Leben wir in der Endzeit?

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closs
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#431 Re: Leben wir in der Endzeit?

Beitrag von closs » Di 22. Mai 2018, 14:17

[quote="PeB"] Immanuel Kant hat geschrieben:
Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: dass sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber nicht beantworten kann; denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.[/quote]Super Zitat ! :thumbup: - Dies widerspricht DEN Stimmen, die meinen, dass nur das sein könne, was "vernünftig" darstellbar ist (was ja QM-ler aus schmerzlicher Erfahrung NICHT mehr sagen). - Es geht also vorwärts. :)

PeB
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#432 Re: Leben wir in der Endzeit?

Beitrag von PeB » Di 22. Mai 2018, 15:23

closs hat geschrieben:
PeB hat geschrieben: Immanuel Kant hat geschrieben:
Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: dass sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber nicht beantworten kann; denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.
Super Zitat ! :thumbup: - Dies widerspricht DEN Stimmen, die meinen, dass nur das sein könne, was "vernünftig" darstellbar ist (was ja QM-ler aus schmerzlicher Erfahrung NICHT mehr sagen). - Es geht also vorwärts. :)
Oder mit Heisenberg:
Werner Heisenberg hat geschrieben:Die moderne Physik schreitet also auf denselben geistigen Wegen voran, auf denen schon die Pythagoreer und Plato gewandelt sind, und es sieht so aus, als werde am Ende dieses Weges eine sehr einfache Formulierung der Naturgesetze stehen, so einfach, wie auch Plato sie sich erhofft hat.
Allerdings warnt Planck dich schon mal vor: ;)
Max Planck hat geschrieben:Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, daß ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, daß ihre Gegner allmählich aussterben und daß die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist.
:idea:

BTW: die "Vernunftbetonten" verstehen oftmals auch nicht, was Vernunft ist und verwechseln es mit Wahrhaftigkeit.

R.F.
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#433 Re: Leben wir in der Endzeit?

Beitrag von R.F. » Mi 23. Mai 2018, 12:11

closs hat geschrieben:
PeB hat geschrieben: Immanuel Kant hat geschrieben:
Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: dass sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber nicht beantworten kann; denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.[/quote]Super Zitat ! :thumbup: - Dies widerspricht DEN Stimmen, die meinen, dass nur das sein könne, was "vernünftig" darstellbar ist (was ja QM-ler aus schmerzlicher Erfahrung NICHT mehr sagen).
- Es geht also vorwärts. :)

Gemessen an der Bedeutung der Schrift ist Kants Philosophie von wenig Nutzen für die Menschheit. Aber er war nicht derart verbissen dogmatisch wie die heutigen Evolutionisten. Was von den Kantianern gerne verschwiegen wird: Kant öffnete sich gar dem unter Schizophrenie leidendende Emmanuel von Swedenborg:

Die Kritik der reinen Vernunft ist Kants Hauptwerk und die Grundlage einer neuen Philosophie, die bis heute maßgeblich ist. Kein Philosoph, ganz gleich, welcher Schule oder welchem philosophischen Stil er angehört, kann auf eine Auseinandersetzung mit Kants kritischem Werk verzichten. Da Kant mit seiner Kritik eine völlig neue Position gegen den Rationalismus von Leibniz und gegen den Empirismus von Locke begründete, stellt sich die Frage, wie es zu dieser Leistung kommen konnte. Was leitete die kritische Wende ein, die den vorkritischen Kant des Rationalismus in den kritischen der Transzendentalphilosophie transformierte? Was war jenes große Licht, das ihm 1769 aufgegangen sein mochte?

Ein beträchtlicher Anteil der Kant-Forschung entfällt auf die Entstehungsgeschichte der Kritik, und ein Großteil hiervon hat eine Spur verfolgt, die von Kant selbst gelegt wurde. Sie führte zu Hume und dessen skeptischer Philosophie, die Kant aus dem dogmatischen Schlummer erweckt habe. Diese Idee produzierte einen kräftigen Strom von Sekundärtexten, die den Einfluß Humes im Werk von Kant nachzuweisen suchten. Niemandem erschienen diese Untersuchungen verdächtig, niemand erwog, daß es sich um eine falsche Fährte handeln, daß es etwa strategische Gründe gegeben haben könnte, die Kant veranlaßten, sich auf Hume zu berufen.

Denn wie hätten seine Leser reagiert, wenn er freimütig erklärt hätte, daß ihn nicht der Skeptiker Hume, sondern der schwedische Geisterseher Emmanuel von Swedenborg aus dem dogmatischen Schlummer erweckt habe? Daß sich aber die Kritik in der Tat der Auseinandersetzung Kants mit der Verrückung, den Halluzinationen sowie der Schizophrenie Swedenborgs verdankt, hat Constantin Rauer auf dem Kant-Kongreß überzeugend vorgetragen. Er hat die Ergebnisse seiner noch nicht publizierten Dissertation dargelegt und eine neue Interpretation des großen Lichts von 1769 vorgestellt. *)

*) Gernot Grube: Das große Licht kam von den Geistern. Eine neue These zur Inspiration der kritischen Wende Kants durch Swedenborg. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.10.2005, Nr. 243, S. N3

closs
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#434 Re: Leben wir in der Endzeit?

Beitrag von closs » Mi 23. Mai 2018, 13:39

R.F. hat geschrieben:Aber er <Kant> war nicht derart verbissen dogmatisch wie die heutigen Evolutionisten.
Das ist schlicht richtig erkannt.

R.F. hat geschrieben: Gernot Grube: Das große Licht kam von den Geistern. Eine neue These zur Inspiration der kritischen Wende Kants durch Swedenborg.
Das wusste ich nicht, aber es passt zu Kants (mindestens) später Phase, in der er deutlich gemacht hat, dass es ihm um die Grenzen der Vernunft ging, um den Blick auf Darüberhinaus-Gehendes frei zu legen.

Kant wird aus Absicht oder Unvermögen gerne missverständen - siehe bspw. Metaphysik: In seinen Ausführungen zur Metaphysik richtet er sich geradezu aggressiv gegen diejenigen, die Metaphysik systematisch erfassen wollen - "Geht nicht", meint Kant. - Aber er tut es NICHT deshalb, weil er damit die Metaphysik entsorgen will, wie man es heute kritisch-rational gerne tut ("nicht falsifizierbar, also nicht relevant"), sondern um zu zeigen, dass die menschliche Vernunft nicht an die Metaphysik hinreicht - also im Grunde das Gegenteil.

Interessant ist übrigens, dass Kant zwischen "Vernunft" und "menschlicher Vernunft" unterscheidet - auch darauf verzichtet man heute fatalerweise.

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