echte Beweise für Gottes Existenz

Rund um Bibel und Glaube
PeB
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#91 Re: echte Beweise für Gottes Existenz

Beitrag von PeB » Di 12. Jun 2018, 14:40

Janina hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Es gibt ja zahlreiche Definitionen. Welche davon ist richtig?
Eine mit der man arbeiten kann vielleicht?
Einverstanden. Dann ist die Definition aber auch davon abhängig, woran man arbeitet. Hier kann eine biologische Definition für die Biologie zielführender sein als eine physikalische. ;)
Das sollte aber auch bedeuten, dass man dieses Privileg der Definition qua Forschungsgegenstand ebenfalls der Phlosophie oder Theologie zugesteht. Da werden wir sehr unterschiedlich Definitionen bekommen, ohne eine Aussage darüber treffen zu können, welche objektiv richtig ist. Wir können aber durchaus bestimmen, welche Definition subjektiv in Bezug auf den Forschungsgegenstand die hilfreichere ist, weil man dort damit arbeiten kann.

Würdest du also zustimmen, dass es eine objektiv wahre Definition für Leben in diesem Sinne nicht gibt?

Janina hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Ich könnte Leben biolog(ist)isch definieren als Eigenschaft organischer Materie, sich selbst zu organisieren, zu stoffwechseln und sich zu reproduzieren. Ich könnte auch eine physikalische Definition anbieten; etwa in der Form, Leben sei die Aufrechterhaltung eines instabilen, abgeschlossenen Systems durch Energiezufuhr...
Ja, warum nicht? Letzteres ist auch ein rotierender Kreisel, solange bis er umfällt (das mit der Entropie lass lieber mal weg). Da ersteres auch auf einen Waldbrand zuträfe, schlage ich stattdessen vor:
Leben ist was Stoffwechsel und Evolution hat.
Von mir aus. Die Biologen sollten sich die Definition wählen, nach der sie arbeiten können. Richtig?
(Nebenbei: ist es nun definitionsabhängig, ob ein Waldbrand lebendig ist oder ist die Definition von der Prämisse abhängig, ob wir einen Waldbrand als lebendig betrachten wollen? ;) )

Janina hat geschrieben:Die hat auch den Vortreil, bei der Abiogenese das Entstehen von Leben am Einsetzen von Evolution erkennen zu können.
...oder wollen...
Die Abiogenese ist ja ein Grenzfall. Es ist eine Entscheidung, ob man erst die biologische Evolution als Leben definierend annehmen möchte. Der Biologe hat da vielleicht einen anderen Standpunkt als der Chemiker.

Janina hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:tote Systeme wechselwirken passiv-determiniert durch äußeren Anstoß, lebendige System dagegen aktiv-indeterminiert aus sich heraus.
Stimmt nicht. Leben braucht genauso Nahrung wie ein Auto Sprit.
Verstehe den Einwand nicht.
Inwiefern hat die Zufuhr von "Nahrung" auf Passivität und Determiniertheit toter Systeme einen Einfluss?
Oder meintest du, dass das Betanken des Autos etwas mit seiner Autonomie (im Sinne einer aktiven Wechselwirkungsrolle) zu tun habe. Nur der lebendige Fahrer hat diese Autonomie.

PeB
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#92 Re: echte Beweise für Gottes Existenz

Beitrag von PeB » Di 12. Jun 2018, 14:58

Janina hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:tote Systeme wechselwirken passiv-determiniert durch äußeren Anstoß, lebendige System dagegen aktiv-indeterminiert aus sich heraus.
Stimmt nicht. Leben braucht genauso Nahrung wie ein Auto Sprit.
Oder meintest du das im Sinne der Energieerhaltung? Die ist doch aber universell unabhängig von toten oder lebendigen Systemen und gilt grundsätzlich für geschlossene Systeme. Deswegen verwende ich sie auch nicht als Definitionsgrundlage für lebendig und tot.
Oder störst du dich an dem "aus sich heraus". Das ist eher mein sprachliches Defizit, das ich gelegentlich als Nicht-Naturwissenschaftler habe. Welche alternative Begrifflichkeit schlägst du vor, um den Unterschied einer äußeren Einwirkung zu einem "Eigenimpuls" zu beschreiben?

Eigentlich wollte ich in eine ganz andere Richtung. Mir ging es letztlich um das Einflechten des Begriffs der "Information" in einen möglichen Definitionsrahmen. Gemäß der Äußerungen zeitgenössischer Physiker stellen sie den Begriff der "Information" in den Mittelpunkt der Betrachtung quantenphysikalischer Vorgänge. Das ist sicherlich dem Zeitgeist geschudet (Stichwort: Informationszeitalter), aber das betrifft nur den Begriff an sich. Ihrem Zeitgeist gemäß verwendeten Planck und Heisenberg den Begriff "Geist" für die gleiche Beobachtung.
Mit geht es hier um die Beobachtung, nicht um die Begrifflichkeit.
Ich verstehe (im Hinblick auf entsprechende physikalische Darlegungen) Information im Zusammenhang mit Wechselwirkung. Eine Wechselwirkung ist der Austausch und die Verarbeitung von Information, egal ob makro- oder mikroskopisch betrachtet. Ist es nicht so, dass der Austausch und die Verarbeitung von Information das zu Grunde liegende Prinzip der Welt ist?

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Janina
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#93 Re: echte Beweise für Gottes Existenz

Beitrag von Janina » Di 12. Jun 2018, 15:15

PeB hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Es gibt ja zahlreiche Definitionen. Welche davon ist richtig?
Eine mit der man arbeiten kann vielleicht?
Einverstanden. Dann ist die Definition aber auch davon abhängig, woran man arbeitet. Hier kann eine biologische Definition für die Biologie zielführender sein als eine physikalische. ;)
Vielleicht hast du mich falsch verstanden. Man kann vielleicht verschiedene Zugänge zum Thema Leben haben, und daher verschieden definieren, aber es muss eine naturwissenschaftliche Definition sein, weil es sich um ein natürliches Phänomen handelt. Und das bedeutet letztlich, dass 1. unterschiedliche Definitionen in dieselbe Bedeutung münden müssen, oder manche davon sind falsch (hier kann es keine Closs'sche ;) Begriffsbeliebigkeit geben), und dass 2. die Biologie dadurch definiert werden muss, dass sie sich mit dem beschäftigt, was als Leben gilt.

PeB hat geschrieben:Das sollte aber auch bedeuten, dass man dieses Privileg der Definition qua Forschungsgegenstand ebenfalls der Phlosophie oder Theologie zugesteht.
Nein. Die sind nicht die führenden Lehren auf dem Gebiet. Die können besser bei der Biologie anfragen, was die denn dazu meint, sind aber auf alle Fälle nachrangig.

PeB hat geschrieben:Würdest du also zustimmen, dass es eine objektiv wahre Definition für Leben in diesem Sinne nicht gibt?
Nein.
Ich behaupte lediglich, dass die Definition dem Bedarf durch die Biologie angepasst werden kann.

PeB hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Leben ist was Stoffwechsel und Evolution hat.
Von mir aus. Die Biologen sollten sich die Definition wählen, nach der sie arbeiten können. Richtig?
(Nebenbei: ist es nun definitionsabhängig, ob ein Waldbrand lebendig ist oder ist die Definition von der Prämisse abhängig, ob wir einen Waldbrand als lebendig betrachten wollen? ;) )
1. Prämisse: Waldbrand ist kein Leben 2. Definition wird so angepasst, dass Waldbrand nicht zu Leben zählt.
Die Bedingung des Stoffwechsels in der Definition ist auch bereits eingefügt, damit sowohl Viren als auch Computerviren mit programmierter Variabilität nicht als Leben zählen. Sollte sich herausstellen, dass Viren DOCH eine wichtige Vorstufe in der Evolution sind, und nicht wie vermutet ein parasitäres Nebenprodukt, dann wäre es geraten, diese Bedingung wegzulassen.

PeB hat geschrieben:Die Abiogenese ist ja ein Grenzfall. Es ist eine Entscheidung, ob man erst die biologische Evolution als Leben definierend annehmen möchte. Der Biologe hat da vielleicht einen anderen Standpunkt als der Chemiker.
In der Tat sollte die Definition von Leben eng mit der Abiogenese verknüpft sein, da sie 1. stattgefunden hat, und 2. wissenschaftlich von der Biologie und der organischen Chemie untersucht werden muss, und 3. das Auftreten von Evolution deshalb das einfachste (Occams Rasiermesser lässt grüßen) Kriterium darstellt, ab wann sich Chemiker nicht mehr über die Zunahme der Komplexität den Kopf zerbrechen müssen.

PeB hat geschrieben:Verstehe den Einwand nicht.
Inwiefern hat die Zufuhr von "Nahrung" auf Passivität und Determiniertheit toter Systeme einen Einfluss?
Es gibt keine Aktivität oder Passivität. Jede Bewegung erfolgt durch Energie, die durch Nahrung zugeführt werden muss. Außerdem sind Autos und Aufziehhäschen aktiver als Pflanzen. Definition also völlig ungeeignet.

PeB hat geschrieben:Mir ging es letztlich um das Einflechten des Begriffs der "Information" in einen möglichen Definitionsrahmen.
Dafür gibt es keinen Bedarf.

PeB hat geschrieben:Ist es nicht so, dass der Austausch und die Verarbeitung von Information das zu Grunde liegende Prinzip der Welt ist?
Nein.

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Janina
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#94 Re: echte Beweise für Gottes Existenz

Beitrag von Janina » Di 12. Jun 2018, 15:36

Janina hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Leben ist was Stoffwechsel und Evolution hat.
Von mir aus. Die Biologen sollten sich die Definition wählen, nach der sie arbeiten können. Richtig?
(Nebenbei: ist es nun definitionsabhängig, ob ein Waldbrand lebendig ist oder ist die Definition von der Prämisse abhängig, ob wir einen Waldbrand als lebendig betrachten wollen? ;) )
1. Prämisse: Waldbrand ist kein Leben 2. Definition wird so angepasst, dass Waldbrand nicht zu Leben zählt.
Auch hier gibt es einen tieferen Sinn dahinter. Wenn man allgemein eine Oxidation von brennbarem Material als Leben bezeichnen WÜRDE, wäre die Entstehung von Leben furchtbar einfach, man bräuchte bloß bei vorhandenem Sauerstoff und brennbarem Material auf einen Blitzschlag zu warten.
Nur daraus ergäben sich 2 unüberwindbare Hindernisse:
1. evolvierte dieses "Leben" nicht, womit auch die Komplexitätszunahme nicht erklärt werden kann
2. müsste man davon ausgehen, dass es auf einem Planeten von selbst weder Sauerstoff noch brennbares Material gibt
Folglich dient es der Übersichtlichkeit, die Prämisse so zu setzen,

PeB
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#95 Re: echte Beweise für Gottes Existenz

Beitrag von PeB » Di 12. Jun 2018, 19:12

Janina hat geschrieben:Vielleicht hast du mich falsch verstanden. Man kann vielleicht verschiedene Zugänge zum Thema Leben haben, und daher verschieden definieren, aber es muss eine naturwissenschaftliche Definition sein, weil es sich um ein natürliches Phänomen handelt.
1. Sind verschiedene subjektive Definitionen aufgrund unterschiedlicher subjektiver Zugänge (der Disziplinen) eine objektive Vorgehensweise oder liegt die Definition dann nicht doch in der subjektiven Betrachtung der betreffenden Disziplin? Somit wäre eine biologische Definition subjektiv biologisch, eine physikalische subjektiv physikalisch - bei Deckungsgleichheit kein Problem, denn damit wäre Objektivität hergestellt. Bei Differenzen bleibt aber ein willkürliches Deutungsmoment.

2. Was macht dich so sicher, dass Leben ein natürliches Phänomen ist? Etwa die subjektiv naturwissenschaftliche Definition der Naturwissenschaften für Leben?

3. Lässt sich aus 1. und 2. denn nicht rückschließen, dass man ein Phänomen genauso definieren kann, wie man es braucht, um im Zirkelschluss zu belegen, dass die Definition stimmt, weil das definierte Objekt darauf passt?

Also: ich definiere Leben im Sinne der materialistisch-naturwissenschaftlichen Weltansicht und kann darum sagen, dass Leben ein rein natürliches Phänomen ist - weil es ja auf die Definition passt.

Ich betrachte das nicht als Vorwurf, sondern halte es wissenschaftlich für methodisch notwendig, so vorzugehen. Nur: wogegen ich mich wehre ist folgender Umstand:
die Wissenschaften schaffen sich zu Recht ihre Definitionsrahmen, um sauber und abgegrenzt arbeiten zu können. Dabei blenden die Naturwissenschaften notwendigerweise andere als ihre eigenen Betrachtungen aus ihrer Methodik aus, denn sonst würden sie unsauber innerhalb ihrer Disziplin arbeiten.
Lieschen Müller aber versteht das so, als seien die methodisch ausgeblendeten Aussagen grundsätzlich unwahr.

Oder allgemeiner: der Rationalismus als Vorbereiter der modernen Wissenschaften hat die verschiedenen Erkenntniswege sauber getrennt, um methodisch besser arbeiten zu können. Daraus hat der Wissenschaftmaterialismus die Aussage getätigt, es sei nicht existent, was methodisch nicht angewandt wird.

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#96 Re: echte Beweise für Gottes Existenz

Beitrag von JackSparrow » Di 12. Jun 2018, 19:22

PeB hat geschrieben:Es gibt ja zahlreiche Definitionen. Welche davon ist richtig?
Welche legtest du deiner Vermutung zugrunde, die Wissenschaft könne kein Leben auf etwas übertragen, das du "tote Materie" nanntest?

Womöglich keine der gängigen Definitionen, weil Leben vielleicht ein bedeutend komplexeres Unterfangen ist als landläufig vermutet
Oder ein Unbedeutenderes als landläufig vermutet. Wenn ich eine bestimmte Menge chemischer Reaktionen unter dem Begriff "Leben" zusammenfasse, bleiben es trotzdem chemische Reaktionen. Die daran teilnehmenden Atome sind hinterher in keiner Weise "lebendiger" als vorher.

Ich könnte Leben biolog(ist)isch definieren als Eigenschaft organischer Materie, sich selbst zu organisieren, zu stoffwechseln und sich zu reproduzieren.
Jemand könnte einen wasserstoffbetriebenen Roboter erfinden, dem organisatorische Fähigkeiten programmiert wurden und der sich selbst nachbauen kann. Biologen könnten mit solchen Lebewesen umgehen, indem sie einfach im phylogenetischen Stammbaum einen neuen Ast einfügen. Aber was machen Theologen?

tote Systeme wechselwirken passiv-determiniert durch äußeren Anstoß, lebendige System dagegen aktiv-indeterminiert aus sich heraus
Zumindest glauben manche Lebewesen, ihr Verhalten sei nicht durch äußere Einflüsse determiniert. Aber dieser Glaube könnte ja auch eine Funktion des Gehirns sein.

1. Sind verschiedene subjektive Definitionen aufgrund unterschiedlicher subjektiver Zugänge (der Disziplinen) eine objektive Vorgehensweise oder liegt die Definition dann nicht doch in der subjektiven Betrachtung der betreffenden Disziplin?
Es existiert keine allgemeingültige Definition für Leben. Es existiert eine mehr oder weniger fluktuierende Liste von Eigenschaften, die mindestens erfüllt sein müssen, um einen Pflasterstein von einer Amöbe unterscheiden zu können. Die aber auch selbstreplizierende Roboter mit einschließen würde, solange man nicht auch noch Nukleinsäuren oder cholesterinhaltige Zellmembranen in die Liste mit aufnähme.

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Janina
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#97 Re: echte Beweise für Gottes Existenz

Beitrag von Janina » Mi 13. Jun 2018, 07:06

PeB hat geschrieben:1. bei Deckungsgleichheit kein Problem, denn damit wäre Objektivität hergestellt. Bei Differenzen bleibt aber ein willkürliches Deutungsmoment.
Irrtum. Bei Differenzen entscheidet ein Vergleich mit der realen Welt. Man kann nachgucken.

PeB hat geschrieben:2. Was macht dich so sicher, dass Leben ein natürliches Phänomen ist?
Wir können welches beobachten. 8-)

PeB hat geschrieben:3. Lässt sich aus 1. und 2. denn nicht rückschließen, dass man ein Phänomen genauso definieren kann, wie man es braucht, um im Zirkelschluss zu belegen, dass die Definition stimmt, weil das definierte Objekt darauf passt?
Der Punkt ist: Wissenschaft ist keine sprachliche Selbstbefriedigung. Wir haben eine Verbindung zur Realität, wir können nachgucken.

PeB hat geschrieben:Also: ich definiere Leben im Sinne der materialistisch-naturwissenschaftlichen Weltansicht und kann darum sagen, dass Leben ein rein natürliches Phänomen ist - weil es ja auf die Definition passt.
Siehe mein Beispiel mit dem Feuer. Ich KÖNNTE Leben so definieren, dass Feuer eines ist. Dann ist alles noch einfacher, sogar seine spontane Entstehung. Aber die empirische Verbindung klappt dann nicht. Die ist wesentlich.

PeB hat geschrieben:Lieschen Müller aber versteht das so, als seien die methodisch ausgeblendeten Aussagen grundsätzlich unwahr.
Das ist Lieschen Müllers Problem.

PeB hat geschrieben:Daraus hat der Wissenschaftmaterialismus die Aussage getätigt, es sei nicht existent, was methodisch nicht angewandt wird.
Die Aussage heißt, damit arbeiten wir nicht, das ist alles. Der Laie wie Lieschen Müller neigt dazu, Wissenslücken mit Märchen zu schließen. Das ist eine menschliche Schwäche. Wissenschaft bedeutet, diese menschliche Schwäche zu überwinden, Unwissen zu ertragen und deshalb auf eine Aussage über Unbekanntes zu verzichten.

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#98 Re: echte Beweise für Gottes Existenz

Beitrag von PeB » Mi 13. Jun 2018, 10:08

JackSparrow hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Es gibt ja zahlreiche Definitionen. Welche davon ist richtig?
Welche legtest du deiner Vermutung zugrunde, die Wissenschaft könne kein Leben auf etwas übertragen, das du "tote Materie" nanntest?
Wähl du eine. Du bestimmst über Definitionen und Aussagen, vermute ich. Ich hab da nix mitzureden.
Es gibt keinen Geist, also haben die Geisteswissenschaften auch keine Existenzberechtigung. Du kannst sie ignorieren. Erklär du mir die Welt.

JackSparrow hat geschrieben:
Womöglich keine der gängigen Definitionen, weil Leben vielleicht ein bedeutend komplexeres Unterfangen ist als landläufig vermutet
Oder ein Unbedeutenderes als landläufig vermutet. Wenn ich eine bestimmte Menge chemischer Reaktionen unter dem Begriff "Leben" zusammenfasse, bleiben es trotzdem chemische Reaktionen. Die daran teilnehmenden Atome sind hinterher in keiner Weise "lebendiger" als vorher.
Hey! Die chemische Reaktion kann reden - und denken!

JackSparrow hat geschrieben:
Ich könnte Leben biolog(ist)isch definieren als Eigenschaft organischer Materie, sich selbst zu organisieren, zu stoffwechseln und sich zu reproduzieren.
Jemand könnte einen wasserstoffbetriebenen Roboter erfinden, dem organisatorische Fähigkeiten programmiert wurden und der sich selbst nachbauen kann. Biologen könnten mit solchen Lebewesen umgehen, indem sie einfach im phylogenetischen Stammbaum einen neuen Ast einfügen. Aber was machen Theologen?
Theologen existieren nicht. Geist existiert nicht - Geisteswissenschaften können daher nicht existieren. Theologen sind Geisteswissenschaftler. Es folgt gemäß naturwissenschaftlicher Prämisse, dass Theologen nicht existieren.
Es gibt nichts, wenn es naturwissenschaftlich nicht beweisbar ist!
q.e.d.

JackSparrow hat geschrieben:
tote Systeme wechselwirken passiv-determiniert durch äußeren Anstoß, lebendige System dagegen aktiv-indeterminiert aus sich heraus
Zumindest glauben manche Lebewesen, ihr Verhalten sei nicht durch äußere Einflüsse determiniert. Aber dieser Glaube könnte ja auch eine Funktion des Gehirns sein.
Ich gehöre wohl zu diesen "manchen Lebewesen". Und ich möchte nicht gemäß deiner naturwissenschaftlichen Auffassung funktionieren. Ich bin unwertes Leben. Ich muss determiniert funktionieren wollen, sonst passe ich nicht ins Weltbild.

JackSparrow hat geschrieben:
1. Sind verschiedene subjektive Definitionen aufgrund unterschiedlicher subjektiver Zugänge (der Disziplinen) eine objektive Vorgehensweise oder liegt die Definition dann nicht doch in der subjektiven Betrachtung der betreffenden Disziplin?
Es existiert keine allgemeingültige Definition für Leben. Es existiert eine mehr oder weniger fluktuierende Liste von Eigenschaften, die mindestens erfüllt sein müssen, um einen Pflasterstein von einer Amöbe unterscheiden zu können. Die aber auch selbstreplizierende Roboter mit einschließen würde, solange man nicht auch noch Nukleinsäuren oder cholesterinhaltige Zellmembranen in die Liste mit aufnähme.
Praktisch, wenn man wissenschaftlich mit einer "fluktuierenden Liste von Eigenschaften" als Definitionsgrundlage arbeitet. Dann kann man sie immer frei "fluktuieren", je nachdem welches Weltbild man gerne möchte und welche unliebsamen Argumente man gerne von Tisch wischen will.

Vielen Dank dafür, dass du mir deine Auffassung von wissenschaftlicher Arbeit so gut erklärt hast! ;)

Ich geh jetzt mal determiniert fluktuieren und führe ein paar biochemische Reaktionen herbei, um meinem Bewusstsein die Nichtexistenz von Geist naturwissenschaftlich mit einer Definitionsliste zu beweisen. :)

PeB
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#99 Re: echte Beweise für Gottes Existenz

Beitrag von PeB » Mi 13. Jun 2018, 10:51

Hallo Janina,

kann eine Diskussion fruchtbar sein, wenn man vor seinem eigenen Standpunkt steht wie ein Türsteher vor einer tükischen Bar und sagt: "Du kommst hier nicht rein!"
Du bist ja bei weitem zugänglicher als andere, die ich schon erlebt habe, aber trotzdem stelle ich immer wieder fest, dass Naturwissenschaftler sich scharf abgrenzen. Ich bin der Ansicht, dass sich die Naturwissenschaften scharf abgrenzen müssen, nicht aber die wissenschaftlich Arbeitenden. Hier wäre Dialog und Dialektik angebracht.
Ich würde mich freuen, wenn diesbezüglich der Standpunkt von Anton Zeilinger, einem der wirklich bedeutenden zeitgenössischen Physiker, geteilt würde:
https://diepresse.com/home/science/5306 ... isbar-sein
Anton Zeilinger hat geschrieben:Ja, derzeit haben wir eine Philosophin aus Slowenien. Die Philosophen haben sehr viel dazu beigetragen, Grundlegendes zu klären. Zum Beispiel die Frage: Was ist der Messprozess? Ich teile ja nicht diesen Hochmut gegenüber den Geisteswissenschaften, der derzeit Mode ist. Die Geisteswissenschaften gehören zur Software der Gesellschaft. Als mich die damalige Ministerin Gehrer gefragt hat, was ich am Schulsystem verändert sehen möchte, habe ich ihr geantwortet, sie solle sicherstellen, dass es in jeder Landeshauptstadt ein humanistisches Gymnasium gebe. Eines mit sechs Jahren Latein und vier Jahren Griechisch und zwar ohne Möglichkeit, diese Sprachen abzuwählen. Durch eine humanistische Ausbildung lernt man das Denken in sehr fundamentalen Kategorien. Und das Lesen alter Texte führt einem vor Augen, dass sich an den grundlegenden menschlichen Problemen in den vergangenen 3000 Jahren nichts geändert hat. Da sind wir auf der gleichen Stufe wie damals. Wenn der Zeitrahmen überhaupt reicht: Vermutlich schlagen wir uns schon seit 20.000 oder 100.000 Jahren mit den gleichen Problemen herum. Gehrer war sich übrigens nicht sicher, ob ich das ernst meinte.
und
http://www.deutschlandfunkkultur.de/qua ... _id=141927
Anton Zeilinger hat geschrieben:Zum Ende des Einsteinjahres hat der Quantenphysiker Anton Zeilinger den geringen Einfluss der Philosophie auf die Physik bedauert.

Erst im Verlauf des 20. Jahrhunderts sei die Philosophie aus der Physik verdrängt worden, erklärte der Experimentalphysiker am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur. Er verwies auf Pioniere der modernen Physik wie Einstein und Heisenberg, die im Gegensatz zu den heutigen Physikern noch philosophisch fundiert geforscht hätten:

"Ich glaube, das ist ein Problem, denn das wirklich Neue kommt zum Teil aus philosophischen Fragestellungen, auch in den Naturwissenschaften."

Janina hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:1. bei Deckungsgleichheit kein Problem, denn damit wäre Objektivität hergestellt. Bei Differenzen bleibt aber ein willkürliches Deutungsmoment.
Irrtum. Bei Differenzen entscheidet ein Vergleich mit der realen Welt. Man kann nachgucken.
Das momentane Problem besteht aber darin, dass unser Bild der "realen Welt" nicht zuletzt durch die Quantenphysik in Wanken geraten ist. Hat nicht auch der Blick auf die "reale Welt" einen Einfluss auf unser Verständnis von derselben? Und müssen wir die Ansicht der Welt nicht dann hinterfragen, wenn sich neue Perspektiven auftun? Nur deshalb argumentiere ich doch hier mit den Ergebnissen der Quantenphysik. Zeilinger drückt es sinngemäß so aus, dass die Mathematik der Quantenphysik und die experimentellen Nachweise glasklar und eindeutig sind und allen Anforderungen der naturwissenschaftlichen Methodik entsprechen. Nur "begreiflich" wird sie uns nicht, weil unser Weltbild immer noch sehr stark durch die klassische Physik geprägt wird. An dieser Stelle fordert Zeilinger den Dialog mit der Philosophe, bzw. den Geisteswissenschaften, weil es am jetzigen Punkt um die philosophischen Fragestellungen der Definitionen und Begrifflichkeiten geht.
Einstein, Planck und andere haben uns erklärt, wie Zeit, Raum, Materie und die Kräfte sind. Die Fragestellungen, die sich jetzt auftun lauten: was ist Raum, Zeit, Materie, Kräfte...?
Die Frage nach dem "wie" ist die physikalische, nach dem "was" wird philosophisch zu fragen sein.

Janina hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:2. Was macht dich so sicher, dass Leben ein natürliches Phänomen ist?
Wir können welches beobachten. 8-)
Ausgangspunkt deiner Bemerkung war ja deine Einlassung, dass Leben naturwissenschaftlich zu definieren sei, weil es Bestandteil der Natur sei. Dem stimme ich zu - jedoch nicht in der von dir implizierten Ausschließlichkeit. Denn - zumindest für mich - ist klar, dass der Begriff "Leben" auch historische, soziologische, pädagogische, sprachwissenschaftliche und auch theologische Bereiche betrifft. Insofern kann die Naturwissenschaft natürlich darauf beharren, ihr Feld mit eigenen Mitteln zu beackern, wenn sie andere Disziplinen ausschließen oder aber zur Anwendung naturwissenschaftlicher Methodik zwingen will. Es kann auch jeder für sich sein eigenen Süppchen kochen. Aber das bringt uns nicht gemeinsam voran, wenn wir ein allgemeingesellschaftliches Weltbild anstreben.

Janina hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:3. Lässt sich aus 1. und 2. denn nicht rückschließen, dass man ein Phänomen genauso definieren kann, wie man es braucht, um im Zirkelschluss zu belegen, dass die Definition stimmt, weil das definierte Objekt darauf passt?
Der Punkt ist: Wissenschaft ist keine sprachliche Selbstbefriedigung. Wir haben eine Verbindung zur Realität, wir können nachgucken.
Siehe oben.
Darüber hinaus: ich sehe schon, dass Naturwissenschaft sich auch selbstbefriedigt. Sie hat mächtige Erkenntnisinstrumente und ist sich dessen bewusst. Daraus resultiert eine bei Manchen sehr ausgeprägte arrogante Überheblichkeit gegenüber anderen Disiplinen, die sich in einer selbstgefälligen Selbstbeweihräucherung ausdrückt und dazu verleitet, sich nur innerhalb der eigenen Gleichungen permanent selbst zu bestätigen. Das ist eine Form von Selbstbefriedigung.
Ich vermute, du gehörst nicht zu der Kategorie Wissenschaftler.

Janina hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Lieschen Müller aber versteht das so, als seien die methodisch ausgeblendeten Aussagen grundsätzlich unwahr.
Das ist Lieschen Müllers Problem.
Wenn Lieschen Müller die allgemeine Gesellschaftshaltung widerspiegelt, ist es ein gesellschaftliches Problem. Die Naturwissenschaft kann doch nicht wollen, dass sie ausschließlich mit ihrer Methodik identifiziert wird. Und sie kann auch nicht einfach sagen: hier sind unsere Ergebnisse. Was ihr damit anstellt, ist eure Sache. In der Anwendung naturwissenschaftlicher Entdeckungen, muss es doch auch um ethische Fragen gehen. Und wenn Lieschen Müller als Vertreterin gesellschaftlicher Vorgänge der Meinung ist, Ethik gehe sie nichts an, weil dies keine naturwissenschaftliche Kategorie sei, muss doch die Naturwissenschaft in ihrer Eigenverantwortung eingreifen und sagen: "Lieschen Müller, so geht es nicht!"
Nur zu sagen, das sei Lieschen Müllers Problem oder "das geht uns nichts an", wird die Probleme unserer Gesellschaft nicht lösen, sondern verschlimmern. Denn für Lieschen Müller fühlt sich das wie eine naturwissenschaftliche Rückendeckung für Missbrauch an.

Janina hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Daraus hat der Wissenschaftmaterialismus die Aussage getätigt, es sei nicht existent, was methodisch nicht angewandt wird.
Die Aussage heißt, damit arbeiten wir nicht, das ist alles. Der Laie wie Lieschen Müller neigt dazu, Wissenslücken mit Märchen zu schließen. Das ist eine menschliche Schwäche. Wissenschaft bedeutet, diese menschliche Schwäche zu überwinden, Unwissen zu ertragen und deshalb auf eine Aussage über Unbekanntes zu verzichten.
Sehe ich ganz anders. Das gilt methodisch innerhalb deiner Disziplin, ist aber unverantwortlich im Hinblick auf die gesellschaftlichen Auswirkungen von Forschung (siehe oben). Man muss auch Fragen über das Unbekannte stellen dürfen, um beispielsweise zu Schlüssen bezüglich einer Wertigkeit zu gelangen etc.

JackSparrow
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#100 Re: echte Beweise für Gottes Existenz

Beitrag von JackSparrow » Mi 13. Jun 2018, 11:51

PeB hat geschrieben:Praktisch, wenn man wissenschaftlich mit einer "fluktuierenden Liste von Eigenschaften" als Definitionsgrundlage arbeitet.
Wie ich bereits erwähnte, existiert keine allgemeingültige Definitionsgrundlage. Daher hoffte ich, du hättest eventuell eine eigene entwickelt.

Vielen Dank dafür, dass du mir deine Auffassung von wissenschaftlicher Arbeit so gut erklärt hast!
Gern geschehen.

Ich geh jetzt mal determiniert fluktuieren und führe ein paar biochemische Reaktionen herbei, um meinem Bewusstsein die Nichtexistenz von Geist naturwissenschaftlich mit einer Definitionsliste zu beweisen.
Tust du das aus freiem Antrieb oder aufgrund von Umwelteinflüssen, die du nicht beeinflussen konntest und die in deinem Organismus diese Reaktion bewirkten?

Man muss auch Fragen über das Unbekannte stellen dürfen, um beispielsweise zu Schlüssen bezüglich einer Wertigkeit zu gelangen etc.
Ja, und danach sollte man erwähnen, dass die Schlüsse, zu denen man gelangt ist, allein der Spekulation über Unbekanntes entsprangen.
Zuletzt geändert von JackSparrow am Mi 13. Jun 2018, 11:54, insgesamt 1-mal geändert.

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