Der Vatikan greift durch

[Pluto]

...dass solche Fälle kirchenrechtlich abgehandelt werden dürfen.

Du beziehst dich hier wohlgemerkt NUR auf Deutschland, aber die Welt ist groß.

[closs]

Du beziehst dich hier wohlgemerkt NUR auf Deutschland, aber die Welt ist groß.

Richtig - man müsste prüfen, ob kirchenrechtliche Abwicklung solcher Fälle in anderen Ländern schon immer gegen das Gesetz war. - WÄRE es so, müsste man allerdings auch der Justiz Vorwürfe machen.

[Pluto]

man müsste prüfen, ob kirchenrechtliche Abwicklung solcher Fälle in anderen Ländern schon immer gegen das Gesetz war.

Was meinst du mit "schon immer"?

[closs]

Was meinst du mit "schon immer"?

Wenn es in anderen Ländern kein Einvernehmen zwischen Staat und Kirche geben würde, dass solche Fälle kirchenrechtlich behandelt werden dürfen, wäre die Nicht-Meldung solcher Fälle an den Staatsanwalt schon immer gegen das Gesetz gewesen.

[sven23]

Wie gesagt: Der Grunddefekt lag darin, dass sich weltliche und kirchliche Gerichtsbarkeit offenbar verabredet hatten, dass solche Fälle kirchenrechtlich abgehandelt werden dürfen.

Auch da muß man dem Staat den Vorwurf machen, daß er zu lange hat sich täuschen lassen und weggeschaut hat. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es dem Kirchenrecht entspricht, einen Täter in aller Stille und Verschwiegenheit zu versetzen, um ihn dann ungehindert weiter machen zu lassen. Die T'äter konnten sich sicher sein, in der Kirche einen Schutzraum zu haben, den die Opfer nicht hatten.

[closs]

daß er zu lange hat sich täuschen lassen und weggeschaut hat.

"Täuschen" hat er sich nicht lassen. - Dem Staat war bewusst, dass das Kirchenrecht anders funzt.

einen Täter in aller Stille und Verschwiegenheit zu versetzen,

In aller Stille für die Öffentlichkeit - dagegen ist erst mal nichts auszusetzen.

um ihn dann ungehindert weiter machen zu lassen.

Das darf natürlich überhaupt nicht passieren - das ist der Hammer. - Natürlich gibt es auch Rückfälle im staatlichen Umfeld, aber da war man bei der Kirche zu lasch, wenn das vorkommen konnte.

[sven23]

Das darf natürlich überhaupt nicht passieren - das ist der Hammer. - Natürlich gibt es auch Rückfälle im staatlichen Umfeld, aber da war man bei der Kirche zu lasch, wenn das vorkommen konnte.

Mein lieber closs, mach die Augen auf. Das war über Jahrzente kirchliche Praxis. Und das ist doch der eigentliche Skandal hinter dem Skandal.

[closs]

Das war über Jahrzente kirchliche Praxis.

Über Jahrzehnte war kirchliche Praxis, dass bei Bekanntwerden solcher Fälle der Täter vor den Bischof zitiert wurde, der ihn üblicherweise erst einmal aus den Verkehr gezogen hat, ihn seelsorgerischer Betreuung unterzogen hat und dann irgendwo wieder eingesetzt hat - das ist erst einmal im christlichen Sinne in Ordnung.

Was sicherlich nicht in Ordnung war, dass der Umgang mit den Opfern nicht ähnlich fürsorglich war. - Denn wenn man den Eltern eines Opfers sagt, man würde für das Opfer beten (was sicherlich gestimmt hat), war das eine Verkennung der Situation - da hätte echte medizinische Therapie im Vordergrund stehen müssen. - Andererseits wüsste ich gar nicht, ob es diese vor 50 Jahren schon gab - und da waren noch die schüchternen "Schäfchen", die leicht klein beigegeben haben, wenn "der Herr Pfarrer" da war.

In anderen Worten: Das Problem sehe ich weniger im Umgang mit den Tätern (es sei denn, sie wurden wieder irgendwo eingesetzt, wo sie zu Wiederholungstätern werden konntne - was ja AUCH passiert ist). - Das größere Problem ist bei den Opfern zu sehen. - Hinwiederum: Gab es vor 50 Jahren echte medizinische Therapie für Opfer bei "staatlichen" Sexualdelikten? - So weit ich weiss, nicht.

Wie auch immer: Es schadet nicht, wenn man all diese Dinge differenziert anschaut und nicht von vorneherein mit dem Messer zwischen den Zähnen rumtobt. - Das übergeordnete Problem aus meiner Sicht ist, dass der Kirchenhass unter vielen agnostischen Intellektuellen derart ausgeprägt ist, dass normalerweise keine der Wahrheit verpflichtete Diskussion möglich ist.

[sven23]

Über Jahrzehnte war kirchliche Praxis, dass bei Bekanntwerden solcher Fälle der Täter vor den Bischof zitiert wurde, der ihn üblicherweise erst einmal aus den Verkehr gezogen hat, ihn seelsorgerischer Betreuung unterzogen hat und dann irgendwo wieder eingesetzt hat - das ist erst einmal im christlichen Sinne in Ordnung.
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Es ist ein Fakt, daß die meisten Täter über Jahre oder sogar Jahrzente ihrem Hobby nachgehen konnten, weil die kirchliche Praxis auf Verschweigen und Vertuschen beruhte. Die Fälle sind zur Genüge dokumentiert. Was auch heute gerne verschwiegen wird, ist die Verantwortung der Bischöfe.
Wer dem Fuchs die Tür zum Hühnerstall öffnet, kann nicht nur den Fuchs für das Folgende verantwortlich machen, denn er trägt selber eine Mitschuld.
Aber ich fürchte, gerade diese Verantwortung der Bischöfe steht bis heute einer ehrlichen Aufarbeitung entgegen, weil man diesen Skandal fast noch mehr fürchtet als die eigentlichen Mißbrauchsfälle, die man immer leicht als Verfehlung einzelner abtun kann.
Aber die Kultur des Vertuschens war systemimmanent und flächendeckend.

[closs]

weil die kirchliche Praxis auf Verschweigen und Vertuschen beruhte

Gegenüber der medialen Öffentlichkeit - richtig. - Das muss man nicht gut finden, sollte aber zum differenzierten Denken anregen.

daß die meisten Täter über Jahre oder sogar Jahrzente ihrem Hobby nachgehen konnten

Wenn ein Triebtäter rückfällig ist: Hat dann die Justiz gefördert, dass er seinem "Hobby" nachgehen kann?