Was ist eigentlich "Aufklärung"?

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closs
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#71 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Mi 13. Jul 2016, 17:27

Janina hat geschrieben:Die Rechnung ist richtig, die Vorstellung führt immer zu Quatsch.
Die Rechnung ist dann vorzuziehen, wenn es zum Objekt eine Rechnung gibt. - Welche Rechnung gibt es zu "Liebe"?

Janina hat geschrieben:Es gibt sie nicht, wir müssen aber trotzdem mit ihnen rechnen.
NAtürlich gibt es sie - sie sind kein Nicht-Sein, kein "nihil Negativum. - Was meinst Du mit "es gibt sie nicht"?

closs
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#72 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Mi 13. Jul 2016, 17:34

SilverBullet hat geschrieben:„Wissen“ sehe ich als „Qualitätseinordnung von Bedeutungszusammenhängen“.
Wodurch wird "Qualität" definiert? - Meinst Du mit "Zusammenhängen" temporal oder kausal - oder einfach nur korrelational?

SilverBullet hat geschrieben:Je mehr ein Zusammenhang als „wahrnehmungsunabhängig“ (also, als „wirklich“) eingeschätzt wird und sich dementsprechend bewährt hat, desto grösser/intensiver ist das „Für-Korrekt-Halten“.
Finde ich gut formuliert.

SilverBullet hat geschrieben:Wenn mehrere Möglichkeiten vorliegen, wird man automatisch diejenigen zuerst näher untersuchen, die auf „vorhandenem Wissen“ aufbauen.
Alles gut formuliert und sachlich eingängig. - Welche Rolle spielen aus Deiner Sicht Wahrnehmungs-Methodiken bzw. Sichtweisen? - Gibt es Deiner Sicht Sichtweisen, die absolutes Wissen bringen können?

Pluto
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#73 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Pluto » Mi 13. Jul 2016, 17:34

closs hat geschrieben:Welche Rechnung gibt es zu "Liebe"?
Keine.
Aber hier geht es nicht um Liebe sondern um Quantenphysik.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Es gibt sie nicht, wir müssen aber trotzdem mit ihnen rechnen.
NAtürlich gibt es sie - sie sind kein Nicht-Sein, kein "nihil Negativum. - Was meinst Du mit "es gibt sie nicht"?
Imaginäre Zahlen, wie die Wurzel aus -1 gibt es nicht in der realen Welt. Dennoch verwendet man diese Ansätze in der Mathematik, weil sie am Ende die realen Umstände in der Welt korrekt wiedergeben.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#74 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Pluto » Mi 13. Jul 2016, 17:37

closs hat geschrieben: Gibt es Deiner Sicht Sichtweisen, die absolutes Wissen bringen können?
Was ist "absolutes Wissen?
Wenn du damit DIE Wahrheit meinst, gibt es das aus unserer "kleinkarierten" Sicht gar nicht.

  • "Das Ziel der Wissenschaft ist ... die Wahrheit: Wissenschaft ist Wahrheitssuche.
    Und wenn wir auch nie wissen können, ob wir dieses Ziel erreicht haben, so können wir dennoch gute Gründe für die Vermutung haben, daß wir unserem Ziel, der Wahrheit, nähergekommen sind".

    Quelle: Karl R. Popper, "Auf der Suche nach einer besseren Welt" (München 1984) S. 51f.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

SilverBullet
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#75 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von SilverBullet » Mi 13. Jul 2016, 20:34

closs hat geschrieben:Wodurch wird "Qualität" definiert?
Es ist das Spannungsverhältnis aus allen (Situations-)Anteilen, die für eine Korrektheit sprechen und allen Anteilen, die gegen eine Korrektheit sprechen.

Zusätzlich fliesst bestimmt auch noch die „Ähnlichkeit“ bzw. Verbindung zu bisherigen „Wissenssituationen“ mit ein, damit sich ein abgestimmtes Urteil ergibt.

Der „konkrete Ergebniswert“ legt fest, ob und wie wir mit Zweifel reagieren.

Ich denke, dass diese Vorgänge hauptsächlich unbewusst stattfinden und der Ergebniswert „im Bewusstsein“ als „Vertrauen“ bzw. „Misstrauen“ auftaucht.

closs hat geschrieben:Meinst Du mit "Zusammenhängen" temporal oder kausal - oder einfach nur korrelational?
Ich sehe die „reine Bedeutung“ nur als abstrakten Überblicksbegriff an, mit dem man sozusagen kaum praktisch umgehen kann – eher nur eine Art „Verwaltungsgrösse“ (um sich darunter etwas vorstellen zu können, muss man ein Beispiel erfinden).
Erst ein konkreter Einsatz in einem Zusammenhang mit anderen Bedeutungen macht aus einer Bedeutung ein „Etwas“.
Die Art des Zusammenhanges schränkt nicht ein, ob der „Wissensstatus“ vergeben wird.

closs hat geschrieben:Welche Rolle spielen aus Deiner Sicht Wahrnehmungs-Methodiken bzw. Sichtweisen?
Naja, wenn ich explizit die „Wahrnehmungsunabhängigkeit“ angebe, dann spielen Wahrnehmungs-Methodiken in so weit ein Rolle, wie sie das Feststellen dieser Unabhängigkeit absichern.

Wenn es bei „Wissen“ um eine Art „Strategie im Umgang mit bestimmten Bedeutungszusammenhängen“ geht, dann handelt es sich dabei um eine Sichtweise.
Die Schwelle, ab der ein Mensch individuell von „Wissen“ spricht, ist genauso „seine Sichtweise“.

closs hat geschrieben:Gibt es Deiner Sicht Sichtweisen, die absolutes Wissen bringen können?
Das hatten wir ja schon einmal: da Wahrnehmung gewisse Einschränkungen mit sich bringt, gibt es nur ein sehr bescheidenes Wissensfundament, von dem wir ausgehen können (die Punkte, die mir hierzu einfallen, habe ich ja bereits genannt).

Dieses Fundament ist derart reduziert, dass wir, sollte es auch noch falsch sein, quasi „wissenstechnisch“ gar nichts mehr mit uns selbst oder irgendetwas anfangen können - es können dann sozusagen keine Bedeutungszusammenhänge mehr identifiziert werden, für die man den „Wissensstatus“ beurteilen könnte.

Dieses Fundament sehe ich als das best gesicherte Wissen, das wir haben können. Alles andere Wissen, kann sehr verlässlich sein, aber es kommt nicht an das Fundament heran.

„Absolutes Wissen“ ist eine Übersteigerung, die ich nicht für sinnvoll halte.

(Mir kommt es ein wenig so vor, als möchtest du mit „absolut“ eine, von Wahrnehmung unabhängige Wissensexistenz andeuten – so etwas wird von meiner Aussage nicht abgedeckt)

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#76 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Mi 13. Jul 2016, 20:40

Pluto hat geschrieben: Karl R. Popper
Ersetze in Dingen jenseits des Naturalistischen "Wissenschaft" durch "Glaube", dann gilt dieser Satz auch für Glauben.

Pluto hat geschrieben:Imaginäre Zahlen, wie die Wurzel aus -1 gibt es nicht in der realen Welt.
Also gibt es sie - nur sind sie eben nicht in unserer Wahrnehmungs-Welt.

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#77 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Mi 13. Jul 2016, 20:53

SilverBullet hat geschrieben:Ich denke, dass diese Vorgänge hauptsächlich unbewusst stattfinden und der Ergebniswert „im Bewusstsein“ als „Vertrauen“ bzw. „Misstrauen“ auftaucht.
Denke ich auch - aber das, was Du sagst, ist nur eine pragmatische und keine grundsätzliche Antwort. - Pragmatisch stimme ich Dir zu - quasi vereinbarungs-mäßig.

SilverBullet hat geschrieben:Ich sehe die „reine Bedeutung“ nur als abstrakten Überblicksbegriff an, mit dem man sozusagen kaum praktisch umgehen kann – eher nur eine Art „Verwaltungsgrösse“ (um sich darunter etwas vorstellen zu können, muss man ein Beispiel erfinden).
Auch einverstanden - da pragmatisch.

SilverBullet hat geschrieben:Wenn es bei „Wissen“ um eine Art „Strategie im Umgang mit bestimmten Bedeutungszusammenhängen“ geht, dann handelt es sich dabei um eine Sichtweise.
Die Schwelle, ab der ein Mensch individuell von „Wissen“ spricht, ist genauso „seine Sichtweise“.
Zustimmung.

SilverBullet hat geschrieben:Mir kommt es ein wenig so vor, als möchtest du mit „absolut“ eine, von Wahrnehmung unabhängige Wissensexistenz andeuten
Nachdem "Wissen" keine Objekt-, sondern Subjekt-Eigenschaft ist, ist es immer mit Wahrnehmung verbunden - nur durch Wahrnehmung kann es das geben, was wir glauben oder glauben zu wissen.

Mir geht es eher darum, dass unser "Wissen" nichts darüber aussagt, wieviel wir von etwas wissen und in welcher Tiefe wir etwas wissen. - Deshalb ziehe ich den Ansatz vor, die Welt vom Objekt aus zu betrachten, das ich dabei gar nicht kennen muss - im Sinne von: WENN es Gott gibt, macht das Wort "Gott" nur dann Sinn, wenn mindestens folgende .... Eigenschaften erfüllt sind".

Mit anderen Worten und konkret:
Etwa die HKM sagt uns bestätigend oder negierend etwas zu Rahmen-Phänomenen, die historisch belegbar sind - mehr nicht. - Sie sagt uns NICHT, wie ein Bibelsatz zu verstehen ist, WENN es Gott gibt.

Um die Kurve zum Thread-Thema zu kriegen:
Was ist "aufgeklärter"? Das Verständnis der Welt vom Subjekt her (Beobachtung, Beschreibung, ...) oder vom Objekt her (Wenn ..., dann). ---???---

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#78 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Pluto » Mi 13. Jul 2016, 22:00

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Imaginäre Zahlen, wie die Wurzel aus -1 gibt es nicht in der realen Welt.
Also gibt es sie - nur sind sie eben nicht in unserer Wahrnehmungs-Welt.
Nein. Es gibt sie nicht. Komplexe Zahlen (so heißen sie) gibt es nur in der Mathematik (in den Köpfen von Mathematikern).
Sozusagen das genaue Gegenteil von deiner Aussage.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#79 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Mi 13. Jul 2016, 22:22

Pluto hat geschrieben: Komplexe Zahlen (so heißen sie) gibt es nur in der Mathematik (in den Köpfen von Mathematikern).
Also gibt es sie. - Sie sind nicht NICHTS. - Sie haben sogar eine zuordenbare Funktion - was willst Du mehr?

Pluto hat geschrieben:Nein. Es gibt sie nicht.
Was Du vermutlich meinst: Es gibt sie nicht in unserer naturalistischen Wahrnehmungs-Welt - sozusagen "in der Natur". - Das wiederum glaube ich Dir sofort - aber das ist etwas ganz Anderes.

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#80 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von SilverBullet » Mi 13. Jul 2016, 22:31

closs hat geschrieben:Denke ich auch - aber das, was Du sagst, ist nur eine pragmatische und keine grundsätzliche Antwort
Warum schreibst du nicht die „grundsätzliche Antwort“ dazu?

(wann immer du auf eine Gelegenheit gewartet hast, das hier war sie)

closs hat geschrieben:Nachdem "Wissen" keine Objekt-, sondern Subjekt-Eigenschaft ist, ist es immer mit Wahrnehmung verbunden - nur durch Wahrnehmung kann es das geben, was wir glauben oder glauben zu wissen.
Langsam :-)

Bezeichnest du meine Antwort deshalb als „pragmatisch“, weil du auf das „Subjekt“ hinaus möchtest?

Wahrnehmung ist an Reaktion gebunden, aber nicht an ein „Subjekt“.
Der „Subjektstatus“ ist ein Bedeutungszusammenhang, der innerhalb von Wahrnehmung auftreten kann, wenn sich diese Wahrnehmung z.B. aus einem aktiven Objekt heraus entwickelt hat und die Relation des Objektes zu einer Umwelt (die „subjektive Perspektive“) ein ständig vorhandener Bedeutungszusammenhang ist (-> 640Mio Jahre Gehirnentwicklung innerhalb von aktiven Lebewesen).

„Wissen“ aufzubauen, zu haben und anzuwenden ist ein anderer Vorgang, als die Einordnung eines Zusammenhanges als „Wissen“.
Für das Aufbauen, das Halten und die Anwendung von „Wissen“ braucht es nicht die Beurteilung, ob etwas „Wissen“ sein soll.

Beispiel:
Wenn eine Honigbiene einen Fundort durch den „Schwänzeltanz“ im Stock meldet, dann hat sie definitiv „Wissen“ aufgebaut, gehalten und angewandt. Ich vermute aber mal, dass sie keine „innere Prüfung“ durchgeführt hat, ob sie die „Wahrnehmung eines Fundortes“ als „Wissen“ bezeichnen darf :-)

closs hat geschrieben:Mir geht es eher darum, dass unser "Wissen" nichts darüber aussagt, wieviel wir von etwas wissen und in welcher Tiefe wir etwas wissen. - Deshalb ziehe ich den Ansatz vor, die Welt vom Objekt aus zu betrachten, das ich dabei gar nicht kennen muss
Siehst du, in Bezug auf das Thema „Aufklärung“ muss ich dir leider verraten, dass das nicht geht.
Deine "Betrachtung der Welt" kann sich nur in den Bedeutungszusammenhängen abspielen, die vom Reaktionssystem eines Objektes (Körper/Gehirns) abgedeckt werden. Deine Möglichkeiten, die Welt zu verstehen, sind an die Vorgänge in dem Reaktionssystem gebunden.

closs hat geschrieben:im Sinne von: WENN es Gott gibt, macht das Wort "Gott" nur dann Sinn, wenn mindestens folgende .... Eigenschaften erfüllt sind".
Es zur Aufklärung, dass du dir klar machst, dass du hier lediglich deine Wunschvorstellungen auszudrücken versuchst, dass dir aber die Konkretisierung (mit Wirklichkeitsbezug) und letztlich das notwendige Gegenstück fehlt.
Durch das Fehlen des Gegenstücks, macht das Wort „Gott“ gar keinen Sinn, denn einem Verdacht oder einer Suche sollte man keinen Namen geben.

closs hat geschrieben:Mit anderen Worten und konkret:
Etwa die HKM sagt uns bestätigend oder negierend etwas zu Rahmen-Phänomenen, die historisch belegbar sind - mehr nicht. - Sie sagt uns NICHT, wie ein Bibelsatz zu verstehen ist, WENN es Gott gibt.
Ich kenne die HKM nicht sonderlich, aber wenn wir über Wissenschaft sprechen, dann versucht sie, die von mir angesprochene Schwelle zum „Für-Korrekt-Halten“ eindeutig zu überschreiten und „Wissen“ aufzubauen.

Der zweite Teil deiner Aussage ist eine Suggestion, mit der du die Schwelle soweit heruntersetzen möchtest, dass ein „Für-Korrekt-Halten“ möglich sein soll.

„WENN es Gott gibt“ muss man übersetzen mit
1. „wenn wir eine Idee hätten, wer oder was der Schöpfer sein könnte“
2. „wenn wir tatsächlich einen Kandidaten finden würden“
3. „wenn wir eine Idee hätten, wie es dieser Kandidat gemacht haben könnte“
4. „wenn wir Hinweise finden würden, dass es tatsächlich so war“

Nichts davon ist seit tausenden Jahren vorgekommen. Im Gegenteil, in Diskussionen bekomme ich häufig mitgeteilt, dass „Gott“ unerreichbar, unverstehbar sein soll – also keine Chance für die 4 Punkte.

Zur Aufklärung gehört, dass man durchschaut, wie von Seiten der Religion und auch Philosophie, mit Suggestion gearbeitet wird, um über die nicht erreichbare Korrektheit hinwegzutäuschen.

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