Helmuth hat geschrieben:Lukas 11,1 hat geschrieben:
Und es begab sich, dass er an einem Ort im Gebet war; und als er aufhörte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte!
Jesu Jünger dürfte schon länger aufgefallen sein, dass sich Jesus immer wieder zurückgezogen hatte um zu beten. Seine Art zu beten hat sich von der wie sie es aus der Synagoge bislang in Erfahrung gebracht haben unterschieden, zumal sie die vielen Wunder und Machttaten durch Jesus sahen. Auch die von Johannes dürfte anders gewesen sein.
Jesus lehrte sie danach das wohl bekannteste aller Gebete, das uns als "Vater Unser" überliefert ist. Ich habe in Erfahrung gebracht habe, dass wesentlich mehr dahintersteckt, als uns durch formale Gebete vermittelt werden könne. Ich möchte meine Erfahrung mit anderen teilen und mich auch über die tiefe Bedeutung mit euch austauschen.
Dazu gehört auch:
- Wie gestaltet sich mein/euer Gebetsleben?
- Was können wir dabei voneinander lernen?
Eine schöne Frage. Das ist in der Tat eines der wichtigsten Elemente für das Christsein. Dabei ist es hilfreich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass es keine Wirklichkeit außerhalb von Gott gibt:
"Denn IN IHM LEBEN WIR
, bewegen wir uns und sind wir". (Apg 17,28) - Gebet im Sinne Jesu bedeutet für mich: bewusst sein, dass ich ebenfalls der geliebte Sohn bin, der im Vater ist und der Vater in mir. Die Menschen sind wie Fische im Meer die vergessen haben, dass sie schon im Meer sind. "
Wo bist Du?, fragt Gott Adam. Darauf können wir antworten: "
Vater, wir sind in Dir". Gebet bedeutet also: still werden und in seine Gegenwart erwachen.
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhöret, wenn sie viel Worte machen.Matthäus 6:7
Jesus vertröstet uns nicht auf das kommende Leben, denn er weist hin auf die Wahrheit im Hier und Jetzt:
"kommt und seht!". Anstatt viel zu plappern, gilt es ganz wach zu werden. Still. Offen. Weit. Jesus lernte schon aus seiner jüdischen Tradition, dass Gott barmherzige Liebe (rachamim) und zärtliche Zuwendung (chesed) ist, was wir ähnlich in der islamischen Tradition finden, wo die zentralen Namen Gottes der Barmherzige und der Erbarmer sind, al-rahman und al-rahim. Gebet bedeutet für mich ganz zentral, dass ich mich öffne für diese göttliche Wirklichkeit der Liebe, Lebendigkeit und Barmherzigkeit, sodass ich zum Gefäß für sie werde.
“Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens“
Beispielhaft finde ich auch dieses Gebet:
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zu frischem Wasser. Er erquickt meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Psalm 23
„
Der Herr ist mein Hirte“ ist ein wunderbarer Ausdruck dafür, dass wir uns immer und überall, jederzeit, von der inneren Stimme des Heiligen Geistes führen lassen können, anstatt uns von der Ruhelosigkeit des Ego durch die Welt treiben zu lassen.
„Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott“, sagte Augustinus. Gebet bedeutet für mich vorallem: Ruhe finden in Ihm. Mich entspannen, mich fallen lassen in seine Gegenwart und dann lasse ich mich führen. Ich habe die paradoxe Erfahrung gemacht, dass sich dann meine Wünsche trotzdem erfüllen oder sogar übertroffen werden. Oder ich erlebe Momente wunschlosen Glücklichseins und tiefen Friedens.
Das ist Gnade.
Quelle