Religiöse Wahnwelten

Rund um Bibel und Glaube
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AlTheKingBundy
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#1 Religiöse Wahnwelten

Beitrag von AlTheKingBundy » Fr 10. Mär 2017, 18:52

Das Thema muss nicht unbedingt im Zusammenhang mit dem Christentum gesehen werden. Ich möchte die Frage stellen, ob "fanatisch" religiöse Menschen sich ihre eigene Glaubensrealität aufgebaut haben und meistens nicht mehr in der Lage sind, diese Realität zu verlassen. Dabei spielen Verstand, Logik und biblische Fakten keine Rolle mehr. Die Welt dreht sich nur noch um das Zentrum Ihrer eigenen Dogmen. Warum fällt es diesen Menschen so schwer, sich von diesen dogmatischen Fesseln zu lösen? Ich äußere mal zwei Hypothesen:

1. Sie müssten sich eingestehen, falsch gelegen zu haben (hoppla, ich hatte vielleicht doch nicht den Heiligen Geist...)?

2. Ihre ganze Hoffnung baut sich auf ihrem falschen Glauben.

Ich hatte so eine Phase als ich mich von der futuristischen Eschatologie in Richtung Präterismus bewegt habe, weil ich die unzähligen Widersprüche, die man als Futurist in Kauf nehmen muss, nicht mehr akzeptieren konnte.

Wie sind Eure Erfahrungen mit diesem Thema?
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Pluto
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#2 Re: Religiöse Wahnwelten

Beitrag von Pluto » Fr 10. Mär 2017, 19:44

AlTheKingBundy hat geschrieben:Wie sind Eure Erfahrungen mit diesem Thema?
Sehe ich genau wie du, und erlebe es täglich. :mrgreen:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Yusuke
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#3 Re: Religiöse Wahnwelten

Beitrag von Yusuke » Fr 10. Mär 2017, 22:02

Guten Abend zusammen,

interessantes Thema hast du eröffnet, AKB. Mit deinen Thesen bin ich einverstanden und möchte noch eine weitere hinzufügen:

-> Religiöse Schriften sind oft vage oder geheimnisvoll geschrieben, nicht wissenschaftich.

Dieser Aspekt fördert religöse Wahnvorstellungen, finde ich. Ein paralleles Beispiel sind die Verschwörungstheorien im Internet.

Helmuth
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#4 Re: Religiöse Wahnwelten

Beitrag von Helmuth » Fr 10. Mär 2017, 23:32

Servus Al,

Yes, jetzt hat er es getan, und diesen Wahnsinnigen-Thread eroffnet. :mrgreen: Gut so.
AlTheKingBundy hat geschrieben: Wie sind Eure Erfahrungen mit diesem Thema?
Zunächst würde ich nicht gleich eine strikte Entkopplung von dem Heiligen Geist vornehmen. Es gibt Abstufungen. Verwirrung oder bloß Unwissenheit allein ist noch keine böse Gesinnung.

Man wird dogmatisch vorgeprägt, bis dir die Schrift eine gewisse Inkonsistenz in den Gedankengängen eröffnet. Dann heißt es "Prüfet und das Gute behaltet" Es ist eine Entwicklung im Gauben wie ein kleines Kind sich zum Erwachsenen entwickeln kann.

Das kann alles "im HG" erfolgen, weil es ja das Werk dieses HG ist, dass er dich in die ganze Wahrheit führt. Die Entkopplung vom HG erfolgt erst, wenn andere Menschen angegriffen und ausgegrenzt werden, was zunächst verbaler Art beginnt. Und aus dieser Verstrickung gelangen viele nicht heraus und treiben es zunehmend immer ärger. Dann könnte man davon ausgehen, dass sie noch gar nicht im HG geboren sind. Denn der HG leitet neben diesem Verständnis auch immer zum Frieden und facht Gebet an. Er holt nicht die Keule heraus.

So scheiden sich dann die Geister voneinander.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

closs
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#5 Re: Religiöse Wahnwelten

Beitrag von closs » Sa 11. Mär 2017, 01:28

AlTheKing Bundy hat geschrieben:Ich möchte die Frage stellen, ob "fanatisch" religiöse Menschen sich ihre eigene Glaubensrealität aufgebaut haben und meistens nicht mehr in der Lage sind, diese Realität zu verlassen. Dabei spielen Verstand, Logik und biblische Fakten keine Rolle mehr. Die Welt dreht sich nur noch um das Zentrum Ihrer eigenen Dogmen. Warum fällt es diesen Menschen so schwer, sich von diesen dogmatischen Fesseln zu lösen?
1) Es gibt viele Menschen, die sich (anthropozentrisch!) ihr "eigenes Ding" aufbauen.

2) "Eigene Dogmen" ist dabei eine schwierige Aussage, weil theologische Dogmen gerade durch Verstand, Logik und biblische Fakten geprägt sind - sie sind Lehrsätze auf Basis von Denken. Trotzdem muss man natürlich diesen Dogmen nicht zustimmen, aber sie sind durchdacht und gerade NICHT "abgedreht". - Deshalb würde ich "Dogmen" durch "geistige Fesseln" ersetzen.

3) Es fällt vielen Menschen in der Tat schwer, sich von geistigen Fesseln zu lösen. Solche Fesseln sind das Gegenteil von Freiheit.

Wenn man es richtig macht, ist Glaube ein Entlassen-Werden in die Freiheit und die Befreiung vor Angst und weltlichen, aber auch geistigen Fesseln. - Oft wird es jedoch NICHT richtig gemacht.

Zu unterstreichen ist: Diese Fesseln gibt es genauso in der säkularen Welt. - So gibt es dort bspw. das "Dogma" (ausdrücklich mit Anführungszeichen), dass wir in der Marktwirtschaft in einer Leistungsgesellschaft leben würden. - Oder dass die Welt nur kritisch-rational umfassend erfasst werden kann.

Oder auch Fesseln im Namen des Christentums: Man denke nur an Dinge wie das sog. "Wohlstands-Evangelium" - oder auch der Glaube, nur wenige könnten in das "Himmelreich" (was auch immer das ist) eintreten.

Dass es so verschiedene säkulare wie religiglöse Fesseln gibt, hat (mindestens) zwei ganz unterschiedliche Gründe:

1) Gruppen-dynamische Effekt: Man fühlt sich in der Gruppe aufgehoben und hat Angst vor Sanktionen, wenn man sich geistig befreit. - Aber auch:

2) Die Unfähigkeit, sich geistig überhaupt zu befreien. - Man vergesse nie: Das, was man die "Brillanz des Satanischen" nennt, ist immer stärker als man selber - oder in den Worten von Papst Franziskus (aktuelles ZEIT-Interview): Man dürfe nicht einmal mit dem Bösen kommunizieren, weil es stärker sei als man selber als Mensch. - Man könne es nur zurückweisen: "Weiche".

Aber dazu muss man wissen, was "das Böse" überhaupt ist - wenn man es NICHT weiß, sieht man sein Anthropozentrisches als "das Gute", was mit Sicherheit in den Graben führt. - Hier bleibt nur die Bitte um die Unterscheidung der Geister und die hiobsche Erkenntnis, dass der Mensch zwar denkt, aber Gott lenkt (sagt zwar Hiob nicht, aber es läuft darauf hinaus). - Zusammengefasst: Solus Spiritus.

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Christian41285
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#6 Re: Religiöse Wahnwelten

Beitrag von Christian41285 » Sa 11. Mär 2017, 01:35

AlTheKingBundy hat geschrieben:Das Thema muss nicht unbedingt im Zusammenhang mit dem Christentum gesehen werden. Ich möchte die Frage stellen, ob "fanatisch" religiöse Menschen sich ihre eigene Glaubensrealität aufgebaut haben und meistens nicht mehr in der Lage sind, diese Realität zu verlassen. Dabei spielen Verstand, Logik und biblische Fakten keine Rolle mehr. Die Welt dreht sich nur noch um das Zentrum Ihrer eigenen Dogmen. Warum fällt es diesen Menschen so schwer, sich von diesen dogmatischen Fesseln zu lösen? Ich äußere mal zwei Hypothesen:

1. Sie müssten sich eingestehen, falsch gelegen zu haben (hoppla, ich hatte vielleicht doch nicht den Heiligen Geist...)?

2. Ihre ganze Hoffnung baut sich auf ihrem falschen Glauben.

Ich hatte so eine Phase als ich mich von der futuristischen Eschatologie in Richtung Präterismus bewegt habe, weil ich die unzähligen Widersprüche, die man als Futurist in Kauf nehmen muss, nicht mehr akzeptieren konnte.

Wie sind Eure Erfahrungen mit diesem Thema?

Ich denke es steckt wenn auch real,eine gewisse GefaHR im Glauben daran das Gott mit mir ist.

Da verwischen schnell Realitäten.

LG Christian Klingenberg

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lovetrail
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#7 Re: Religiöse Wahnwelten

Beitrag von lovetrail » Sa 11. Mär 2017, 08:13

AlTheKingBundy hat geschrieben:
Ich hatte so eine Phase als ich mich von der futuristischen Eschatologie in Richtung Präterismus bewegt habe, weil ich die unzähligen Widersprüche, die man als Futurist in Kauf nehmen muss, nicht mehr akzeptieren konnte.

Wie sind Eure Erfahrungen mit diesem Thema?

Hallo Al!

Setzt du jetzt nicht voraus, dass die futuristische Eschatologie ein falsches Dogma wäre? ;-)

Bzw kann der von dir vertretene Präeterismus nicht ebenfalls zum Dogma (im negativen Sinne) werden?

LG lovetrail
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

Helmuth
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#8 Re: Religiöse Wahnwelten

Beitrag von Helmuth » Sa 11. Mär 2017, 08:31

Servus Closs,

Dein Beitrag gefällt mir, nur die Zusammenfassung ist etwas zu flach.
closs hat geschrieben:Zusammengefasst: Solus Spiritus.
Ich denke es ist schon das Zusammenwirken von Geist und Wort maßgeblich wichtig. Nur das Wort allein birgt die Gefahr der Kopflastigkeit in sich. Davon rennen mir zu viele herum, die vollgestopft mit Wissen sind, aber deren Herz weit weg ist. Da sind wir uns einig.

Ein zweite einseitige Gruppe ist aber nicht minder gefährdet. Sagen wir reine "Geistler". Davon kenne ich so manchen Charismatiker. Einer davon war jahrelang auf der reinen "Geistschiene" wie auf einer Droge, und er war Vollzeitpastor. Nun hat es ihn mit fortschreitetendem Alter regelrecht ins Burn-Out und in die Depression geführt. Ein andere Art von geistiger "Fessel", eine wie ich es sehe dämonische, und ich bete seither für ihn davon wieder freizukommen.

Ausgewogenheit als eine gesunde Balance zwischen dem Schriftwort, das uns doch zuverlässig überliefert ist, und dem Heiligen Geist, der uns durch den Alltag leiten soll, finde ich wichtig für die geistliche Gesundheit. Wichtig ist auch sich gegen die Hardliner zu stellen, die uns manipulativ beeinflussen wollen, indem sie den "gesunden" Christen in eine Verdammnis führen wollen ob ihrer dogmatischen Auffassungen.

Erst das Abdriften von dieser Ausgeglichenheit denke ich führt uns in diese "Wahnwelten", die Al hier treffend anspricht. So sehe ich die Dogmen gar nicht als das vorwiegende Problem, sondern die Gesundheit des Herzens und des Verstandes, die gesunde Vernunft und auch die gesunde Lehre wie man es auch biblisch nennt und zuletzt auch die körperliche Gesundheit. Derart ermutigte Paulus z.B. seinerzeit Timotheus, etwas Wein zu sich zu nehmen. Wahrscheinlich war auch er gefährdet sich etwas zu streng zu verhalten.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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AlTheKingBundy
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#9 Re: Religiöse Wahnwelten

Beitrag von AlTheKingBundy » Sa 11. Mär 2017, 08:47

lovetrail hat geschrieben: Setzt du jetzt nicht voraus, dass die futuristische Eschatologie ein falsches Dogma wäre? ;-)

Bzw kann der von dir vertretene Präeterismus nicht ebenfalls zum Dogma (im negativen Sinne) werden?

Hallo lovetrail,

schön Dich wiederzulesen :thumbup:

Ja, das setze ich mittlerweile voraus. Neben klaren biblischen Fakten muss man zusätzlich sehen, was die Menschen mit dieser Lehre machen: "Rettung gibt es nur bei uns, wenn Du dieses oder jenes glaubst und unseren "Mitgliedausweis" hast". Letzteres ist kein Argument für oder gegen eine bestimmte Eschatologie zeigt aber die Konstanz des menschlichen Glaubensmissbrauch zum bloßen Eigennutz.

Prinzipiell kann der Präterismus auch zu einem Dogma werden, wenn man sich der logisch-schriftbaiserten Auseinandersetzung entzieht. Aber hierzu vielleit ein neues Thema "Präterismus"?
Beste Grüße, Al

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#10 Re: Religiöse Wahnwelten

Beitrag von Pluto » Sa 11. Mär 2017, 10:02

closs hat geschrieben:Es gibt viele Menschen, die sich (anthropozentrisch!) ihr "eigenes Ding" aufbauen.
Ich würde sogar sagen, JEDER Mensch hat Dogmen: Das sind persönliche Überzeugungen, an die er festhält.
Meine Dogmen sind (in beliebiger Reihenfolge und ohne Anspruch auf Vollständigkeit)... z.B. Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit.

closs hat geschrieben:Es fällt vielen Menschen in der Tat schwer, sich von geistigen Fesseln zu lösen. Solche Fesseln sind das Gegenteil von Freiheit.
In der Tat. :thumbup:
Wo ich den Strich ziehe, ist der verordnete Glaube, wie z.B. dass Mohammed auf in den Himmel geritten ist, die jungfräuliche Geburt, oder die Himmelfahrt.

closs hat geschrieben:Wenn man es richtig macht, ist Glaube ein Entlassen-Werden in die Freiheit und die Befreiung vor Angst und weltlichen, aber auch geistigen Fesseln. - Oft wird es jedoch NICHT richtig gemacht.
Sehe ich auch so. Allerdings birgt diese Freiheit die Gefahr der Willkür. Dann macht man sich das Leben mit Dogmen unnötig schwer.

closs hat geschrieben:Zu unterstreichen ist: Diese Fesseln gibt es genauso in der säkularen Welt. - So gibt es dort bspw. das "Dogma" (ausdrücklich mit Anführungszeichen), dass wir in der Marktwirtschaft in einer Leistungsgesellschaft leben würden.
Das ist kein Dogma, sondern Faktum.

closs hat geschrieben:Oder dass die Welt nur kritisch-rational umfassend erfasst werden kann.
Das muss auch so sein, sonst wird man Opfer der Beliebigkeit. Ein Hund jagt keine Porzellankatze, aber ein Mensch hat keine Probleme, sich vor einem gedachten Allmächtigen in den Dreck zu werfen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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