Vielleicht verstehst du die Katholiken etwas besser, wenn ich versuche, dir zu beschreiben, wie ein Katholik seine Kirche erlebt. Das ist natürlich subjektiv und aus der Erinnerung beschrieben. Und ich spreche jetzt auch nicht von Schönstatt oder so, sondern von einem normalen Gottesdienst, allerdings nicht im Mai oder zu diversen anderen speziellen Terminen.
Zunächst muss man klar unterscheiden zwischen der persönlichen Erfahrung und dem ideologischen Lehrgebäude, das darüber steht.
Wenn du einen evangelischen Gottesdienst besuchst: Denkst du dann daran, auf welchem geistlichen Fundament die Gemeinde steht? Oder gehst du nicht vielmehr einfach hin und lässt das, was du erlebst, auf dich wirken?
Eine katholische Kirche ist doch keine Moschee. Von daher sind die Berührungsängste mancher evangelikaler Christen grundlos übertrieben.
Was mir als erstes in den Sinn kommt, wenn ich an die verschiedenen katholischen Gemeinden denke, in denen ich zu Gast war: Das ist ein
Bethaus. Du trittst ein und da ist Ruhe, da ist Stille.
Ein hoher Raum, irgendwie geprägt von den Gebeten, die darin gesprochen und gedacht wurden, so empfindet man es. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass Gott da ist. Damit meine ich garantiert nicht das Brot im Tabernakel. Ich glaube nicht an einen Gott, der sich einsperren lässt.
Da ist eine Atmosphäre, die dem Menschen vermittelt: du bist ein kleiner Mensch und
Gott ist groß. Sei still und höre, was Er dir zu sagen hat. Demütige dich vor ihm und warte auf ihn.
Ich kenne keine einzige KK, in welcher der Gottesdienstraum bei Bedarf umgewandelt wird in einen Gemeinderaum zum Feiern, wie das in einigen Freikirchen der Fall ist. Die Kirche ist und bleibt ein
Bethaus und das finde ich
gut. Für zwischenmenschliche Begegnungen gibt es andere Räumlichkeiten.
(Jetzt werden manche Freikirchler mich wieder zerreissen... na dann macht mal, ich bin es langsam gewöhnt... es ist eh alles nur Sückwerk hier auf der Erde, weshalb sollte ich eine Ausnahme machen? )
Katholische Kirchen sind meistens geöffnet, so dass man hinein kann, wenn man das Bedürfnis danach hat. Ein wenig Stille tanken, ein wenig ruhen in seiner Gegenwart. Die evangelischen Kirchen sind meistens verschlossen.
Es gibt in der KK auch viel
Weisheit. Wer sie
versteht, der hat etwas davon.
Nur in einer einzigen der Freikirchen, die ich länger besucht habe war wirklich Stille im Gottesdienstraum (Baptisten, Brüdergemeinde). Ansonsten war es üblich, sich zu begrüßen und über alles Mögliche miteinander zu reden, vorher und hinterher, und in solch einer Atmosphäre kann ich mich nicht auf Gott konzentrieren. Man stürzt dann so unvermittelt in den Gottesdienst.
Sogar, wenn bereits das Vorspiel eingesetzt hatte war teilweise noch Unruhe. In meiner Zeit als Organist in einer evangelischen Freikirche löste ich das Problem dann so, dass ich "Maulstopferstückle" als Vorspiel wählte. Lang und laut genug, sodass irgendwann einmal die Gespräche verstummten. Und ich drehte die Orgel voll auf.
Beschwerden gab es keine

. Jedenfalls nicht bei mir.