Zweifeln

Rund um Bibel und Glaube
Salome23
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#91 Re: Zweifeln

Beitrag von Salome23 » Mo 13. Jan 2014, 20:22

erbreich hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Erbreich-was genau erlebst du da im "Herzen"
Vertrauen
Es macht doch nicht wirklich Sinn den Versuch zu starten, jemand anders zu sagen, es sei Gott.
Vertrauen ins Leben. Oder in Gott. Was für mich dasselbe ist.
Erstmals danke für die Antwort...
Du sagst, es kommt nicht auf die Benennung an.
Aber warum sagst du dann nicht einfach Leben - sondern "Gott" dazu?
Könnte man das als eine Kraft, die (positiv) wirkt bezeichnen?
Du sagst, du spürst Vertrauen...
Könnte man das auch innerliche Ruhe= Frieden nennen?
Wenn es so ist, kann einem dann noch irgendwas aus der Fassung bringen, also Emotional erschüttern , so dass Zweifel aufkommen können
Oder ist es so eine Art Vertrauen wie: Ich mach mir kein Kopf mehr-wird schon gut gehn bzw. es kommt wies kommt-egal was kommt?
Sprich: totale Gelassenheit in jeder Situation

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Magdalena61
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#92 Re: Zweifeln

Beitrag von Magdalena61 » Mo 13. Jan 2014, 23:35

Salome23 hat geschrieben:Alles, was du hast , ist ein Bild von diesem in deinem Kopf, welches du dir aus dem Inhalt eines Buches fabriziert hast.
Die Wechselwirkungen der Gruppendynamik nicht zu vergessen... :mrgreen:

Genau das habe ich mich auch einmal gefragt.

Vor mehr als 25 Jahren, nach etwa 4-5 Jahren Christsein, hatte ich einmal grundlegende Zweifel, das war eine furchtbare Zeit... da ging es um die Frage, ob Gott überhaupt existiert und ob das alles wahr ist mit der Bibel und so weiter? oder ob mein Glaube lediglich das Produkt einer mit genügend Informationen gefütterten Phantasie war und ich mir ein Bild gemacht hatte, dem ich "nachfolgte".

So etwas gibt es ja auch: Wenn man sich etwas lange genug einredet, dann hält man es für wahr. Weil man es für wahr halten will.
Da ging es für mich um's Ganze, auch im Hinblick auf die anderen Weltreligionen. -
Frag dich mal selber, was du wirklich liebst!
Die Person Gott, die du ja nicht mal kennen kannst-oder liebst du das, als was sie dargestellt wird oder wie du sie wahrnimmst oder wie du sie dir vorstellst....
Das ist ein guter Rat.

Wir sollen uns kein "Bild" machen von Gott, und das aus gutem Grund: Wenn wir unsere Vorstellungen, Sehnsüchte und Wünsche auf Gott projizieren und uns dann sozusagen einen Efod schneidern, einen Hausgott nach Maß... dann konstruieren wir ein Gottesbild, das nicht mit dem Gott der Bibel identisch ist, und das kann ja nur daneben gehen.

Dann haben wir einen netten kleinen Götzen, einen Hosentaschengott, für's Wochenende und, um das gelegentliche Bedürfnis nach spirituellen Erfahrungen zu befriedigen, einen Feierabendgott für gemütliche Stunden. Aber es ist ein Gott, der niemandem wirklich gefährlich werden kann, der keine Autorität hat, der nicht wirklich etwas zu sagen hat; und deshalb sagt und tut Er auch nichts und lässt die Ignoranten ihre Probleme selber lösen.

Bei denen, die Ihn suchen.... zerschlägt Er die falschen Gottesbilder mit schöner Regelmäßigkeit. Das sind nicht die angenehmsten Erfahrungen. Wenn Gott auf "reset" drückt, wird dem Gläubigen mehr oder weniger der Boden unter den Füßen weggezogen. Eine fette Glaubenskrise und fundamentale Zweifel können die Folge sein.
LG
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Magdalena61
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#93 Re: Zweifeln

Beitrag von Magdalena61 » Mo 13. Jan 2014, 23:38

Salome23 hat geschrieben:
Pflanzenfreak hat geschrieben:Man kann IHN nicht erklären. Man kann nur erzählen was man mit IHM erlebt hat. Und es liegt am Gegenüber ob ihn das überzeugt dass Gott Realität ist.
Ich vermute ein Moslem (Koranfundi) würde mir wahrscheinlich ähnlich antworten, bezüglich Allah...
Und--- warum sollte der Muslim nicht reale Gotteserfahrungen machen können? Wie viele "Götter" gibt es denn?
LG
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erbreich
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#94 Re: Zweifeln

Beitrag von erbreich » Di 14. Jan 2014, 14:56

Salome23 hat geschrieben:Aber warum sagst du dann nicht einfach Leben - sondern "Gott" dazu?
Ich benütze viele Begriffe, je nach Kontext. Verabsolutieren und zum angeblich einzig richtigen Namen erheben tu' ich keinen von ihnen.
Könnte man das als eine Kraft, die (positiv) wirkt bezeichnen?
Wenn damit nicht eine Kraft gemeint ist, die sich des Menschen wie einer Marionette bedient: Ein vorsichtiges Ja.
Du sagst, du spürst Vertrauen... Könnte man das auch innerliche Ruhe= Frieden nennen?
Ja, durchaus. Frieden und auch Freiheit. Oder Erlösung.
Wenn es so ist, kann einem dann noch irgendwas aus der Fassung bringen, also Emotional erschüttern...
Ich sehe den spirituellen Weg als einen menschlichen Reifeprozess. Je reifer der Mensch wird, desto tieferen Frieden erlebt er. Ein Einverstandensein mit dem, was er wirkt und erlebt. Das bedeutet nicht, dass er keine tiefen - angenehme und unangenehme - Gefühle mehr erleben würde, ganz im Gegenteil. Aber je reifer er ist, desto weniger wecken die erlebten Gefühle in ihm (selbstsüchtiges) Verlangen und Aversion (Gier und Hass). Und genau aus diesem Grund kann er die ganze Palette des menschlichen Gefühlserlebens immer freier fliessen lassen.
...so dass Zweifel aufkommen können
Ab einer gewissen Reife kommt kein Skeptizismus mehr auf, kein krankhaftes Misstrauen gegenüber dem Leben wie es ist. Den Zweifel aber, der einen bestimmten Gegenstand der Erkenntnis untersucht, den untersuchenden Zweifel also oder, positiv ausgedrückt, das prüfende Vertrauen, das ist ein sehr wertvoller und hilfreicher Geisteszustand, den wir nicht loswerden müssen.
Oder ist es so eine Art Vertrauen wie: Ich mach mir kein Kopf mehr-wird schon gut gehn bzw. es kommt wies kommt-egal was kommt? Sprich: totale Gelassenheit in jeder Situation
Da sehe ich wieder zwei Dinge: Das eine wäre Gleichgültigkeit, das andere Gleichmut. Die Gleichgültigkeit gilt im Palikanon (Buddhismus) als naher Feind des Gleichmuts. Auch dies ist ein gutes Beispiel für den Wert des prüfenden Vertrauens oder des untersuchenden Zweifels. Bin ich in einer konkreten Situation einfach nur gleichgültig gegenüber dem, was geschieht oder übe ich mich in gleichem Mut auch wenn die Situation schwierig ist? Die Gleichgültigkeit sieht keinen Sinn im Geschehen und setzt sich daher nicht ein. Der Gleichgültige versteckt sich vor dem Leben und läuft vor den Herausforderungen davon. Der Gleichmut sieht den Sinn der konkreten Situation und mit gleich bleibendem Mut setzt er sich ein, auch wenn die Situation schwierig oder gar schmerzlich ist. Der Gleichmütige stellt sich dem Leben und seinen Herausforderungen.

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#95 Re: Zweifeln

Beitrag von Magdalena61 » Mi 15. Jan 2014, 11:46

Wind hat geschrieben:Weil gerade die komplizierten Dinge von Christen oft so nachlässig als einfach dargestellt werden, ist das für manche schwache Christen ein Grund zu verzweifeln am eigenen Glauben. Weil sie es eben nicht einfach finden können und deshalb nur noch ihr Scheitern sehen, angesichts der scheinbar so einfachen Bewältigung von Problemen anderer Christen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand ein so guter und heiliger Mensch ist... dass er nicht mit irgendwelchen Schwächen zu kämpfen hätte, von denen er denkt: "Das gefällt Gott nicht, da sollte ich etwas ändern".

Es gibt allerdings Gläubige, die sich mit ihren Versagen gar nicht mehr auseinandersetzen und sich auf Phil. 2,13 berufen. Sie nehmen Gott in die Verantwortung, die Initiative zu ergreifen und (gefälligst) das "Wollen" zu bewirken; mit anderen Worten: Sie warten darauf, von Gott ausreichend motiviert zu werden. Das betrifft hautpsächlich die Emotionen, die Gemütsverfassung.

Wer diese Einstellung hat, der ist oftmals auch der Meinung, "Liebe" sei schicksalhaft; man könne die Gefühle der Zuneigung nicht beeinflussen geschweige denn, sich willentlich dafür entscheiden, den Nächsten; und sei es der Ehepartner, den man bis obenhin satt hat, zu lieben.

Die "schwachen" Christen machen es sich oftmals nicht so einfach. Sie nehmen die Gebote Gottes ernst, sie versuchen, den Willen Gottes zu ergründen, sie bemühen sich darum, das, was sie erkannt haben umzusetzen. Weil sie den Glauben sehr ernst nehmen und sich ständig mit anderen Christen vergleichen, sehen sie die Diskrepanz zwischen ihrem eigenen Wollen und Können recht krass.
Das sind Menschen, die eigentlich glauben wollen und sich nicht entschuldigen wollen.
Genau diese meine ich.

Denen muß man nicht sagen, sie sollten ihre "Werke" überprüfen.
Denen man etwas anderes sagen: "Jesus hat die Strafe getragen für ALLE deine Sünden! Auch für die, die du noch (unabsichtlich) begehen wirst!"

Diese Zweifler muß man auffordern, zu glauben. Und sich fallen zu lassen... in die Hände Gottes: "Er fängt dich auf und stellt dich auf die Füße. Und dann nimmt Er dich an der Hand und übt geduldig mit dir, das Laufen zu lernen."
LG
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#96 Re: Zweifeln

Beitrag von Wind » Mi 15. Jan 2014, 12:25

Magdalena61 hat geschrieben:Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand ein so guter und heiliger Mensch ist... dass er nicht mit irgendwelchen Schwächen zu kämpfen hätte, von denen er denkt: "Das gefällt Gott nicht, da sollte ich etwas ändern".

Es gibt allerdings Gläubige, die sich mit ihren Versagen gar nicht mehr auseinandersetzen und sich auf Phil. 2,13 berufen. Sie nehmen Gott in die Verantwortung, die Initiative zu ergreifen und (gefälligst) das "Wollen" zu bewirken; mit anderen Worten: Sie warten darauf, von Gott ausreichend motiviert zu werden. Das betrifft hautpsächlich die Emotionen, die Gemütsverfassung.

Stimmt Magdalena, solche Menschen kenne ich auch. Eine andere Version ist die, welche schon auch ihr Versagen sehen und ihre Schwächen. Ihren Kampf darum blenden sie aber aus. Mir scheint, sie schauen nur immer auf das Ergebnis zurück, wenn sie es geschafft haben, zu dem Ziel zu kommen, das sie für richtig empfinden. In der Rückschau schaut es dann ganz einfach aus. Und darum behaupten sie, das Leben im Glauben sei einfach.

Die "Schwachen" dagegen haben Mühe mit dem Kampf. Sie erkennen das Ergebnis und die Hilfe oft nicht, auch wenn sie schon da ist. Sie vergleichen sich immer nur mit den "Starken", die es scheinbar mit links schaffen. Daran gemessen sehen sie sich als Versager.

Ich möchte da eigentlich viel weniger auf das Versagen oder auf das Siegen hinweisen. Sondern auf den, welcher uns so annimmt wie wir sind und nicht erwartet von uns, dass wir perfekt sind. Er möchte nur unser Herz, das auf ihn gerichtet ist. Wenn das so ist, dann kann er bewirken, dass unsere Taten mit seiner Liebe getränkt sind. Immer noch fehlerhaft und schwach, aber mit einem starken Gott an der Seite.

Ich glaube, wer sein Herz auf Gott gerichtet hat und mit ihm in allen Bereichen des Lebens rechnet, der wird nicht passiv warten, sondern aus Gottes Liebe heraus angetrieben werden, Taten zu tun. Darum möchte ich viel mehr auf Gott hinweisen, als auf die Begrenztheit der Menschen. An den Grenzen der Menschen wird man immer scheitern. Aber das Vertrauen auf Gott darf grenzenlos sein. In Schwachheit und fehlerhaft. Aber den Anspruch perfekt zu sein, abzugeben und vorwärts gehen, im Bewußtsein, dass Gott Grenzen aufheben kann, wenn es das erfordert.

Nein, einfach ist auch das nicht. Weil wir immer Menschen sind und uns oft an den Ansprüchen der Menschheit messen. Diese Ansprüche dürfen wir aber loslassen und von Gott erwarten, dass er den Mangel ausfüllt. Und da wo uns der Glaube fehlt, hilft manchmal sogar der Notruf: "Hilf meinem Unglauben".

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Vitella
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#97 Re: Zweifeln

Beitrag von Vitella » Fr 17. Jan 2014, 11:30

Manchmal benutzt man den Zweifel um nicht glauben zu müssen.
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

Wind
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#98 Re: Zweifeln

Beitrag von Wind » Fr 17. Jan 2014, 12:22

Vitella hat geschrieben:Manchmal benutzt man den Zweifel um nicht glauben zu müssen.

Diese Aussage kann ich jetzt überhaupt nicht nachvollziehen. Für mein Empfinden passt sie nicht zum Thema Zweifel.

Wer meint denn schon, glauben zu müssen ? Wer benutzt Zweifel ?

Meiner Erfahrung nach kommen Zweifel dann auf, wenn man glauben will aber gerade nicht kann.

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#99 Re: Zweifeln

Beitrag von 2Lena » Fr 17. Jan 2014, 12:39

Magdalena61 hat geschrieben:Bei denen, die Ihn suchen.... zerschlägt Er die falschen Gottesbilder mit schöner Regelmäßigkeit. Das sind nicht die angenehmsten Erfahrungen. Wenn Gott auf "reset" drückt, wird dem Gläubigen mehr oder weniger der Boden unter den Füßen weggezogen. Eine fette Glaubenskrise und fundamentale Zweifel können die Folge sein.

Gut gesagt!

Salome: Ich vermute ein Moslem (Koranfundi) würde mir wahrscheinlich ähnlich antworten, bezüglich Allah...
Magdalena61: Und--- warum sollte der Muslim nicht reale Gotteserfahrungen machen können? Wie viele "Götter" gibt es denn?
Allah hat 99 Namen, alles sind Eigenschaften

Weil in westlichem Christentum ein "Glaube an Gott" hochgelobt wurde, kommt natürlich die entsprechenden Gewissenserforschungen hoch, die "Wind" ganz gut beschrieben hat mit allen Nuancen dazu.

Ganz anders sieht der "hebräische" Glaube aus, der kein Fürwahrhalten ist. Das Wort stammt von "Amen" von [emuna] Ausbildung her. Das ist unerschütterliche Sicherheit mit Bewährung drin. Damit stimmt so etwa Magdalenas Ansicht der Erschütterung, denn sowohl Tatsachen als auch Hochrechnungen können fundamentale Krisen auslösen.

Der "Eingottglauben" der Hebräer jedoch konnte bis heute (und in alle Ewigkeit) durch rein gar nichts erschüttert werden. Ich warte auf die Diskussion des "warum?"

Pflanzenfreak
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#100 Re: Zweifeln

Beitrag von Pflanzenfreak » Sa 18. Jan 2014, 09:46

Vitella hat geschrieben:Manchmal benutzt man den Zweifel um nicht glauben zu müssen.
Ja, das habe ich bei manchen Menschen auch schon gedacht. Sie wollen zweifeln und alles schlecht machen. Sind dann resistent gegen alles Gute und Schöne und wollen gar keine Antworten. Sie benutzen Fragen um auf Distanz zu gehen. Für mich hört sich das aber eher nach einer depressiven Phase an. Und damit fühle ich mich überfordert. Ich kann ihnen anbieten für sie zu beten. Mehr nicht.

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