Gottes Langmut

Rund um Bibel und Glaube
Rembremerding
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#91 Re: Gottes Langmut

Beitrag von Rembremerding » So 21. Dez 2014, 11:06

closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Du weißt die letztendlichen Konsequenzen in Deiner Aussage? Damit gibst Du Gott die Schuld am Bösen
Diese Schlussfolgerung verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht. - Davon abgesehen: Gott hätte das Böse verhindern können, wenn er es gewollt hätte. - Aber er wollte es nicht, weil nur dadurch möglich wird, dass der Mensch erkennt, was das Gute ist.
Des weiteren müsste man klären, was eigentlich "gut" und "böse" sind - aus meiner Sicht sind es ganz nüchtern Vektoren: "Gut" = zu Gott hin/"böse" = von Gott weg. - Das, was man "moralisch" unter "böse" versteht, ist eine Folge daraus.
Ich glaube nicht an den Ansatz, dass der Mensch in der Regel weiß, was er tut - "halb zog es ihn, halb fiel er hin" ist realistischer. - In anderen Worten: Man kann einem Menschen keinen Vorwurf machen, wenn er sich NICHT für Jesus entscheidet - wie soll er es wissen? - Ich bin sicher, dass Gott in jedem Einzel-Fall Bescheid weiss.
Lass mich Deinen Gedankengang und die Schlussfolgerung zu Ende führen. Du konstatierst:
Der Mensch ist weder fähig selbst Erkenntnis zu erlangen (sie wird ihm von Gott gegeben), noch hat er einen freien Willen, so dass er selbständig handeln kann. Der Mensch weiß also nicht, was gut und böse ist, kann sich nicht selbständig dafür entscheiden.
Damit ist der Mensch eine Sockenpuppe Gottes. Daraus ist zu folgern:
Nun gibt es aber gut und böse und Sünde. Sünde ist Absonderung von Gott. Da der Mensch jedoch Sünde, gut und böse nicht erkennen kann, bleibt nur mehr Gott übrig, der den Menschen von sich absondert. Somit kann die Sünde, die Absonderung nur in Gott sein und aus Gott kommen. Der Mensch hat damit keinerlei Verantwortung für sein Handeln, das Böse und die Sünde wird ein "weg von Gott", weil Gott es zulässt, sich zurückzieht.

Dies ist völlig absurd, das erkennst Du doch auch?
Gott schuf den Menschen und es war sehr gut. Gott gab dem Menschen seine Essenz (Liebe) und Eigenschaften von sich und es war sehr gut. Doch woher kommt nun das Böse?
Laut Deiner Philosophie kann es nur in Gott sein und aus Gott kommen, denn der Mensch kann es trotz des Guten in sich nicht selbständig erkennen. Denn selbst wenn Gott Erkenntnis gibt: Warum bleibt dann das Böse? War die von Gott gegebene Erkenntnis unzureichend, gar falsch? Ist im Menschen etwa kein göttlicher Funke, der das Böse und das Gute in sein Licht der Liebe stellt, damit man erkennt? Wurde der Mensch als Sockenpuppe geschaffen, um nicht verantwortlich für sein Handeln zu sein? Ist böses nur Böse, wenn irgendjemand erkennt, dass es böse ist? Will Gott in Langmut, dass wir durch Sünde ihm ähnlich werden, heilig?
Das und noch viel mehr Fragen muss man sich stellen, wenn man Deine Philosophie zu Ende denkt.

Servus und einen schönen Tag des Herrn :wave:

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#92 Re: Gottes Langmut

Beitrag von R.F. » So 21. Dez 2014, 11:32

Lena hat geschrieben:
R.F. hat geschrieben: Jesus hat in der so genannten Bergpredigt die Zehn Gebote gewaltig verschärft, ihre Verbindlichkeit verdeutlicht...

...und damit aufgezeigt, dass wir es ohne Ihn, niemals können.
Dieses Argument ist zwar Schrift-konform, entbindet aber nicht von eigenen Anstrengungen...

Hemul
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#93 Re: Gottes Langmut

Beitrag von Hemul » So 21. Dez 2014, 15:27

R.F. hat geschrieben: Dieses Argument ist zwar Schrift-konform, entbindet aber nicht von eigenen Anstrengungen...

Gem. 1.Petrus 4:17+18 sogar sehr großer Anstrengungen:

17 Denn in der jetzigen Zeit nimmt das Gericht bei der Familie Gottes seinen Anfang. Wenn aber selbst wir gerichtet werden müssen, was wird dann erst die erwarten, die der guten Botschaft Gottes nicht gehorchen wollten? 18 Denn "wenn schon die Gerechten kaum auf Rettung hoffen dürfen, wo werden sich dann die Gottlosen und Sünder wiederfinden?"
Gem. clösschen aber in der AV. :o


:wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#94 Re: Gottes Langmut

Beitrag von Pluto » So 21. Dez 2014, 18:48

Hemul hat geschrieben:Gem. 1.Petrus 4:17+18 sogar sehr großer Anstrengungen:

17 Denn in der jetzigen Zeit nimmt das Gericht bei der Familie Gottes seinen Anfang. Wenn aber selbst wir gerichtet werden müssen, was wird dann erst die erwarten, die der guten Botschaft Gottes nicht gehorchen wollten? 18 Denn "wenn schon die Gerechten kaum auf Rettung hoffen dürfen, wo werden sich dann die Gottlosen und Sünder wiederfinden?"
Gem. clösschen aber in der AV. :o
Bedenke aber Matthäus 7,16 (ELB)
An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Liest man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Hemul
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#95 Re: Gottes Langmut

Beitrag von Hemul » So 21. Dez 2014, 19:01

Pluto hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Gem. 1.Petrus 4:17+18 sogar sehr großer Anstrengungen:

17 Denn in der jetzigen Zeit nimmt das Gericht bei der Familie Gottes seinen Anfang. Wenn aber selbst wir gerichtet werden müssen, was wird dann erst die erwarten, die der guten Botschaft Gottes nicht gehorchen wollten? 18 Denn "wenn schon die Gerechten kaum auf Rettung hoffen dürfen, wo werden sich dann die Gottlosen und Sünder wiederfinden?"
Gem. clösschen aber in der AV. :o
Bedenke aber Matthäus 7,16 (ELB)
An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Liest man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen?

Was hat dein Bibelzitat mit 1.Petrus 4:17+18 zu tun? :o Gar nix. Schon gar nicht wenn ein Agnostiker versucht hier Keile zu treiben. :thumbdown:

Besteht deinerseits vielleicht die Möglichkeit etwas über Petri Aussage au 1.Petrus 4:17+18 zu sagen? :roll:
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#96 Re: Gottes Langmut

Beitrag von closs » So 21. Dez 2014, 19:37

Rembremerding hat geschrieben:Damit ist der Mensch eine Sockenpuppe Gottes.
Denn es ist ja gerade der Sinn des Daseins, aus der bewusstseins-mäßigen Sockenpuppen-Existenz des embryonalen Paradieses heraus und in Eigen- Erkenntnis zu kommen.

Rembremerding hat geschrieben:Der Mensch ist weder fähig selbst Erkenntnis zu erlangen
Würde ich differenzieren: Durch Leid schon. - Deut. 8,3 "Durch Hunger (= Not) hat er Dich gefügig gemacht". - Im Grunde läuft das auf den Spruch raus, dass der Mensch im SChützengraben zu Gott findet - aber eben (normalerweise) nicht mit eigenen Mitteln.

Rembremerding hat geschrieben: noch hat er einen freien Willen
Wenn "Wille" Ausdruck eines Bedürfnisses aus Erkenntnis ist, dann schon. - "Wille" wird aber heute in der Regel als Ersatzhandlung für Erkenntnis dargestellt - als Ego-Trip.

Rembremerding hat geschrieben:Der Mensch weiß also nicht, was gut und böse ist
Das ist in der Tat sehr oft der Fall - mir sind sehr viele Menschen aus meiner beruflichen Zeit bekannt, die mit bestem Wissen und Gewissen Böses getan haben. - Das Satanische ist das Verwirrende.

Rembremerding hat geschrieben:bleibt nur mehr Gott übrig, der den Menschen von sich absondert
Nein - man kann sich auch absondern, ohne es zu wissen. - Das ist das, was ich so kritisiere - die Wertung, die einem Phänomen immer gleich nachgeschoben wird.

"Böse" ist Abgewendet-Sein von Gott - völlig egal, ob man den Kopf wegdreht oder ob einem der Kopf weggedreht wird - in beiden Fällen ist man abgewendet. - Ich würde das Phänomen im Vordergrund sehen - und nicht die menschliche Begründung für dieses Phänomen.

Rembremerding hat geschrieben: Doch woher kommt nun das Böse?
Das Böse ist der Mangel an Gutem - im Grunde ein Nicht-Sein des Guten, das jedoch nötig ist, wenn der Mensch Gott bewusst erkennen können soll. - Gott will bewusst erkannt sein - der Mensch kann das aber nur, wenn er durch den dialektischen Raum von gut und böse gegangen ist. - Sonst bleibt er ein geistiges Embryo, das nur die Mama kennt (und nicht einmal diese bei Namen).

Rembremerding hat geschrieben: Ist im Menschen etwa kein göttlicher Funke, der das Böse und das Gute in sein Licht der Liebe stellt, damit man erkennt?
Sehr wohl ist das der Fall - aber unterschiedlich aktiviert. - Um auf die Menschen zurückzukommen, die mit bestem Wissen und Gewissen Böses tun: Ins Licht der Wahrheit gestellt, werden sie erkennen, dass sie Böses angerichtet haben, ohne es zu wissen - und werden darunter leiden. - Denn das Leid ist eine universale Größe, die nicht abhängig ist vom "Warum".

Rembremerding hat geschrieben:Wurde der Mensch als Sockenpuppe geschaffen, um nicht verantwortlich für sein Handeln zu sein?
Der Mensch kommt als Sockenpuppe aus dem Paradies und soll ERKENNEN (deshalb heisst der Baum so) - "Verantwortung" ist ein nachgeschobener Begriff aus einem "aufgeklärten" Menschenbild.

Wenn der Mensch sagt "Mea Culpa", dann nicht, weil er verantwortlich ist, sondern weil Schuld ein notwendiges Attribut des Menschseins im Dasein ist - auch "Schuld" ist primär ein Phänomen, das völlig unabhängig von der Frage "ist", ob man bewusst etwas ausgefressen hat oder nicht.

Rembremerding hat geschrieben:Das und noch viel mehr Fragen muss man sich stellen, wenn man Deine Philosophie zu Ende denkt.
Deine Fragen sind Fragen, die Du aus Deiner Philosophie auf meine Philosophie stülpst - wir sind jetzt mal in verschiedenen Systemen.

Meine Philosophie habe ich sehr wohl im Rahmen meiner Möglichkeiten zu Ende gedacht - der Knackpunkt besteht darin, Begriffe wie "Schuld", "Sünde", "Verantwortung", "Wille" nicht wertend, sondern phänomenologisch zu verstehen. - Bei Bubers Übersetzung habe ich gemerkt, dass er mich versteht (übrigens bei Shakespeare auch - aber das ist ein anderes Thema).

Rembremerding hat geschrieben:War nicht am 18.12. ein besonderer Tag? Du darfst Dir was wünschen!
Vielen Dank. - Ich wünsche mir Gesundheit für mich und die Meinen.

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#97 Re: Gottes Langmut

Beitrag von sven23 » So 21. Dez 2014, 19:48

closs hat geschrieben:Denn es ist ja gerade der Sinn des Daseins, aus der bewusstseins-mäßigen Sockenpuppen-Existenz des embryonalen Paradieses heraus und in Eigen- Erkenntnis zu kommen.

War das nicht der Plan Gottes, den Menschen als Kleingärtner im Garten Eden einzusetzen?

"Und Gott, der HERR, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren."
1Mo 2,15
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#98 Re: Gottes Langmut

Beitrag von closs » So 21. Dez 2014, 20:02

sven23 hat geschrieben:War das nicht der Plan Gottes, den Menschen als Kleingärtner im Garten Eden einzusetzen?
Das ist Chiffre für einen fiktiven Ausgangspunkt zur Beschreibung des naiven Ideals - aber Gott wusste, dass dieser naive Zustand nicht bleiben konnte, wenn seine ebenbildliche Schöpfung Eigen-Bewusstsein zur Erkenntnis Gottes ("und die Augen klärten sich") haben sollte. - Der Fall war Gottes Plan A.

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#99 Re: Gottes Langmut

Beitrag von Salome23 » So 21. Dez 2014, 20:02

[color=#8000FF][b]closs[/b][/color] hat geschrieben: "Böse" ist Abgewendet-Sein von Gott - völlig egal, ob man den Kopf wegdreht oder ob einem der Kopf weggedreht wird - in beiden Fällen ist man abgewendet.
Das hab ich nie verstanden!
Wie kann jemand zu closs "umkehren" oder von ihn abgewendet sein, wenn er nicht mal von dessen Existenz weiss oder jemals mit closs,der ihm völlig unbekannt ist, zu tun hatte?
Das galt doch diesem auserwählten Volk-doch nicht Fremden, die nicht mal von diesem jüdischem Gott wissen(wussten).
War dieser Gott jemals der Gott der Ägypter? Nein, denen gab er sich nie als ihr Schöpfer oder Vater zu erkennen, nur den Hebräern...

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#100 Re: Gottes Langmut

Beitrag von Rembremerding » So 21. Dez 2014, 20:10

closs hat geschrieben:Nein - man kann sich auch absondern, ohne es zu wissen. - Das ist das, was ich so kritisiere - die Wertung, die einem Phänomen immer gleich nachgeschoben wird.
"Böse" ist Abgewendet-Sein von Gott - völlig egal, ob man den Kopf wegdreht oder ob einem der Kopf weggedreht wird - in beiden Fällen ist man abgewendet. - Ich würde das Phänomen im Vordergrund sehen - und nicht die menschliche Begründung für dieses Phänomen.
Das Böse ist der Mangel an Gutem - im Grunde ein Nicht-Sein des Guten, das jedoch nötig ist, wenn der Mensch Gott bewusst erkennen können soll. - Gott will bewusst erkannt sein - der Mensch kann das aber nur, wenn er durch den dialektischen Raum von gut und böse gegangen ist. - Sonst bleibt er ein geistiges Embryo, das nur die Mama kennt (und nicht einmal diese bei Namen).
Der Mensch kommt als Sockenpuppe aus dem Paradies und soll ERKENNEN (deshalb heisst der Baum so) - "Verantwortung" ist ein nachgeschobener Begriff aus einem "aufgeklärten" Menschenbild.
Als Sockenpuppe hat der Mensch nichts, was ihm das Erkennen selbständig ermöglicht, auch kein Leid. Sockenpuppe bleibt Sockenpuppe.
Was ist der "Kopf" im Menschen der sich wegdreht oder weggedreht wird? Was ist der Träger, der bewusstes erkennen im Menschen ermöglicht oder der im Dasein geschult werden soll? Mit was soll er auf Erkenntnis reagieren, wenn er weder die Erkenntnisfähigkeit, seinen Wille, noch die Unterscheidungsfähigkeit von gut und böse in seiner Kontrolle hat? Sag aber jetzt nicht durch sein Bewusstsein.
Wenn das Böse ein Nicht-Sein des Guten ist, dann hat sich Gott demnach vom Menschen zurückgezogen, damit er ohne ihn (als Sockenpuppe?) lernt. Die Sünde war demnach von Gott gewollt, weshalb sie lt. Deiner Aussage letzlich bereits in Gott angelegt sein musste.
Wo ist da die Kupplung, die Sünde und Gott trennt, wo greift da die Schuld einer willenlosen, erkenntnisunfähigen Sockenpuppe? Da musst Du mir weiterhelfen, damit ich besser verstehe.

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