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#1 Bitterkeit - Verbitterung- Frust- Ausrichtung auf das Negative

Verfasst: Di 11. Sep 2018, 14:42
von Helmuth
abgetrennt aus: Diskussionskultur
Magdalena61 hat geschrieben: Wir sollten uns einmal über das Thema "Bitterkeit" unterhalten. Was ist Bitterkeit, wie entsteht sie und was kann bzw. muss man tun, um nicht verbittert zu werden bzw. falls dies bereits der Fall ist, die Bitterkeit wieder los zu werden.
Das kann man im Sinne diesesThreads gleich hier behandeln. Bitterkeit ist ein klarer Dämpfer der Gesprächskultur. Die Schrift sagt, man soll eine solche Pflanze nicht wachsen lassen, denn sie beunruhigt und verunreinigt andere.

#2 Bitterkeit - Verbitterung- Frust- Ausrichtung auf das Negative

Verfasst: Mo 17. Sep 2018, 01:18
von Magdalena61
Ja, dann wollen wir mal. Bearbeiten. :) Ich find's schon wichtig, sich über das Thema Gedanken zu machen. Damit, dass man sagt: "Sieh zu, dass du deine Verbitterung los wirst, sonst kriegst du Probleme mit Gott und im ungünstigen Fall riskierst du sogar dein Heil" ist einem Betroffenen nicht unbedingt geholfen.
Eingefahrene Verhaltensmuster verändern kann man nur, indem man sein Denken verändert. Vielleicht kann dieser Thread dazu beitragen.

Wenn wir nicht aufpassen und unser Gefühlsleben im Auge behalten, können wir bitter werden. Vielleicht hat uns jemand beleidigt. Dann können sich die verletzten Gefühle in Groll verwandeln. Anschließend beginnen wir, auf Rache zu sinnen. Wenn man solchen Gedanken nachhängt und darin schwelgt, können sie sich in Hass verkehren. Und schließlich kann Hass in Verbitterung umschlagen.

Christen müssen jegliches Gefühl des Hasses und der Verbitterung erkennen und überwinden. Beachten Sie diese Anweisung: „Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird, und seht darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade versäume, dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte und viele durch sie unrein werden" (Hebräer 12, 14-15).
...
Sogar Menschen, die sich als Christen bezeichnen, treten manchmal in die Falle, sich für eine Beleidigung oder Ungerechtigkeit zu rächen. Gott warnt uns jedoch vor einer solchen Einstellung: „Sprich nicht: ‚Ich will Böses vergelten!’ Harre des Herrn, der wird dir helfen" (Sprüche 20, 22).
Unser Herr und Heiland gab uns ein Vorbild, indem er „nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet" (1. Petrus 2, 23).

Beten Sie für Gottes Eingreifen – dass er sein gerechtes Gericht ausführen wird. Er wird vergelten, wenn es von Gott so gewollt ist. Christen sollten Rache niemals in die eigene Hand nehmen und sich so in satanische Hassgefühle begeben. Die Schrift warnt uns: „Denn wir kennen den, der gesagt hat: ‚Die Rache ist mein, ich will vergelten’, und wiederum: ‚Der Herr wird sein Volk richten’. Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen" (Hebräer 10, 30-31).

Christen sollen für ihre Feinde beten. Segnen Sie die, die Ihnen fluchen. Das ist der christliche Weg! Auf diese Weise können wir Satans ansteckende Einstellung des Hasses und der Bitterkeit überwinden.
Living Church of God
"Christen müssen... "--- erst einmal wollen.
Und zwar aus Überzeugung, und nicht, weil sie den Erwartungen ihres Umfelds entsprechen müssen oder weil sie meinen, Gott würde sie strafen, wenn sie sich nicht angepasst verhalten, obwohl sie sich insgeheim denken, Er habe für ihre Situation und für ihre Gefühle ebenso wenig Verständnis wie andere Leute.

Manch einer fühlt sich vielleicht als Looser, dem ständig etwas aufgezwungen wird, das ihm gegen den Strich geht.

Was haltet ihr von dieser Empfehlung: "Beten Sie für Gottes Eingreifen – dass er sein gerechtes Gericht ausführen wird. Er wird vergelten..."?

Manche Geschwister haben mir schon Unversöhnlichkeit vorgeworfen, weil ich, was bestimmte Ereignisse angeht, nicht davon abgehe, auf Gerechtigkeit zu bestehen und darum auch bete: "HERR, schaffe mir Recht!"
Den Ausgang überlasse ich Gott. Aber meine Meinung und meine Wünsche sage ich Ihm schon.

Und- wie gehen Nichtchristen mit erlebter Ungerechtigkeit und mit den daraus entstandenen Verletzungen um? Welche Möglichkeiten habt ihr für euch gefunden, belastende Erfahrungen zu kompensieren, damit in eurem Leben keine "bittere Wurzel" wächst?
LG

#3 Re: Bitterkeit - Verbitterung- Frust- Ausrichtung auf das Negative

Verfasst: Mo 17. Sep 2018, 07:03
von Helmuth
Magdalena61 hat geschrieben: Welche Möglichkeiten habt ihr für euch gefunden, belastende Erfahrungen zu kompensieren, damit in eurem Leben keine "bittere Wurzel" wächst?
Eine ist hier zu schreiben. Zu sehen was andere denken, die du nicht einmal kennst, wenn du ihnen einen Sachverhalt vorlegst. Unvoreingenommen und wertfrei. Wobei man wieder lernen muss, dass diese das gar nicht sind. ;)

Aber ein Aussprechen der Dinge, die einem belasten ist wichtig und richtig. In sich Hineinfressen lässt es drinnen wachsen und entädt sich an andere Stelle, und dann an denen womöglich, die damit gar nichts zu schaffen haben. Derjenige, an dem das Gewitter niedergeht weiß nicht wie ihm geschieht und warum überhaupt. "Ich hab dich doch nur was gefragt?" Er traf wohl den wunden Punkt ohne es zu wissen.

#4 Re: Bitterkeit - Verbitterung- Frust- Ausrichtung auf das Negative

Verfasst: Mo 17. Sep 2018, 09:02
von ThomasM
Magdalena61 hat geschrieben: Damit, dass man sagt: "Sieh zu, dass du deine Verbitterung los wirst, sonst kriegst du Probleme mit Gott und im ungünstigen Fall riskierst du sogar dein Heil" ist einem Betroffenen nicht unbedingt geholfen.
Stimmt, eine solche Aussage ist auch so ziemlich das Dämlichste, was jemand sagen kann und zeugt von einer Lieblosigkeit, die ihresgleichen sucht.

Bitterkeit ist zunächst einmal ein negatives Gefühl, das, wie andere negative Gefühle Hass, Neid oder Gehässigkeit, vor allem eines tut. Es sorgt dafür, dass man sich in seiner eigenen Negativität verliert, man konzentriert sich auf das Unrecht oder die böse Situation, in der man sich befindet und wird sie dadurch nicht los.
Mit Bitterkeit klammert man sich an das Negative und kultiviert es damit, macht es größer, bedeutender und lässt sich davon bestimmen.

Der einzige Weg, Bitterkeit loszuwerden ist Vergebung in dem Sinn, dass man das Negative weitergibt an Gott, der sich darum kümmern soll. Deshalb gibt es in der Bibel all die Aussagen, dass Gott für Gerechtigkeit sorgen wird. Man kann und darf das nicht selber tun.

Das kann man allerdings in der Regel nicht einfach "machen", sondern das ist ein teils langwieriger Prozess der Trauer, der Verarbeitung und der Erkenntnis. In schweren Fällen ist die Begleitung durch einen erfahrenen Therapeuten wesentlich.

#5 Re: Bitterkeit - Verbitterung- Frust- Ausrichtung auf das Negative

Verfasst: Mo 17. Sep 2018, 09:06
von Hemul
Helmuth hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben: Welche Möglichkeiten habt ihr für euch gefunden, belastende Erfahrungen zu kompensieren, damit in eurem Leben keine "bittere Wurzel" wächst?
Eine ist hier zu schreiben. Zu sehen was andere denken, die du nicht einmal kennst, wenn du ihnen einen Sachverhalt vorlegst. Unvoreingenommen und wertfrei. Wobei man wieder lernen muss, dass diese das gar nicht sind. ;)
Aber ein Aussprechen der Dinge, die einem belasten ist wichtig und richtig. In sich Hineinfressen lässt es drinnen wachsen und entädt sich an andere Stelle, und dann an denen womöglich, die damit gar nichts zu schaffen haben. Derjenige, an dem das Gewitter niedergeht weiß nicht wie ihm geschieht und warum überhaupt.
:thumbup: :clap:

#6 Re: Bitterkeit - Verbitterung- Frust- Ausrichtung auf das Negative

Verfasst: Mo 17. Sep 2018, 11:24
von Sola
Ich möchte noch anmerken, dass Druck da gar nichts bringt; dh sich selbst oder andere unter Druck zu setzen, dass "man als Christ" nicht bitter sein darf und nun das irgendwie verhindern muss oder loswerden, wenn es such schon festgesetzt hat.

Es ist besser, wenn man sich selbst hinterfragt, was eigentlich hinter dieser Bitterkeit steckt und warum einem bestimmte Äusserungen so unerträglich bitter aufstossen. Da kann man manchmal überraschende Entdeckungen machen über sich selbst ....
Und dann, wenn möglich, diese"Wurzel" anpacken, nicht an der Auswirkung arbeiten.
Denn dann verschwindet die Bitterkeit von allein, ganz natürlich, ohne Druck und ohne Krampf.

Und, wenn man etwa Negatives wegkriegen will, ist es immer die beste Option, denke ich, dem Guten und Positiven so viel Raum zu geben, dass für das Negative nichts mehr übrig bleibt. Ihm keine Nahrung zu geben, indem man bitteren Gedanken und dem, was die Bitternis ausgelöst hat, nachhängt und die Gedanken darum kreisen lässt.
Das, worauf man sich fokussiert - auch im dagegen ankämpfen - beherrscht automatisch die Gedanken und Gefühle. Und man kann es nicht einfach so loslassen und beiseite legen, wenn nichts anderes den Raum einnimmt.

#7 Re: Bitterkeit - Verbitterung- Frust- Ausrichtung auf das Negative

Verfasst: Mo 17. Sep 2018, 14:38
von Lena
Durch gedankliches wiederholen von negativen Erlebnissen und es immer wieder zu erzählen - lebt man in der Vergangenheit und ist darin gefangen. Die Gegenwart mit all ihren täglichen, positiven Erfahrungen, wird so in den Hintergrund verdrängt.

Wenn sich die Gedanken drehen
halte an bring sie zum stehen
Gott sein Dank


So heisst es in einem Lied.

Hilfreich ist ein Ja zu finden. Ein Ja zu seiner eigenen Lebensgeschichte, mit all ihren positiven und negativen Momenten. Aus der Vergangenheit lernen, aber nicht in ihr wandeln. Und wenn, dann versuchen die schönen Bilder hervorzuholen.

Anstatt einen Menschen zu tadeln, der in der Dunkelheit seines Gemütes steckt, könnte man ihm durch gute und positive Dinge, ein wenig Licht schenken. Wärme kann hartes und verbittertes zum schmelzen bringen und schmeckt süss.

Man sollte sich selber Sorge tragen. Zu lange in diesem Kerker gefangen wird Befreiung immer schwieriger.

Ein Trost bleibt: Bei Gott ist nichts unmöglich.

#8 Re: Bitterkeit - Verbitterung- Frust- Ausrichtung auf das Negative

Verfasst: Mo 17. Sep 2018, 15:32
von 1Johannes4
Hallo zusammen,

als ich meine Ausbildung in einem katholischen Krankenhaus machte, gab es dort zu jener Zeit noch Ordensschwestern. Die Einen waren freundlich, zumeist lächelnd und guten Willens in dem was sie taten und den Anderen merkte man die Verbitterung regelrecht an, sei es der Gesichtsausdruck, deren Unfreundlichkeit oder chronische Unzufriedenheit. Damals erklärte ich mir die Verbitterung damit, dass eine eventuelle anfängliche Begeisterung für das Leben als Nonne irgendwann nachließ und diejenigen vielleicht über längere Zeit ihr Leben nur als eine Pflicht betrachteten, der sie zu genügen hatten.

Wenn das Leben anders läuft, als man es sich anfangs womöglich vorstellt, kann man meiner Meinung nach in vergleichbare Fallen treten. Speziell dann, wenn man in einer Lebenssituation quasi hängen bleibt, die man aber auch als bloße Pflicht erlebt. Das könnte z.B. als Christ auch regelmäßige Freundlichkeit sein, wo man vielleicht lieber unfreundlich wäre. Oder dass man es satt hat die andere Wange hinzuhalten statt zu vergelten. Dass man lieber sein Geld wie die meisten Leute für eigene Interessen ausgeben möchte statt damit anderen zu helfen, die nicht mal dankbar dafür sind. Nur eine kleine Auswahl von Lebensweisen, wo man nicht mehr wirklich hinter dem steht, was man mal als Ideal für sich annahm.

In den helfenden Berufen gibt es ja bekanntlich auch den sogenannten Burnout, der häufig neben Erschöpfung auch zu Verbitterung führt. In der Regel kommt man aber da nicht mittels noch so gutgemeinter Ratschläge aus entsprechenden Teufelskreisläufen wieder raus - zumindest nicht so einfach wie es sich manche Ratgeber vorstellen. Denn häufig entsprechen solche Ratschläge vermutlich auch einem Vorgehen, das der Betroffene womöglich als verachtenswürdig an sich ablehnen würde - wie z.B. wenn einer solchen Ordensschwester ein anderes Aufgabenfeld oder anderer Beruf empfohlen würde.

Oder anders ausgedrückt: Verbitterung entsteht meiner Ansicht nach häufig da, wo Anspruch und erlebte Wirklichkeit zu weit auseinander klaffen und man mit dieser Diskrepanz nur schlecht umgehen kann.

Grüße,
Daniel.

#9 Re: Bitterkeit - Verbitterung- Frust- Ausrichtung auf das Negative

Verfasst: Mo 17. Sep 2018, 20:40
von JackSparrow
1Johannes4 hat geschrieben:Dass man lieber sein Geld wie die meisten Leute für eigene Interessen ausgeben möchte statt damit anderen zu helfen, die nicht mal dankbar dafür sind. Nur eine kleine Auswahl von Lebensweisen, wo man nicht mehr wirklich hinter dem steht, was man mal als Ideal für sich annahm.
Welches Ideal jemand für sich angenommen hat, erkennt man an seinen Taten.

Andererseits verfolgt man durch Heuchelei, wie sie von den diversen Religionen gefordert und gefördert wird, ja auch wieder ganz bestimmte individuelle Ziele: Wenn ich regelmäßig über "Nächstenliebe" fabuliere, um dadurch von meinen Mitmenschen für besonders fromm und erleuchtet gehalten zu werden, ist das ja ebenfalls ein legitimes Ideal - nur dass ich da als vorbildlicher Religionsanhänger eben nicht so direkt drüber reden darf.

#10 Re: Bitterkeit - Verbitterung- Frust- Ausrichtung auf das Negative

Verfasst: Mo 17. Sep 2018, 21:52
von SamuelB
Magdalena61 hat geschrieben:Und- wie gehen Nichtchristen mit erlebter Ungerechtigkeit und mit den daraus entstandenen Verletzungen um? Welche Möglichkeiten habt ihr für euch gefunden, belastende Erfahrungen zu kompensieren, damit in eurem Leben keine "bittere Wurzel" wächst?
LG
Nett, dass du fragst. :mrgreen:

Es kommt drauf an. Als Erstes versuchen, die Ungerechtigkeit aus der Welt zu schaffen.

Wenn das nicht möglich ist, evtl. abwarten. Ich habe es schon erlebt, dass Leute, die mir zu nahe getreten sind, wenig später persönliches Unglück erlitten, ohne dass ich was gemacht habe. Darüber kann ich mich dann freuen und bin zufrieden. Karma. Das wäre also Rache. Genau wie es demjenigen aktiv heimzuzahlen, von mir aus auch mit einem Fluch. Ich finde, damit sollte man nicht zu lange warten, weil es einem selbst schaden könnte, die Wut, die Enttäuschung, für einen größeren Zeitraum mit sich rumzuschleppen.

In dem Fall, wenn es einen schon in der Lebensqualität einschränkt - möglicherweise seit Jahren - löst man sich lieber davon. Denn es ist ein destruktiver Einfluss, der eig gar nicht zu einem gehört.