Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Rund um Bibel und Glaube
closs
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#1031 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Mi 24. Apr 2019, 16:58

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:24
Nein, das tut sie nicht, das behauptest du nur immer - und das ist nachweislich falsch
Moment: Mit "Gegengruppe" meine ich DIEJENIGEN, die öffentlich den von mit geschilderten Eindruck erwecken wollen.

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:24
Aus der verbreiteten Einsicht, daß eine ausschließlich hist.-kritisch ausgerichtete Bibelexegese der zentralen Dimension der nt.lichen Texte als Zeugnisse des Glaubens, die wiederum ⇒ Glauben erwecken wollen, nicht gerecht werden kann, ergibt sich das Bemühen, den seit der Aufklärung vernachlässigten Bezug der Bibelexegese auf Glauben und Lehre der Kirche wieder zu verstärken, u.a. durch Berücksichtigung der altkirchl. Auslegungstradition und der Wirkungsgeschichte der Texte.
Ja - stimmt. - Aber sei doch nicht naiv. - Was hier als "verbreitete Einsicht" dargestellt ist, wird in dem, was an der Oberfläche der Gesellschaft via Medien ankommt, interpretiert als:
1) Nur unsere wissenschaftliche Methodik kann Ergebnisse bringen.
2) Natürlich sind wir tolerant in Bezug auf Glaubens-Sachen.

Beispiel:
1) 2+2= 4
2) Wenn Andreas zuhause meint, dass es nicht 4, sondern 12,5 ist, sind wir tolerant - aber wir können es selbstverständlich nicht auf UNSEREM Niveau akzeptieren.

Das heißt: Natürlich gibt es LÄNGST die von Dir zitierte "verbreitete Einsicht" (nach meinen Quellen ca. seit den 70er Jahren), aber diese Einsicht wird ins Un-Wissenschaftliche, also Un-Reale geschickt - zumindestens in der Darstellung nach außen. - Dass ECHTE Profis wissen, dass es anders ist, ist irrelevant - sie haben keine Lobby.

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:24
Und komm mir jetzt nicht wieder mit unseren Superathies und ihrem "Jesus hatte eine Naherwartung" weil das eine andere Baustelle ist: Jesu Leben Forschung ist nicht HKE.
Das musst Du noch mal erläutern. Nach MEINEM Verständnis ist Jesu WIRKLICHE Haltung zur Naherwartung Teil von "Jesu Leben" und ist ebenfalls Teil der HKE, wenn man diese Naherwartung biblisch ableitet. - Was meinst DU?

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:24
Keinem Theologen ist es verboten eine Exegese eines Textes zu machen, die dogmatisch motiviert wäre, wie zum Beispiel eine kanonische Exegese. Aber von jedem wird gefordert sich zu Beginn seiner Arbeit den Fragestellungen der historisch-kritischen Methode zu stellen und sie auf diesen Text bezogen zu beantworten, so gut dies möglich ist.
"Sich zu stellen" heißt AUCH, zu akzeptieren oder zu verwerfen. - Niemand sagt dabei, dass die HKE "der Chef" ist, wenn es um spirituelle biblische Fragen geht - oder doch?

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Andreas
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#1032 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Mi 24. Apr 2019, 17:27

closs hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:16
Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 12:27
Mitreden zu können und dabei auch ernst genommen zu werden.
Überfordert bin ich, wenn Du "HKE" und "historische Bibelwissenschaften" gegenüberstellst - wir haben dies zu meiner Zeit NICHT unterschieden, was (dies gestehe ich gerne ein) unserem mäßigen Interesse an wissenschafts-theoretischen Fragen geschuldet sein mag.
Ich habe HKE und historische Bibelwissenschaften niemals gegenübergestellt. Das müsstest du mir zeigen. Ich habe immer ganz oben die Theologie, darunter Historische Theologie, Systematische Theologie und Praktische Theologie angeordnet. Unterhalb der Historischen Theologie, die Fächer, historische Bibelwissenschaften darunter Altes Testament, Neues Testament, Einleitungswissenschaft. Dazu braucht man das Handwerkszeug: Althebräisch, Altgriechisch, Latein ist von Vorteil, manche lernen noch die eine oder andere Altorientalische Sprache und Schrift, Historisch-Kritische Methodenlehre und Exegese.
Dann gibt es in der Historischen Theologie neben den Bibelwissenschaften noch Kirchengeschichte, Religionsgeschichte, Leben Jesu Forschung usw. Alles zusammen ist heutzutage die Theologie.
In der Theologie sind die Grenzen dieser Kategorien oft fließend, sich überlappend und ergänzend. Außerdem wird interdisziplinär gearbeitet, denn ein Theologe lernt bei seiner Ausbildung ja alles was zur Theologie gehört. Auch wenn er sich spezialisiert, bleibt er EIN Theologe der die Theologie betreibt, und sich zu allen Kategorien der Theologie äußern darf.

So nun zu Theißen:
Er ist evangelischer Theologe und Pastor (hat all das oben erwähnte gelernt auch sein Handwerkszeug HKM und ist natürlich in der Lage eine HKE, eine Auslegung eines einzelnen Textes, biblisch oder außerbiblisch zu machen). Er ist (emeritierter) Professor für Neues Testament. Das ist sein Spezialgebiet. Sein Buch "Der Historische Jesus" ist ein Lehrbuch zur Leben Jesu Forschung, die, wie oben erwähnt auch eine Historisch Theologische Veranstaltung ist. Da ist natürlich von Vorteil, dass er Neutestamentler ist.

closs hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:16
- Aber sag DUU uns, was Unterschiedliches rauskommt, wenn man es so machst, wie DUU empfiehlst. - Spricht Theißen als Bibel-Wissenschaftler oder als HKE-ler (ich habe ihn immer als letzteres gesehen und sein Gebiet als TEIL von ersterem verstanden).
Es gibt keine HKE-ler in deinem Sinne. Es gibt nur Theologen, das sind diese Fuzzies die sich mit der Rede von Gott beschäftigen. Manche davon haben sich darauf spezialisiert von einzelnen Texten Exegesen zu machen. Klaus Berger ist so einer, deswegen hat er mit seiner Frau Christiane Nord das "Neue Testament und frühchristliche Schriften" auch bekannt unter dem Namen Berger/Nord-NT gemacht. HKE gehört zum Handwerkszeug jedes Theologen, so wie der professionelle Umgang mit dem Kochmesser zum Handwerkszeug eines Koches gehört.

closs hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:16
Was Deine Feststellung betrifft in Bezug auf Erkenntnisse über die damalige Zeit, die man vor meinetwegen 500 Jahren NICHT hatte, müsste geklärt werden, inwieweit diese substantiell in Bezug auf spirituelle Inhalte der Bibel relevant sind - Tendenz NEIN.
Wieso Nein? Auch Jesus war ein Kind seiner Zeit, das sich gegen den Zeitgeist seiner Zeit auflehnte und sich wie du über das 21. Jahrhundert darüber beklagte, dass das 1. Jahrhundert geistig-substanziell verarmt war. Wenn man Texte des NT verstehen will, die ja von substanziellen Dingen für Christen handeln, sind auch die sich damals schnell wandelnden politischen und religiösen Umstände von Bedeutung. Immerhin trennte sich, verkürzt ausgedrückt, das Christentum vom Judentum, gab es während der Abfassung des NT Krieg und der Tempel wurde von den Römern zerstört und es gab hie und da die ersten Christenverfolgungen > Saulus, das hörte ja nicht auf nur weil Paulus damit aufhörte.

closs hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:16
Aber ich kann Dir nicht ersparen, dass ich bei Dir keine konstruktive Grundhaltung wahrnehmen kann - liegt das nur an mir?
Ach was. Da finden sich hier sicher noch einige andere Geschwister im Glauben, die mich als Antichrist wahrnehmen. Man kann's halt nicht allen Recht machen. Ich bin bestimmt ein komischer Vogel einer vermutlich ebenso seltenen Art wie du.

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Andreas
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#1033 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Mi 24. Apr 2019, 18:53

closs hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:58
Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:24
Nein, das tut sie nicht, das behauptest du nur immer - und das ist nachweislich falsch
Moment: Mit "Gegengruppe" meine ich DIEJENIGEN, die öffentlich den von mit geschilderten Eindruck erwecken wollen.
Ach so DIE. Ja, mei. Lass sie doch, wenn's ihnen Spaß macht. Du verbreitest doch auch, was du willst.


closs hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:58
Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:24
Aus der verbreiteten Einsicht, daß eine ausschließlich hist.-kritisch ausgerichtete Bibelexegese der zentralen Dimension der nt.lichen Texte als Zeugnisse des Glaubens, die wiederum ⇒ Glauben erwecken wollen, nicht gerecht werden kann, ergibt sich das Bemühen, den seit der Aufklärung vernachlässigten Bezug der Bibelexegese auf Glauben und Lehre der Kirche wieder zu verstärken, u.a. durch Berücksichtigung der altkirchl. Auslegungstradition und der Wirkungsgeschichte der Texte.
Ja - stimmt. - Aber sei doch nicht naiv. - Was hier als "verbreitete Einsicht" dargestellt ist, wird in dem, was an der Oberfläche der Gesellschaft via Medien ankommt, interpretiert als:
1) Nur unsere wissenschaftliche Methodik kann Ergebnisse bringen.
2) Natürlich sind wir tolerant in Bezug auf Glaubens-Sachen.

Beispiel:
1) 2+2= 4
2) Wenn Andreas zuhause meint, dass es nicht 4, sondern 12,5 ist, sind wir tolerant - aber wir können es selbstverständlich nicht auf UNSEREM Niveau akzeptieren.

Das heißt: Natürlich gibt es LÄNGST die von Dir zitierte "verbreitete Einsicht" (nach meinen Quellen ca. seit den 70er Jahren), aber diese Einsicht wird ins Un-Wissenschaftliche, also Un-Reale geschickt - zumindestens in der Darstellung nach außen. - Dass ECHTE Profis wissen, dass es anders ist, ist irrelevant - sie haben keine Lobby.
Doch, mich. Da sind halt in erster Linie die beiden Großkirchen und Universitäten schuld, wenn sie ihre Schäfchen nicht darüber in Kenntnis setzen, was Theologie ist, miserable Öffentlichkeitsarbeit und Public Relation für sich machen. Die bräuchten halt so einen aktiven Frontman wie den Harry Lesch der Astrophysik. Die christlichen Fundametnalisten sind da leider medial viel aktiver mit ihrer Desinformations-Propaganda gegen die Historische Theologie.

closs hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:58
Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:24
Und komm mir jetzt nicht wieder mit unseren Superathies und ihrem "Jesus hatte eine Naherwartung" weil das eine andere Baustelle ist: Jesu Leben Forschung ist nicht HKE.
Das musst Du noch mal erläutern. Nach MEINEM Verständnis ist Jesu WIRKLICHE Haltung zur Naherwartung Teil von "Jesu Leben" und ist ebenfalls Teil der HKE, wenn man diese Naherwartung biblisch ableitet. - Was meinst DU?
Niemand weiß, wie Jesu WIRKLICHE Haltung zur Naherwartung war. Der historisch rekonstruierte Jesus ist ja nicht der WIRKLICHE Jesus, so wenig wie der kerygmatische Jesus der WIRKLICHE Jesus ist, so wenig wie der markinische Jesus der WIRKLICHE Jesus ist, so wenig der lukanische, matthäische oder johannäische oder paulinische Jesus, der WIRKLICHE Jesus ist. Der WIRKLICHE Jesus ist tot. Ich meine den haben Profis gekreuzigt. An den Auferstandenen Christus glauben wir - was immer das bedeuten mag. Das ist eine Sache der Interpretation, da gehen die Meinungen auseinander, weil halt niemand weiß, wie es im Himmel WIRKLICH zugeht, falls es einen Himmel WIRKLICH gibt. Muss ich nicht wissen, darf es glauben, so wie sich mir das halt grade erschließt, das ändert sich immer wieder mal. Is halt so, stört mich auch nicht weiter.

closs hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:58
Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:24
Keinem Theologen ist es verboten eine Exegese eines Textes zu machen, die dogmatisch motiviert wäre, wie zum Beispiel eine kanonische Exegese. Aber von jedem wird gefordert sich zu Beginn seiner Arbeit den Fragestellungen der historisch-kritischen Methode zu stellen und sie auf diesen Text bezogen zu beantworten, so gut dies möglich ist.
"Sich zu stellen" heißt AUCH, zu akzeptieren oder zu verwerfen.
Nein. Komm mal endlich von dem totgerittenen Pferd "Jesus hatte eine Naherwartung" runter. Keine dieser Fragestellungen lautet: Hatte Jesus eine Naherwartung? War Jesus "nur" Mensch oder auch göttlich? Gibt es Gott? Was glauben wir? Wie oder was ist die Wirklichkeit?
Da gibt es nichts zu akzeptieren oder zu verwerfen, sondern die folgenden Fragen soweit möglich zu beantworten. Das sind ganz normale unspektakuläre, sachliche Fragen, die etwas mit dem TEXT und der historischen Situation der Abfassungszeit zu tun haben.

Diese vorgegebenen Fragestellungen der historisch-kritischen Methode der Textauslegung (HKM) beziehen sich jeweils nur auf EINZELNE TEXTE und nicht auf das NT oder "die Bibel" in ihrer Gesamtheit oder dogmatische Themen. Muss nicht ein Bibeltext, kann ein sumerischer Text, auch Goethes Faust, oder dieser Beitrag sein. Irgendein Text halt. Hier sind die Fragen natürlich ein wenig auf das AT zugeschnitten, weil es halt für angehende Alttestamentler geschrieben wurde.

Historisch Kritische Methodenschritte der Textauslegung
Nach Uwe Becker, Exegese des alten Testaments, dritte Auflage 2011, S. 8-9, von mir maximal komprimiert.
Prof. Dr. Uwe Becker ist evangelischer Theologe an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Lehrstuhl für Altes Testament.


Fragen nach der Textgeschichte

Textkritik
Was ist das für ein Text? Ausgabe des Druckes, sein Alter? Ausgehend von welchen Handschriften und deren Zuverlässigkeit? Nähe zur "Urfassung" und seine Entstehungszeit? Sprache hebr. aram. griech.?

Literarkritik
Eingebundenheit in größeren literarischen Zusammenhang? Text als Ganzes in sich selbst als Einheit verständlich? Spannungsbogen? Von einer Hand? Verarbeitete Quellen? Redaktionelle Bearbeitungen? Literarische Schichten?

Überlieferungsgeschichte
Mündliche Vorstufen? Anlass und Motivation der Verschriftlichung?

Redaktionsgeschichte
Werdegang bis zur Endgestalt des Textes? Motive und Intentionen der verschiedenen Redaktionsprozesse? Datierung der Redaktionsstufen in der Zeitgeschichte? Wachstum im Bezug zur Theologiegeschichte?

Fragen nach der Gestaltung der Texte

Formgeschichte
Textform bzw. Textgattung durch individuelle sprachliche Äußerung oder durch bestimmte Sprachkonventionen ausgestaltet? Lebenszusammenhang des Textes erkennbar?

Traditionsgeschichte
Geistige Heimat der Verfasser? Geistes-, theologie- oder religionsgeschichtliche Prägung ihrer Vorstellungswelt? Soziales Milieu der Verfasser? Angehöriger des Hofes, Priester, General, Rechtsgelehrter, Weisheitslehrer?

closs hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:58
- Niemand sagt dabei, dass die HKE "der Chef" ist, wenn es um spirituelle biblische Fragen geht - oder doch?
Doch, doch unsere Superathies. Aber die sind ja schließlich die Lobbyisten der Giordano Bruno Siftung, der Brights usw. Die müssen das sagen.

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#1034 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Mi 24. Apr 2019, 20:01

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 17:27
Er ist evangelischer Theologe und Pastor (hat all das oben erwähnte gelernt auch sein Handwerkszeug HKM und ist natürlich in der Lage eine HKE, eine Auslegung eines einzelnen Textes, biblisch oder außerbiblisch zu machen).
Bis hierher alles normal und klar und auch nach meinem bisherigen Verständnis nicht neu.

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 17:27
Es gibt keine HKE-ler in deinem Sinne.
:?: Das verstehe ich nicht. - Wenn Theißen zu seinem berühmten Naherwartungs-Schluss kommt, dann tut er das doch im Rahmen der HKE, oder nicht? - Dass diese dabei Teil der Historischen Theologie ist, ändert das doch nicht, oder?

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 17:27
HKE gehört zum Handwerkszeug jedes Theologen, so wie der professionelle Umgang mit dem Kochmesser zum Handwerkszeug eines Koches gehört.
1) Heißt dies, dass Du mir folgen würdest, dass auch meinetwegen ein kerygmatiker die Bibel selbständig auslegt?
2) Sind wir uns einig, dass "HKE können" NICHT heißt, eine Auslegung mit rein säkularen Vorannahmen über das innere, spirituelle Verständnis von Bibel-Texten zuu stellen?

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 17:27
Wieso Nein? Auch Jesus war ein Kind seiner Zeit, das sich gegen den Zeitgeist seiner Zeit auflehnte und sich wie du über das 21. Jahrhundert darüber beklagte, dass das 1. Jahrhundert geistig-substanziell verarmt war.
OK - wenn Du dieses gesellschaftliche Hintergrunds-Rauschen meinst, ja. - Ich würde das von Dir Genannte aber nicht als etwas bezeichnen, was bspw. die Dogmen verändert hätte, wäre es den Dogmen-Machern im Lauf der nachchristliche Zeit bekannt gewesen - das sind erhellende Nebenerscheinungen, aber keine spirituell entscheidende Aussagen.

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 17:27
Da finden sich hier sicher noch einige andere Geschwister im Glauben, die mich als Antichrist wahrnehmen.
Antichrist bist Du NICHT - Du bist eher ein zorniger alter Mann (was ich gelegentlich ebenfalls bin), der mehr anklagt als klärt.

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 18:53
Ach so DIE. Ja, mei. Lass sie doch, wenn's ihnen Spaß macht. Du verbreitest doch auch, was du willst.
Moment: Wir reden hier von einer gesellschaftlich meinungsbildenden Gruppierung, deren Gerede so sehr geglaubt wird, dass nachwachsende Theologen solches zur Grundlage ihres Theologie-Studiums und dessen Verständnis machen - trojanisches Pferd/Antichrist - DA zielt Ratzinger hin. - Er zielt GANZ bestimmt nicht auf seine eigenen Texte von 1993, sondern deren Verständnis-Entstellung.

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 18:53
Da sind halt in erster Linie die beiden Großkirchen und Universitäten schuld, wenn sie ihre Schäfchen nicht darüber in Kenntnis setzen, was Theologie ist, miserable Öffentlichkeitsarbeit und Public Relation für sich machen.
Das wäre ein dickes Brett, weil man dann gegen des vorherrschende Framing der "freien" MEdien angehen müsste. - Ob es gut oder schlecht ist: Kirchen neigen in solchen Fällen eher zum Schweigen und Aussitzen - und schlagen irgendwann brutal zurück, wenn keiner mehr damit rechnet.

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 18:53
Der historisch rekonstruierte Jesus ist ja nicht der WIRKLICHE Jesus, so wenig wie der kerygmatische Jesus der WIRKLICHE Jesus ist, so wenig wie der markinische Jesus der WIRKLICHE Jesus ist, so wenig der lukanische, matthäische oder johannäische oder paulinische Jesus, der WIRKLICHE Jesus ist. Der WIRKLICHE Jesus ist tot. I
Einverstanden. - Wissenschaftler würden sagen, dass Wissenschaft Beobachtungen und Modelle korrelliert und nicht Beobachtungen und Wirklichkeit. - Man "widerlegt" also immer nur Modelle - das wird gerne übersehen oder ignoriert.

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 18:53
Das ist eine Sache der Interpretation, da gehen die Meinungen auseinander, weil halt niemand weiß, wie es im Himmel WIRKLICH zugeht
Alles gut - ABER: Natürlich bemüht sich Glaube, seine Authentizität zur Geschichte zu begründen. - Und deshalb legt man in der Theologie die Bibel aus nach dem Motto: "WENN unsere spirituellen und geschichtlich möglichen Vorannahmen wahr sind, DANN ist es am plausibelsten, 'Naherwartung' 'so' auszulegen".

Jetzt haben wir natürlich das Problem, dass HKE ja ein TEIL der Theologie ist und eine ANDERE Vorannahme-Struktur hat als die eben von mir genannte spirituell gestützte Exegese. - MEINE Behauptung (die Du kennst) ist, dass die HKE mangels einschlägiger Vorannahmen NICHT in spirituelle Fragen der Bibel eingreifen kann, sondern nur spirituell ausgerichtete Exegesen.

Wie machst Du das? - Wie nimmst Du einerseits zur Kenntnis, dass es eine säkular begründete Exegese gibt (als sei die Bibel ein normaler antiker Text) und dass es die spirituell begründete Exegese ist, die erst das Christentum begründen kann? - Haben wir verschiedene Formen der Exegese in der Theologie? - ODer würdest Du nur die HKE als Exegese bezeichnen und die Grundlage für spirituelle SChlussfolgerungen unter dem Begriff "Hermeneutik" ansiedeln (so haben wir es früher gemacht)? - Ich weiß echt nicht, wie man dieses INHALTLICHE (!) Problem heute löst.

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 18:53
Nein. Komm mal endlich von dem totgerittenen Pferd "Jesus hatte eine Naherwartung" runter. Keine dieser Fragestellungen lautet: Hatte Jesus eine Naherwartung? War Jesus "nur" Mensch oder auch göttlich? Gibt es Gott?
Da gibt es nichts zu akzeptieren oder zu verwerfen, sondern die folgenden Fragen soweit möglich zu beantworten. Das sind ganz normale unspektakuläre, sachliche Fragen, die etwas mit dem TEXT und der historischen Situation zu tun haben.
Da machst Du es Dir etwas zu leicht. - Denn das, was Du hier als "folgende Fragen" zitierst, ist exakt das, was WIR unter HKE gelernt haben - als reine Grundlagenarbeit, BEVOR man fragt: "Was bedeutet das eigentlich spirituell alias substantiell ergo wirklich?"

Heute wird HKE aber so interpretiert, als sei SIE es, die (auch noch als Einzige) die Antwort geben darf auf die Frage: "Was bedeutet das wirklich?". ---- Deine Aufzählung in Ehren (zumal es von jeher die meinige ist). - So ist aber die Welt nicht mehr.

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 18:53
Doch, doch unsere Superathies. Aber die sind ja schließlich die Lobbyisten der Giordano Bruno Siftung, der Brights usw. Die müssen das sagen.
Das wäre ja noch harmlos. - Aber sie zitieren eine Haltung, die wie ein Trojanisches Pferd in die Theologie eingefallen ist. Auch ich kann inzwischen bestätigen, dass es immer mehr Null-Geist-Theologen gibt, die unter vollkommen falschen Gesichtspunkten in die Theologie hineingekommen sind und jetzt ihr Unwesen dort treiben. ---- Ich erwarte, dass die Kirchen das irgendwann in den Griff kriegen, indem sie "Religions-Geschichte" und "Theologie" schärfer trennen ("Du bist bei uns nicht geeignet - geh in den Studiengang 'Religions-Geschichte' ") - ODER dass es in den nächsten Jahrzehnten ein neues Studienfach namens "theologische Theologie" :o :lol: gibt (man wird es anders nennen). - IRgendwas wird passieren.

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#1035 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von SilverBullet » Mi 24. Apr 2019, 21:15

“closs“ hat geschrieben:Auch ich kann inzwischen bestätigen, dass es immer mehr Null-Geist-Theologen gibt, die unter vollkommen falschen Gesichtspunkten in die Theologie hineingekommen sind und jetzt ihr Unwesen dort treiben.
Theologen sind immer noch Theologen – genau das ist der springende Punkt an der HKE, die eben nicht einfach nur die HKM angewandt auf antike Texte ist.

“closs“ hat geschrieben:IRgendwas wird passieren
„Irgendwas“ ist gut - „Gläubige“ sind da nicht sonderlich einfallsreich.
Sobald sich genug Für- und Wider-Sportler eingefunden haben, wird eine „neue Konfession“ auf der Bühne auftauchen.
Nicht vergessen, es gibt hierfür bereits 42.000 Beispiele…

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#1036 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » Mi 24. Apr 2019, 22:12

Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 18:53
closs hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 16:58
- Niemand sagt dabei, dass die HKE "der Chef" ist, wenn es um spirituelle biblische Fragen geht - oder doch?
Doch, doch unsere Superathies. Aber die sind ja schließlich die Lobbyisten der Giordano Bruno Siftung, der Brights usw. Die müssen das sagen.
Die HKE beschäftigt sich inhaltlich NICHT mit dem Wahrheitsgehalt spiritueller Aussagen in der Bibel, weil sie aus wissenschaftlicher Sicht dazu nichts beitragen kann. Mit spirituellen Glaubensfragen hat sie nichts am Hut. Auch die "Superathies" nicht. :)

Ob sich Jesus in seiner Naherwartung, die er unbestritten hatte, geirrt hat, ist keine spirituelle (wie Closs irrtümlich behauptet), son-
dern eine historische Frage, die von den historisch-kritisch forschenden Neutestamentlern selbstverständlich angegangen und nahezu einvernehmlich beantwortet worden ist.


Dann kommt unser Closs, tritt trotzig mit dem Fuß auf den Boden und empört sich lauthals: "Kompetenzüberschreitung. Die dürfen das gar nicht." Wer nimmt sowas ernst? Selbst Ratzinger hat den Neutestamentlern niemals Kompetenzüberschreitung vorgeworfen. Im Gegenteil. In seinem Jesusbuch beklagt er sich über eine historisch-kritische Methode, "in der Gott nichts sagt und nichts zu sagen hat."

Teufel aber auch. :devil:

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#1037 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Mi 24. Apr 2019, 22:46

Münek hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 22:12
Dann kommt unser Closs, tritt trotzig mit dem Fuß auf den Boden und empört sich lauthals: "Kompetenzüberschreitung. Die dürfen das gar nicht."
Der Tatsachen-Satz "Jesus HATTE eine Naherwartung (im Verständnis von Münek)" geht nicht, weil sie so interpretiert werden kann, wie Thaddäus es tut, nämlich als "Faktum" ("Wenn die HKE das sagt, dann ist dies als historische Tatsache zu verstehen, wozu es nur den Quellen-Vorbehalt gibt").

NEIN, es ist KEIN historisches Faktum, sondern eine Schlussfolgerung aus Vorannahmen, die die Theologie für spirituelle Fragestellungen nicht teilt. - Ob Du das jetzt "Kompetenzüberschreitung" oder "hermeneutische Aussage auf Basis entsprechender Vorannahmen" genannt haben willst, ist irrelevant. - Relevant ist, dass Thaddäus' Meinung dazu (die Du nach meiner Erinnerung teilst) prinzipiell FALSCH ist: Aussagen sind NICHT Fakten, nur weil sie nach hermeneutischer Annahme x folgerichtig sind - da liegt der Kardinal-Fehler.

Und jetzt kommst Du mit einer Antwort, NACHDEM Du dies inhaltlich verarbeitet hast.

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#1038 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Do 25. Apr 2019, 00:17

closs hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 20:01
Andreas hat geschrieben:
Mi 24. Apr 2019, 17:27
Es gibt keine HKE-ler in deinem Sinne.
:?: Das verstehe ich nicht.
Das ist dann wohl so. Die Historisch kritische Methode der Textauslegung lernt jeder Theologe, so wie jeder Bundeswehrsoldat lernt, sein Gewehr zu zerlegen und zu reinigen. Historisch Kritische Exegesen macht jeder Theologe während seinem Studium, wie jeder Bundeswehrsoldat während seiner Grundausbildung mit vollem Kampfgepäck 20 km marschieren muss, so wie jeder Koch in seiner Lehre mir dem Kochmesser Zwiebeln würfeln muss, so wie jeder Fahrschüler rückwärts einparken muss, so wie jeder Grundschüler das Einmaleins können muss, so wie jeder Bäcker Bretzeln formen muss, so wie jeder Informatiker programmieren können muss, so wie jeder Taucher seine Dekompressionszeiten kennen muss, so wie jeder Physiker seine Mathematik beherrschen muss.

Was ist daran so schwer zu verstehen? Alle Theologen der Großkirchen währen demnach "HKE-ler", auch Berger, auch jeder Dogmatiker, jeder Pastor, jeder Pfarrer, jeder Diakon, jeder zukünftige Papst. Welcher Theologe nennt sich "HKE-ler". Keiner. Warum nicht? Weil Theologen Althebräisch und Altgriechisch können müssen - aber nicht Closseranto. Den Begriff "HKE-ler" hat vermutlich noch nie ein Theologe gehört, weil das deine unverbesserliche Irrrnissswirrrniss ist. Orwell lässt grüßen.

Ich geb's auf. Nenne HKE und HKE-ler was und wen immer du willst und werde glücklich damit. Mach ne Entziehungskur mit Entgiftung weil dir unsere Superathies schon aus jeder Pore raus kommen, und Lies Theißen wenn du dein Naherwartungstrauma los werden willst. Ich habe fertig.

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#1039 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Do 25. Apr 2019, 00:35

Andreas hat geschrieben:
Do 25. Apr 2019, 00:17
Was ist daran so schwer zu verstehen? Alle Theologen der Großkirchen währen demnach "HKE-ler", auch Berger, auch jeder Dogmatiker, jeder Pastor, jeder Pfarrer, jeder Diakon, jeder zukünftige Papst. Welcher Theologe nennt sich "HKE-ler". Keiner.
Du korinthen-kackst jetzt. - Deine Antwort sagt doch GAR nichts darüber aus, was am Ende rauskommt. - Und NOCHMALS: DEINE Aufzählung dessen, was HKE ist, ist doch nicht das Problem - das PRoblem ist, dass Deine Aufzählung bei dem Problem, um das es in den endlosen Diskussionen geht, nichts wert ist, weil es bei unserem Problem um den Deutungs-Hoheits-Anspruch geht.

Erneut: Ratzinger lässt seinen Antichrist nicht raus, weil Andreas feststellt, dass Theologien die historisch-kritische Methodik kennen. - Das Problem ist, dass diese Theologen in großer Anzahl vom Glauben abfallen, weil sie HKE in ihrem Stellenwert missverstehen. - Du bist lange noch nicht da, wo ich argumentativ bin.

Andreas hat geschrieben:
Do 25. Apr 2019, 00:17
Den Begriff "HKE-ler" hat vermutlich noch nie ein Theologe gehört, weil das deine unverbesserliche Irrrnissswirrrniss ist. Orwell lässt grüßen.
HKE-ler ist eine Abkürzung dieses Forums für Leute, die die Bibel mit Deutungshoheits-Anspruch auslegen - solche Leute gibt es. - Du zeichnest ein naives Bild voll an der Realität vorbei - und ja: Was Du sagst, kenne ich von früher - so sollte es sein. - Und jetzt?

Andreas hat geschrieben:
Do 25. Apr 2019, 00:17
Ich habe fertig.
Du hast auffallenderweise gerne dann fertig, wenn man Dir konkrete Fragen stellt und Deine Nörgel-Uhr abgelaufen ist.

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#1040 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Do 25. Apr 2019, 01:24

closs hat geschrieben:
Do 25. Apr 2019, 00:35
HKE-ler ist eine Abkürzung dieses Forums für Leute, die die Bibel mit Deutungshoheits-Anspruch auslegen - solche Leute gibt es. -Du zeichnest ein naives Bild voll an der Realität vorbei
:lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: Das ist ja ganz was Neues :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: Oh, mein Gott! :lol: :lol: :lol: :lol: das hat's früher nicht gegeben :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: erst seit es die HKE-ler jibbt :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: In den letzten 2000 Jahren wurde die Bibel immer nur mit Deutungshoheits-Anspruch ausgelegt :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: nur von dir mit deinem kategorischen Indikativ nicht. :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: ICH zeichne ein naives Bild :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: voll an der Realität vorbei :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: ich schmeiß mich wech :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: Hier lieg ich nun - und kann nicht anders :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

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