Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

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Halman
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#1 Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Halman » Mo 12. Jan 2015, 20:48

Seit fast 2000 Jahren dauert nun schon die philosophisch-theologische Debatte darüber an, ob denn GOTT allmächtig sein kann und was denn überhaupt darunter zu verstehen ist. Sicher kennen die Meisten von euch die berühmte Frage: Kann Gott einen Stein erschaffen, der so schwer ist, dass er ihn nicht heben kann?

Im Laufe der Zeit bildeten sich verschiedene Allmachtsbegriffe heraus. In Wikipedia werden die abdingbare Allmacht, die essenzielle Allmacht und die absolute Allmacht erläutert. Passt davon eine Defintion auf die Allmacht des biblischen Gottes?

Gem. der Lutherbibel (1984) stellt ein Engel Abraham die Frage:
Zitat aus Gen 18,14:
14 Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen übers Jahr; dann soll Sara einen Sohn haben.
Die Elberfelder Bibel gibt diese Frage folgendermaßen wieder:
Zitat aus Gen 18,14:
14 Sollte für den HERRN eine Sache zu wunderbar sein? Zur bestimmten Zeit komme ich wieder zu dir, übers Jahr um diese Zeit, dann hat Sara einen Sohn.
In der King-James-Bibel finden wir folgende Übersetzung:
Zitat aus Gen 18,14:
14 Is any thing too hard* for the LORD? At the time appointed I will return unto thee, according to the time of life, and Sarah shall have a son.
Im Strong's Dictionary fand ich für "too hard" folgende Transkription aus dem Hebräischen: pala' - paw-law'. Dazu habe ich herausgefunden, dass פּלא (pâlâ') so viel bedeutet, wie wunderbar und sich auf das Erfüllen eines Gelübdes bezieht (unsere Experten :) @2Lena und @Rembremerding können hier hoffentlich weiterhelfen).
Interessant finde ich auch die Wiedergabe in der Buber-Übersetzung:
Zitat aus Gen 18,14:
14 Ist IHM ein Ding entrückt? Zur Frist kehre ich zu dir, wann die lebenspendende Zeit ist, und Ssara hat einen Sohn.
Was denkt ihr, was bedeuten die Worte des Engels? Wie ist die Allmacht Gottes zu verstehen?

Interessanterweise tätigte der Engel Gabriel gebenüber der Jungfrau Maria eine ähnliche Aussage. Die uns vertraute Lutherbibel gibt die Worte des Engels folgendermaßen wieder:
Zitat aus Luk 1,37:
37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.
Die grundtexttreuere Elberfelder Bibel übersetzt die gabrielische Zusicherung mit den Worten:
Zitat aus Luk 1,37:
37 Denn kein Wort, das von Gott kommt, wird kraftlos sein.
Im griechischen Grundtext steht:
Zitat aus Luk 1,37:
37 οτι ουκ αδυνατησει παρα τω θεω παν ρημα
In der deutschen Interlinearübersetzung für das NT von 1979 wird der griechische Grundtext folgendermaßen übersetzt:
Zitat aus Luk 1;37 (Interlinearübersetzung):
37 denn nicht unmöglich wird sein von Gott jedes Ding.
Soweit ich ermitteln konnte, bedeutet αδυνατησει soviel viel kraftlos/unmöglich.

Da muss ich an folgendes jesajanische Versprechen denken:
Zitat aus Jes 55,11:
11 so wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird bewirken, was mir gefällt, und ausführen, wozu ich es gesandt habe.
Die Buber-Übersetzung gibt dieses Versprechen so wieder:
Zitat aus Jes 55,11:
11 also soll das Wort, so aus meinem Munde geht, auch sein. Es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, was mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich’s sende.

Dass dem so ist, bestätigt sogar der Sohn Gottes in Mat 19:26. Laut der Menge-Bibel sagte Jesus:
Zitat aus Mat 19,26:
26 Jesus aber blickte sie an und sagte zu ihnen: »Bei den Menschen ist dies unmöglich, aber bei Gott ist alles möglich.«
Wie ist dies eurer Meinung nach zu verstehen? In welchem Sinne ist Gott allmächtig?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Salome23
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#2 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Salome23 » Mo 12. Jan 2015, 21:52

In welchem Sinne ist Gott allmächtig?
In dem Sinne, wie der jeweilige Mensch (der sich einen allmächtigen Gott vorstellt) sich Allmacht vorstellt.
Für mich bedeutet Allmacht, an nichts gebunden zu sein...

Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt...

Pluto
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#3 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Pluto » Mo 12. Jan 2015, 22:13

Halman hat geschrieben:In welchem Sinne ist Gott allmächtig?
Damals sahen die Menschen es so wie die Bibel es beschreibt. Aus heutiger Sicht ist es ein Paradoxon. Das Konzept der Allmacht fehlerbehaftet.
Das lässt sich am Beispiel des Steins sehr schön darstellen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#4 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von closs » Mo 12. Jan 2015, 23:18

Pluto hat geschrieben:Das lässt sich am Beispiel des Steins sehr schön darstellen.
Die Schaffung eines Steines, den das allmächtige Wesen nicht heben kann, ist unmöglich, weil der Begriff Allmacht impliziert, dass es einen solchen Stein nicht geben kann.

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#5 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Pluto » Mo 12. Jan 2015, 23:49

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das lässt sich am Beispiel des Steins sehr schön darstellen.
Die Schaffung eines Steines, den das allmächtige Wesen nicht heben kann, ist unmöglich, weil der Begriff Allmacht impliziert, dass es einen solchen Stein nicht geben kann.
Auch so bleibt das Problem der Allmacht ein Paradoxon.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#6 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von closs » Mo 12. Jan 2015, 23:54

Pluto hat geschrieben:Auch so bleibt das Problem der Allmacht ein Paradoxon.
Welches Phänomen gibt es, das sich nicht durch die Impliziertheit der Allmacht erklärt? - Ich habe diese Problematik noch nie verstanden - klingt alles nach menschlicher Trickserei.

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Scrypt0n
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#7 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Scrypt0n » Di 13. Jan 2015, 00:46

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das lässt sich am Beispiel des Steins sehr schön darstellen.
Die Schaffung eines Steines, den das allmächtige Wesen nicht heben kann, ist unmöglich, weil der Begriff Allmacht impliziert, dass es einen solchen Stein nicht geben kann.
Und damit bestätigst du: Der Allmächtige kann keinen Stein erschaffen, den er anschließend nicht mehr anheben kann. Eine "Versiegelung" seinerseits ist ihm nicht möglich!
Schließlich würde er seine Allmacht dadurch eingrenzen, wodruch die Allmacht nicht mehr allmächtig wäre...

Weiter wiedehrole ich mich:
Ein allmächtiges Wesen hätte grenzenlose Macht; ist seine Macht durch etwas beschränkt, ist sie nicht grenzenlos. Wenn Logik geltend ist, beschränkt sie die Macht, und das Wesen ist nicht allmächtig. Wenn Logik nicht geltend ist, könnte ein allmächtiges Wesen etwas vollbringen, was der Logik widerspricht (z.B. eben ein Paradoxon wie diesen Stein). Dies erweitern nur die Wertigkeit der Logik, da etwas nicht gleichzeitig logisch und unlogisch sein kann, und macht diese erneut zu Grundlage; somit kann nichts gegen die Logik verstoßen, sie ist immer bindend. Daher kann etwas allmächtiges nicht existieren.

Wer anderes behauptet, kann anstelle auch einfach fliegende Elefenten behaupten...

closs
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#8 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von closs » Di 13. Jan 2015, 01:34

Scrypt0n hat geschrieben:Der Allmächtige kann keinen Stein erschaffen, den er anschließend nicht mehr anheben kann.
Weil Allmacht impliziert, dass es einen solchen Stein nicht gibt.

Scrypt0n hat geschrieben:Daher kann etwas allmächtiges nicht existieren.
Das ist Trickserei, mit der man dialektisch wahrscheinlich durchkommt.

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Scrypt0n
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#9 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Scrypt0n » Di 13. Jan 2015, 01:36

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Der Allmächtige kann keinen Stein erschaffen, den er anschließend nicht mehr anheben kann.
Weil Allmacht impliziert, dass es einen solchen Stein nicht gibt.
Nicht geben = nicht erschaffen können = keine Allmacht!
;)

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Daher kann etwas allmächtiges nicht existieren.
Das ist Trickserei
Das ist Faktum, welches du weder logisch noch ontologisch begründet ausräumen kannst.
Nicht mein Problem... ;0)

closs
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#10 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von closs » Di 13. Jan 2015, 02:00

Scrypt0n hat geschrieben:Nicht geben = nicht erschaffen können = keine Allmacht!
Die Tatsache, dass Gott kein Nihil Negativum schaffen kann (also etwas, was nicht ist), ist kein Defekt.

Scrypt0n hat geschrieben:Das ist Faktum
Ein System-Faktum des Menschen, aber kein Seins-Faktum.

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