christlicher Glaube ohne Bibel

Rund um Bibel und Glaube
michaelit
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#1 christlicher Glaube ohne Bibel

Beitrag von michaelit » Do 24. Mai 2018, 18:13

Wie würdet ihr es anstellen wenn ihr Jesus wie er allgemein mündlich und liturgisch überliefert wird, sehr sympathisch findet und wenn ihr mit ihm leben wollt, aber die Bibel dir unheimlich und viel zu negativ vorkommt? Ich habe die ganze Bibel mehrmals gelesen und komme mit ihr nicht klar. Manche Stellen sind gar nicht so schlecht aber vielerorts ist ein Unterton von Strenge, Willkür und extremem Haß und Zorn herauszulesen.

Ich denke beinahe die Bibel wurde von irgendwelchen Leuten gefälscht damit man Gläubige unter Kontrolle halten kann. Ich kann mir nicht vorstellen daß ein heiliger Mensch der sich lieber opfert als dreinzuschlagen Parabeln wie die von Lazarus erfindet um Menschen mit der Hölle Angst zu machen. Da fehlt irgendwas.

Gott kommt mir in der Bibel sehr stolz vor. Man kann schwer mit ihm leben und müßte Freiheit, Menschenwürde und die Barmherzigkeit und die Güte aufgeben um mit diesem Gott klarzukommen. Und je biblischer ich meinen Glauben gestalte um so verrückter wird es. Ich kann auch gar nicht anders denken. Meine Familie ist größtenteils ungläubig und ich kann ja wohl nicht in den Himmel gehen wissend daß meine Angehörigen mit der Hölle bestraft werden. Das ist zu blöd.

Was würdet ihr tun?

ceam
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#2 Re: christlicher Glaube ohne Bibel

Beitrag von ceam » Do 24. Mai 2018, 18:35

michaelit hat geschrieben: Was würdet ihr tun?
Das Einzige was man da tun kann und das empfehle ich grundsätzlich jedem, einfach von der Klippe springen.

Ich finde es interessant, dass du dir offenbar logisch versuchst zu erklären wie du Glaube und Bibel verbinden sollst wo doch die Bibel so unfair ist.
Wie aber erklärst du dir dann logisch, dass Gott allmächtig ist und nichts tut um das Leiden der Lebewesen zu beenden? Oder stellst du selbst die Allmacht in Frage?

Und um auf deine eigentliche Frage ein zu gehen, akzeptiere die Bibel einfach nicht. Es ist in der christlichen Religion sogar ganz einfach, weil nicht Jesus bzw. Gott selbst die Bibel geschrieben hat. Ergo kannst du dir dein eigenes Bild bauen wie Gott die Welt wohl wirklich haben möchte. Interessanter weise wollte ich in meinem Buch auch einen kleinen Teil Jesus widmen der erklärt, dass er sich vieles anders vorgestellt hat. So weit ich weiß entspricht das sogar der Realität.

Hier ist so einer der spricht davon.
https://www.youtube.com/watch?v=DT8m9qrZcPQ

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Travis
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#3 Re: christlicher Glaube ohne Bibel

Beitrag von Travis » Do 24. Mai 2018, 18:53

michaelit hat geschrieben:Wie würdet ihr es anstellen wenn ihr Jesus wie er allgemein mündlich und liturgisch überliefert wird, sehr sympathisch findet und wenn ihr mit ihm leben wollt, aber die Bibel dir unheimlich und viel zu negativ vorkommt?
Mich interessiert immer das ganze "Bild" und nicht nur das, was mündlich oder liturgisch überliefert wird.
michaelit hat geschrieben:Manche Stellen sind gar nicht so schlecht aber vielerorts ist ein Unterton von Strenge, Willkür und extremem Haß und Zorn herauszulesen.
Nicht nur im Unterton. Er ist streng, was man wissen sollte wenn man ihm folgen will. Willkür nimmt man wohl nur an, wenn man Gott nicht (ver)traut. Was den Haß und den Zorn angeht, so ist da ebenfalls die Frage, weshalb Gott dieses nicht empfinden sollte? Wurde er mir lediglich als "lieb" mündlich überliefert, stellen die anderen Eigenschaften Gottes natürlich eine Überraschung dar. Allein deshalb sollte man dringend zur Bibel greifen. Nicht das man einem "unbekanten" Gott folgt.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

Mirjam
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#4 Re: christlicher Glaube ohne Bibel

Beitrag von Mirjam » Do 24. Mai 2018, 22:12

Hallo michaelit,

du kannst bestimmt auch jenseits der Bibel eine Form des Christentums leben... Aber das theologische Gesamtkonzept hängt halt doch sehr an der Idee von Sünde und Gnade

Meiner Meinung nach kann man Jesus von Nazareth für einen tollen Menschen halten und als Vorbild ansehen, auch ohne deshalb Christ zu sein.
So halte ich das jedenfalls.
Es gibt auch noch andere Religionen.


liebe Grüße

Mirjam

Helmuth
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#5 Re: christlicher Glaube ohne Bibel

Beitrag von Helmuth » Fr 25. Mai 2018, 07:05

michaelit hat geschrieben: Und je biblischer ich meinen Glauben gestalte um so verrückter wird es.
Was meinst du damit? Je biblischer ich gestalte? Was ist das konkret für dich? Kannst du ein konkretes Beispiel geben, das dich dazu veranlasst hat, diese Worte zu schreiben?
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Ruth
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#6 Re: christlicher Glaube ohne Bibel

Beitrag von Ruth » Fr 25. Mai 2018, 15:09

michaelit hat geschrieben:Wie würdet ihr es anstellen wenn ihr Jesus wie er allgemein mündlich und liturgisch überliefert wird, sehr sympathisch findet und wenn ihr mit ihm leben wollt, aber die Bibel dir unheimlich und viel zu negativ vorkommt?

Ohne Bibel würden die meisten Menschen wahrscheinlich nichts wirklich von Jesus wissen. Sie ist damit also eine Quelle, die den persönlichen Glauben zumindest anstoßen kann. Sie ist damit ein Werkzeug (Gottes) - aber nicht Gott selbst.

Ich denke, das ist der Punkt, an dem die meisten Bibelzweifler scheitern. Man versucht aus einem Buch und die Worte darin, welches in der Tat wertvolle Informationen weitergibt, als "heilig" darzustellen, das mindestens direkt nach Gott selbst - aber vollkommen fehlerfrei weit über dem Menschen steht. Dabei ist dieses Buch ein Werkzeug, dass den Glauben an Gott den Menschen näher bringen kann - also nahe am Menschen dran ist. Aber eben nicht mehr und nicht weniger.

Das, was negativ bei dir ankommt, sind die Beschreibungen von Menschen 'über' Gott. Menschen deuten Dinge, die geschehen und ordnen diese Deutungen Gott zu.

Ich denke, wenn man einen Glauben zu Gott gefunden hat, dann muss man nicht unbedingt alle Antworten zu Glaubensfragen mehr in der Bibel suchen. Dann kann man auch den direkten Weg zu Gott nehmen (beten) und ihn bitten, dass er die Antworten auf Fragen so gibt, dass du es verstehst. Zumindest mache ich damit ganz gute Erfahrungen. Und manche Texte der Bibel, die ich früher auch eher negativ verstanden habe, kann ich in der direkten Kommunikation mit Gott heute ganz anders und passend zum liebenden Gott verstehen.

Lena
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#7 Re: christlicher Glaube ohne Bibel

Beitrag von Lena » Fr 25. Mai 2018, 16:13

Du fragst lieber Daniel und ich antoworte dir dies:

Ich würde auf Sonne, Mond und Sterne schauen. Auf das Meer, die Flüsse und die Bäche. Die Wolken, die Blumen und die Vögel. Mich freuen am Wind und Regen. Suchte in allen geschriebenen Worten das Gute, um daraus Kraft zu schöpfen, um zu leben. Dann würde ich diesen einen Satz aus der Bibel zu Herzen nehmen und ich hätte genug zu tun damit, bis zum Ende meiner Tage:

Er aber antwortete:

du sollst lieben den Herrn deinen Gott
aus deinem ganzen Herzen
und mit deiner ganzen Seele
und deiner ganzen Kraft
und deinem ganzen Denken,
und deinen Nächsten
wie dich selbst.

Textbibel 1899 - Luk. 10,27


:Herz:
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Novas
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#8 Re: christlicher Glaube ohne Bibel

Beitrag von Novas » Fr 25. Mai 2018, 16:31

michaelit hat geschrieben:Was würdet ihr tun?

Meinen gottgegebenen Verstand gebrauchen, um selbstständig nach Wahrheit zu streben :thumbup: an dieser Denkarbeit gibt es keinen Weg vorbei. Wie kommen die Leute eigentlich darauf, dass die Wahrheit billig und mühelos zu haben ist? Das „Herz“ ist in der Bibel ein anderes Wort für den Verstand. Da bekommt eine Aussage wie „Verlasse Dich auf deinen Herrn mit deinem ganzen Herzen“ (Sprüche 3,5) eine vollkommen andere Bedeutung, denn die alten Hebräer denken noch mit dem Herzen. Interessanter Weise hat das in der Sprache der Dichtung überlebt.

Bild

Der moderne Mensch assoziiert das Denken anatomisch eher mit dem Kopf, was sich in verschiedenen Redewendungen zeigt. Ein Schlauberger ist dann jemand, der „einen kühlen Kopf“ bewahrt, während die Verliebten gefährdet sind „ihr Herz zu verlieren“. Ein Problem beim Verständnis der Bibel ist sicher eine vollkommen andere Begriffsverwendung. Unser Verständnis geht auf die griechisch-römische Antike zurück, welche den Menschen aufteilte in zwei Teile: Kopf und Körper, Seele und Leib, Vernunft und Gefühl. Wenn in der Bibel vom Herzen die Rede ist, dann könnte man meinen, dass es beim Glauben vorallem um Gefühle geht und die Hebräer seien besonders gefühlvolle Menschen gewesen, aber sie verstanden das Herz als Sitz der Vernunft, Weisheit und des Urteilsvermögens, also des Intellekts. Was tun? An der kritischen Bibellektüre mit Sinn und Verstand gibt es keinen Weg vorbei.

So gib du deinem Knecht doch ein verständiges Herz, dass er dein Volk zu richten versteht und unterscheiden kann, was gut und böse ist. (1. Könige 3,9)
Zuletzt geändert von Novas am Fr 25. Mai 2018, 17:30, insgesamt 3-mal geändert.

jsc
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#9 Re: christlicher Glaube ohne Bibel

Beitrag von jsc » Fr 25. Mai 2018, 17:25

Woher willst du denn verlässliche Informationen über den christlichen Glauben bekommen, wenn nicht aus der Bibel oder von Menschen die ihn aus der Bibel haben? Weil jeder, der etwas darüber sagt, dass nicht in der Bibel gegründet ist, steht doch auch automatisch unter dem Verdacht, dass er sich es einfach ausgedacht hat...

jose77
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#10 Re: christlicher Glaube ohne Bibel

Beitrag von jose77 » Fr 25. Mai 2018, 17:29

jsc hat geschrieben:Weil jeder, der etwas darüber sagt, dass nicht in der Bibel gegründet ist, steht doch auch automatisch unter dem Verdacht, dass er sich es einfach ausgedacht hat...

Selbst wenn man es aus der Bibel hat. Ist es nicht konform, stehst du unter Generslverdacht.
Grüsse von Jose


Lass mich!...Ich muss mich da jetzt kurz reinsteigern

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