Die Verfälschung der biblischen Lehre von der Vergebung

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closs
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#31 Re: Die Verfälschung der biblischen Lehre von der Vergebung

Beitrag von closs » Sa 29. Jun 2013, 00:34

Magdalena61 hat geschrieben: Es besteht aber keine Notwendigkeit, das Rechtsempfinden über Bord zu werfen und Zugeständnisse zu machen, die das Böse tolerieren und den Anderen in seiner Sünde bestärken.
Nicht nur keine Notwendigkeit, sondern sogar falsch. - Vergeben heißt nicht nachgeben.

Magdalena61 hat geschrieben:Wenn er uneinsichtig ist und es bleibt-- wie lange soll man auf ihn einwirken? Wie lange soll man für ihn beten?
"Einwirken" begrenzt, "beten" unbegrenzt. - Das Einwirken wirkt oft gar nicht, weil das Gegenüber falsch formatiert ist, also mit bestem Wissen und Gewissen das Böse für gut hält. - Das ist doch das Satanische, dass es sogar im Gewand des Gewissens auftritt. - "Einwirken" heißt oft NICHT, den anderen an etwas zu erinnern, was er weiß, sondern bedeutet viel öfter, ihn mit Dingen zu konfrontieren, die er NICHT weiß.

Konkretes Beispiel mit Deinen Büchern (übertragen in die Gesellschaft): Unsere Gesellschaft ist zunehmend juristisch geprägt. -Wenn Du mir etwas gibst ohne Zeugen und ohne Sicherheiten(!) und es wieder zurückhaben willst, sage "ich" Dir: "Hast Du Beweise, dass das Dir gehört?" - Und wenn Du keine hast, bin ich ein "Winner". - Und "meine" Umgebung hält mich für erfolgreich, weil ich eine "Erfolgs"-Lücke gefunden habe, und hält Dich für einen Loser, weil Du diese Lücke nicht gesehen hast. - So geht das heutzutage - insbesondere im gehobenen Wirtschaftsleben. - Und wenn Du dann einen solchen "Ich" fragst, ob er sich nicht schämt, wird er Dir antworten, dass dieses Wort in seiner Corporate Identity nicht vorkommt.

Das Problem unserer Zeit ist nicht, dass es Böses neben dem Guten gibt, sondern dass sich die Träger des Bösen subjektiv gut finden. - Wir sollten einmal über das Thema "Besessenheit" sprechen.

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Magdalena61
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#32 Re: Die Verfälschung der biblischen Lehre von der Vergebung

Beitrag von Magdalena61 » Sa 29. Jun 2013, 00:40

Pluto hat geschrieben:Wenn bspw. ein Kind von einem Betrunkenen Autofahrer zum Krüppel gemacht wird, dann wird dem Mann nach abgesessener Strafe vergeben, aber wer kümmert sich inzwischen um den seelischen Zustand des Opfers?
Wenn ein Gläubiger durch die Schuld eines anderen Menschen empfindliche Verluste einfahren muß(te), dann kriegt er in der Regel ein Problem mit seinem Glauben und gerät in eine massive Krise.
Wie geht man damit um? Und schon gar angesichts der Berichte anderer Geschwister, die in ähnlichen Situationen bewahrt wurden?

Manche Leute wenden die Selbstverurteilungs- Taktik an. Sie sprechen sich selbst schuldig und sagen "da ich ein Sünder bin, ganz und gar verdorben, habe(n) (meine Kinder und) ich es nicht besser verdient." Diese Sichtweise mag die Fragen im Keim ersticken... aber theologisch ist sie nicht haltbar. Denn wenn Gott seine Kinder dafür strafen würde, dass sie Sünder sind, wofür soll dann der Tod seines Sohnes am Kreuz gut gewesen sein?

Menschen mit dieser Einstellung haben, so weit ich sie kennen gelernt habe, fast immer ein ambivalentes Verhältnis zum Glauben und damit auch zu Gott. Da sie Gott nicht "vergeben", dass Er den Unfall, den Mißbrauch... oder was auch immer an Katastrophen in ihrem Leben zugelassen hat, grollen sie Ihm insgeheim. Sie fühlen sich benachteiligt, von Gott im Stich gelassen und enttäuscht, wenn sie das auch offiziell wohl niemals zugeben würden. Vielleicht gestehen sie sich ihren Frust auf Gott noch nicht einmal selber ein.

Geschwistern, die ohne eigenes Verschulden in Notlagen geraten sind, mit der Vergebungskeule zu kommen, weil man keine Antworten hat auf die Fragen der Leidenden, ist meiner Meinung nach "versuchter geistlicher Mord".
LG
God bless you all for what you all have done for me.

barbara
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#33 Re: Die Verfälschung der biblischen Lehre von der Vergebung

Beitrag von barbara » Sa 29. Jun 2013, 09:08

Magdalena61 hat geschrieben: Wenn er uneinsichtig ist und es bleibt-- wie lange soll man auf ihn einwirken? Wie lange soll man für ihn beten?

Einwirken so um die drei Mal. für ihn beten, immer - allerdings würde ich ihn da ins Kollektive einschliessen, also in jene Gebete die allen Menschen gelten. *Lieber Gott, gib allen Menschen und Wesen deinen Frieden" - so ungefähr.


Gott hat ein gutes Gedächtnis, Er vergißt niemals etwas. Wir müssen Ihn nicht mit Plappern belästigen und endlos wiederholen, was wir Ihm schon einmal gesagt haben.

Wir Menschen haben leider kein so gutes Gedächtnis. Dinge zu wiederholen, auch in Form eines Gebets, ist etwas, was mehr einem selbst hilft. Gott wird schon Verständnis dafür haben, der weiss ja wie ich bin und dass ich manche Dinge hundert Mal gesagt brauche, bis ich sie wirklich begreife.


Ich bezweifele, dass wir einem Sünder, der in seiner Sünde verharrt, Vergebung zusprechen und seine Sünde mehr oder weniger unter den Teppich kehren dürfen.

Ich vergebe (und ich habe das Glück, dass ich das leicht und schnell kann) - das tue ich für mich.

Aber ich vergesse nicht. Wenn ich von einem weiss, dass er nicht widerstehen kann, Geld zu klauen (zB aus der Kaffeekasse), so werde ich ihm die bisherigen Taten vergeben, die Kaffeekasse aber dennoch sicher wegschliessen und generell dafür schauen, ihn gar nicht erst in Versuchung zu führen.

grüsse, barbara

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