Definieren wir mal Gut und Böse!

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Pluto
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#1 Definieren wir mal Gut und Böse!

Beitrag von Pluto » Mo 8. Jul 2013, 22:34

closs hat geschrieben:Gott wollte schon, dass sie gut und böse unterscheiden lernen - aber es war zu früh, sie zurück an den Baum des Lebens zu führen.
Wie genau sollten Adam und Eva "Gut " und Böse" untersceheiden lernen?

Was ist eigentlich "Gut", was ist "Böse"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#2 Re: Definieren wir mal Gut und Böse!

Beitrag von closs » Mo 8. Jul 2013, 23:12

Pluto hat geschrieben:Was ist eigentlich "Gut", was ist "Böse"?
Streng genommen sind es teleologische Größen: "Gut" ist die Zuwendung zu Gott, "böse" ist die Abwendung von Gott. Eigentlich sind gut und böse Vektoren - sozusagen objektive Größen. Teleologisch deshalb, weil es Vektoren nur gibt, wenn es Richtungen gibt - im Vereintsein von Schöpfer und SChöpfung gibt es KEIN gut und böse. - Auch Gott selbst ist - streng definiert - buchstäblich jenseits von gut und böse. - Wenn trotzdem der Satz fällt: Gott ist gut, ist dieser Satz wahrnehmungsmäßig(!) richtig, weil er das Bestreben beschreibt, die Vektoren richtig auszurichten.

Das, was wir umgangssprachlich unter gut und böse verstehen, sind Schlussfolgerungen daraus - da kann man dann richtig oder falsch mit moralischen, humanistischen, etc. Kategorien kommen - meistens sogar zu recht. - Wichtig ist, dass man - will man die Frage grundsätzlich beantworten - nicht eine Definition von gut und böse empirisch beschließt, sondern ontologisch erkennt.

Pluto
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#3 Re: Definieren wir mal Gut und Böse!

Beitrag von Pluto » Di 9. Jul 2013, 02:26

closs hat geschrieben:Streng genommen sind es teleologische Größen: "Gut" ist die Zuwendung zu Gott, "böse" ist die Abwendung von Gott.

Das, was wir umgangssprachlich unter gut und böse verstehen, sind Schlussfolgerungen daraus - da kann man dann richtig oder falsch mit moralischen, humanistischen, etc. Kategorien kommen - meistens sogar zu recht. - Wichtig ist, dass man - will man die Frage grundsätzlich beantworten - nicht eine Definition von gut und böse empirisch beschließt, sondern ontologisch erkennt.
Okay. Lass uns das anhand von Beispielen mal etwas näher erörtern. Wenn man die zehn Gebote einhält, ist man dann Gott zugewandt? Wenn man die Gebote misachtet, ist man dann Böse? Kann man das so interpretieren, oder ist das zu einfach?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

barbara
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#4 Re: Definieren wir mal Gut und Böse!

Beitrag von barbara » Di 9. Jul 2013, 07:24

ich würde gut und böse zuerst vom Körper her definieren: gut ist, was mir körperliches Wohlbefinden verschafft - gute Luft, Essen, Trinken, freundliche Berührungen...

und böse ist das, was mir körperliches Unbehagen oder Schmerz verursacht: Hunger, Durst, Verletzungen...

und von da ausgehend kann man das verfeinern, bis man irgendwann darauf kommt, dass "gut" und "böse" wie auch das Körperliche lediglich Illusionen sind - wenn auch sehr starke und überzeugende Illusionen.

grüsse, barbara

closs
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#5 Re: Definieren wir mal Gut und Böse!

Beitrag von closs » Di 9. Jul 2013, 09:38

barbara hat geschrieben: gut ist, was mir körperliches Wohlbefinden verschafft - gute Luft, Essen, Trinken, freundliche Berührungen...und böse ist das, was mir körperliches Unbehagen oder Schmerz verursacht: Hunger, Durst, Verletzungen...
Mit Verlaub: Das ist wirklich richtig, was Du sagst, aber wirklich nicht geeignet für eine grundlegende Definition, was gut und böse eigentlich sind. - Du gehst individuell-beschreibend vor, was ja operativ sinnvoll ist. Geht man grundlegend vor, wird man dagegen auch übergeordnet fragen müssen, WARUM es überhaupt diese Dialektik von gut und böse überhaupt gibt.

Pluto hat geschrieben:Wenn man die zehn Gebote einhält, ist man dann Gott zugewandt?
Wenn Du "Gesetze" gesagt hättest, müsste man differenziert vorgehen. - Bei den 10 Geboten würde ich (ohne jetzt nachzuschlagen) grob "Ja" sagen. - Um Missverständnissen vorzubeugen, müssten wir streng genommen jedes einzelne durchgehen.

Ich antworte deshalb so zurückhaltend, weil die "Gesetze" im allgemeinen ja bei den Juden ZWEI Funktionen hatten: Spirituelle Gesetze, aber AUCH Staatsgesetze - und das verträgt sich normalerweise nicht. - Aber sag' Du mal, wo Du raus willst, dann können wir weiter reden.

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#6 Re: Definieren wir mal Gut und Böse!

Beitrag von Janina » Di 9. Jul 2013, 09:49

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Gott wollte schon, dass sie gut und böse unterscheiden lernen - aber es war zu früh, sie zurück an den Baum des Lebens zu führen.
Wie genau sollten Adam und Eva "Gut " und Böse" untersceheiden lernen?
Was ist eigentlich "Gut", was ist "Böse"?
Eine "böse" Interpretation der Weltgeschichte: "Gut" sind wir, "böse" die Anderen. :devil:

Die Unterscheidung von Gut und Böse kann als geistige Reifung betrachtet werden, als Übernahme ethischer Verantwortung. Dann ist die Vertreibung aus dem Paradies einfach nur das Erwachsenwerden.

closs
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#7 Re: Definieren wir mal Gut und Böse!

Beitrag von closs » Di 9. Jul 2013, 10:03

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#8 Re: Definieren wir mal Gut und Böse!

Beitrag von Naqual » Di 9. Jul 2013, 17:58

Vorweg: es gibt im Christentum keine allgemeine Definition was böse ist und was gut ist.
Es gibt hier nur die Meinung, gut ist das, was Gott will, schlecht, was seinem Willen widerspricht. Womit man genauso so schlau ist wie am Anfang, da niemand im Einzelfall nun sagen kann, was Gott will.
Eigentlich sagt man mit dieser "Definition" nur, man selbst weiß es nicht, aber Gott.
Natürlich gibt es eine Vielzahl von detaillierten Einzelregeln, was Gott nun nicht gerade als gut sieht, oder als gut, in der Bibel. Aber eben nichts im Sinne einer allgemeinen Definition.

Was wir unterscheiden ist "angenehm" und "unangenehm" (siehe Beitrag von Barbara).
Angenehm ist dann schnell identisch mit gut, unangenehm identisch mit böse.
Wir wissen aber, dass dem nicht so ist, Angenehmes kann sich nachher oft als recht böse herausstellen, und umgekehrt, Unangenehmes kann sehr segensreiche Wirkung auf den einzelnen haben, quasi erzieherisch wirken.

Das einzige, was man (zumindest bei sich selbst) relativ klar auseinanderhalten kann, ist, ob man eine böse oder gute Motivation für ein Handeln oder für eine oder viele Personen hat.
Will ich, dass es dem anderen unterm Strich aller Ereignisse möglichst angenehm geht, bin ich besorgt um ihn?
Oder: ich will auf Kosten anderer möglichst selbst viel Angenehmes. Die anderen scheren mich nicht weiter in meiner Wellness-Orientiertheit.
Womit ich eine subjektive Perspektive zum Guten und Bösen habe.

Objektiv scheinen gut und böse nicht zu greifen zu sein. Denn selbst bei einer aufrichtigen, liebevollen Intention ist noch lange nicht gesagt, dass Gutes bei herauskommt.

Hinzu kommt, dass gut und böse nur in Mischformen existieren zu scheinen. Also so, als wenn das "reine Böse" und das "reine Gute" abstrakt bleibende Kategorien sind, aber in reiner Form nicht existieren. (Nicht einmal bei Jesus: "Was nennst Du mich gut, gut ist Gott allein!")

Ich neige dazu, dass das "reine Gute" im Ganzen ruht (wo Gott ist). Das Böse im vereinzelten "Detail", das funktional vom Ganzen getrennt wird. Also eine Verschiebung des Fokus, z.B. der vereinzelte Mensch versteht sich auf sich selbst bezogen und handelt hieraus, ist aber nicht bereit für das Ganze (z.B. die Familie, die Gesellschaft, die Menschheit, die Welt) da zu sein - selbst wenn nur in den begrenzten Möglichkeiten, die er hat.

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#9 Re: Definieren wir mal Gut und Böse!

Beitrag von Naqual » Di 9. Jul 2013, 18:15

closs hat geschrieben:.... ZWEI Funktionen hatten: Spirituelle Gesetze, aber AUCH Staatsgesetze - und das verträgt sich normalerweise nicht. -
Das ist auch ein schwerwiegendes Problem. Hat mir schon öfters Kopfschmerzen beschert. ;)
Wobei es wahrscheinlich nur zu scheinbaren Widersprüchen kommt, die sich lösen lassen.
Zum Beispiel: spirituell sehe ich Liebe so, dass einzelne über ihr Selbst hinaustreten und ein "Wir" werden.
Klassisch wäre die Paarbeziehung oder die Freundschaft zwischen zweien. Genau genommen geht es aber weiter und das "Wir" wird umfassender (abgrenzende Gruppenegoismen werden ebenfalls ausgeschlossen) und kann schließlich alle Menschen umfassen. (Eigentlich die Perspektive Gottes, der für alle da ist. "Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" Mt 25,20).
Auf der Ebene der Staatsgesetze, auf der politischen Ebene schaut es schnell anders aus. Das ist die Unterordnung des einzelnen unter die Gesellschaft u.a. z.B. wesentliches Merkmal des Faschismus.
Der Widerspruch lässt sich dann aber lösen, weil z.B. der Faschimus (oder auch der Kommunismus) zwar auf das Ganze schauen (isoliert schauen), dabei aber die Einzelnen (die das Ganze bilden) ignorieren, ja dem gemeinsamen Zweck opfern. Und damit "wird's bös"!

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#10 Re: Definieren wir mal Gut und Böse!

Beitrag von Naqual » Di 9. Jul 2013, 18:19

Janina hat geschrieben: Die Unterscheidung von Gut und Böse kann als geistige Reifung betrachtet werden, als Übernahme ethischer Verantwortung. Dann ist die Vertreibung aus dem Paradies einfach nur das Erwachsenwerden.
Läuft sogar in Entwicklungsphasen wie bei einem Kind.
Eine der unteren Stufen ist gesetzliches Denken in Bezug auf Gut und Böse. ;)

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