Ich habe dazu auch woanders schon mal was geschrieben und denke, dass es hier ebenso passt:
Heilig zu sein bedeutet abgesondert sein von etwas oder jemanden und abgesondert sein für etwas oder jemanden. Heilig zu sein verursacht zwei Dinge: Die Gesinnung, die Haltung eines Menschen ändert sich und daraus resultierend ändert sich auch sein Leben. Jeder Christ, der den Herrn in sich aufnimmt und seinen Willen tun will, ist wiedergeboren und heilig, weil er sich absondert von der Welt für Gott. Sein Zustand, seine Haltung ändert sich, dies ist der Wille Gottes. Paulus bestätigt es im Hebräerbrief 10:10 (HSK):
In diesem Willen sind wir geheiligt durch das Opfer des Leibes Jesu Christi ein für allemal.
Doch allein dieser Gesinnungswandel vollendet nicht die Heiligkeit des Menschen. Es muss der Lebenswandel folgen, wie Petrus erklärt (1Petr 1:14-15, HSK):
Gestaltet als gehorsame Kinder euer Leben nicht mehr nach den Gelüsten wie in eurer früheren Unwissenheit, sondern seid gemäß eurer Berufung durch den Heiligen auch selber heilig in all eurem Wandel.
Der moderne Mensch sieht seine Heiligkeit oftmals darin, dass er glücklich ist, geliebt wird, zu einer Gemeinschaft dazu gehört und durch seinen Glauben psychologische Hilfe oder Entscheidungshilfen in jeder Lebenslage erhält. Jedoch dieser Weg ist falsch, denn das eigene Wohl steht im Mittelpunkt und nicht Gott. Als Christ erhält man durch die Gnade Gottes kein leichtes Leben, aber ein erfülltes. Gott ist keine Segensmaschine und des Menschen letztes Ziel ist nicht Glück und Gesundheit, sondern seine Heiligkeit.
So darf die Lösung eines Problems nicht wichtiger werden, als Gott, denn in Gott liegt ja gerade die Lösung. Petrus schritt über das Wasser, so lange er auf den Herrn blickte. Als er aber seine Aufmerksamkeit in Furcht den Wellen und dem starken Wind zuwandte, seinem Problem, ging er unter (Mt 14:29-30):
Jesus sagte: »Komm!« Und Petrus stieg aus dem Schiff, ging über das Wasser und kam auf Jesus zu. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich, und da er anfing zu sinken, rief er: »Herr, hilf mir!«
Aber Petrus tat auch dann wieder das einzig richtige in einer Situation der Furcht, der Gefahr, des Kleinglaubens: Er sieht seine Unfähigkeit allein etwas tun zu können und seinen einzigen Retter, mit dem alles gelingen kann, Jesus, den er um Hilfe bittet. Wer seine Probleme stets allein lösen will, ist unheilig. Heilig zu sein bedeutet nämlich ebenso Gott kennen lernen zu wollen und den eigenen Willen Gott gleich zu machen. So wird der geheiligte Leib zum Werkzeug Gottes. Paulus weist uns den Weg dazu (Rö 12:1-2, HSK):
Ich ermahne euch nun, Brüder, um der Erbarmungen Gottes willen: Bringt eure Leiber dar als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, als euren sinnvoll entsprechenden Gottesdienst. Macht euch nicht die Art dieser Welt zu eigen, sondern wandelt euch um durch Erneuerung eures Denkens, um zu prüfen, was der Wille Gottes ist, was gut, wohlgefällig und vollkommen.
Ein Christ wandelt durch seine Heiligkeit sein Denken und kann so erkennen, prüfen, was Gottes Wille für ihn ist: gut, wohlgefällig und vollkommen. So kann der Mensch getrost in allen Lebenslagen seinen eigenen Willen Gott überantworten, damit dessen Wille geschehe. Damit erfüllt er auch die Vaterunser-Bitte und das Reich Gottes auf Erden bricht an. Gott ist immer gut, weil er gut ist. Daher ist Gott auch gut, wenn es mir schlecht geht, denn Gott wirkt gerade im Elend und schenkt neues Leben, gerade auch geistiger Art. Der Psalmist hat dies erkannt (Ps 119:50, HSK):
Dies ist mein Trost in meinem Elend, daß deine Verheißung mich belebt.
Und im Leid hilft Gott aus dem Leid, durch sein Wort (Ps 119:67, HSK):
Bevor ich mich beugte, ging ich irre; doch jetzt beobachte ich dein Wort.
Dem Leid gibt Gott oftmals einen Sinn, den man zu Anfang nicht erkennt. Durch das Leid kann der Mensch seine Bestimmung, die Heiligkeit, oft schneller erreichen, siehe Ps 119:71,75; HSK:
Es war gut für mich, daß ich gebeugt wurde, damit ich deine Satzungen lernte. Ich weiß, Herr, daß gerecht deine Urteile sind und daß du mit Recht mich beugtest.
Christen geht es nicht immer gut oder sogar besser als Nichtchristen. Gott ist nicht allein dazu da ihre Bedürfnisse zu erfüllen oder ihre Nöte zu lösen. In der Heiligkeit eines Christen jedoch liegt die Chance eines erfüllten Lebens in allen Lebenssituationen, weil sie Gott erkennen möchten und all seine Gnaden zulassen in ihrem Leben.
Servus
