Novalis hat geschrieben:
Bei Jesus ist es eigentlich ganz klar: das Gesetz ist für den Menschen da und nicht der Mensch für das Gesetz. Die Wahrheit ist wohl, dass manche ihren Glauben noch eher in einem alttestamentarischen Sinne verstehen. Im Alten Testament bedeutet "Liebe deinen Nächsten" noch: "Liebe den Angehörigen deines eigenen Volkes/Stamm/Familie/religiöse Gruppe". Christus ist dann gekommen und hat das radikal auf alle Menschen erweitert, was er durch die Parabel vom barmherzigen Samariter verdeutlicht.
Israel, die Juden, definierten sich nach dem AT als "das Volk, das das Gesetz Gottes hatte", sie definierten sich durch das Gesetz, es war das Zentrum der religiösen, kulturellen und staatlichen Identität.
Und Gesetz hieß: Tu das egal, wie es in deinem Herz aussieht.
Es ist das, was "einfach" ist: nicht denken, nicht überlegen, nicht abwägen, einfach tun.
Das lässt sich auch ganz hervorragend von außen kontrollieren, auch von Menschen. Tut jemand das, was er tun soll, gut. Tut er es nicht, Daumen runter.
Genau das, was Hemul hier propagiert.
Und typisch: Dabei spielt sich der Pharisäer als Gesetzeshüter und -verkünder auf, aber die eigenen Sünden sind nicht so wild.
Und auch ernsthafte Christen, wie Kuckuck fallen immer wieder in dieses Schema. Weil die Verkündigung "ich tue einfach, was in der Bibel steht" so viel simpler ist, als nachdenken, abwägen, beten, sich zwischen verschiedenen Möglichkeiten entscheiden - auch gegen Bedenken und vor allem: simpler als Verantwortung übernehmen.
Insbesondere Paulus zeigt aber auf: Das Gesetzesdenken führt automatisch in den Tod. Keiner kann das Gesetz halten. Zählt allein das Gesetz, dann gibt es keine Rettung.
Gesetz rettet nicht, es tötet.
Normalerweise mahnt das NT einen persönlich. Ziel ist die eigene, innere Überzeugung. Ich entscheide über mich und stehe damit auch vor Gott alleine gerade. Das ist auch so, wenn ich mich entscheide, irgendwelchen Predigern zu folgen.
Bei HS ist für mich die Sache einfach, ich bin nicht betroffen, weil ich solche Anwandlungen nicht habe. Das geht wohl allen so, die hier großartig gerufen haben "HS ist Sünde" oder ist hier jemand, der HS ist und das so sagt?
Es bleibt also die Frage: Habe ich das Recht / die Pflicht meinem Nächsten zu sagen "HS ist Sünde"
- Ist der Betroffene kein Christ, dann habe ich nicht das Recht, das zu sagen. Denn derjenige glaubt ja nicht an Gott, also ist Sünde ein sinnloser Begriff für den.
- Ist der Betroffene Christ, aber ich kenne ihn nicht, dann habe ich auch kein Recht, das zu sagen. Denn HS ist eine Sache des persönlichen Wandels, eine Angelegenheit, die nur die angehen, die mit ihm eine Gemeinschaft haben. Also habe ich dazu kein Recht.
- Ist der Betroffene Christ und ich kenne ihn und habe ein seelsorgerisches Verhältnis zu ihm, dann ist das Thema unter dem Gebet mit Gott anzusprechen.
Aber hier im Forum in der Art, wie das hier getrieben wird, kann ich das nur als ungeistlich, unchristlich und lieblos bezeichnen.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.