Beitrag
von Naqual » Di 9. Jul 2013, 17:58
Vorweg: es gibt im Christentum keine allgemeine Definition was böse ist und was gut ist.
Es gibt hier nur die Meinung, gut ist das, was Gott will, schlecht, was seinem Willen widerspricht. Womit man genauso so schlau ist wie am Anfang, da niemand im Einzelfall nun sagen kann, was Gott will.
Eigentlich sagt man mit dieser "Definition" nur, man selbst weiß es nicht, aber Gott.
Natürlich gibt es eine Vielzahl von detaillierten Einzelregeln, was Gott nun nicht gerade als gut sieht, oder als gut, in der Bibel. Aber eben nichts im Sinne einer allgemeinen Definition.
Was wir unterscheiden ist "angenehm" und "unangenehm" (siehe Beitrag von Barbara).
Angenehm ist dann schnell identisch mit gut, unangenehm identisch mit böse.
Wir wissen aber, dass dem nicht so ist, Angenehmes kann sich nachher oft als recht böse herausstellen, und umgekehrt, Unangenehmes kann sehr segensreiche Wirkung auf den einzelnen haben, quasi erzieherisch wirken.
Das einzige, was man (zumindest bei sich selbst) relativ klar auseinanderhalten kann, ist, ob man eine böse oder gute Motivation für ein Handeln oder für eine oder viele Personen hat.
Will ich, dass es dem anderen unterm Strich aller Ereignisse möglichst angenehm geht, bin ich besorgt um ihn?
Oder: ich will auf Kosten anderer möglichst selbst viel Angenehmes. Die anderen scheren mich nicht weiter in meiner Wellness-Orientiertheit.
Womit ich eine subjektive Perspektive zum Guten und Bösen habe.
Objektiv scheinen gut und böse nicht zu greifen zu sein. Denn selbst bei einer aufrichtigen, liebevollen Intention ist noch lange nicht gesagt, dass Gutes bei herauskommt.
Hinzu kommt, dass gut und böse nur in Mischformen existieren zu scheinen. Also so, als wenn das "reine Böse" und das "reine Gute" abstrakt bleibende Kategorien sind, aber in reiner Form nicht existieren. (Nicht einmal bei Jesus: "Was nennst Du mich gut, gut ist Gott allein!")
Ich neige dazu, dass das "reine Gute" im Ganzen ruht (wo Gott ist). Das Böse im vereinzelten "Detail", das funktional vom Ganzen getrennt wird. Also eine Verschiebung des Fokus, z.B. der vereinzelte Mensch versteht sich auf sich selbst bezogen und handelt hieraus, ist aber nicht bereit für das Ganze (z.B. die Familie, die Gesellschaft, die Menschheit, die Welt) da zu sein - selbst wenn nur in den begrenzten Möglichkeiten, die er hat.