closs hat geschrieben:Darkside hat geschrieben:denn der Trinitätsgedanke ist - wenn wir bei den dem entgegen stehenden biblischen Inhalten bleiben - schlicht unbiblisch.
Dann wäre der Unitaritäts-Gedanke unbiblisch, weil irgendein Jünger zu Jesus sagt: "Mein Herr und mein Gott". - Und dann geht das Gezerre wieder los.
Der zweifelnde Thomas rief in Erstaunen, nachdem er Jesus Wundmale gefühlt hatte, "Mein Herr und mein Gott".
Er sagte nicht - und hierin ist die Problematik - "Jesus, Du bist mein Herr und Du bist mein Gott". Das wäre zweifelsfrei.
Jesus hatte immer wieder betont, dass wer ihn sieht, den Vater sieht. Und damit Gott. Thomas, beeindruckt von dem Geschehen, sieht Jesus vor sich ("mein Herr") und ist gleichzeitig beeindruckt von dem, was Gott bewirkt.
Diesen Satz kann man auch so verstehen. Damit ist die unitarische Sicht mit der Episode nicht widerlegbar.
Dass der Trinitätsgedanke der Bibel fremd ist, da gebe ich Darkside recht.
Hätten die Autoren des NT die Trinität selbstverständlich geglaubt, hätten sie viele Dinge gar nicht so formulieren dürfen, wie sie es getan haben.
z.B. Jesus sagt "Was nennst Du mich gut, gut ist Gott allein". Trinitarisch hätte er formulieren müssen "Was nennst Du mich gut, gut ist der Vater im Himmel allein".
Jesus am Kreuz fragt, warum ihn Gott verlassen hat. Man kann darüber streiten, ob der himmlische Vater den irdischen Sohn verlassen kann, aber nicht darüber, ob Gott Jesus verlassen kann, wenn Jesus Gott ist. Man sollte auch beachten, dass nach dem Trinitätsdogma Jesus (bei Dir eine Erscheinungsform Gottes) Jesus auf Erden als Erscheinung aber zugleich Gott und zugleich Mensch ist. Genau das gibt der Satz aber nur her, wenn der Evangelist sich ziemlich verunglückt ausgedrückt hat.
auch z.B. Lk 2,52 Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.
Wäre Lukas ein Trinitarier hätte er formulieren müssen "..nahm zu ...Gnade bei dem himmlischen Vater und den Menschen.
Die Frage, wie man nun zunehmende Gnade bei sich selbst findet, stelle ich erst gar nicht.
Johannes hatten wir noch nicht (es gibt aber sehr, sehr viele Beispiele dafür, dass die Autoren im NT nicht trinitarisch korrekt formuliert haben):
Joh 6,29 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.
Trinitarisch korrekt wäre hier wohl des VATERS Werk, der ihn gesandt hat.
Die Frage ist meines Erachtens nur lösbar, wenn man klärt, ob mit dem Menschen Jesus auch Gott am Kreuz den Daseins-Tod (!) gestorben ist. - Die Beantwortung dieser Frage klärt, mit welcher Religion wir es zu tun haben, wenn wir von "Christentum" sprechen.
Jesus sagt kurz vor seinem Tod (Mk 15,32) seinen letzten Satz "mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen". Danach schrie er auf und verschied. Dass Gott kurz vor seinem Tod wieder zu ihm gekommen ist, steht nicht da.
Jesus starb für sich alleine, ohne Gott, der ihn verlassen hat. Die Episode zeigt recht deutlich, dass die Vorstellung, dass Gott zusammen mit Jesus stirbt, der Gedankenwelt des Markus (und des Matthäus) ziemlich fremd war.