Hallo Rainer,
ich gehe davon aus, dass eine ähnliche Aussage wie die aus Matthäus 28 bei den Korinthern dazu führte, dass sie meinten, dass Jesus wirklich „alle“ Macht gegeben worden wäre, weswegen es Paulus im 1. Korinther-Brief als notwendig erachtete, darauf hinzuweisen, dass selbstverständlich der, von dem Jesus diese Macht erhielt, davon ausgenommen ist.
„Der letzte Feind, der weggetan wird, ist der Tod. "Denn alles hat er seinen Füßen unterworfen." Wenn er aber sagt, daß alles unterworfen sei, so ist es offenbar, daß der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat.“
â€â€1. Korinther‬ â€15:26-27‬ â€ELB71‬‬
http://bible.com/58/1co.15.26-27.elb71
Im Kontext dieser Stelle aus dem Korintherbrief geht es aber weniger um irgendwelche himmlischen Stellungen, sondern um die Auferstehung aus den Toten:
„Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube eitel; ihr seid noch in euren Sünden. Also sind auch die, welche in Christo entschlafen sind, verloren gegangen. Wenn wir allein in diesem Leben auf Christum Hoffnung haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen.“
â€â€1. Korinther‬ â€15:17-19‬ â€ELB71‬‬
http://bible.com/58/1co.15.17-19.elb71
Es geht Paulus meiner Meinung nach darum den Korinthern, die vielleicht schon erwartet hatten, dass niemand mehr sterben würde, zu erklären, dass der Tod erst der letzte Feind sei, der besiegt würde und es bis dahin eben auch Gläubige sterben werden. Dergleichen sollte aber nicht dazu führen die Lehren Jesu allein auf das Diesseits im Sinne einer schönen oder moralisch-ethisch wertvollen Lehre zu reduzieren.
Vielleicht ging in Korinth auch eine Diskussion los, dass mit der Übergabe der Macht an Jesus nun Jesus zu Gott geworden wäre und Gott selbst quasi nur noch unbedeutend wäre. Eine Entwicklung, wie sie leider auch überall dort Eintritt, wo Jesus regelrecht vergöttert wird. Zu leicht wird vergessen, dass Jesus von Gott zum Herrn und Messias eingesetzt wurde. Deswegen verstehe ich die Aussagen des Paulus hinsichtlich der schlussendlichen Machtübergabe als ein klares Nein gegenüber solchen Denkmustern.
„Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, auf daß Gott alles in allem sei.)“
â€â€1. Korinther‬ â€15:28‬ â€ELB71‬‬
http://bible.com/58/1co.15.28.elb71
Deine Frage nach dem Sinn hinter dieser temporären „Übergabe“ der Macht finde ich auch durchaus berechtigt. Mir fallen als Bibelstellen dazu zunächst folgende ein:
„Denn nicht David ist in die Himmel aufgefahren; er sagt aber selbst: "Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße". Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, daß Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.“
â€â€Apostelgeschichte‬ â€2:34-36‬ â€ELB71‬‬
http://bible.com/58/act.2.34-36.elb71
„Denn dieses ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn Gott ist einer, und einer Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gab zum Lösegeld für alle, wovon das Zeugnis zu seiner Zeit verkündigt werden sollte,“
â€â€1. Timotheus‬ â€2:3-6‬ â€ELB71‬‬
http://bible.com/58/1ti.2.3-6.elb71
Ein klarer Grund wird hier aber nicht wirklich genannt, weswegen es sich mal lohnen könnte sich die Veränderung durch Jesus aus der Vogelperspektive zu betrachten.
„Denn das Gesetz wurde durch Moses gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden.“
â€â€Johannes‬ â€1:17‬ â€ELB71‬‬
http://bible.com/58/jhn.1.17.elb71
„Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade.“
â€â€Römer‬ â€6:14‬ â€ELB71‬‬
http://bible.com/58/rom.6.14.elb71
Da drängt sich natürlich die Frage auf, was für eine Gnade da gemeint sei.
„Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesum Christum gegen alle und auf alle, die da glauben. Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes, und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christo Jesu ist; welchen Gott dargestellt hat zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben an sein Blut, zur Erweisung seiner Gerechtigkeit wegen des Hingehenlassens der vorher geschehenen Sünden unter der Nachsicht Gottes; zur Erweisung seiner Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit, daß er gerecht sei und den rechtfertige, der des Glaubens an Jesum ist.
Denn wir urteilen, daß ein Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke.“
â€â€Römer‬ â€3:22-26, 28‬ â€ELB71‬‬
http://bible.com/58/rom.3.22-26,28.elb71
Bei dieser Bibelstelle gehe ich allerdings davon aus und möchte es nicht unerwähnt lassen, dass die Übersetzung dieser Stelle meiner Meinung nach maßgeblich auch durch die Ansichten der Übersetzer beeinflusst ist, da diese, obwohl im griechischen Text sowohl „Glaube“ wie auch „Jesus“ im Genitiv stehen (Vers 22 und 26), dieses eher auf den Glauben des Jesus abzielt als an einen Glauben an Jesus, worauf in den Fußnoten von Elberfelder Bibeln noch hingewiesen wird (V22: „o. Glauben Jesu Christi“; V26: „o. des Glaubens Jesu“). In Vers 25, wo vom Glaube an das Blut die Rede ist, steht Blut nämlich im Griechischen im Dativ. Übrigens ein schönes Beispiel wie sich der Glaube des Übersetzers auf die jeweilige Übersetzung auswirkt. Sofern versucht wird „sinngemäß“ zu übersetzen ist eben der eigene „Sinn“ des Übersetzers das Ausschlaggebende. Erschreckend ist aber, dass im Zentrum der Erlösungslehre der Fall eines Wortes die Bedeutung so drastisch zu verändern mag.
Grüße,
Daniel.