Eine zweite Chance?

Rund um Bibel und Glaube
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Magdalena61
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#1 Eine zweite Chance?

Beitrag von Magdalena61 » Mi 12. Mär 2014, 23:46

Hebr. 6, 4-6 (LUT): Denn es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet worden sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und Anteil bekommen haben am Heiligen Geist und geschmeckt haben das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt und dann doch abgefallen sind, wieder zu erneuern zur Buße, da sie für sich selbst den Sohn Gottes abermals kreuzigen und zum Spott machen.
Mit den in Hebr. 6 beschriebenen Gläubigen sind "echte" Christen gemeint, keine Frage. Wenn von denen einer abirren und den Glauben ganz aufgeben sollte, dann gibt es kein Zurück, steht in den verlinkten Versen.

Aber--- gilt das jetzt für alle Ex- Cristen, die sich einmal eine Weile lang zu Jesus bekannten, die in eine Gemeinde gingen, vielleicht sogar ein Amt inne hatten, in der Bibel lasen und beteten... und dann aus irgendwelchen Gründen auf Distanz zu all dem gingen und... Gott aus den Augen verloren?

Ihr Glaube ging nicht in die Tiefe, er wurde nicht wirklich zu einer festen Überzeugung?

Das kommt leider oft vor.

Da kommen Menschen zum Glauben (oder werden in eine Kirche hineingetauft oder von den gläubigen Eltern/ Erziehern an christliche Sitten gewöhnt) und sie sind auch wirklich interessiert. Und dann werden sie erwachsen und kritischer. Vielleicht sind sie in Gemeinden integriert, in denen alles Mögliche beachtet werden muß: Die Tradition, die Art der Kleidung, die Art der Freizeitgestaltung... das Vokabular, die Weltanschauung, der gemeindeeigene Dresscode= Werke---vielleicht gibt es noch einen Personenkult mit Predigern, die man hören und deren Namen man sich merken muß und so weiter.

Der Kandidat bemüht sich, alles zu tun, das man von ihm verlangt, damit er die Zugehörigkeit zu der Gruppe erwirbt und als vollwertiges Mitglied betrachtet wird. Und, damit er nicht in die Hölle kommt.

Er stellt die üblichen Fragen, erhält aber oftmals keine befriedigenden Antworten. Möglicherweise wird er dahingehend belehrt, dass ein guter Christ niemals peinliche Fragen stellen und allzeit vergebungsbereit sein sollte, und zweifeln darf er auch nicht, denn dann ist er ein "Scheinchrist", und man erklärt ihm, nur diese und keine andere Konfession vermittele den Weg zur Seligkeit.
Mit den Fragen: "Was ist dann mit all den anderen Christen? und mit den Angehörigen anderer Religionen?" und anderen Fragen wird er alleine gelassen.

Seine Zweifel wachsen, aber er getraut sich nicht, darüber zu sprechen, weil man ihm dann sagt, er solle "mehr glauben" oder: Die Zweifel kämen von Sünde in seinem Leben und Gott sei zornig auf ihn.
Mangels Wissen und mangels ausreichender Bibelkenntnis erhält er auf seine Fragen keine verständlichen Antworten. So kann kein tragfähiges Fundament entstehen, auf dem sein Glaube wachsen könnte.

Aber die unbeantworteten Fragen und die ungelösten Probleme nagen ganz tief innen drin. Solcherart verunsicherte Christen leben einen schizophrenen Glauben: Nach außen hin machen sie alles mit und sind eifrig dabei, aber innen drinnen zweifeln sie und könnten auf die Frage nach dem Grund ihres Glaubens nur ein paar schwache Argumente nennen, von denen sie selbst nicht so richtig überzeugt sind.

Irgendwann kippen sie die christlichen Aktivitäten und gehen zurück in die "Welt".

Was ist mit ihnen? Sie haben die Gabe des Heiligen Geistes wenigstens ansatzweise geschmeckt, denn wer das Wort hört und glaubt, auf den fällt nach Apg. 10, 44 der Geist Gottes.

Können sie nochmals einen neuen Anfang machen mit Gott?
Auch dann, wenn sie immer noch zweifeln?
LG
God bless you all for what you all have done for me.

barbara
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#2 Re: Eine zweite Chance?

Beitrag von barbara » Do 13. Mär 2014, 06:47

Ich halte den dort beschriebenen Vorgang für extrem selten.

Auch ein christliches Umfeld führt längst nicht immer dazu, dass die Gemeindemitglieder "die himmlische Gabe schmecken" und "den Heiligen Geist schmecken" - oft bleiben Predigen und Gemeindeaktivitäten kaum mehr als ein bisschen nettes Wortgeklingel und oberflächlich, aber ohne robuste Substanz. Sogar bei jenen, wo Gemeindeleben schon in Richtung Gehirnwäsche geht (oder womöglich besonders bei jenen)

Alle Menschen sehnen sich nach Liebe, das ist so in uns eingebaut - und wer die Liebe einmal schmeckt - nicht als irgendwas, was einem erzählt wird, sondern als Erlebnis, das unter die Haut und mitten ins Herz geht - wird sich immer danach sehnen, dies noch einmal zu erleben. Und noch einmal. Und noch einmal.

Und dann gibt es jene, denen macht die Intensität dieses Fühlens so viel Angst, dass sie sich mit Händen und Füssen dagegen sträuben... aber aus Angst vor Gott zurück weichen, ist ja nicht dasselbe, wie aus bewusstem bösen Willen sich nicht auf die Liebe einzulassen.

gruss, barbara

2Lena
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#3 Re: Eine zweite Chance?

Beitrag von 2Lena » Do 13. Mär 2014, 07:16

Hallo Magdalena61,

deine Beschreibung war gut!
Können sie nochmals einen neuen Anfang machen mit Gott?
Auch dann, wenn sie immer noch zweifeln?
Die bisherigen "Glaubensaktionen" der Kirchen waren vergeblich. Sie trafen nicht den zitierten Hebr. 6: Erkannt und auch den passenden Erfolg erfahren.

Ziemlich bescheuert ist es, den Automotor von A-Z zu kennen, ihn aber dann falsch zusammenzuschrauben, oder das beste Modell wegzuwerfen. Das macht keiner, der bei Verstand ist. Man kann so einem noch eine "zweite Chance" einer Ausbildung geben, muss sich jedoch auf Dummheiten gefasst machen, sie in Grenzen halten...

Die letzten Jahrhunderte wurde ein "Glaube" gelehrt. In Hebräer ist die *Ausbildung* gemeint. Beides heißt [emuna]. In der Alten Kirche war die Philosophie *Eingottglauben*. Bereits nach 500 Jahren mischte sich darunter ein Fürwahrhalten - Gott nie gesehen, trotzdem geglaubt.

Übrigens: Auch die Hebräerbriefe behören mit Auslegung gelesen!

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Naqual
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#4 Nur Fragezeichen

Beitrag von Naqual » Do 13. Mär 2014, 18:41

Magdalena61 hat geschrieben:Können sie nochmals einen neuen Anfang machen mit Gott?
Auch dann, wenn sie immer noch zweifeln?
Wenn sie keinen neuen Anfang mehr machen könnten, wäre das aus meiner Sicht ein ziemlicher schräger Gott. Warum sollte er das, was er in seiner Liebe will, verhindern? Warum sollte er Menschen dazu auffordern 77x7 zu vergeben, so oft. Aber dann kriegt er es selbst als Vorbild der Vollkommenheit schon beim 2.x nicht auf die Reihe? Das wäre doch seltsam.
Wie sieht man es, dass es nur eine unverzeihliche Sünde gibt, die wider den Geist (was immer das dann sein soll), da steht dann aber nichts von Abfall (der dann von der Konsequenz her eine weitere unverzeihliche Sünde wäre).
Warum sollte Gott bei einem Abfall (eines "echt Gläubigen", was immer das auch ist) nicht verzeihen, aber dem Gläubigen, der immer wieder sündigt immer wieder verzeihen? Wo steckt der tiefere Sinn?

Was ist ein Abfall? Ein dogmatischer Abfall? Ein Abfall in der Lebensführung? Ein Abfall in Bezug auf was konkret?
Und warum dann die Konsequenz der Nichtkorrigierbarkeit?

Warum soll ein Abgefallener nicht Buße tun können? Praktisch gesehen kann er es ja: seine Fehler erkennen, umkehren, Verantwortung für seine Taten ziehen, Schaden ausgleichen, und sich darum bemühen Gutes zu tun im Glauben an Gott.

Interessant wäre auch die Frage nach einem "echten Christen". Was soll das sein? Einer der Geistesgaben hat, die anderen dann entsprechend ausgeschlossen?
Was versteht man unter Erfahren der Kräfte der zukünftigen Welt? Was ist der Inhalt dieser Erfahrungen?

R.F.
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#5 Re: Nur Fragezeichen

Beitrag von R.F. » Fr 14. Mär 2014, 20:03

Naqual hat geschrieben: - - -
Warum sollte er Menschen dazu auffordern 77x7 zu vergeben, so oft.
- - -
Der Schrift zufolge ist Gott zwar langmütig, aber Seine Geduld kennt auch Grenzen. Ich gehe davon aus, diese Grenze ist jetzt erreicht. Nun wird’s dramatisch...
Naqual hat geschrieben: - - -
Was ist ein Abfall? Ein dogmatischer Abfall? Ein Abfall in der Lebensführung? Ein Abfall in Bezug auf was konkret?
Und warum dann die Konsequenz der Nichtkorrigierbarkeit?
- - -
Genau das sind die entscheidenden Fragen...

Pluto
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#6 Re: Nur Fragezeichen

Beitrag von Pluto » Fr 14. Mär 2014, 20:29

R.F. hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Was ist ein Abfall? Ein dogmatischer Abfall? Ein Abfall in der Lebensführung? Ein Abfall in Bezug auf was konkret?
Und warum dann die Konsequenz der Nichtkorrigierbarkeit?
Genau das sind die entscheidenden Fragen...
Hast du auch Antworten, Erwin?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Naqual
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#7 Re: Nur Fragezeichen

Beitrag von Naqual » Sa 15. Mär 2014, 08:49

R.F. hat geschrieben:Der Schrift zufolge ist Gott zwar langmütig, aber Seine Geduld kennt auch Grenzen. Ich gehe davon aus, diese Grenze ist jetzt erreicht. Nun wird’s dramatisch...
Problematisch bei diesem Ansatz sehe ich die "Vermenschlichung Gottes" in der Vorstellung. Das klingt so, als wenn Gott zwischendurch mal der Strick reißen könnte und er wutentbrannt und alles andere als liebevoll..... Gott in einem Hin und Her konträrer Gefühle, zeitabhängig beim Ewigen.
Gott liebt Menschen. Er will dass sie zu ihm kommen. Das ist grundsätzlich im Ewig-Unveränderlichen (Gott) so. Ein Ultimatum ("jetzt aber plötzlich geht es nicht mehr, Chance vertan") konterkariert die Liebe. Gott müsste auf einmal seine eigene Liebe begrenzen. Tatsächlich ist es Mensch, der nicht zu Gott geht während Gottes Liebe diese "Eigenständigkeit" des Menschen zwangsweise akzeptiert (Liebe kann den Nächsten nicht zum Objekt von einem selbst machen, sondern in der Liebe bleibt der Nächste zwingend Subjekt).
Vorstellbar wäre nur, dass der Mensch in der Entwicklung seiner selbst einen Punkt erreicht hat, in dem er nicht mehr fähig ist, sich Gott zuzuwenden. Aber gerade wenn er Buße tut und als "Abgefallener" sich Gott wieder zuwendet, demonstriert er ja das Gegenteil und zeigt, dass er auf Gottes Seite ist. Warum sollte Gott das Verschmähen? Wie könnte er es ohne seine eigene Liebe zu kastrieren?

Der Bibel zufolge fällt das Tun eines Menschen auf diesen zurück (bzw auch der gesamten Gruppe, bzw. dem gesamten Volk). Mensch trägt die Konsequenz seiner Entscheidungen. Das würde ich aber nicht als Mangel an Geduld auf Seiten Gottes beschreiben. Sondern als Notwendigkeit aus der Sache selbst heraus. Es hat ja einen Sinn, warum Mensch dies oder das tun soll (Wille Gottes), da das Abweichen unangenehme Folgen hat.
Eine andere Kategorie ist, eine "endlose Verlorenheit vor Gott" zu attestieren. Hier hätten wir einen unbarmherzigen lieblosen astralen Despoten, der dem Untergebenen jede Chance entzieht.
Erklärungsbedürftig wäre für mich auch, warum die Unverzeihlichkeit nur festgestellt wird für Ex-Gläubige. Ist denn der Gläubige vor Gott besser, der aber auch sündigt (und auch vorsätzlich, d.h. er weiß oder meint bei seinem Tun, es sei nicht im Sinne Gottes). Auch hier hätten wir die Konstruktion, dass das Kreuz Jesu geschändet wird, bei jemanden, der sich auf das Kreuz schon bezogen hatte.
In der Konsequenz sehe ich es so, dass derjenige, der meint Ex-Gläubige könnten nicht mehr zu Gott kommen, sich mit der gleichen Vorstellung selbst verdammt.

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