Homosexualität und Christsein

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closs
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#841 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von closs » So 15. Jan 2017, 17:11

sven23 hat geschrieben:Nicht nur ich, sondern die neutestamentliche Forschung.
Nicht "die" Forschung, sondern Vertreter einer Forschungsrichtung, die methodisch zu diesem Ergebnis kommen können. - Kontextual ist es unwahrscheinlich.

sven23 hat geschrieben:Die Frage wäre, ob die unverfälschte Ethik Jesu überhaupt gesellschaftlich praktikabel wäre.
Natürlich nicht. - Das steckt im Wort "Erbschuld".

sven23 hat geschrieben: Vermutlich nicht, deshalb war sie eine Art Interimsethik bis zur Herrschaft Gottes, die ja unmittelbar bevorstand.
Nein - das ist wirklich keine Begründung - auch wenn Du anführen wolltest, dies sei eine "wisssenschaftliche" Begründung.

sven23 hat geschrieben:Du hast Homophobie als dekadent bezeichnet.
Dann hätte ich mich verschrieben - sorry. - Was ich schreiben wollte, war, dass die Bezeichnung der Homophilie als "sündhaft" nicht mit "Unentwickeltheit" einer Kultur zu tun haben muss, sondern die Bezeichnung der Homophilie als "super" auch umgekehrt mit "Dekadenz" einer Kultur zu tun haben kann.

sven23 hat geschrieben:Es ist doch eine Errungenschaft, dass Sex nicht zwangläufig an Vermehrung gekoppelt ist. Gerade die Entkoppelung hat zu mehr Freiheitsgraden geführt.
Die ERweiterung der Selbstverwirklichungs-Möglichkeiten durch diese Entkopplung ist offensichtlich - wobei man übrigens auch schon im Mittelalter ganz forh war, wenn nicht jeder Schuß ein Treffer war - man hat "es" damals selbstverständlich genauso gerne getan wie heute.

Der entscheidende Punkt ist die grundsätzliche Entkopplung - als sei es ein Missgriff der Natur, Geschlechtlichkeit auch noch mit Vermehrung zu verbinden. - "Früher" hat man Geschlechtsverkehr und Familie (also Nachwuchs) als wesensmäßig verbunden verstanden - mit Familienwunsch jetzt, früher oder in Zukunft mit DIESER Person, mit der ich ins Bett gehe. - Alles andere war als Sünde bewusst.

Das heisst NICHT, dass ein Paar mit Kindern nicht froh war, wenn es mal nicht gleich wieder das nächste Kind gab. - Es heisst auch nicht, dass es damals kein Maitressen-Wesen gab - natürlich gab es das. - Aber es war einem bewusst, dass es zwar für den Moment schön ist, aber nicht gut. - Heute weiß man das nicht mehr und bezeichnet diesen Verlust normalerweise als "Fortschritt". :lol:

sven23 hat geschrieben:Die Bonobos wußten schon lange um die aggressionsmildernde und gemeinschaftsfördende Wirkung von Sex.
Woraus wir schließen dürfen, dass der durchschnittliche Bonobo fortschrittlicher ist als gläüubige Christen. :lol:

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sven23
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#842 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von sven23 » So 15. Jan 2017, 17:26

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Frage wäre, ob die unverfälschte Ethik Jesu überhaupt gesellschaftlich praktikabel wäre.
Natürlich nicht. - Das steckt im Wort "Erbschuld".
Das wäre aber eine steile These, dass der Sohn Gottes den Menschen eine nicht praktikable Ethik vorschlägt.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Bonobos wußten schon lange um die aggressionsmildernde und gemeinschaftsfördende Wirkung von Sex.
Woraus wir schließen dürfen, dass der durchschnittliche Bonobo fortschrittlicher ist als gläüubige Christen. :lol:
Wenn du es so sehen willst. :lol:
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closs
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#843 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von closs » So 15. Jan 2017, 19:51

sven23 hat geschrieben:Das wäre aber eine steile These, dass der Sohn Gottes den Menschen eine nicht praktikable Ethik vorschlägt.
Es ist erstens keine "Ethik", zweitens ist das ausnahmslose "Liebet Euren Nächsten" eine vom Menschen nicht schulterbare Größe, weil er im "Fürstentum der Welt" ist.

Das, was Jesus will, ist jeden Tag praktikabel, aber nie perfekt praktikabel. - Der Mensch wird immer "schuldig" sein - wobei hier wieder Mal zu klären wäre, was "Schuld" eigentlich ist - im Gegensatz zu dem, was man strafrechtlich als "Schuld" meint.

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#844 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Pluto » So 15. Jan 2017, 19:54

closs hat geschrieben:wobei hier wieder Mal zu klären wäre, was "Schuld" eigentlich ist - im Gegensatz zu dem, was man strafrechtlich als "Schuld" meint.
Da es keinen Freien Willen gibt, sondern nur Veranlagung kann es in deinem Sinn auch keine Schuldfähigkeit geben, eigentlich nicht einmal strafrechtlich.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#845 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von closs » So 15. Jan 2017, 21:11

Pluto hat geschrieben:Da es keinen Freien Willen gibt, sondern nur Veranlagung kann es in deinem Sinn auch keine Schuldfähigkeit geben, eigentlich nicht einmal strafrechtlich.
Das ist eben die Frage.

Strafrechtlich gibt es in der Praxis eine Abwägung von Schuldfähigkeit, was von Wissenschaftlern maßgeblich beeiflusst wird ("Gutachten"). - Das erklärt allerdings nicht, auf welcher Basis man "Zurechnungs-Fähigkeit" definiert. - Dazu kommt im Strafrecht auch noch die "Generalprävention" (salopp gesagt: "Egal, ob Du was dazu kannst: Wir müssen der Bevölkerung zeigen, dass es so nicht geht, Dich also hart aburteilen. - Pech gehabt").

Biblisch ist "Schuld" eine menschliche Eigenschaft: "Egal, was Du machst: Du bist immer in manchen Punkten 'schuldig'". - Das führt dazu, dass biblische SChuld nicht unbedingt juristische Schuld ist - und umgekehrt: Dass juristische Unschuld nicht unbedingt biblische Unschuld ist. - Nicht kompatibel.

Dasselbe gilt für "Sünde". - HS ist "Sünde" - aber "Sünde" ist eine genauso ungutes wie unvermeidbares Phänomen jedes Menschen. - Genauso ist es "Sünde", wenn man jemanden begehrt außer dem eigenen Partner. - Oder wenn man mehr ißt, als einem guttut. - Also ganz Verschiedenes.

Es ist also ein falsches Signal, die Verbindung "HS" und "Sünde" als außergewöhnlich zu bezeichnen - zumal, wenn man nicht weiß, was eigentlich Sünde ist. - Wie immer: Grundlagenarbeit ist nötig.

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Münek
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#846 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Münek » So 15. Jan 2017, 22:14

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nicht nur ich, sondern die neutestamentliche Forschung.
Nicht "die" Forschung, sondern Vertreter einer Forschungsrichtung, die methodisch zu diesem Ergebnis kommen können. - Kontextual ist es unwahrscheinlich.
Gemeint ist die wissenschaftliche EXEGETISCHE neutestamentliche Forschung. Dass diese jegliche relevanten Kontexte berücksichtigt, braucht nicht extra betont zu werden. Das ist pure Selbstverständlichkeit.

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#847 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von closs » So 15. Jan 2017, 23:21

Münek hat geschrieben:Dass diese jegliche relevanten Kontexte berücksichtigt, braucht nicht extra betont zu werden. Das ist pure Selbstverständlichkeit.
Geht aber unter dem Strich nicht auf. - Denn wir haben gerade (im Gespräch zwischen Sven und mir) gesehen, dass Röm. 3,7 exakt gegensätzlich interpretiert zu werden scheint. - WÄRE (ich weiß nicht, ob es so ist) Svens Meinung auch der Ansatz "Deiner" exegetischen Wissenschaft, wäre dies ein noch deutlicherer Hinweis darauf, dass diese NICHT ausreichend kontextual arbeitet. - Oder - eine andere Variante: Dass sie Kontexte derart anders interpretiert, dass ganz Anderes rauskommt.

Das sehen wir bei "Naherwartung" und - FALLS Svens Interpretation repräsentativ für die säkulare HKM wäre, auch für Röm. 3,7. - Allgemein: Interpretation ist nicht Folge wissenschaftlicher Beobachtung, sondern Ausdruck eigenen, also weltanschaulichen Verständnisses. - Die theologische Exegese steht dazu, die säkulare HKM offenbar nicht. Dort meint man gelegentlich, eigene Interpretation sei exklusive Wissenschaft.

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#848 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Münek » So 15. Jan 2017, 23:39

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dass diese jegliche relevanten Kontexte berücksichtigt, braucht nicht extra betont zu werden. Das ist pure Selbstverständlichkeit.
Geht aber unter dem Strich nicht auf. - Denn wir haben gerade (im Gespräch zwischen Sven und mir) gesehen, dass Röm. 3,7 exakt gegensätzlich interpretiert zu werden scheint. - WÄRE (ich weiß nicht, ob es so ist) Svens Meinung auch der Ansatz "Deiner" exegetischen Wissenschaft, wäre dies ein noch deutlicherer Hinweis darauf, dass diese NICHT ausreichend kontextual arbeitet. - Oder - eine andere Variante: Dass sie Kontexte derart anders interpretiert, dass ganz Anderes rauskommt.
Was hat meine Feststellung, dass die wissenschaftliche Exegese-Forschung bei der Textauslegung selbstverständlich sämtliche Kontexte berücksichtigt, mit Euren unterschiedlichen Auslegungen von Röm. 3,7 zu tun? Nichts!

closs hat geschrieben:Das sehen wir bei "Naherwartung" und - FALLS Svens Interpretation repräsentativ für die säkulare HKM wäre, auch für Röm. 3,7. - Allgemein: Interpretation ist nicht Folge wissenschaftlicher Beobachtung, sondern Ausdruck eigenen, also weltanschaulichen Verständnisses. - Die theologische Exegese steht dazu, die säkulare HKM offenbar nicht. Dort meint man gelegentlich, eigene Interpretation sei exklusive Wissenschaft.
Es existiert an den Fakultäten weder eine "theologische Exegese" noch befasst sich die Dogmatik mit der Frage der Naherwartung Jesu und seiner fehlgeschlagenen Hoffnung.

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#849 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von closs » Mo 16. Jan 2017, 00:26

Münek hat geschrieben:Was hat meine Feststellung, dass die wissenschaftliche Exegese-Forschung bei der Textauslegung selbstverständlich sämtliche Kontexte berücksichtigt, mit Euren unterschiedlichen Auslegungen von Röm. 3,7 zu tun? Nichts!
Es hätte dann etwas damit zu tun, wenn Svens Meinung innerhalb der HKM als "wahrscheinliche Interpretation" gälte - aber ich weiß es nicht.

Münek hat geschrieben:Es existiert an den Fakultäten weder eine "theologische Exegese" noch befasst sich die Dogmatik mit der Frage der Naherwartung Jesu und seiner fehlgeschlagenen Hoffnung.
Mit der "theologischen Exegese" hast Du recht - ich habe es zusammenfassend so genannt in Abgrenzung zu materialistisch interpretierender Exegese.

Die Dogmatik hat dagegen indirekt sehr wohl mit der Frage der Naherwartung zu tun. - Denn die Dogmatik interpretiert die Sach-Ergebnisse der HKM nicht auf Basis dessen, was zum irrigen Ergebnis "Deiner" Naherwartung führt. - Deshalb nochmals: Die HKM hat einen sehr begrenztes Wirkungsfeld. - Denn sie beobachtet und beschreibt diszipliniert und kann nicht wesentlich darüber hinaus interpretieren, wenn sie sich nicht - wie Ratzinger sagt - dem Geistigen öffnet. - Insofern ist die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung" eine steile Hypothese und sonst nichts.

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sven23
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#850 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von sven23 » Mo 16. Jan 2017, 06:59

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das wäre aber eine steile These, dass der Sohn Gottes den Menschen eine nicht praktikable Ethik vorschlägt.
Es ist erstens keine "Ethik", zweitens ist das ausnahmslose "Liebet Euren Nächsten" eine vom Menschen nicht schulterbare Größe, weil er im "Fürstentum der Welt" ist..
Nächstenliebe ist keine Ethik? Noch so eine steile These.
Mit deinem Argument könnte man auch jedes weltliche Gesetz relativieren, da wir ja im "Fürstentum der Welt" sind. :lol:
Da machst du es dir mal wieder recht einfach.

Trotzdem bleibt es dabei: die Interimsethik Jesu ist für Staaten und Gesellschaften nicht praktikabel. Vermutlich hat sie Paulus deshalb massenkompatibel gemacht, um den Preis der Verfälschung der Lehre.
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