Entschuldigungen

Rund um Bibel und Glaube
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Magdalena61
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#1 Entschuldigungen

Beitrag von Magdalena61 » Mo 6. Jan 2014, 23:55

Wie gehen wir mit unserem eigenen Versagen und mit der Sünde unserer Mitmenschen um?

Die Karriere- Bibel empfiehlt uns:
Wer einen Fehler macht, sollte sich dafür entschuldigen. Das beweist nicht nur menschliche Größe, sondern ist auch Balsam für Beziehungen. Leugnen wäre absolut verkehrt.

Entschuldigen Sie sich also, aber bleiben Sie sachlich und souverän. Einem theatralischen Ausbruch Ihrer Zerknirschung, wie in Japan üblich, möchte hierzulande keiner beiwohnen.

Gut ist auch, wenn Sie kurz (!) analysieren, wie der Lapsus passieren konnte und wie Sie gedenken, ihn künftig zu verhindern. Schließlich ist das einzig Positive an Fehlern, dass man aus ihnen lernen kann. 
Quelle
Wenn wir Gott unsere Sünde bekennen und mit dem Nächsten in der oben beschriebenen Weise verfahren-- wäre damit
Mt. 3,8 (Luther): Seht zu, bringt rechtschaffene Frucht der Buße!
Genüge getan?

Was ist unter der "rechtschaffenen Frucht der Buße" zu verstehen?
LG
God bless you all for what you all have done for me.

Abischai
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#2 Re: Entschuldigungen

Beitrag von Abischai » Di 7. Jan 2014, 02:12

Ich möchte mal kurz auf die "Karriere-Bibel" eingehen.

Wenn sich jemand entschuldigen möchte, sortiere ich die wenigen Versuche als akzeptabel aus, bei denen ich den Eindruck habe "er hat es schon richtig gemeint". Alle anderen Anläufe "sich selbst zu entschuldigen" verwerfe ich im Ansatz.

Wer sich selbst entschuldigen möchte, soll das versuchen, der Versuch klappt bei Leuten, die billige Gnade und dazu noch Care-Pakete zu vergeben haben, nicht bei mir.

Wenn man in Japan ein theatralisches "Zerknirschtsein" bevorzugt, so kommt das der Demonstration echter Reue vielleicht näher, als wenn mir jemand darlegt, wie ihm der "Lapsus" passieren konnte, quasi als Erklärung, daß es gar nicht anders ging.

Sich selbst zu entschuldigen funktioniert ohne den anderen, ohne den Gläubiger, denn man gibt lediglich eine Erklärung ab, die einen von der eigenen Schuld freispricht.

Man kann sich "entschuldigen", wenn man eine Schuld abbezahlen kann und das auch tut. Die meisten Schulden sind aber unbezahlbar und daher nicht selbst entschuldbar.

Man kann also in den allermeisten Fällen, in denen um die es hier also geht, höflich um Entschuldigung bitten, mehr nicht. Die Entschuldung erfolgt dann durch den Gläubiger, nicht anders. Alle anderen Erklärungsversuche haben uns in die Massensituation bedrückender Unverschämtheit und Kaltschnäuzigkeit gebracht. Daß "die Liebe der Vielen erkalten" wird, "weil die Ungerechtigkeit überhand nehmen wird", führe ich beispielsweise exakt auf dieses Mißverständnis zurück.

Die meisten Menschen haben "sich entschuldigen" so gelernt, so falsch, wie oben beschrieben. Sie meinen das ursprünglich nicht so, aber sie haben den Fehler verinnerlicht und sind beschämt, wenn man ihnen das mal richtig erklärt. Es gibt aber sogar einige, die ganz bewußt, die "juristische Lücke" nutzend, tatsächlich eine Haltung des "Bittens um Entschuldigung" heucheln, mitnichten jedoch beabsichtigen darum zu bitten, sondern lediglich selbstherrlich jene verlogene "Erklärung" der Selbstentschuldung abzugeben gedenken. Mehr als ein "ist schon in Ordnung", was keiner wirklichen Entschuldung gleichkommt, sondern nur ein aufgezwungenes "Ziehenlassen" bedeutet, ist damit nicht zu erreichen.

Diese Schleimer sind mir greulich! Und die werden ihre Schuld auch behalten, sehr lange noch.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

closs
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#3 Re: Entschuldigungen

Beitrag von closs » Di 7. Jan 2014, 08:46

Magdalena61 hat geschrieben:Die Karriere- Bibel
Gibt es sowas? - Ist das nur eine sprachliche Anlehnung an die Bibel? - Oder geben die Verfasser vor, wirklich christlich zu sein?

Letzteres würde mich schocken - denn: Die hier thematisierte Sache "Entschuldigung" ist ÜBERHAUPT nicht christlich gemeint, sondern rein taktisch: "Tests haben ergeben - also mache es so und nicht anders". - Ich mag nicht, wenn das Wort "Bibel" als Irreführer benutzt wird.

Magdalena61 hat geschrieben:Was ist unter der "rechtschaffenen Frucht der Buße" zu verstehen?
Dass man WIRKLICH bereut und auch WIRKLICH die Schuld innerlich abarbeitet. - Das Problem dabei ist, dass solche Dinge auch verbal vorgetäuscht werden können (siehe Beitrag aus "Karriere-Bibel") - man lernt, wie man sich in der Gesellschaft oder im Betrieb "richtig" verhält und hält sich für "gebildet", wenn man es tut. - Dabei ist es oft nichts anderes als ein Manöver innerhalb der Disziplin "Führungs-Qualitäten".

closs
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#4 Re: Entschuldigungen

Beitrag von closs » Di 7. Jan 2014, 08:48

Abischai hat geschrieben:Diese Schleimer sind mir greulich! Und die werden ihre Schuld auch behalten, sehr lange noch.
Zustimmung in der Sache. - Allerdings müsste man da mal klären, was "Schuld" eigentlich ist - denn:

Diese Leute wissen NICHT, was sie tun - sie meinen wirklich, sie wären auf der Höhe der Zeit, und sind stolz darauf.

2Lena
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#5 Re: Entschuldigungen

Beitrag von 2Lena » Di 7. Jan 2014, 10:23

Menn Kinder einen Fehler machen, sind gute Eltern nicht auf ein "Entschuldigung" aus, sondern nur einfach heilfroh wenn sie merken, dass mit etwas mehr Wissen kein Blödsinn mehr angestellt wird.

Malika
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#6 Re: Entschuldigungen

Beitrag von Malika » Di 7. Jan 2014, 11:11

Abischai hat geschrieben: Wenn man in Japan ein theatralisches "Zerknirschtsein" bevorzugt, so kommt das der Demonstration echter Reue vielleicht näher, als wenn mir jemand darlegt, wie ihm der "Lapsus" passieren konnte, quasi als Erklärung, daß es gar nicht anders ging.

Sich selbst zu entschuldigen funktioniert ohne den anderen, ohne den Gläubiger, denn man gibt lediglich eine Erklärung ab, die einen von der eigenen Schuld freispricht.

Das sehe ich nicht ganz so, jedenfalls nicht in allen Fällen. Es gibt sicher Fälle, da macht man einfach Fehler, weil man etwas vergisst. Da bringt es nichts, darumherum zu reden, da muss man es einfach zugeben und sich entschuldigen und sich nicht aus der Verantwortung stehlen, indem man versucht, zu erklären, warum der Fehler ja passieren musste.

Doch gerade in zwischenmenschlichen Beziehungen empfinde ich Erklärungen manchmal schon als sehr wichtig. Ich habe z. B. oft das Problem, dass ich im Alltag, wenn es stressig ist, nicht merke, wenn ich irgendwann an meine Grenzen komme und leider ist es dann hin und wieder mal passiert, dass ich dann z. B. bei einer engen Feundin gereizt reagierte, wenn die dann auch noch etwas wollte. Meist erschreckte mich das selbst und war dann mitunter auch der "Weckruf" den ich brauchte, um einzusehen, dass ich mal eine Pause brauche und dass es gerade jemand "ausbaden" musste, der nichts dafür konnte. Da finde ich es dann schon wichtig, zu erklären, wie es zu meiner Reaktion kam, dann konnte die Freundin auch einordnen, was da pssiert war und dass es mit ihr nichts zu tun hatte. Natürlich gehört es dann auch dazu, dass man darauf achtet, dass so etwas nicht noch mal passiert, das ist also keine Entschuldigung dafür, dass man dann immer gereizt regieren kann, weil sie ja schon bescheid weiß.

Sich wirklich dazu bekennen, dass man einen Fehler gemacht hat, den man auch nicht auf jemand anderen oder auf die Umstände schieben kann, ist zugegebenermaßen nicht einfach und ich glaube, viele wählen da den einfacheren Weg, sich eben doch zu entschuldigen, indem man erklärt, warum sich der Fehler nicht vermeiden ließ. Dann kann man die Entschuldigung auch ganz lassen und gleich rufen "Ich war's nicht, XY ist schuld!"

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Magdalena61
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#7 Re: Entschuldigungen

Beitrag von Magdalena61 » Di 7. Jan 2014, 20:00

closs hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Die Karriere- Bibel
Gibt es sowas? - Ist das nur eine sprachliche Anlehnung an die Bibel? - Oder geben die Verfasser vor, wirklich christlich zu sein?
Christen sind das wohl nicht, sondern das ist so eine Art Jobcoaching oder so, wenn ich das richtig sehe.
Und "Bibel"... soll vermutlich den Ratschlägen mehr Gewicht verleihen. Indirekt erklären sie dadurch die "echte" Bibel zu einem nicht ganz unwichtigen Dokument :) .
Letzteres würde mich schocken - denn: Die hier thematisierte Sache "Entschuldigung" ist ÜBERHAUPT nicht christlich gemeint, sondern rein taktisch: "Tests haben ergeben - also mache es so und nicht anders". -
Unvernünftig sind die Ratschläge nicht gerade.
Es gibt sehr viele Menschen, die kriegen es nicht auf die Reihe, um Entschuldigung zu bitten, wenn sie sich verfehlt und jemanden verletzt/ geschädigt haben, ob das nun die Familie, die Kollegen, Glaubensgeschwister oder andere betrifft. Aber die Vernunft reicht nur bis hier hin:
Das Positive an Entschuldigungen wiederum ist: Es ist ziemlich egal, ob sie aufrichtig oder erzwungen sind. Betroffene, beziehungsweise Geschädigte machen da überhaupt keinen Unterschied.
Quelle
Tatsächlich? Das könnte ich jetzt so nicht bestätigen.

Magdalena61 hat geschrieben:Was ist unter der "rechtschaffenen Frucht der Buße" zu verstehen?
Dass man WIRKLICH bereut und auch WIRKLICH die Schuld innerlich abarbeitet.
Für Christen gibt es eine PFLICHT, zu vergeben. Darauf wird man von [d]verpeilten[/d] selbstbewußten Übertretern übrigens gerne festgenagelt und, wenn man nicht freudestrahlend "vergibt", obwohl der Täter von seinem falschen Denken und von seinem falschen Verhalten noch gar nicht abgerückt ist, dann muß man eventuell mit dem Urteil leben, "unversöhnlich" und "verbittert" zu sein. :( Ich glaube, mit dieser Taktik werden die berechtigten Ansprüche vieler Christen auf Wiedergutmachung platt gemacht.

Wenn ich den Vers in alternativen Übersetzunge anschaue, dann lautet er:
Mt. 3,8 (HFA): Zeigt erst einmal durch Taten, dass ihr wirklich zu Gott umkehren wollt!
Mt. 3,8 (GNB): Zeigt durch euer Leben, dass ihr euch wirklich ändern wollt!
-- Was kann, was DARF man erwarten... vom Nächsten? Gott ist barmherzig. Barmherzigkeit sagt: "Ich verfahre mit dir nicht so, wie du es verdient hast".
Wie großzügig muß man sein?
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#8 Re: Entschuldigungen

Beitrag von closs » Di 7. Jan 2014, 20:16

Magdalena61 hat geschrieben:Tatsächlich? Das könnte ich jetzt so nicht bestätigen.
Das ist genau das Satanische an diesen Business-Dingen: Man baut pseudo-geistige Dinge ein ("Das Positive an Entschuldigungen"), um sie einen Halbsatz später in der Luft zu zerreißen ("Es ist ziemlich egal, ob sie aufrichtig oder erzwungen sind".).

Liebe Magdalena, Du bist wirklich ein guter Mensch (genau so meine ich es). - Diese Anleitungen der "Karriere-Bibel" jedoch sind ÜBERHAUPT nicht ethisch/moralisch/christlich motiviert - man will lediglich Verhaltens-Techniken vermitteln, die der Corporate Governance bzw. den allgemein gerade aktuellen "Benimm-"Regeln entsprechen. - Da geht es nicht um ernsthafte Auseinandersetzung mit Inhalten.

Irgendwo gibt es wahrscheinlich ein Kapitel, in dem angeleitet wird, wie man Mitarbeitern kündigt,
* so dass der Mitarbeiter sich noch bedankt, und
* die Kollegen es auch gut finden.
Kein Witz - in sogenannten "Führungs-Seminaren" geht's in diese Richtung. - Es geht hier NUR um Technik - NICHT um echte Empathie.

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Magdalena61
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#9 Re: Entschuldigungen

Beitrag von Magdalena61 » Di 7. Jan 2014, 20:45

Abischai hat geschrieben:Sich selbst zu entschuldigen funktioniert ohne den anderen, ohne den Gläubiger, denn man gibt lediglich eine Erklärung ab, die einen von der eigenen Schuld freispricht.
Mit solchen Leuten habe ich auch ein Problem.

Zuerst setzen sie ihren Kopf durch (egal, was es kostet). Sie wissen oder ahnen zumindest, dass sie nicht richtig handeln; dass sie sich versündigen... ein Christ äußerte sich sogar einmal dahingehend... er "nehme für sich das Opfer Jesu in Anspruch". Zu deutsch: Er war sich dessen bewußt, möglicherweise Grenzen zu übertreten, zu sündigen... und tat es trotzdem.

Dann kommt vielleicht irgendwann einmal eine "Bitte um Vergebung", die aber so einsam und unglaubwürdig im Raum steht, dass man an der Ernsthaftigkeit derselben zweifelt-- weil das sonstige Verhalten des Absenders auch nicht dazu passt.
Abischai hat geschrieben:Die meisten Menschen haben "sich entschuldigen" so gelernt, so falsch, wie oben beschrieben. Sie meinen das ursprünglich nicht so, aber sie haben den Fehler verinnerlicht und sind beschämt, wenn man ihnen das mal richtig erklärt.
:) Dann ist dieser Thread hoffentlich nicht ganz unnütz.
Die verkehrte Erziehung fängt bereits im Kindergarten an. Ein Raudi, der immer wieder andere Kinder angriff und verletzte, lernte, dass er sich mit dem Wort "Entschuldigung" freikaufen konnte... bis zum nächsten Mal.
Abischai hat geschrieben: Es gibt aber sogar einige, die ganz bewußt, die "juristische Lücke" nutzend, tatsächlich eine Haltung des "Bittens um Entschuldigung" heucheln, mitnichten jedoch beabsichtigen darum zu bitten, sondern lediglich selbstherrlich jene verlogene "Erklärung" der Selbstentschuldung abzugeben gedenken.
Wölfe.
Abischai hat geschrieben: Mehr als ein "ist schon in Ordnung", was keiner wirklichen Entschuldung gleichkommt, sondern nur ein aufgezwungenes "Ziehenlassen" bedeutet, ist damit nicht zu erreichen.
Wenn etwas NICHT in Ordnung ist, dann sage ich das auch nicht.(!)

Andererseits muß man die Begrenztheit der Menschen berücksichtigen; Jesus nannte diese eine "Härtigkeit der Herzen".
Ich bin ja auch nicht perfekt und werde vielleicht anderen zum Ärgernis. Wenn jemand absolut nicht blickt, was er macht...wenn er aufrichtig davon überzeugt ist, das Richtige zu tun, obwohl es (meiner Meinung nach) falsch ist, dann ist es nicht einfach zu entscheiden, wie man mit ihm verfahren soll.
LG
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ThomasM
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#10 Re: Entschuldigungen

Beitrag von ThomasM » Mi 8. Jan 2014, 22:54

Ich würde gerne eine ergänzende Frage hinzufügen.

Ich verhalte mich falsch und ich weiß auch, dass ich mich falsch verhalte. Aber ich weiß auch auf Grund der Kenntnis meiner Person, dass mir dieser Fehler immer und immer und immer wieder passieren wird, weil ich "eben so gestrickt bin".

Sollte ich mich unter diesen Umständen entschuldigen?

Gegenüber Gott habe ich da keine Probleme, Gott zu sagen, dass ich aktuell keine Chance sehe, zu versprechen, dass mir das nicht wieder passiert. Gott kennt mich und liebt mich. Aber ob Menschen da auch so einsichtig sind?

Gruß
Thomas
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