehen ermöglicht - egal ob das Jesus oder Dogmen oder sonstwas ist. ---- Das Problem ist ein ganz anderes: Mit welchem Vorverständnis hinterfrage ich? 

Ist das wirklich ein Problem?

Vielleicht sucht man einfach nur nach einer annehmbaren Idee des wirklich Guten, oder man will seine theologia naturalis begründen, oder man möchte sein Vorverständnis entdogmatisieren, manch einer sucht vielleicht nur nach Gründen, um der bildschönen Frau des Pfarrers nachzuschleichen. Und ein anderer prüft wieder nur die Quellen der Erkenntnis, ob diese nicht trüben Urpsprungs sind.

Herbert Schnädelbach schrieb dazu: „Die vollkommene Anpassung des Bewusstseins und seine objektive Unfähigkeit, sich Alternativen zum Bestehenden auch nur vorzustellen, ist die Ideologie der Gegenwart.“

Das ist defintiv die Gegenwart und Zukunft, auch der materialistischen Ideologien, da ist mir die Auseinandersetzung mit dem Sinn und auch Unsinn der Religionen doch entscheidend angehmer und sinnvoller.

Ruth
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#6 Re: Ist Glaube ohne zu hinterfragen gut?

Beitrag von Ruth » Di 29. Okt 2019, 15:34

Ich denke, alles kann/darf man hinterfragen. Und eigentlich sollte besonders das Hinterfragen irgendwelcher Lehren, welcher Kategorie auch immer, mehr Aufschluss darüber bringen, wie weit man etwas glauben kann - im Sinne von Fürwahrhalten.

Wenn es um den religiösen Glauben geht, bedeutet das meistens, dass es um den Lebensinhalt/Sinn/Berufung etc. geht.
Darum sollte jeder für sich selbst sich seines Glaubens sicher sein, wenn man seinen hinterfragen lässt, um nicht Manipulation zu unterliegen. Manipulation setzt gerne an den Schwachstellen, wo man sich nicht ganz sicher ist.

Den eigenen Glauben muss man nicht vor anderen verteidigen.
Wenn man den aber als absolute Wahrheit verkündigt, und sich erlaubt, über andere Menschen Prophezeiungen auszurufen, dann sollte man fähig sein, dieses auch so zu beweisen, dass es nachvollziehbar für andere ist.

Anstoß zum Nachdenken über das, was man selbst glauben kann/will/sollte, ist gut. Und zwar immer mit der Devise:

"Prüft alles und behaltet das Gute" (nach 1. Thessalonicher 5,21)

Abischai
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#7 Re: Ist Glaube ohne zu hinterfragen gut?

Beitrag von Abischai » Di 29. Okt 2019, 15:35

Kein halbwegs intelligenter Mensch glaubt ohne zu hinterfragen. Aber wenn der Glaube was taugt, also das Objekt des Glaubens, an was, bzw. an wen man glaubt, dann wird sich immer wieder herausstellen, daß es gut ist zu glauben. Man darf Glauben nicht zu Tode zweifeln, aber gesundes Maß Zweifel stärkt hernach den Glauben und beruhigt, weil man weiß daß man durchaus blind vertrauen kann, weil das, oder vielmehr der, an den man glaubt, zuverlässig ist.

Beim Glauben an Gott ("biblischer Glaube") ist es z.B. so. Zweifeln ist menschlich und zwar keine Zielvorstellung, aber erlaubt. Gott erweist sich immer wieder als zuverlässig und vertrauens-/glaubwürdig.

Wenn man an andere Menschen, Götter oder Dinge glaubt, wird man schnell enttäuscht werden, da ist Glaube dann nicht so angebracht.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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#8 Re: Ist Glaube ohne zu hinterfragen gut?

Beitrag von Andreas » Di 29. Okt 2019, 15:43

Punch hat geschrieben:
Di 29. Okt 2019, 14:37
Oder wenn man es so sagen darf: der gesunde Zweifel ist so eine Art Gymnastik des Glaubens.
Es kann und soll auch darüber transzendierend hinausgehen.

Im Zen-Buddhismus gibt es das logisch unlösbare Koan.

Beispielsweise:

Wenn du in beide Hände klatscht, entsteht ein Ton.
Welchen Ton macht beim Klatschen deine rechte Hand?


oder

Ein Mönch fragte einmal Meister Tozan: "Was ist Buddha?"
Tozan sagte: "Drei Pfund Flachs."

Sinn und Zweck ist, die Ratio, den Intellekt, das Ich als alleinigen Maßstab des Verstehens und Erkennens loszulassen, und stattdessen die Antworten auch auf anderen Ebenen der eigenen menschlichen Existenz zu suchen - um das, was hier und jetzt der Fall ist, mit anderen Sinnen unmittelbar zu schauen.

Jenseits des Hinterfragens und des Zweifelns gilt es die Schönheit und das Heilige des Augenblickes zu erfassen: Es ist, was es ist, sagt die Liebe.

Punch
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#9 Re: Ist Glaube ohne zu hinterfragen gut?

Beitrag von Punch » Di 29. Okt 2019, 16:11

Andreas hat geschrieben:
Di 29. Okt 2019, 15:43
Punch hat geschrieben:
Di 29. Okt 2019, 14:37
Oder wenn man es so sagen darf: der gesunde Zweifel ist so eine Art Gymnastik des Glaubens.
Es kann und soll auch darüber transzendierend hinausgehen.

Im Zen-Buddhismus gibt es das logisch unlösbare Koan.

Beispielsweise:
 
Wenn du in beide Hände klatscht, entsteht ein Ton.
Welchen Ton macht beim Klatschen deine rechte Hand?


oder

Ein Mönch fragte einmal Meister Tozan: "Was ist Buddha?"
Tozan sagte: "Drei Pfund Flachs."

Sinn und Zweck ist, die Ratio, den Intellekt, das Ich als alleinigen Maßstab des Verstehens und Erkennens loszulassen, und stattdessen die Antworten auch auf anderen Ebenen der eigenen menschlichen Existenz zu suchen - um das, was hier und jetzt der Fall ist, mit anderen Sinnen unmittelbar zu schauen.

Jenseits des Hinterfragens und des Zweifelns gilt es die Schönheit und das Heilige des Augenblickes zu erfassen: Es ist, was es ist, sagt die Liebe.

Im ZEN gibt es auch ein Mondo, das lautet "Wenn du Buddha triffst, töte ihn." (Rinzai/Linji zugeschrieben), wir finden dazu ein Äquivalant im Alten Testament, mit dem ich sehr einverstanden bin.
Aber verweilen wir doch besser beim Christentum, denn was hier in Europa ZEN genannt wird, da ist oft genug nicht ZEN "drin".

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Andreas
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#10 Re: Ist Glaube ohne zu hinterfragen gut?

Beitrag von Andreas » Di 29. Okt 2019, 16:14


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