#1 Zweifeln
Verfasst: Mi 27. Nov 2013, 09:46
DeMorgan hat geschrieben:PS: Ich möchte deine Fragen (noch) nicht beantworten. Diese Momente sind so heilig - ich hab das mal in einem anderen Forum (nicht 2jesus) gemacht und natürlich kann man JEDES Ereignis irgendwie schlechtreden (auch völlig nichttranszendelle), so dass man dann den schönen Moment immer mit dieser doofen Diskussion verbindet. Das möcht ich nicht nochmal. Nicht böse sein.
Hoffentlich ist es ok, dass ich das hier zitiere, aber mir erschien das beispielhaft für ein Problem, dass ich (und vielleicht auch andere Christen?) immer wieder mit dem Glauben habe.
Vor Jahren wollte ich mal von Gott nichts mehr wissen, weil ich mit einem sehr strengen Glauben aufgewachsen war und irgendwann das Gefühl hatte, dass es unmöglich war, jemals "gut genug" für Gott zu sein. Ständig wurde gedroht. Das durfte man nicht tun, dort steckte Satan dahinter, hier sündigte man allzu leicht... man wurde regelrecht verrückt gemacht und das ging wirklich in jedes Detail, z. B. sollte man nichts verwenden, auf dem ein fünfzackiger Stern war, weil das Pentagram fünfzackig sei, um nur ein Besispiel zu nennen. Irgendwann gab es auch mal die Hysterie, dass Mütter keine Pampers verwenden sollten, weil die Chefs der Marke, die sie herstellte angeblich in den Satanismus verstrickt waren. Ob das so stimmt, wage ich heute zu bezweifeln, man hörte halt irgendwo mal etwas und selbst wenn es ein Gerücht war, reichte es für wieder neue christliche Ge-und Verbote und neues Angstmachen.
Irgendwann wurde mir das zu viel. Gottes Vergebung gab es zwar irgendwie, aber nur wenn man schon der absolute Superchrist war und dann demütig erzählen konnte, wie schlecht und sündig man doch war. Ich war eigentlich oft überzeugt davon, in die Hölle zu kommen wenn ich plötzlich sterben sollte, weil ich ja noch nicht annähernd gut genug war. Und irgendwann dachte ich mir, wozu das alles? Warum sollte ich ständig darum kämpfen, eine für mich unrealistiche christliche Perfektion zu erreichen, immer Angst haben, dass ich etwas falsch verstanden haben und in die Hölle kommen könnte und einen Glauben leben, der ein einziger, verzweifelter, erfolgloser Kampf war? Da war es doch besser, das Leben zu genießen. Wenn ich ohnehin in der Hölle landen würde und wenn Gott mich ohnehin nie als sein Kind haben wollte, dann könnte ich mir zumindest das Leben hier auf der Erde etwas leichter machen.
Über Jahre hinweg und über mehrere Versuche fand ich schließlich zum Glauben zurück und das erste Mal zu einer eigenen Beziehung mit Gott und einem neuen Vetrauen auf Gott. Allerdings habe ich in den vergangenen Jahren immer wieder erlebt, dass die alten Zweifel mal hochkamen, vor allem dann, wenn ich auf Christen stieß, die dieses freudlose, unrealistisch-perfektionistische Christsein vertraten. Wenn man dann etwas für sich erkannt oder erlebt hatte, wurde das oft niedergemacht, für Einbildung erklärt oder schlimmstenfalls wurde unterstellt, was man da erlebt habe, sei von der Gegenseite gekommen.
Ich gebe zu, dass ich damit immer noch hin und wieder meine Schwierigkeiten habe. Wenn ich allzuviel negatives von anderen Christen höre, überwältigt mich das manchmal, dann habe ich das Gefühl, Gott hasst mich vermutlich doch und es ist egal bzw. ist das alles nicht wert und ich kann mich genauso gut ganz von Gott abwenden, da er mich ohnehin verstoßen wird. Heute weiß ich aber, wohin ich mit diesen Befürchtungen gehen kann. Ich frage mich aber, ob es nicht anderen manchmal genauso geht, dass man Gott aus den Augen verliert in diesem Krampf, möglichst perfekt sein zu müssen, dass sich das Glaubensleben verdreht und man über den Versuchen, anderen Menschen und ihren Drohungen oder Anweisungen zu gehorchen, Gott aus den Augen verliert. Kennt das jemand? Wie kommt ihr darüber hinweg bzw. wie verhindert ihr, dass die beziehung zu Gott dabei verloren geht?