Hölle lebenslänglich?

Rund um Bibel und Glaube
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Tyrion
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#901 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Tyrion » Mo 19. Dez 2016, 01:45

Andreas hat geschrieben:Immerhin hat der Gesetzeslehrer am Ende doch das Gute im Samaritaner gesehen - der ihm nun seiner göttlichen Barmherzigkeit wegen nicht mehr ganz so fremd erscheint - obwohl er einer fremden Glaubensgemeinschaft angehört.

Gut - begreifen wir es mal so, dass Jesus hier - der Legende nach - einerseits gegen Rassismus und auch gegen das Verdammen anderer Religionen ("Götzendienst") argumentiert hat. Das wäre ja positiv. Warum zitieren dann hier im Forum so viele die Passagen aus dem AT, in dem Götzendienst als schlimmstes Verbrechen gewertet wird?

Das Wort Jesu zu hören heilt Blinde, Taube, Stumme und treibt die unreinen Geister aus seinen Zuhörern, selbst wenn sie ihn eigentlich versuchen wollten.

Du meinst die Vergangenheit (Das Wort Jesu zu hören heilte...) - aber auch das war ja nicht der Fall. Es gab ja nur spezielle Begebenheiten, zu denen Jesus geheilt haben soll.

Seine Vollmacht ist die Liebe, das Leid am Kreuz und die Auferstehung - auch in unserem Heiligen Geiste, denn das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen zu uns...

Wie oft wurde das so nahe Reich Gottes schon vorhergesagt? Schon im Mittelalter war klar, dass es bald kommen wird. Jetzt sind es schon knapp 2000 Jahre... nach 1000 Jahren kam es nicht. Warum ist es plausibel, dass es dann nach 2000 Jahren kommen soll?

, zu denen, die mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzem Verstand und ihrer ganzen Kraft, sehen, hören und in Liebe ihre Stimme erheben zum Herrn und versuchen, den Nächsten zu lieben, wie sich selbst.

Ganzes Herz, ganze Kraft, Liebe - alles Emotionen... mit ganzem Verstand - das ist schwierig, denn gerade der Verstand negiert doch die Richtigkeit der Sagen und Mythen aus alter Zeit.

Das Eigene versteht jeder leicht - das (noch) Fremde gilt es zu verstehen. Die Liebe Gottes ist mir ziemlich fremd. Die Liebe Gottes hat zuweilen etwas furchteinflößendes für mich, den lausigen Amateur in Sachen Liebe. Das ist alles leichter gesagt, als getan. Man lernt eben nie aus.

Das ist interessant. Du gibst dich mit ganzer Kraft und ganzem Verstand deinem Gott hin und dennoch ist seine "Liebe" furchteinflößend? Kein gutes Zeichen, erscheint mir.

Aber zurück zur Hölle.

Die einen Christen glauben nicht an die Hölle. Die ZJ glauben an die Nihilition in der Gehenna (ich "glaube" an das Ende jeden Lebens nach dem Tod, unterscheide mich da also nur um 144000 von zig Milliarden von den ZJ).
Andere glauben an die Hölle als Ort ewiger Pein für die, die auch nur irgenden Gesetz übertreten haben (obwohl Gott so viel verzeihen soll, aber die Gesetze sind so wichtig... oder nicht?) - und das trotz Jesu Worte zu Gesetzen und deren Sinn.

Irgendwer mus sich da ja irren. Nur, wenn jemand Kritik an einem Gottesbild übt, das auf der Vorstellung von Rache und Verdammnis aufbaut - welches real sehr viele Menschen in sich tragen - hat doch jedes Recht, das zu kritisieren. Das muss doch nicht als boshaft ausgelegt werden. Zumal es ja wohl ein falsches Gottesbild ist. Dann ist der Begriff Jesus-Wahn doch sogar sehr passend.

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Tyrion
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#902 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Tyrion » Mo 19. Dez 2016, 01:48

P.S.: wie ich andernorts schon schrieb, begrüße ich das Nichts nach dem Tod. Daher verstehe ich deine Furcht vor der Liebe Gottes. Für mich ist allein die Vorstellung ewig zu leben, der größte Horror, den man mir androhen kann. Ich muss da gar nicht dauerhaftgefoltert werden, wie es einem die Höllenprediger weismachen wollen. Der Himmel wäre schon Hölle genug.

Ich fürchte, die Gläubigen wissen gar nicht, was Ewigkeit für sie bedeutet. Da gibt es kein Entrinnen mehr - alles währt ewig. Schreckliche Vorstellung. Das muss die schlimmste aller Foltern sein, die ein denkendes Etwas ertragen kann. Wer weiß, vielleicht ist das mit Hölle gemeint. Und wer Glück hat, endet im Nichts...

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Andreas
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#903 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Andreas » Mo 19. Dez 2016, 03:36

Tyrion hat geschrieben:Gut - begreifen wir es mal so, dass Jesus hier - der Legende nach - einerseits gegen Rassismus und auch gegen das Verdammen anderer Religionen ("Götzendienst") argumentiert hat.
So verstehe ich das nicht. Da hast du mich missverstanden. Es steht dir frei, das Lukasevangelium als Legende zu sehen. Ich sehe es als das Bild, welches Lukas (irgendwer) zeichnet um die Botschaft "Jesus" - so wie er sie verstanden hat - angemessen rüberzubringen. Ob dieses Gespräch zwischen Jesus und dem Gesetzeslehrer historisch so stattgefunden hat, oder nicht, ist mir völlig egal. Mich interessieren die Botschaften, nicht die Boten. Auch der historische Jesus ist mir schon lange nicht mehr wichtig. Was bringt es denn?

Lukas wirft hier die Frage nach dem ewigen Leben auf und stellt zwei unterschiedliche Herangehensweisen zum Thema (Jesus - Gesetzeslehrer) gegenüber. Lukas geht nicht gegen Rassismus und das Verdammen anderer Religionen an. Das scheint mir dein bevorzugtes Thema zu sein, was ja auch okay ist. Sehe ich übrigens ähnlich, wie du. Die Diskussionen mit beispielsweise Magdalena hab ich aber schon hinter mir. Auch mich packt das Entsetzen, falls ich derartiges überhaupt noch lese. Das ist, in meinen Augen, eine Sichtweise die religionsgeschichtlich durchlaufen wurde und sich in der Bibel dementsprechend niedergeschlagen hat. Schnee von vorgestern, selbst in der Bibel. Deshalb fordert Jesus ja umzudenken, was leider noch immer gerne völlig falsch mit "Buße tun" übersetzt wird. Umdenken ist schwer und scheint menschheitsgeschichtlich tausende Jahre zu brauchen. Das ist alles meine Privatmeinung, das, was ich herauslese aus dem was da geschrieben steht!

Tyrion hat geschrieben:Warum zitieren dann hier im Forum so viele die Passagen aus dem AT, in dem Götzendienst als schlimmstes Verbrechen gewertet wird?
Unsere militanten Atheisten, weil sie so die Strohmänner aufbauen, die sie dann niederknüppeln können. Unsere Fundis, weil sie die Botschaft halt so und nicht anders verstehen. Das musst du mit denen ausraufen, nicht mit mir.

Tyrion hat geschrieben:Du meinst die Vergangenheit (Das Wort Jesu zu hören heilte...) - aber auch das war ja nicht der Fall. Es gab ja nur spezielle Begebenheiten, zu denen Jesus geheilt haben soll.
Nein, das meine ich nicht. Ich meine heilt, weil es mich heilt, so wie ich die Inhalte der Botschaft heute höre bzw. verstehe. Religionsgeschichtlich stehe ich für mich alleine, weil ich als Individuum meine individuelle Religionsgeschichte durchlaufe. Jeder hat da sein Tempo in seiner spirituellen Entwicklung. Das grausam, gerecht strafende Gottesbild ist nicht mehr mein Ding. Ein Gottesbild dessen Gerechtigkeit von liebender Vergebung getragen ist, wirkt heilsamer auf mich. Es fällt mir aber im Alltag noch ziemlich schwer dementsprechend zu leben - beispielsweise wenn ich mich ausnahmsweise mal wieder in "Diskussionen" mit den Athies oder Fundis hier einlasse. Eigentlich lese ich nur ganz wenige User hier. Meine Ignoreliste ist sehr lang und nur selten lasse ich mir Beiträge von diesen anzeigen um zu sehen, ob sich was getan hat (äußerst selten) oder noch alles beim alten (äußerst häufig) ist.

Tyrion hat geschrieben:Wie oft wurde das so nahe Reich Gottes schon vorhergesagt? Schon im Mittelalter war klar, dass es bald kommen wird. Jetzt sind es schon knapp 2000 Jahre... nach 1000 Jahren kam es nicht. Warum ist es plausibel, dass es dann nach 2000 Jahren kommen soll?
Also ich hab es bei mir angekommen lassen - soweit ich das verstehen und erleben kann.

Tyrion hat geschrieben:Ganzes Herz, ganze Kraft, Liebe - alles Emotionen... mit ganzem Verstand - das ist schwierig, denn gerade der Verstand negiert doch die Richtigkeit der Sagen und Mythen aus alter Zeit.
Eben. Die heilige Schrift ist für mich kaum noch Geschichtsdoku sondern geistig und geistliche Nahrung. Die Inhaltstoffe zählen heute für mich, nicht mehr die Verpackung. Die Verpackung ist immer falsch, aber irgendwie muss man "es" schließlich für den Transport verpacken damit "es" ankommen kann.

Tyrion hat geschrieben:Das ist interessant. Du gibst dich mit ganzer Kraft und ganzem Verstand deinem Gott hin und dennoch ist seine "Liebe" furchteinflößend? Kein gutes Zeichen, erscheint mir.
Hilft dir der Begriff Ehrfurcht vielleicht weiter, mich zu verstehen? Hat für mich auch weder was mit Ehre noch mit Furcht zu tun > siehe Leberkäse. So ein Erleben das mich hin und wieder als Ganzes erstaunlich kräftig erfasst, mein Herz, meine Seele und meinen Verstand. Es ist eine Form der Verliebtheit, aber das übergroße Format dieser Beziehungskiste ist, wie soll ich sagen - gewöhnungsbedürftig.

Tyrion hat geschrieben:Aber zurück zur Hölle.Die einen Christen glauben nicht an die Hölle. Die ZJ glauben an die Nihilition in der Gehenna (ich "glaube" an das Ende jeden Lebens nach dem Tod, unterscheide mich da also nur um 144000 von zig Milliarden von den ZJ).Andere glauben an die Hölle als Ort ewiger Pein für die, die auch nur irgenden Gesetz übertreten haben (obwohl Gott so viel verzeihen soll, aber die Gesetze sind so wichtig... oder nicht?) - und das trotz Jesu Worte zu Gesetzen und deren Sinn. Irgendwer mus sich da ja irren. Nur, wenn jemand Kritik an einem Gottesbild übt, das auf der Vorstellung von Rache und Verdammnis aufbaut - welches real sehr viele Menschen in sich tragen - hat doch jedes Recht, das zu kritisieren. Das muss doch nicht als boshaft ausgelegt werden. Zumal es ja wohl ein falsches Gottesbild ist. Dann ist der Begriff Jesus-Wahn doch sogar sehr passend.
Ja mei. Alle Gottesbilder sind falsch. Meins auch. Ich frage nach Gott - der Rest findet mich.

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sven23
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#904 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von sven23 » Mo 19. Dez 2016, 07:36

Andreas hat geschrieben: Ob dieses Gespräch zwischen Jesus und dem Gesetzeslehrer historisch so stattgefunden hat, oder nicht, ist mir völlig egal. Mich interessieren die Botschaften, nicht die Boten. Auch der historische Jesus ist mir schon lange nicht mehr wichtig. Was bringt es denn?
Das ist eine interessante Anmerkung, die ganz im Sinne des Paulus ist. (Der Jesus im Fleische geht uns nichts an...). Aber auch heutige Glaubendsogmatiker haben wenig Interesse am historischen Jesus, eben weil die Forschung inzwischen ziemlich deutlich aufgezeigt hat, dass der historische Jesus sich sehr vom mythologisch und legendenhaft verklärten Jesus unterscheidet.
Selbst manche Dogmatiker wie Trillhaas sehen das ein:

„Der sog. historische Jesus und der Christus, an den die Gemeinde glaubt, sind nicht
identisch. Ob Jesus sich selbst verkündigt hat, ist zum mindesten sehr fraglich. Die
christologischen Würdenamen sind ihm von der Gemeinde beigelegt worden. Jesus ist im
Wesentlichen eschatologischer Prophet gewesen. Jesu Wirken ist mit seinem Tode zu Ende.
Hat Jesus die nahe Parusie verkündigt und sie zur Basis seiner Forderung nach Umkehr und
seiner rigorosen Ethik gemacht, so gilt, dass diese Voraussetzung nicht eingetreten ist, dass
er also gescheitert ist. In der Geschichte dieses historischen Jesus kommt Ostern nicht
vor.”


Die zu stellende Frage wäre doch: wenn man das schon eingesehen hat, warum dann immer noch einem literarischen Mythos hinterherlaufen?
Wenn es um Werte und Ethik geht, gibt es auch alternative Möglichkeiten, wie etwa den Humanismus, dem die Nächstenliebe nicht fremd ist. Allerdings gibt es hier keine Aussicht auf Belohnung nach dem Tod. Viele scheint das abzuschrecken.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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lovetrail
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#905 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von lovetrail » Mo 19. Dez 2016, 07:53

sven23 hat geschrieben: Das ist eine interessante Anmerkung, die ganz im Sinne des Paulus ist. (Der Jesus im Fleische geht uns nichts an...). Aber auch heutige Glaubendsogmatiker haben wenig Interesse am historischen Jesus, eben weil die Forschung inzwischen ziemlich deutlich aufgezeigt hat, dass der historische Jesus sich sehr vom mythologisch und legendenhaft verklärten Jesus unterscheidet.

Paulus hält sehr wohl am historischen Jesus (als Person die real auf Erden gelebt hat) fest. Das war so selbstverständlich, dass es nicht eigens thematisiert wurde.

Wie hätte er sonst sagen können:

12 Wenn aber gepredigt wird, dass Christus aus den Toten auferweckt sei, wie sagen einige unter euch, dass es keine Auferstehung der Toten gebe?
13 Wenn es aber keine Auferstehung der Toten gibt, so ist auch Christus nicht auferweckt;
14 wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist also auch unsere Predigt inhaltslos, inhaltslos aber auch euer Glaube.
15 Wir werden aber auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt haben, dass er Christus auferweckt habe, den er nicht auferweckt hat, wenn wirklich Tote nicht auferweckt werden.
16 Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt.
17 Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden. (1. Kor.15,12-17; Elb.)
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

Pluto
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#906 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Pluto » Mo 19. Dez 2016, 10:29

lovetrail hat geschrieben:Wie hätte er sonst sagen können:
12 Wenn aber gepredigt wird, dass Christus aus den Toten auferweckt sei, wie sagen einige unter euch, dass es keine Auferstehung der Toten gebe?
13 Wenn es aber keine Auferstehung der Toten gibt, so ist auch Christus nicht auferweckt;
14 wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist also auch unsere Predigt inhaltslos, inhaltslos aber auch euer Glaube.
15 Wir werden aber auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt haben, dass er Christus auferweckt habe, den er nicht auferweckt hat, wenn wirklich Tote nicht auferweckt werden.
16 Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt.
17 Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden. (1. Kor.15,12-17; Elb.)
Kann man Verse 13 & 14 nicht auch so interpretieren, dass die Predigt tatsächlich inhaltslos ist?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Rembremerding
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#907 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Rembremerding » Mo 19. Dez 2016, 10:48

Andreas hat geschrieben: Die Barmherzigkeit ist das eine, was dir besonders ins Auge springt. Es gibt aber auch noch die Ausgangsfrage nach dem ewigen Leben.
Im Johannesevangelium ist das ewige Leben nicht allein das ewige Leben nach dem Tod, sondern auch Lebendigkeit, Lust am Leben, Leben in Fülle. Es beginnt bereits hier und schließt das ein, was du richtig anmerkst: Nicht nur lieben, sondern Liebe tun.
Der Schriftgelehrte war Pharisäer und er setzt die Möglichkeit des ewigen Lebens mit der Befolgung der Gesetze gleich. Ihm ging es zum einen darum Jesus mit der Frage nach dem Nächsten in die Enge zu treiben, zum anderen darum die Befolgung der ganzen Gesetze, auch die von den Pharisäern errichteten Grenzzäune vor den Gesetzen, in den Mittelpunkt zu stellen. Jesus zeigte zuvor, dass er etwa beim Sabbatgebot die Gesetze der Pharisäer nicht einhielt.
Außerdem zitiert der Gesetzeslehrer schlampig.
Dies fällt tatsächlich auf. Zudem stellt er die Verse des AT in einem Satz gleich. Ich gehe davon aus, dass er bewusst so gelesen hat, weil es ihm einzig darum ging Jesus die Frage nach dem Nächsten zu stellen. Man trifft Christen, auch hier im Forum, die Gottes Wort so lesen, damit andere damit bloßgestellt werden, damit man sein egoistisches, liebloses Ziel erreicht, ja, damit man seinen Zorn in Bibelverse gepackt loswerden kann. Man kann also heilige Worte dadurch pervertieren, in dem man sie nicht in dem Geiste gebraucht, in dem sie aufgeschrieben. Nichts anderes tat Satan in der Versuchungsgeschichte Jesu.
Der "Verstand" ist wohl beim Gesetzeslehrer unter dem Einfluss des Hellenismus jener Zeit hinzugetreten. So wird in jeder Zeit die Lebenswirklichkeit und die Geistesströmung das Lesen des Wortes beeinflussen. Dies ist nicht unbedingt schädlich, soweit man immer den Hl. Geist und seine Eigenschaften als Maßstab beobachtet, der das Wort uns schenkt.

Außerdem werden in dieser Perikope zwei unterschiedliche griechischen Worte für "Leben" verwendet.
Jesus sagt nicht, dass er so das ewige Leben erben wird, denn dazu gehört mehr und dieses "mehr" versucht Jesus ihm (und uns) durch sein Wort im folgenden Gleichnis zu verklickern... Jesus ist der "Samaritaner", der Fremde mit seiner neuen Lehre, der Andersgläubige, der unbequeme Reformator, keiner von ihnen, keiner aus dem jerusalemer Tempelbetrieb und noch dazu ausgerechnet aus Galiläa!
Hier wird die Homilie des Origenes interessant, der den Überfallenen, Ausgeplünderten als den gefallenen Adam und Jesus als den Samariter identifiziert, der für ihn bezahlt, damit er geheilt wird.

Das Wort Jesu zu hören heilt Blinde, Taube, Stumme und treibt die unreinen Geister aus seinen Zuhörern, selbst wenn sie ihn eigentlich versuchen wollten. Seine Vollmacht ist die Liebe, das Leid am Kreuz und die Auferstehung ... Das Eigene versteht jeder leicht - das (noch) Fremde gilt es zu verstehen. Die Liebe Gottes ist mir ziemlich fremd. Die Liebe Gottes hat zuweilen etwas furchteinflößendes für mich, den lausigen Amateur in Sachen Liebe.
In diesen Taten und Worten bezeugt sich Jesus selbst als der Messias (obwohl er sich dazu nur einmal selbst bekennt) - mehr noch: Als Gott selbst, in dem er auch Sünden vergibt.
Das Fremde zu lieben, ist dem sündhaften Menschen abhanden gekommen. Hier kann die Botschaft des Johannes weiterhelfen, die er in seinem Evangelium zum Ausdruck brachte: Nicht der Tod Jesu vermittelt die Vergebung der Sünden. Vielmehr wird Jesus am Kreuz erhöht und schenkt uns als Erhöhter seine Heilsgabe, das ewige Leben. Jesus liebt uns bis zum Ende. In dem Gott aus dieser Liebe heraus Mensch wurde, kann der Mensch vergöttlicht werden. Bei Johannes bedeutet diese Vergöttlichung, dass Gott uns mit seiner unendlichen Liebe erfüllt, dass wir liebesunfähige Menschen zur Liebe befähigt werden, einer Liebe, die auch das Fremde erkennt.

Servus :wave:
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Andreas
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#908 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Andreas » Mo 19. Dez 2016, 12:42

sven23 hat geschrieben:Die zu stellende Frage wäre doch: wenn man das schon eingesehen hat, warum dann immer noch einem literarischen Mythos hinterherlaufen?
Gute Frage. Warum läufst du dem Kubitza dann noch hinterher?
sven23 hat geschrieben:Wenn es um Werte und Ethik geht, gibt es auch alternative Möglichkeiten, wie etwa den Humanismus, dem die Nächstenliebe nicht fremd ist.
So wie ich dich und Kubitza erfahre, tretet ihr die Werte und die Ethik des Humanismus mit Füßen. Zum Humanismus gehört die Religionsfreiheit. Die gbs & Co. tarnen sich mit dem Wort "Humanismus". Sie vertreten ihren Evolutionären Humanismus. Das ist rhetorischer Leberkäse, der weder evolutionär noch humanistisch ist. In den Diskussionen hier bedienst du dich seit eh und je unlauterer Mittel, die nicht so recht zu der von dir vollmundig propagierten Nächstenliebe und Ethik passen wollen. Das schreckt mich ab. Deine hier vorgelebten "Werte" kann ich irgendwie nicht wertschätzen.

Am Humanismus ist viel schönes dran. Die Scheinheiligkeit des sogenannten "Evolutionären Humanismus" widert mich an.

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#909 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von sven23 » Mo 19. Dez 2016, 13:03

Andreas hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die zu stellende Frage wäre doch: wenn man das schon eingesehen hat, warum dann immer noch einem literarischen Mythos hinterherlaufen?
Gute Frage. Warum läufst du dem Kubitza dann noch hinterher?
Weil Kubitza auf Basis der neutestamentlichen Forschung den Jesus- Mythos entschlüsselt. Kubitza stellt übrigens den persönlichen Glauben nicht in Abrede.

"Dennoch kann man natürlich sein privates Leben am Leben Jesu ausrichten, was viele
Menschen auch tun. Doch es ging uns hier weniger um die Frage des privaten Glaubens
als vielmehr darum, ob die Grundlagen unserer Gesellschaft sich irgendwie vom Leben
Jesu herleiten lassen. Man wird dies nach dem Gesagten eindeutig verneinen müssen.
Jesus kann als religiöse Figur niemals Grundlage eines säkularen und pluralistischen
Staates sein. Denn Religion hat fast immer auch eine Abgrenzungstendenz."

Kubitza, Der Jesuswahn

Andreas hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn es um Werte und Ethik geht, gibt es auch alternative Möglichkeiten, wie etwa den Humanismus, dem die Nächstenliebe nicht fremd ist.
So wie ich dich und Kubitza erfahre, tretet ihr die Werte und die Ethik des Humanismus mit Füßen. Zum Humanismus gehört die Religionsfreiheit.
Wie kommst du auf die irrige Idee, dass die irgendjemand in Frage gestellt hat? :roll:

Andreas hat geschrieben: Die gbs & Co. tarnen sich mit dem Wort "Humanismus". Sie vertreten ihren Evolutionären Humanismus. Das ist rhetorischer Leberkäse, der weder evolutionär noch humanistisch ist. In den Diskussionen hier bedienst du dich seit eh und je unlauterer Mittel, die nicht so recht zu der von dir vollmundig propagierten Nächstenliebe und Ethik passen wollen. Das schreckt mich ab. Deine hier vorgelebten "Werte" kann ich irgendwie nicht wertschätzen.

Am Humanismus ist viel schönes dran. Die Scheinheiligkeit des sogenannten "Evolutionären Humanismus" widert mich an.

Was konkret widert dich am Evolutionären Humanismus an? Dass er keine Belohnung nach dem Tod verspricht?

https://de.wikipedia.org/wiki/Evolution ... Humanismus

Zitat daraus:
"Wesentliche Merkmale des evolutionären Humanismus sind nach Ansicht ihrer heutigen Vertreter eine kritisch-naturalistische Weltanschauung, Säkularismus und eine vernunftbasierte allgemeine Ethik in Abgrenzung zur traditionellen, religiös geprägten Moral.[3][4] Diese Ethik wendet sich gegen die Postulierung von unumstößlichen Dogmen und sieht auch moralisches Handeln in einem evolutionären Prozess begriffen, der sich neuen Erkenntnisgewinnen und veränderten sozialen Begebenheiten anpassen können muss. Darüber hinaus grenzt sich der evolutionäre Humanismus von speziesistischen und sozial-darwinistischen Weltbildern ab, welche den Interessen von verschiedenen Spezies oder Individuen prinzipiell ein unterschiedliches Gewicht einräumen möchten."

Wo verstößt die gbs gegen Prinzipien des Humanismus?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Andreas
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#910 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Andreas » Mo 19. Dez 2016, 14:34

sven23 hat geschrieben:Wie kommst du auf die irrige Idee, dass die irgendjemand in Frage gestellt hat?
gbs hat geschrieben:Die Zehn Angebote des evolutionären Humanismus

1. Diene weder fremden noch heimischen „Göttern“ (die bei genauerer Betrachtung nichts weiter als naive Primatenhirn-Konstruktionen sind), sondern dem großen Ideal der Ethik, das Leid in der Welt zu mindern! Diejenigen, die behaupteten, besonders nah ihrem „Gott“ zu sein, waren meist jene, die dem Wohl und Wehe der realen Menschen besonders fern standen. Beteilige dich nicht an diesem Trauerspiel! Wer Wissenschaft, Philosophie und Kunst besitzt, braucht keine Religion!
Dieser Imperativ ist mehr als nur eine Infragestellung der Religionsfreiheit.
Alle deine Beiträge stehen im Dienste dieses Imperativs. Solange du ihn nur dir zu eigen machst, habe ich kein Problem damit. Aufklärung wäre eine Sache, aber mit solchen Halbwahrheiten schießt man sich ins eigene Knie. Anderen einen Wahn zu attestieren, ist schon etwas anderes > "Der Jesus Wahn". In den Religionen gibt es Trauernswertes. Das Wesentliche der (christlichen) Religion(en) ist nicht das Trauernswerte sondern selbstverständlich das Leid in der Welt zu mindern, was hier so mir nichts, dir nichts aus der Gleichung genommen und als Gegensatz dargestellt wird. Die Halbwahrheit "Trauerspiel" ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Hier wird anderen vorgeschrieben, was diese angeblich brauchen oder nicht brauchen. Das ist übergriffig und respektlos > siehe Punkt 2.

Die Behauptung das fremde oder heimische "Götter" bei genauerer Betrachtung nichts weiter als naive Primatenhirn-Konstruktionen wären ist unbelegbar, weil man zwar Primatenhirne "genauer betrachten" kann, die sich einiges konstruiert haben - unter anderem auch einen sogenannten "Evolutionären Humanismus". Das negiert nicht die Existenz der Götter falls diese existieren sollten. Außerdem zielt diese Argumentation darauf ab, Gläubige gegeneinander auszuspielen und sie so für die eigenen Zwecke zu instrumentalisieren im Sinne eines "Teile und herrsche". Genau das ist hier im Forum die Taktik derer, die diese Weltanschauung vertreten. Wenn sich zwei streiten freut sich der dritte. Die Freude am Schaden anderer, steht dem Wohl und Wehe realer Menschen offensichtlich besonders nahe.

gbs hat geschrieben:2. Verhalte dich fair gegenüber deinem Nächsten und deinem Fernsten! Du wirst nicht alle Menschen lieben können, aber du solltest respektieren, dass jeder Mensch – auch der von dir ungeliebte! – das Recht hat, seine individuellen Vorstellungen von „gutem Leben (und Sterben) im Diesseits“ zu verwirklichen, sofern er dadurch nicht gegen die gleichberechtigten Interessen Anderer verstößt.
Deine Art und Weise hier zu diskutieren ist weder fair noch respektvoll. Nicht jeder Gläubige verstößt gegen die gleichberechtigten Interessen Anderer - du aber schon - sofern Religion ein gleichberechtigtes Interesse ist. Deine Stoßrichtung geht gegen die Religion an sich und damit differenzierst du schon nicht mehr, ob dein Diskussionspartner gegen die gleichberechtigten Interessen Anderer tatsächlich verstößt oder nicht. Du scherst alle über einen Kamm. Du hast es nicht nötig, dich an die Maxime zu halten, die du zu vertreten vorgibst.

Alles klar?

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