ich denke ich müßte eigentlich arbeiten gehen

Rund um Bibel und Glaube
michaelit
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#1 ich denke ich müßte eigentlich arbeiten gehen

Beitrag von michaelit » Mo 17. Mär 2014, 12:24

Hallo,

wie ich schon in einem anderen Thread angesprochen habe, leide ich unter Schizophrenie. Das ist ziemlich verrücktes Zeug. Ich dachte manchmal ich könnte mit Engeln und Heiligen reden, könnte in den Himmel schauen und so. Das waren die Zeiten wo ich Positivsymptomatik hatte. Meine Ärztin sagte zu mir ich wäre ein Fall wie aus dem Lehrbuch. Paranoia, Stimmen hören, Wahngedanken, usw. Mit meinen jetzigen Medikamenten bin ich aber einigermaßen stabil. Ich lebe in einem Wohnheim wo es eigentlich ganz ok ist. Ich habe mein eigenes Zimmer, Taschengeld, Internet und Bücher, Spiele und CD's. Ich bin also eigentlich ganz gut versorgt. Ich habe aber noch so Zweifel. Wenn ich nicht gerade Paranoia schiebe geht es mir stundenweise ziemlich gut. Seitdem ich wieder regelmäßig den Gottesdienst besuche haben sich auch meine Ängste und Probleme gebessert. Ich habe aber jetzt so einen Gewissenskonflikt daß ich doch eigentlich wieder arbeiten gehen sollte. Ich habe aber nichts gelernt und weiß auch nicht ob ich Arbeit kriegen würde. Daher überlegte ich mir in einer Werkstatt für Behinderte anzufangen. Dann hätte ich nicht mehr das Gefühl daß ich irgendjemanden betrüge. Ich weiß zwar daß ich wirklich psychisch krank bin, aber wie gesagt habe ich auch gute Zeiten in denen ich auch arbeiten könnte. Im Heim mache ich ja auch meine Dienste, räume mit auf, koche Essen, decke den Tisch, wasche meine Wäsche usw. Ob ich draußen Arbeit kriegen könnte wäre auch so ein Ding ... ich weiß es einfach nicht und ich bin ja auch arbeitsunfähig geschrieben. Im Heim hier sind manche Menschen mit Arbeit, andere ohne. Zwei gehen in die Behindertenwerkstatt. Vom Geld her macht das aber nicht viel aus und ich würde auch mit meinem Taschengeld hinkommen. Es ist nur so daß ich viel an die anderen Menschen auf der Welt denke die auch arbeiten gehen müssen, ich habe da manchmal ziemlichen Gewissensdruck. Ich weiß auch nicht ob meine psychischen Beschwerden vielmehr daher kommen daß ich viele Fehler im Leben gemacht habe, unter anderem war ich oft arbeitsscheu. Ich habe am Anfang ganz gerne gearbeitet, war Krankenpflegehelfer, Altenpflegehelfer und so. Solange ich nicht zu schnell arbeiten mußte ging alles. Und solange ich einigermaßen zu leben hatte war mir Geld eigentlich egal. Zur Zeit verbringe ich viel Zeit in meinem Zimmer, höre Musik, spiele am Computer, lese oder diskutiere auf Internetforen. Oder ich gehe spazieren oder bin an meinem Fluß und denke über alles Mögliche nach. Ich will das irgendwie mit Jesus schaffen, und ich weiß auch daß er ein guter Gott ist dem ich eigentlich vertrauen sollte. Aber das Vergangene scheint von meiner Seite noch irgendwie dazwischen zu stehen. Ich habe oft versucht Theologie zu verstehen aber am Ende geht es ja nur um Vertrauen und Liebe, so scheint es mir zumindest. Was würdet ihr jetzt tun?

Danke für euren Rat.

Liebe Grüße,

Daniel

2Lena
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#2 Re: ich denke ich müßte eigentlich arbeiten gehen

Beitrag von 2Lena » Mo 17. Mär 2014, 13:11

Michaelit hat geschrieben:Was würdet ihr jetzt tun?
Das Angebot der Werkstätten annehmen. Die Läden, die von ihnen bedient werden, zeigen wunderschöne Produkte mit zahlreichen handwerklichen Fähigkeiten. Diese Tätigkeiten helfen den Bezug zum Alltag praktisch zu finden. Die erworbenen Fähigkeiten lassen sich vielseitig einsetzen, auch bei einem normalen Arbeitsmarkt. Außerdem treten "Erfolgserlebnisse" auf.

Ein Fall wie aus einem Lehrbuch?
Wird denn jeder Mensch für krank erklärt, der telepatische Fähigkeiten hat? Ziemlich kritisch für die Welt. Jeder kann sich so "auf die faule Haut" setzen. In meiner Jugend wurden mir die Vorahnungen per Ohrfeige vermiest. Das war's dann.

Ich will das irgendwie mit Jesus schaffen, und ich weiß auch daß er ein guter Gott ist dem ich eigentlich vertrauen sollte. Aber das Vergangene scheint von meiner Seite noch irgendwie dazwischen zu stehen.
Aus welcher christlichen Sicht willst du das bewerkstelligen? Indem du die 7007 7007 7007 Bücher liest, die sich zum Teil widersprechen oder mit deinem "Blick in den Himmel", der dich vielleicht an einen Heiligen geraten lässt, der das ABC nicht ganz richtig gelernt hat? Sorry, das hört sich ungut an, aber es ist leider die Tatsache. Von keinem, auch nicht von den Sehern vergangener Jahrhunderte, kam etwas von den wirklichen Werten heraus.

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Vitella
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#3 Re: ich denke ich müßte eigentlich arbeiten gehen

Beitrag von Vitella » Mo 17. Mär 2014, 13:38

michaelit hat geschrieben:Hallo,
wie ich schon in einem anderen Thread angesprochen habe, leide ich unter Schizophrenie.Was würdet ihr jetzt tun?
Daniel

erstmal einen Arbeitsplatz in einem geschützten Raum, es gibt ganz viele solcher Werkstätten.

Danach eine andere Therapie als die übliche Psychiatrie, denn die versteht Schizophrenie nicht.
Du bist ja nicht, nicht normal, Du bist anders und nur die Psychiatrie macht daraus eine Krankheit.

Was hast Du denn in Deiner Gegend für Möglichkeiten an Alternativmethoden zur Therapie.?
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

Lena
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#4 Re: ich denke ich müßte eigentlich arbeiten gehen

Beitrag von Lena » Mo 17. Mär 2014, 16:52

michaelit hat geschrieben: Was würdet ihr jetzt tun?

Ich würde die ganze Sache im Gebet dem Vater bringen und schauen was daraus wird.

michaelit hat geschrieben: Ich will das irgendwie mit Jesus schaffen, und ich weiß auch daß er ein guter Gott ist dem ich eigentlich vertrauen sollte.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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Naqual
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#5 Re: ich denke ich müßte eigentlich arbeiten gehen

Beitrag von Naqual » Mo 17. Mär 2014, 18:30

2Lena hat geschrieben:
Michaelit hat geschrieben:Was würdet ihr jetzt tun?
Das Angebot der Werkstätten annehmen

Schließe mich 2Lena an.

Wobei es bei manchen Werkstätten eigene Arbeitsgruppen für "psychisch Kranke" neben denen für Behinderte gibt. Das wäre sicher noch besser bei Dir.
Aber muss man eben vor Ort erfragen, ob das Angebot besteht.

Arbeiten aus schlechtem Gewissen heraus würde ich Dir allerdings nicht wünschen, sondern den Genuß der Vorteile (die natürlich kaum finanziell sind):
Abwechslung, andere Leute, eine Tagesstruktur, gefordert zu sein (ohne Angst vor Überforderung zu haben, z.B. durch die sedierende Wirkung der Medikamente), ja und auch dafür, einfach das Gefühl zu haben, was leisten zu können für die Gesellschaft (das braucht irgendwie JEDER, auch die, die es noch gar nicht erfasst haben).

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Naqual
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#6 Re: ich denke ich müßte eigentlich arbeiten gehen

Beitrag von Naqual » Mo 17. Mär 2014, 18:42

Vitella hat geschrieben:Danach eine andere Therapie als die übliche Psychiatrie, denn die versteht Schizophrenie nicht.
Du bist ja nicht, nicht normal, Du bist anders und nur die Psychiatrie macht daraus eine Krankheit.
Schizophrene sind Menschen wie Du und ich, jeder mit seinen eigenen Wünschen, Interessen und Ängsten. Ich empfinde sie auch als normal.
Aber es kommt etwas hinzu, das man wirklich als einschränkende Krankheit bezeichnen kann.
Die Angst, dass mit einem selbst etwas nicht stimmt. Dass man seiner Wahrnehmung nicht trauen kann. Und das konnten sie (je nach Symptomen und Ausprägung) durchaus erfahren. Teils bis dahin, dass man ein selbstständiges Leben nicht mehr führen kann. Andere haben ihre Krankheit akzeptiert (das ist ein langer und schmerzhafter Prozess), nehmen regelmäßig ihre Medikamente (die durchaus auch Nebenwirkungen haben) und vielen davon würden wir auch bei einem längeren Gespräch nicht die Bohne anmerken, dass sie ein gewisses "Extra" haben. Einen Rucksack mehr beim Bewältigen des Alltags wie wir.
Also ich würde die klassische Psychiatrie nicht madig machen, sondern empfehlen. Aber auch alternative Möglichkeiten. Es kommt natürlich auch hier darauf an. Und es gibt bei den "Klassischen" wie den "Alternativen" Vertreter, die es lieber nicht sein sollten... (die Minderheit bei beiden).

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Naqual
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#7 Re: ich denke ich müßte eigentlich arbeiten gehen

Beitrag von Naqual » Mo 17. Mär 2014, 18:57

2Lena hat geschrieben:Wird denn jeder Mensch für krank erklärt, der telepatische Fähigkeiten hat? Ziemlich kritisch für die Welt. Jeder kann sich so "auf die faule Haut" setzen. In meiner Jugend wurden mir die Vorahnungen per Ohrfeige vermiest. Das war's dann.
Krank ist man erst dann, wenn man darunter leidet (und nicht nur unter den Vorbehalten anders Gesinnter oder Unbedarfter).
Die mit besonderen echten Fähigkeiten führen meistens ein "Doppelspiel", wenn auch ein liebes. Sie wissen genau mit wem man darüber reden kann und mit wem nicht. Und vor allem können sie es reflektieren und die "Lebensbereiche" trennen. (Der akut Schizophrene erst einmal nicht nicht. Das erfordert viel Übung und Erfahrung)

Das bloße Stimmenhören ist bei der Schizophrenie auch nicht das Problem. Es kommt etwas sehr Unangenehmes hinzu: angemessenes Verhalten in konkreten Situationen wird durch die Symptome erschwert, oder es steigt einfach ein Leidensdruck, weil die Stimmen einen nicht abschaltbar und auch nicht gerufen, so beschäftigen, dass man sich mit den erforderlichen Dingen des Lebens nicht mehr richtig auseinandersetzen kann, vor allem auch gefühlsmäßig nicht (mit teils voller Anspannung und Unruhe bis hin zu Effekthandlungen).

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Demian
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#8 Re: ich denke ich müßte eigentlich arbeiten gehen

Beitrag von Demian » Mo 17. Mär 2014, 22:31

michaelit hat geschrieben:Oder ich gehe spazieren oder bin an meinem Fluß und denke über alles Mögliche nach. Ich will das irgendwie mit Jesus schaffen, und ich weiß auch daß er ein guter Gott ist dem ich eigentlich vertrauen sollte. Aber das Vergangene scheint von meiner Seite noch irgendwie dazwischen zu stehen. Ich habe oft versucht Theologie zu verstehen aber am Ende geht es ja nur um Vertrauen und Liebe, so scheint es mir zumindest. Was würdet ihr jetzt tun?

Hallo Daniel. Mein Vorschlag wäre, dass Du in dich gehst und in Berührung mit Dir kommst. Dir klar darüber wirst, welche Gefühle da überhaupt sind. Dann kannst Du sie annehmen. Du brauchst keinem vorgefertigten Bild entsprechen, aber Du kannst dein Leben wahr machen, in dem Du es bejahst und durchlebst. Es muss nicht anders sein. Lebe einfach aus deinem Selbst, auch wenn es nicht immer leicht ist. Carl Gustav Jung sagte mal, dass die Depression wie eine schwarze Dame sei, die man nicht wegschicken solle, sondern sie als Gast zu Tisch bitten, um zu hören, was sie zu sagen hat. Tue das mit deinen Gefühlen. Sie sind deine Gäste. Psychotherapie und Medikamente können sehr wichtig sein, aber es gibt etwas noch Grundlegenderes: den Sinn. Ob dein Leben sinnerfüllt ist, hängt nicht von deiner Schizophrenie ab. Sie kann Dir sogar lehren wahrhaftiger zu leben. Sie kann dein wichtigster Lehrer werden, weil Du da nun hindurch gehen musst. Anselm Grün sagte mal sehr schön über die Depression folgendes ( und das gilt sicher auch für deine Situation ): „Heilung kann dabei manchmal das Verschwinden der Krankheit bedeuten. Oft aber heißt Heilung nicht, dass wir mit der Depression nichts mehr zu tun hätten, sondern dass wir auf andere, menschlichere Weise mit ihr umgehen. Und manchmal braucht es das Eingeständnis, dass die Depression eine Lebensaufgabe bleiben wird: Wir möchten die Depression gerne loswerden. Es wäre schon viel, wenn wir sie loslassen könnten. Loslassen kann man aber nur, was man angenommen hat.“ Sagen wir aus eigener Lebenserfahrung heraus konnte ich mich von der Wahrheit dieser Worte überzeugen. :thumbup:

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Magdalena61
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#9 Re: ich denke ich müßte eigentlich arbeiten gehen

Beitrag von Magdalena61 » Di 18. Mär 2014, 23:53

michaelit hat geschrieben:Daher überlegte ich mir in einer Werkstatt für Behinderte anzufangen.
Das ist eine gute Idee. :)
Dann hätte ich nicht mehr das Gefühl daß ich irgendjemanden betrüge.
Warum denkst du das denn?
Im Heim mache ich ja auch meine Dienste, räume mit auf, koche Essen, decke den Tisch, wasche meine Wäsche usw.
Ja, aber wie lange soll das so weitergehen?
Du bist unzufrieden, weil du spürst, dass du MEHR leisten KANNST als das, was du gerade tust. --
Vom Geld her macht das aber nicht viel aus
Das ist der Nachteil und ich finde es auch nicht gerecht, dass die Mitarbeiter in diesen Einrichtungen so schlecht bezahlt werden. :?

Aber--- es wäre eine Möglichkeit, in das Arbeitsleben einzusteigen und zu testen, wie du klar kommst. Vielleicht kannst du ja mehr, als du dir momentan zutraust. Und wenn du es schaffst, den Sprung in ein Arbeitsleben zu schaffen, und immer besser zurecht kommst damit, dann kannst du dich auch eher in der freien Wirtschaft bewerben.
Ich weiß auch nicht ob meine psychischen Beschwerden vielmehr daher kommen daß ich viele Fehler im Leben gemacht habe,
Als "Strafe"?
Nö, glaube ich nicht.
1. Joh. 1,9

Und: Gott ist nicht nachtragend.
Wenn jemand echt falsch disponiert hatte und er sieht das ein, er bereut seine Fehler und will seine Blickrichtung und sein Leben ändern, dann bekommt er eine reelle neue Chance.
Gott nimmt das, was DA ist und entwirft ein Konzept für dein Leben, wenn du Ihn lässt.
unter anderem war ich oft arbeitsscheu. Ich habe am Anfang ganz gerne gearbeitet, war Krankenpflegehelfer, Altenpflegehelfer und so. Solange ich nicht zu schnell arbeiten mußte ging alles.
Das ist vermutlich der Knackpunkt. Du verträgst den Streß nicht. Also solltest du eine Beschäftigung haben, in dich fordert, aber nicht überfordert.
Zur Zeit verbringe ich viel Zeit in meinem Zimmer, höre Musik, spiele am Computer, lese oder diskutiere auf Internetforen.
Irgendwann wird das aber langweilig werden.
Ich will das irgendwie mit Jesus schaffen, und ich weiß auch daß er ein guter Gott ist dem ich eigentlich vertrauen sollte. Aber das Vergangene scheint von meiner Seite noch irgendwie dazwischen zu stehen.
Ja, von DEINER Seite aus.
Siehe oben, 1. Joh. 1,9.

Gott nimmt das, was DA ist, Er nimmt die Bruchstücke unseres Lebens und baut daraus ein neues Lebenshaus.
Er schenkt Impulse, Ideen, Gedanken. Er zeigt Wege, konstruiert Möglichkeiten.

Aber laufen... mußt du schon selbst.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

2Lena
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#10 Re: ich denke ich müßte eigentlich arbeiten gehen

Beitrag von 2Lena » Mi 19. Mär 2014, 12:30

Dank Naquals Hinweis "kann man das ertragen" und Demians Hinweis zu Meditation möchte ich eine Geschichte erzählen, und hoffe damit etwas zur Erklärung beizutragen. Oft es es so, dass Ereignisse, wie Michaelit sie beschrieb ( in den Himmel sehen) als Krankheit oder Phänomen behandelt werden.
Kriegt man sie mit Meditation weg oder mit Beruhigungstabletten?

Ich sehe sie als Vorkommnisse, die etwas zeigen. Mit anderen Bezügen zur Wissensvoraussetzung stehen Vorkommnisse in anderem Blickwinkel. Wieweit Ernährung, Luft, Belastungen oder Verletzungen zu außersinnlichen Erlebnissen führen kann, lasse ich weg. Um etwas überwinden zu können, sind oft viele Erfahrungen und die Einstellung vieler nötig.

Diese Geschichte will ich deshalb zeigen, weil auch mir Erlebnisse von anderen Menschen geholfen haben.

Im September 1980, zur Zeit des Oktoberfestes in München, fuhr ich zu einem Treffen mit Arbeitskollegen. In der U-Bahn saß mir ein Mann gegenüber, der eine Plastiktasche am Boden stehen hatte. Ich "wusste" darin liegt eine Bombe. Nie hatte ich eine solche gesehen und konnte mir auch nicht vorstellen, wie so etwas aussieht. Sollte ich den Mann ansprechen? Ich bemerkte, dass er meine Gedanken "hören" konnte, denn er wurde abwechselnd weiß und rot und zunehmend nervös. Ich bin nicht Polizist und auf einen Verdacht hin, der absurd erscheint, kann ich nichts machen, meinte ich. Zudem erblickte ich (was meine Stimmung nicht grad besserte) unsichtbare Begleiter, den Mann in seiner Seelenlage stärkend: "Es müsse alles, wie vereinbart abgewickelt werden, es hinge viel davon ab". Den Knoten bei mir im Gehirn konnte ich nicht lösen, denn das fühlte sich wie Brei an, war trotz hellwach in mancher Hinsicht taub und lahm. Es kam schlimmer. Die Vereinbarung bestätigte sich, als der Mann an der nächsten Station ausstieg und der komplette U-Bahnschacht gefüllt mit Menschen war. Ich hatte kaum Platz auf den Bahnsteig zu kommen. Trotzdem machte ich es, nachdem ich unterscheiden konnte, wer sichtbar und unsichtbar war. Es gab Platz. Doch bis in die obersten Gewölbe war der Bahnhof gesteckt voll, mit merkwürdig anderem Licht. Die folgten alle dem Mann mit der Bombe. Ich konnte herausbekommen, wozu sie sich versammelt hatten. Sie wollten zum "Ereignis" kommen und dann die Menschen "begleiten". Ich dachte entfernt an Sterbebegleitung, hatte etwas Angst, Aber die waren ohne Anst und Furcht, von ihrer Mission überzeigt.

Ich erinnerte mich auch an Vorstellungen von Unsterblichkeit der Seele. Doch das alles verschob ich wegen der "nüchternen" Erklärung: Ist ja nur eine Plastiktüte. Wer schleppt schon Bomben mit sich! Allen Verdacht.schob ich nun weg und war zu sehr mit meinem, wie ich meinte - nicht funktionierenden Verstand beschäftigt. Die Menge ging nämlich nicht über die Ausgänge, als sie dem Mann folgte. Unbeeindruckt von Stahl und Beton oder Treppen führten sie ihre Wanderung. Als sie weg waren, änderte sich plötzlich das Licht. Es war im U-Bahnhof wie es immer ist, etwas kahl und kalt mit unangenehmen Licht. Eine Frau neben mir erzählte dem Begleiter: "Jetzt habe ich meine Panik weg. Ich war psychologischer Behandlung, halte oft die Enge in den Räumen nicht aus. Plötzlich ist das weg. Ich weiß nicht warum. Das Licht ist auch anders, findest du nicht?".

Den ganzen Abend saß ich schweigsamer als sonst, grad den Smaltalk bewältigend. Was bedeutete diese Schauung. Hätte ich den Mann ansprechen sollen. Ich wagte es wegen der Begleitung nicht, schon gar nicht bei der Menge anders denkender, die ein anderes Rechtsempfinden hatten, ohne Zerstörungsabsicht waren. Und überhaupt, leide ich an Täuschungen? Dann war die Frage der Materie. Wenn das Atom schon nicht das ist, was es verspricht - was wissen wir überhaupt von der Welt und von uns? Wenn die Atomindustrie weiter Atome zertrümmert - welcher Gefahr setzen wir uns sogar bei deren "friedlichen" Nutzung aus. Den Datendurchgang kann ich wohl kaum beschreiben.

Meditation wäre in diesem Fall bestimmt das verkehrte Mittel gewesen, mich zu "beruhigen". Vorsichtige Gebete holten zudem Besucher heran. Dazu kam, dass ich neben der normalen Musik im Lokal nun eine ganz andere hörte. Es waren Klänge, die niemand kannte, mit Instrumenten, die es noch in keiner Musikhandlung gibt. Ich saß einfach da, mucksmäuschenstill, bis man aufmerksam wurde: "Du sitzt seit Stunden vor dem vollen Glas Martini, das du bestellt hast! Warum bestellst du, wenn du doch nicht trinkst." Ohne Glas konnte ich halt nicht dasitzen. Als die Gruppe das Lokal verließ, kam die Nachricht vom dem Attentat am 26. 9. 1980. Eine Bombe war explodiert am Oktoberfest, Es gab 13 Tote, mehr als 200 Verletzte.

Meine Seelenverfassung beschreibe ich nicht. Eine Kollegin neben mir meinte: "Den ganzen Abend habe ich etwas gespürt!" Sie zog die Gespräche auf sich und stand dann kurz im Mittelpunkt. Ich nickte, aber es kam das übliche Debakel, wegen dem Attentat, und allen Meinungen: Mit dem Tod ist alles aus, und außerdem sind Vorahnungen ein Krampf. Ich schwieg. Welche Beweise hätte ich schon vorzulegen? Die "laute Musik" der Trompeten, die ganz anderen Kläge und die Gesänge der "Engel", die grad über den Himmel in Richtung Norden zogen - sah und hörte keiner. Nach dem Erlebnis war ich ziemlich fertig. Es beschäftigte mich Wochen und Monate.

Nun kommt einfach die Frage: Welche Zuordnung von Weltanschauung macht eine Spaltung aus, welche lässt Hoffung und neue Meinungen aufkommen? Es wurde kein "Sinn" für das Vorkommnis gefunden, in politischen Szenen.

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