Stellung von Jesus für Christen

Rund um Bibel und Glaube
jose77
Beiträge: 2191
Registriert: Fr 19. Jan 2018, 18:18

#1 Stellung von Jesus für Christen

Beitrag von jose77 » Di 29. Mai 2018, 15:53

Wenn ich hier so lese wer Jesus ist, sind verschiedene Meinungen vetreten.

- Trinitarier ( Vater, Sohn...)
- Nicht-Trinitaner ( für mich nicht klar wie es aussieht)
- ZJ spezielle Nicht-Trinitaner
- Janoschianer ( fällt mit nichts anderes ein) Gott aber kein Vater, Sohn

Gibt es noch mehr?

Wieso ist das eigentlich nicht klar im Christentum?
Und wer hat Recht? (Wahrscheinlich jeder gem. eigener Meinung)
Grüsse von Jose


Lass mich!...Ich muss mich da jetzt kurz reinsteigern

PeB
Beiträge: 3712
Registriert: Do 15. Mär 2018, 19:32

#2 Re: Stellung von Jesus für Christen

Beitrag von PeB » Di 29. Mai 2018, 16:14

jose77 hat geschrieben:Wenn ich hier so lese wer Jesus ist, sind verschiedene Meinungen vetreten.
[...]
Wieso ist das eigentlich nicht klar im Christentum?
Weil Jesus an keiner Stelle eindeutig gesagt hat "Ich bin Gott", weil er einen Unterschied zwischen Vater und Sohn gemacht hat, aber trotzdem erklärt hat, er sei im Vater und der Vater in ihm. Daraus stricken sich die verschiedenen Richtungen ihr Gottesbild. Wer recht hat, wüsste ich auch gerne. ;)

Ich habe eine eigene Vorstellung und da ich ein konsenssuchender Mensch bin, versuche ich dabei, alle Aussagen in Deckung zu bringen. Nicht einfach, sage ich dir... :)

jose77
Beiträge: 2191
Registriert: Fr 19. Jan 2018, 18:18

#3 Re: Stellung von Jesus für Christen

Beitrag von jose77 » Di 29. Mai 2018, 16:19

Du hast eine eigene Vorstellung? Also noch was zusätzliches? Darf ich fragen, wie die aussieht?
Grüsse von Jose


Lass mich!...Ich muss mich da jetzt kurz reinsteigern

Benutzeravatar
Kingdom
Beiträge: 2240
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 18:25

#4 Re: Stellung von Jesus für Christen

Beitrag von Kingdom » Di 29. Mai 2018, 16:21

jose77 hat geschrieben:Wenn ich hier so lese wer Jesus ist, sind verschiedene Meinungen vetreten.

- Trinitarier ( Vater, Sohn...)
- Nicht-Trinitaner ( für mich nicht klar wie es aussieht)
- ZJ spezielle Nicht-Trinitaner
- Janoschianer ( fällt mit nichts anderes ein) Gott aber kein Vater, Sohn

Gibt es noch mehr?

Wieso ist das eigentlich nicht klar im Christentum?
Und wer hat Recht? (Wahrscheinlich jeder gem. eigener Meinung)

Hallo jose77

Der Name Christ ist nicht geschützt und somit kann sich auch ein 100 % Esoteriker Christ nennen oder eben auch einer der 100 % das Gegenteil von Christus erzählt oder glaubt, kann sich selbst Christ nennen.

Christus selbst hat mal gesagt:

Mt 24:24 Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und werden große Zeichen und Wunder tun, um womöglich auch die Auserwählten zu verführen.

Von daher ist es ganz normal das Lehren von falschen Christussen und Propheten, die Landschaft auch prägen.

Zum anderen gibt es auch unter echten Christen Nachfolgern ein Stückweises erkennen und das kann von Nachfolger zu Nachfolger und von Gemeinschaft zu Gemeinschaft eben auch wieder varieren. In einer Diskussion kann es da zuweilen zu scharfer Abgrenzung kommen von falscher Lehre oder noch nicht erkannten Dingen.

Lg Kingdom

jose77
Beiträge: 2191
Registriert: Fr 19. Jan 2018, 18:18

#5 Re: Stellung von Jesus für Christen

Beitrag von jose77 » Di 29. Mai 2018, 16:31

Hallo Kingdom

Es fällt einfach extrem aus dem Rahmen für eine 'monotheistische' Religion, zumindest sind die Wurzeln in einer, solche Auseindersetzungen über Gott oder nicht zu führen.
Grüsse von Jose


Lass mich!...Ich muss mich da jetzt kurz reinsteigern

Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#6 Re: Stellung von Jesus für Christen

Beitrag von Ruth » Di 29. Mai 2018, 16:33

PeB hat geschrieben:Ich habe eine eigene Vorstellung und da ich ein konsenssuchender Mensch bin, versuche ich dabei, alle Aussagen in Deckung zu bringen. Nicht einfach, sage ich dir...
jose77 hat geschrieben:Du hast eine eigene Vorstellung? Also noch was zusätzliches? Darf ich fragen, wie die aussieht?

Ja, das interessiert mich auch sehr. 8-)

Ich selbst habe nämlich noch keine befriedigende Antwort auf die Frage gefunden, nachdem ich für mich festgestellt habe, dass das Gottesbild und Jesus, so wie ich es gelehrt wurde, nicht wirklich passt.

Benutzeravatar
1Johannes4
Beiträge: 710
Registriert: Fr 10. Mär 2017, 19:17

#7 Re: Stellung von Jesus für Christen

Beitrag von 1Johannes4 » Di 29. Mai 2018, 16:38

Hallo jose77,

bereits in den ersten Jahrhunderten bildeten sich solche - wie Du sie unter dem zweiten und vierten Punkt schilderst - unterschiedlichen „Strömungen“ und es wird auch meiner Meinung nach relativ gut in folgendem Wikipedia-Artikel erklärt:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Monarchianismus

Zur Ursache liest man dort folgendes:
Gemeinsam ist den sehr unterschiedlichen monarchianischen Ansätzen nur, dass sie das Problem des Verhältnisses zwischen Gott, dem Vater, und Jesus Christus als Sohn Gottes im Sinne eines strengen Monotheismus lösen wollten.
[…]
Die antiken Monarchianer befürchteten, dass die Lehre von der Trinität dazu führen könne, faktisch den Vater und den Sohn zu zwei verschiedenen Göttern zu machen. Zur Vermeidung dieser Gefahr schlugen sie zwei völlig entgegengesetzte Wege ein. Die eine Richtung wollte die Einheit Gottes (nämlich des Vaters) wahren, indem sie lehrte, Christus sei als bloßer Mensch geboren und aufgewachsen und erst später von Gott als Sohn angenommen („adoptiert“) worden (dynamischer Monarchianismus oder Adoptianismus). Die andere Richtung betonte im Gegensatz dazu die Einheit Gottes (als Vater und Sohn) in der Weise, dass Vater und Sohn als verschiedene Seinsweisen des einen Gottes betrachtet wurden. Das führte diese Monarchianer zur Annahme, Gott Vater selbst habe in der Gestalt des Sohnes am Kreuz gelitten (Modalismus oder Patripassianismus).

Grüße,
Daniel.
Da der hiesige Admin willkürlich meine Beiträge löscht, lohnt es sich nicht hier noch mitzulesen bzw. sich mit Kommentaren einzubringen. Wünsche Euch alles Gute.

jose77
Beiträge: 2191
Registriert: Fr 19. Jan 2018, 18:18

#8 Re: Stellung von Jesus für Christen

Beitrag von jose77 » Di 29. Mai 2018, 17:07

Und der HG hat bei den Nicht-Trinitanern welche Stellung?
Grüsse von Jose


Lass mich!...Ich muss mich da jetzt kurz reinsteigern

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#9 Re: Stellung von Jesus für Christen

Beitrag von Novas » Di 29. Mai 2018, 17:38

jose77 hat geschrieben:Wenn ich hier so lese wer Jesus ist, sind verschiedene Meinungen vetreten.

- Trinitarier ( Vater, Sohn...)
- Nicht-Trinitaner ( für mich nicht klar wie es aussieht)
- ZJ spezielle Nicht-Trinitaner
- Janoschianer ( fällt mit nichts anderes ein) Gott aber kein Vater, Sohn

Gibt es noch mehr?

Wieso ist das eigentlich nicht klar im Christentum?
Und wer hat Recht? (Wahrscheinlich jeder gem. eigener Meinung)

Von Anfang an gab es im Christentum sehr viele verschiedene Gruppierungen mit unterschiedlichen Auffassungen, Christusbildern und Christologien (bis hin zu einer eigenen islamischen Christologie ;) ). Es ist eine historische Tatsache, dass der Islam aus dem arabischen Christentum und Judentum entsprang, die dort miteinander in einen einzigartigen Dialog und Austausch traten und geradezu im Sinne einer inneren Notwendigkeit und göttlichen Vorherbestimmung zu einer neuen Religion zusammen wachsen mussten, als die Bedingungen dafür reif waren. Ich habe mich sehr intensiv mit der islamischen Geschichte befasst und egal wie ich es drehe und wende: der Islam musste erscheinen, denn viele Flüsse haben sich durch ihn zu einem großen Strom verbunden. Es gab keinen Weg daran vorbei und die Christen selbst haben den Islam mit hervorgebracht, auch wenn sie das heute bestreiten mögen. Beides könnte man sagen: der Islam ist eine Spielart des Christentums oder das Christentum eine Spielart des Islam.

Ist es nicht so, dass das Konzil von Nicäa, das die Gottesvorstellung der Trinität und damit der Göttlichkeit Jesu durchsetzte, das Aufkommen des Islam als reiner Form des Monotheismus provozierte? Während die katholische Orthodoxie auf der Göttlichkeitkeit Jesu beharrten, bestritten die Arianer diese.

... aber soviel wird man sagen dürfen, ohne allzusehr zu vereinfachen, daß die Trinitätslehre trotz der eindeutigen Aussagen der Konzilien von Nicäa 325 und Konstantinopel 381 erst seit dem sechsten, siebten Jahrhundert unangefochten ist. Und daß Ravenna eindrücklicher als jeder andere Ort zeigt, wie Jesus Christus von der Erscheinung Gottes endgültig zum Gott wurde. "Ich sah meinen Herrn in der schönsten Gestalt, als einen bartlosen Jüngling mit vollem, lockigem Haar auf dem Thron der Gnade, seine Füße im Grünen, mit goldenen Sandalen." Ziemlich genau zu der Zeit, als im Westen der Christenheit die Verfechter des dreifaltigen Gottes triumphierten, trat im äußersten Osten ein Prophet auf, der die Trinität rundheraus verwarf. Der Koran bestätigt ja nicht nur allgemein die biblischen Religionen; er steht im Besonderen dem Christentum nah, nennt Jesus ausdrücklich den masīḥ, den Christus also, bejaht bis hin zur jungfräulichen Geburt alle Wunder und lobt in geradezu zärtlichen Worten die Frömmigkeit der Christen:

"Und Du wirst wahrlich finden, daß diejenigen, die sagen: "Wir sind Christen", den Gläubigen in der Liebe am nächsten sind." (Sure 5,82)
das waren nicht nur Worte, das waren für die erste Generation der Muslime auch Taten, sonst hätte das Oberhaupt der nestorianischen Kirche nicht 650 staunend einem Amtsbruder geschrieben:
"Diese Araber vermeiden es nicht nur das Christentum zu bekämpfen, sie empfehlen geradezu unsre Religion, ehren unsre Priester und heiligen Männer und beschenken die Klöster und Kirchen mit Gaben." aber das eine wiederholt der Koran ein ums andere mal und seither jede islamische Theologie: Jesus sei nicht Gott. Selbst die Schahāda, das muslimische Glaubensbekenntnis, muss man auch als unmittelbare Reaktion auf die Trinität verstehen: Es gibt keinen Gott außer Gott selbst. Hätte es den Islam gegeben, wenn auf dem Konzil, auf dem heftig gestritten wurde, der Arianismus sich durchgesetzt hätte? Oder, früher schon, im zweiten Jahrhundert: wenn das Thomas-Evangelium, das sich gegen die Trinität wendet, nicht vom Johannes-Evangelium verdrängt worden wäre? Die Offenbarung des Korans, die sich vielfach auf die Bibel und gerade auf das Neue Testament mitsamt den Apokryphen bezieht, wird die theologischen Debatten innerhalb des Christentums kaum ignoriert haben.

Nicht, dass die koranische Christologie mit dem Arianismus identisch wäre, der schließlich an der Vaterschaft Gottes festhielt und den Sohn wenn nicht zum Gott, dann doch für gottähnlich erklärte; gleichwohl knüpft der Islam Anfang des siebten Jahrhunderts an einem Bild von Jesus an, das im Christentum soeben überdeckt wurde wie manche Mosaiken in Ravenna. Der Messias ist auch im Koran ein singulärer, ja gottähnlicher Mensch, der einzige unter allen Propheten, der „Ruhullah“ ist: der Geist Gottes. Gottes Gestalt aber kann nur schön sein, genau gesagt: die schönste, mögen die Blicke sie auch nicht erreichen oder nur im Traumgesicht desjenigen Propheten, der Jesus nachfolgt. Die Sehnsucht im Islam blieb. Selbst der rationalistische Theologe und Literat al-Dschahiz spürte im neunten Jahrhundert, dass das Christentum mindestens psychologisch im Vorteil sei: den besonderen, in anderen Religionen unerreichten Eifer, mit dem die Christen Gott anbeteten, führte Dschahiz darauf zurück, dass Gott im Christentum leibhaftiger Mensch geworden sei. "Und aus dem gleichen Grund sind diejenigen unter uns Muslimen, die sich Gott in menschlicher Gestalt vorstellen, eifriger in der Gottesanbetung als diejenigen, die diese Ähnlichkeit leugnen", zollte der Rationalist, der jeden Anthropomorphismus ablehnte, den Sufis dennoch Respekt:

"Habe ich doch manchmal gesehen, wie solch ein Mann vor Verlangen nach Gott aufseufzte - wie er schluchzte, wenn von dem Besuch Gottes, weinte, wenn von dem Schauen Gottes, und ohnmächtig wurde, wenn von der Öffnung der Scheidewände die Rede war. Um wieviel größer ist die Sehnsucht dessen, der mit seinem Gott beisammen zu sitzen und mit seinem Schöpfer zu reden hofft." Kannten diejenigen, die die Echtheit der prophetischen Traumvisionen vertraten, den jungen, schönen Hirten mit vollem, lockigem Haar, der Jesus im frühesten Christentum war? Die Sufis, die vielfach mit Christen verkehrten, werden die Kirchen nicht nur von außen betrachtet haben. Im Baptisterium der Arianer ist in der Kuppel ein Christus zu sehen, kein Gott [...] die Sufis und besonders Ibn Arabi assoziieren die Epiphanie der göttlichen Schönheit, gleich ob sie sich in einem männlichen oder weiblichen Körper zeigt, mit Jesus. Damit ist Jesus - und nur Jesus - mehr als ein Prophet oder Gesandter. In ihm ist Gott erschienen wie in einem Spiegel, oder genauer, weil Gott viele Erscheinungen hat und für jeden Menschen eine andere: Jesus steht für die Erscheinung Gottes im Menschen, für alle göttliche Schönheit, die auf Erden sehr wohl sichtbar sei. Die Visio Beatifica ist in der islamischen Mystik der christlichen Weisheit zugeordnet, hikma hisawiya. In Ravenna ist zu sehen, dass diese Weisheit bis ins sechste, siebte Jahrhundert tatsächlich christlich war.


~ Navid Kermani: Ungläubiges Staunen

Benutzeravatar
Kingdom
Beiträge: 2240
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 18:25

#10 Re: Stellung von Jesus für Christen

Beitrag von Kingdom » Di 29. Mai 2018, 18:02

jose77 hat geschrieben:Hallo Kingdom

Es fällt einfach extrem aus dem Rahmen für eine 'monotheistische' Religion, zumindest sind die Wurzeln in einer, solche Auseindersetzungen über Gott oder nicht zu führen.

Ja jose77 aber ein Weltliches Forum, muss mit dem klar kommen. Innerhalb der Glaubensgemeinschaften sind schon mal die Irrlehrer nicht mehr dabei. Sowie eben auch bei den Irrlehrern die echten Schafe nicht mehr dabei sind. Das führt eben schon zu einer gesunden Trennung wo man dann den Fokus schon auf die echte Wurzel lenken kann oder eben im umgekehrten Fall eben den Fokus weiter auf die bittere Wurzel richten darf und kann.

Die Erkenntnisstände sind ja meist nicht das Problem.

Lg Kingdom

Antworten