wo das konventionelle christentum etwas blöd ist

Rund um Bibel und Glaube
michaelit
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#1 wo das konventionelle christentum etwas blöd ist

Beitrag von michaelit » So 9. Feb 2014, 16:36

Hallo,

es ist für mich wichtig einmal zu sagen was mich jetzt schon seit Jahren bewegt und was für mich wirklich schlimm ist am orthodoxen Christentum, und das ist dessen "Liebe" zum Thema Sünde. Es geht kaum einmal daß über Christus geredet wird ohne das irgendein Bezug auf Sünde da ist, und Sünde gilt immer noch als böser Regelverstoß. Jeder Versuch die Sünde einmal zu entwaffnen indem man das Gesetz fortnimmt oder indem man Vergebung einmal anders sind als einen Gnadenakt, wird so behandelt als würde jemand versuchen seine Leichen im Keller zu leugnen. Aber Jesus erklärte vor seiner Hinrichtung daß Sünde darin besteht daß wir nicht an Jesus glauben. Sünde besteht darin quasi auf der anderen Seite von Moral und Gnade zu stehen, und das gilt nicht als Regelverstoß bei Gott sondern als Verstrickung wogegen Jesus als Erlöser handelt. Wir sind für ein neues Leben bestimmt, nicht für eine Rückführung in eine Gerechtigkeit die alttestamentlichen Bedingungen entspricht die so ja auch gar nicht so das wahren was Gottvater immer wollte. Sünde besteht aus Unglauben, und Glaube besteht darin daß man die Sünde nicht mehr ansieht und sich selbst gänzlich lieben kann. So daß wir überhaupt wieder ein Selbst haben. Jesus starb nicht darum daß Sünde einfach nur vergeben wird, sondern daß sie aus der Welt ist. Es ist gar nicht unsere Aufgabe Sünde mit dem sprichwörtlichen Feuer und Schwert zu vernichten. Es gilt den Menschen Sündenfreiheit finden zu lassen, ein Leben indem fast alle Arten von Sünde bis auf die welche durch die 10 Gebote definiert sind, gar nichts mehr sagen. Das ist eigentlich Glaube, und durch das Kreuz geht er noch weiter. Aber nur wenn man die Sünde läßt, also den Unglauben und den statthalterischen Glauben daran daß Sünde trotz Christus immer noch soviel vermag. Gnade bedeutet eben manchmal auch daß Gott uns wegführt von dem was wir für Gott halten, damit wir Gott in der nächsten Stunde anders wiederfinden. Das ist Gottsuche, das sind Wege der täglichen Erfüllung. Stattdessen aber mühen wir uns gesetzlich ab und predigen dies als Gnade, und sind doch nur gefangen im Opfersystem. Das ist unser Problem, und daher leben wir nicht in einem Auferstehungsleben sondern in einem medikamentös gemilderten Kreuzgangsszenario. Größer kann Unglaube kaum sein, denn Jesus will uns ja den Kreuzgang abnehmen, sein Opfer, recht verstanden, entzieht uns nicht nur der Strafe sondern auch einem Großteil menschlichen Leids.

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kamille
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#2 Re: wo das konventionelle christentum etwas blöd ist

Beitrag von kamille » So 9. Feb 2014, 16:53

michaelit hat geschrieben: sein Opfer, recht verstanden, entzieht uns nicht nur der Strafe sondern auch einem Großteil menschlichen Leids.
Hallo michaelit.
Ja, ich verstehe was du meinst.
Aber ein Restleid bleibt uns erhalten, denn nur über das Leid können wir einen Kurswechsel machen.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

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Vitella
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#3 Re: wo das konventionelle christentum etwas blöd ist

Beitrag von Vitella » So 9. Feb 2014, 17:00

michaelit hat geschrieben:Hallo,
Jesus starb nicht darum daß Sünde einfach nur vergeben wird, sondern daß sie aus der Welt ist.

. . . . . . :thumbup:
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

Lena
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#4 Re: wo das konventionelle christentum etwas blöd ist

Beitrag von Lena » So 9. Feb 2014, 17:11

An Jesus glauben heisst Gott lieben und das tun wir, indem wir Ihm gehorchen und uns von allen unseren Sünden nicht nur erlösen lassen, also Vergebung empfangen, sondern uns auch reinwaschen lassen von jeder Sünde, so dass wir sie nicht mehr tun......müssen.

Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert.
Mat. 10,38


Sie gingen aber fröhlich von dem Hohen Rat fort, weil sie würdig gewesen waren, um Seines Namens willen Schmach zu leiden
Apg. 5,41
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Rembremerding
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#5 Re: wo das konventionelle christentum etwas blöd ist

Beitrag von Rembremerding » So 9. Feb 2014, 17:40

Christus Jesus hat die Sünde besiegt - für uns im Reich Gottes, damit wir ewig leben können.
In dieser Welt ist die Sünde nicht besiegt, denn da der Lohn der Sünde der Tod ist und wir immer noch sterben, ist die Sünde auch noch in uns gegenwärtig.
Doch - der Kreuzestod des Herrn öffnet uns alle, die an ihn glauben, die Gnade des Herrn. Diese Gnade, der Hl. Geist für die Christen, bewirkt, dass wir nun den Sündenleib, in dem wir nichts anderes als sündigen mussten, ablegen können und den Gnadenleib erhalten. In diesem Gnadenleib müssen wir nicht mehr sündigen, wir können nun die Sünde in uns auch ohne dem äußeren Gesetz erkennen und mithilfe des Herrn und seiner Liebe und unserer Liebe zu ihm überwinden. Deshalb spricht der Herr auch, dass das Reich Gottes bereits unter uns ist, wenn wir an ihm glauben und ihm folgen.

Der Mensch bleibt ein Sünder und die Sünde ist allgegenwärtig, wer will das bestreiten?
Als Christ brauchen wir aber nicht wie ein Karnickel vor der Schlange, der Sünde, erstarren und uns nur auf sie fokussieren, sondern wir dürfen frohen Muts und freudig sein, dass der Sünde der Stachel genommen wurde, durch Christus Jesus. Genau dies ist doch eine der großen Freiheiten, die uns der Herr teuer erkaufte, dass wir nun nicht mehr sündigen müssen, sondern nur mehr können.
Und der Herr schenkte uns noch eine weitere Gnadengabe, in der Gewissheit, dass wir weiterhin immer wieder dem Fleisch und der Sünde verfallen werden, denn er war ja selbst Mensch: Er gab uns das Sakrament seiner Sündenvergebung, wenn wir im Glauben an ihm nur ehrlich bereuen, umkehren und ihm (wieder) folgen.

In diesem Sinn magst du recht haben @michaelit, vielleicht gab es eine Zeit, in der in der Kirche (die Kirche ist auch der mythische Leib Christi, in dem Christen seine Glieder sind) der Sünde zuviel Aufmerksamkeit geschenkt wurde und weniger die Sündenvergebung durch den Herrn gepredigt. Doch die Kirche und wir haben die Bestimmung heilig zu werden und uns heilig zu machen und dies gelingt nur, wenn wir erkennen, was uns unheilig macht.

Servus :wave:
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Lena
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#6 Re: wo das konventionelle christentum etwas blöd ist

Beitrag von Lena » So 9. Feb 2014, 19:09

michaelit hat geschrieben: Jesus starb nicht darum daß Sünde einfach nur vergeben wird, sondern daß sie aus der Welt ist.

Aus der Welt... ist die Sünde dann - wenn sie nicht mehr von Menschen ausgelebt wird, in all ihren Menschenverachtenden Auswüchsen. Sonst ist sie nur dem Schein nach aus der Welt. Vergebung empfangen wir, damit wir nicht mehr sündigen, der Sünde gestorben sind.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
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Pluto
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#7 Re: wo das konventionelle christentum etwas blöd ist

Beitrag von Pluto » So 9. Feb 2014, 19:42

Hmm....
Ich staune, wie unterschiedlich dieser Beitrag von Daniel ankommt... :shock:
michaelit hat geschrieben:Hallo,
Jesus starb nicht darum daß Sünde einfach nur vergeben wird, sondern daß sie aus der Welt ist.
Lena hat geschrieben:
Aus der Welt
... ist die Sünde dann - wenn sie nicht mehr von Menschen ausgelebt wird, in all ihren Menschenverachtenden Auswüchsen. Sonst ist sie nur dem Schein nach aus der Welt. Vergebung empfangen wir, damit wir nicht mehr sündigen, der Sünde gestorben sind.
Vitella hat geschrieben: . . . . . . :thumbup:
Ist denn nun die Sünde aus der Welt oder gibt es sie noch?
?? Bild
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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kamille
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#8 Re: wo das konventionelle christentum etwas blöd ist

Beitrag von kamille » So 9. Feb 2014, 21:27

Pluto hat geschrieben:Ist denn nun die Sünde aus der Welt oder gibt es sie noch?
Hallo Pluto.
Ich würde sagen, die Möglichkeit zu sündigen bleibt in der Welt, solange diese besteht.
Es ginge auch nicht anders, und das es so ist, zeigt ja das Leben eines jeden Menschen, egal, ob Christ, oder einfach nur Gläubiger oder Nichtgläubiger.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

Pluto
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#9 Re: wo das konventionelle christentum etwas blöd ist

Beitrag von Pluto » So 9. Feb 2014, 21:58

kamille hat geschrieben:Hallo Pluto.
Ich würde sagen, die Möglichkeit zu sündigen bleibt in der Welt, solange diese besteht.
Hi kamille,
Ih glaube das Problem liegt ganz wo anders.... Die Beiden haben ganz unterschiedlige Auffassungen (Definitionen) von Sünde. ;)
Es ginge auch nicht anders, und das es so ist, zeigt ja das Leben eines jeden Menschen, egal, ob Christ, oder einfach nur Gläubiger oder Nichtgläubiger.
So lange man nicht andere Menschen (Wesen?) verletzt oder kränkt, gibt es meiner Meinung nach keinen Grund, was ein Mensch tut, als Sünde zu bezeichnen.
Beispiel: In den meisten Ländern Europas, gilt die alte Regel immer noch: am Sonntag keine Gartenarbeit. Kein Rasenmähen oder Holzhacken, weil das Lärm macht.... Okay, kann ich nachvollziehen.
Aber so lange man leise ist, warum nicht? Ist das Sünde?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#10 Re: wo das konventionelle christentum etwas blöd ist

Beitrag von closs » So 9. Feb 2014, 22:19

Pluto hat geschrieben: Die Beiden haben ganz unterschiedlige Auffassungen (Definitionen) von Sünde.
Das ist der Normalfall - da gibt es in der Tat Klärungsbedarf.

Pluto hat geschrieben: In den meisten Ländern Europas, gilt die alte Regel immer noch: am Sonntag keine Gartenarbeit. Kein Rasenmähen oder Holzhacken, weil das Lärm macht.... Okay, kann ich nachvollziehen. Aber so lange man leise ist, warum nicht? Ist das Sünde?
Wenn es gesetzlich verboten ist, ist es ein Gesetzesverstoß. Das hat erstmal mit Sünde nichts zu tun.

"Sünde" im geistigen/religiösen Sinne kann es sein,
a) wenn man "Sünde" objektiv versteht (so ähnlich wie: "Er hat Hepatitis"), oder
b) wenn man "Sünde" subjektiv versteht UND versteht, dass es eine Sünde ist (wenn man nicht erkennt, dass etwas Sünde ist, kann man subjektiv - also "entscheidungs-mäßig" - nicht dagegen verstoßen). - Insofern ist subjektives Sündigen ein Privileg des Erkennenden.

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