Christlicher Universalismus

Rund um Bibel und Glaube
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closs
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#1 Christlicher Universalismus

Beitrag von closs »

Abischai hat geschrieben:Was Du jedoch unter "christlich universalistisch" verstehst, wüßte ich zu gern, ich gehöre auch keiner Gemeinschaft an, halte mich aber nicht für einen solchen, vielleicht bin ich es ja, ohne das zu wissen.

Vielleicht mal zum Anwärmen ganz kurz: Wenn man das Christentum nicht als eine er-fundene Religion versteht, sondern in ihr universale geistige Gegebenheiten der Welt sucht und nach Möglichkeit findet. - Insofern ist die Bibel dann nicht im wörtlichen Sinn "das Wort Gottes" (als hätte der christliche Gott sich der Feder der Bibel-Schreiber bedient und damit nur göttliche Wahrheiten niedergeschrieben), sondern die Bibel wäre dann eine Buchsammlung, in der universale geistige Wahrheit gesammelt ist - allerdings zwischendrin steht, also zwischen säkularen Aussagen und auch (im schlimmsten Fall) vom anderen Geist beeinflussten Aussagen. - Mit anderen Worten - es gilt hier: "Prüfe alles und behalte das Gute".

Aus meiner Sicht kommt das Christentum dem Gedanken eines universalen Gottes am nächsten - man nehme nur Röm. 2,14 und 1.Kor. 13. - Auch im AT stecken so viele ultra-tiefe geistige Erkenntnisse drin, dass das kein "Zufall" sein kann. - Und dann wäre da noch Jesus, der - jetzt wird's aber philosophisch - die Trennung von Gott-Orientierung und Ich-Orientierung in das "Alles in Einem" zurück-leidet.

Unterm Strich würde ich sagen, dass christlicher Universalismus Glauben nicht von der Bibel ab-lernt, sondern versucht, von oben her zu glauben, also die Wahrheit, die es ja auch ohne Bibel schon gibt, als solche zu begreifen und in der Bibel sucht, findet und sogar über die eigene Vorstellung hinaus erweitert findet. - Also top-down.

Ist das halbwegs verständlich?
Rembremerding
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#2 Re: Christlicher Universalismus

Beitrag von Rembremerding »

Hallo und guten Morgen alle beisammen! :)

In diesem Sinn wäre das Christentum ohne die Hl. Schrift - immer noch das Christentum, im Gegensatz etwa zum Islam, der ohne Koran nichts mehr wäre.
Christsein heißt keinem Buch zu folgen, sondern Christus Jesus. Dies ist das "Alleinstellungsmerkmal" der Christenheit, es ist weder eine philosophische Lehre, wie der Buddhismus, oder eine Buchreligion, wie der Islam, noch ein Götzenglauben, wie Naturreligionen oder der Hinduismus.
Und da diese personale Beziehung zum Schöpfer und Erhalter dessen, was alles ausmacht, uns zu seinen Kindern macht, ist der wesentliche "Fortschritt" als Christ darin zu sehen, dass Gott zu den Menschen kam und der Mensch sich nicht zu Gott erheben muss, was ja sowieso unmöglich ist.

Es ist die Liebe Gottes, mit der er uns eine "Gebrauchsanweisung und Bedienungsanleitung" für unser Ich und die Welt offenbarte, die Hl. Schrift. Sie enthält die universalen Weisheiten, weil sie von der universalen Weisheit, die Sophia, Menschen zur Niederschrift inspiriert wurde.

Christlicher Universalismus heißt deshalb nicht, dass alle Religionen darin kulmuliert sind oder von Menschen dahin einbezüglich des Relativismus zusammengefügt werden müssen, sondern, dass der Christ im Heil, im Holon, ein Teil des Ganzen des universalen Gottes ist.
Also: Nicht der Mensch benötigt und generiert göttlichen Universalismus, sondern der universale Gott macht uns zum Heil.

Servus :wave:
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closs
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#3 Re: Christlicher Universalismus

Beitrag von closs »

Rembremerding hat geschrieben:Christlicher Universalismus heißt deshalb nicht, dass alle Religionen darin kulmuliert sind oder von Menschen dahin einbezüglich des Relativismus zusammengefügt werden müssen, sondern, dass der Christ im Heil, im Holon, ein Teil des Ganzen des universalen Gottes ist.
Zustimmung - trotzdem eine Differenzierung aus meiner Sicht:

Ich bin fest überzeugt, dass es nicht nur eine Heilsgeschichte im Christentum, sondern eine Heilsgeschichte der Menschheit gibt. - Das heisst auch, dass jeder Mensch im Verhältnis zu Gott gleich geboren ist und deshalb ihm in allen Kulturen nah sein kann. - Insofern denke ich, dass es überall in der Welt den Kampf zwischen gut und böse wie auch zwischen Liebe und Lieblosigkeit gibt - und damit Menschen, die dementsprechend dem EINEN Gott nah oder fern sein können (egal, welcher Religion sie sind oder überhaupt religiös orientiert sind).

Dazu gibt es eine Episode bei "Narnia", als ein Mensch (zum Löwen "Aslan"als Chiffre für Gott) sagt "Ich habe Dich nicht gekannt und deshalb anderen gedient", worauf Gott anwortet: "Nachdem Du in Liebe gedient hast, habe ich Dir diese Zeit immer für mich zugerechnet".

In diesem Sinne könnte man alle (gut-gemeinten) Religionen als Versuche bezeichnen, demselben Gott auf unterschiedlichem Weg näherzukommen - wenn man's "richtig" macht. - Umgekehrt heisst das, dass auch das Christentum Gott nur dann näherkommt, wenn es "gut-gemeint" und "richtig" gemacht ist. - Insofern sollte man Religionen grundsätzlich als Tunnelbohrer verstehen, die eingemottet werden, wenn der Durchbruch zum Licht geschafft ist. - Umgekehrt kann man sich ewig in den dunklen Berg hineinbohren, wenn man die Richtung der Bohrung verändert.

Rembremerding hat geschrieben:In diesem Sinn wäre das Christentum ohne die Hl. Schrift - immer noch das Christentum, im Gegensatz etwa zum Islam, der ohne Koran nichts mehr wäre.
Wenn man Jesus trinitarisch als Gott und Mensch versteht, würde ich dem zustimmen - aber nur dann.
Rembremerding
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#4 Re: Christlicher Universalismus

Beitrag von Rembremerding »

closs hat geschrieben:Zustimmung - trotzdem eine Differenzierung aus meiner Sicht:
Ich bin fest überzeugt, dass es nicht nur eine Heilsgeschichte im Christentum, sondern eine Heilsgeschichte der Menschheit gibt. -
Natürlich. Nicht der Mensch rettet sich, sondern nur Gott errettet aus Gnade unter Mitwirkung des Menschen. Und - wir sind aus Gottes Gerechtigkeit heraus errettet, nicht aus seiner Barmherzigkeit.
Außerhalb des christlichen Glaubens wirkt das Naturrecht, dass Paulus im Römerbrief erwähnt.

closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:In diesem Sinn wäre das Christentum ohne die Hl. Schrift - immer noch das Christentum, im Gegensatz etwa zum Islam, der ohne Koran nichts mehr wäre.
Wenn man Jesus trinitarisch als Gott und Mensch versteht, würde ich dem zustimmen - aber nur dann.
So ist es. Auch hier offenbart Gott uns seine Trinitarität aus der Vernunft und Logik heraus, beides von ihm geschenkte Gaben. Ohne Gott als Mensch wäre es nicht mal eine halbe Sache, schon gar keine ganze, das Heil.
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closs
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#5 Re: Christlicher Universalismus

Beitrag von closs »

Scrypt0n hat geschrieben:Wodurch?
Normalerweise durch "Liebe" (im universalen Sinn des Wortes - nicht im modernistischen) und "Gewissen". - Aber dieser Normalfall ist immer weniger gegeben, weil die Begriffe selbst kontaminiert sind - Tohubahohu. - Persönlich vermute ich, dass es wieder einmal eine Katastrophe braucht, damit der Mensch zu seinen Wurzeln kommt - und hoffe, dass es noch lange genug dauert, dass es mich nicht mehr betrifft (das war jetzt ein egoistischer Nachsatz).
closs
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#6 Re: Christlicher Universalismus

Beitrag von closs »

Mal nebenbei: Wir sind OT. - Dieser Thread entstand aufgrund einer Anregung von Abischai, der sich noch gar nicht äußern konnte, weil wir schon wieder atheistisch entgleist sind.
Pluto
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#7 Re: Christlicher Universalismus

Beitrag von Pluto »

Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
Salome23
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#8 Re: Christlicher Universalismus

Beitrag von Salome23 »

closs hat geschrieben: Dieser Thread entstand aufgrund einer Anregung von Abischai, der sich noch gar nicht äußern konnte, weil wir schon wieder atheistisch entgleist sind.
Ein wahrhaft nächstenliebender Gläubige(aus der "Herzchengruppe") wartet geduldig, bis die "Bienchengruppe" und die "Blümchengruppe" sich geäussert und ausgetobt haben und meldet sich dann erst zu Wort... ;)
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