Hölle lebenslänglich?

Rund um Bibel und Glaube
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sven23
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#681 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von sven23 » So 6. Jul 2014, 12:38

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das läßt sich leicht erklären.
Da müsste man aber vorher klären, warum die Evolution den Menschen mit etwas ausgestattet hätte, was ihn überhaupt über so etwas nachdenken lässt. Denn unter utilitaristischen (= evolutionären) Gesichtspunkten macht Spiritualität keinen Sinn.

Da darf man ruhig auch mal den guten alten Freud bemühen.

"Die Religiosität führt sich biologisch auf die langanhaltende Hilflosigkeit und Hilfsbedürftigkeit des kleinen Menschenkindes zurück, welches, wenn es später seine wirkliche Verlassenheit und Schwäche gegen die großen Mächte des Lebens erkannt hat, seine Lage ähnlich wie in der Kindheit empfindet und deren Trostlosigkeit durch die regressive Erneuerung der infantilen Schutzmächte zu verleugnen versucht."
(Sigmund Freud, österr. Psychiater, 1856-1939)

Ich glaube, das beantwortet deine Frage ziemlich gut.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Samantha

#682 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Samantha » So 6. Jul 2014, 13:10

Freud stellt Religion mit Illusion gleich. Freud setzt aber voraus, dass es keinen Gott gibt, weil es keine Beweise dafür gibt.

Abram Terz-Sinjawski (russ. Schriftsteller) schrieb:
"Glauben muss man nicht aus Tradition, nicht aus Todesfurcht, nicht auf jeden Fall, nicht deswegen, weil jemand es befiehlt oder irgend etwas schreckt, nicht aus humanistischen Prinzipien, nicht, um erlöst zu werden, und nicht aus Originalität. Glauben muss man aus dem einfachen Grund, weil Gott da ist."

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Scrypton
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#683 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Scrypton » So 6. Jul 2014, 14:10

Samantha hat geschrieben:"Glauben muss man aus dem einfachen Grund, weil Gott da ist."
Aber damit wird doch die eigentliche Behauptung nur durch das Wiederholen der selben Behauptung versucht, als Tatsache darzustellen.
Glaube != Wissen.

closs
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#684 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von closs » So 6. Jul 2014, 16:21

Samantha hat geschrieben:Freud setzt aber voraus, dass es keinen Gott gibt, weil es keine Beweise dafür gibt.
Eben - er setzt das voraus, was er beweisen will. - Beliebter Fehler.

sven23 hat geschrieben:Ich glaube, das beantwortet deine Frage ziemlich gut.
Überhaupt nicht - Freud hatte SEINE Setzungen, die Transzendenz ausgeschlossen haben. - Alles andere sind system-immanente Schlussfolgerungen.

Hemul
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#685 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Hemul » So 6. Jul 2014, 17:01

Samantha hat geschrieben: Glauben muss man aus dem einfachen Grund, weil Gott da ist."
Er ist nicht nur da, er hat uns auch im Gegensatz zu den Tieren, schon bei unserer Geburt gem. Prediger 3:11 sogar die Ewigkeit ins Herz gepflanzt:
11 Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt,......
Deshalb fällt es Menschen im Gegensatz zu Tieren auch so schwer sich von dieser Erde bedingt durch den Tod zu verabschieden.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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Münek
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#686 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Münek » Mo 7. Jul 2014, 10:22

closs hat geschrieben:
Samantha hat geschrieben:Freud setzt aber voraus, dass es keinen Gott gibt, weil es keine Beweise dafür gibt.
Eben - er setzt das voraus, was er beweisen will. - Beliebter Fehler.

Das siehst Du falsch. Ganz gewiss wollte Freud nicht beweisen, dass Gott
nicht existiert. Er wusste doch selbst ganz genau, dass sowas nicht geht.

Seine diesbezüglichen psychologischen Erklärungen, weshalb es Menschen gibt,
die an einen liebevollen Vatergott im "Himmel" glauben wollen, erscheinen mir
dagegen äußerst interessant und plausibel.

closs
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#687 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von closs » Mo 7. Jul 2014, 10:27

Münek hat geschrieben:Seine diesbezüglichen psychologischen Erklärungen, weshalb es Menschen gibt, die an einen liebevollen Vatergott glauben wollen, erscheinen mit dagegen äußerst interessant und plausibel.
Sind sie auch. - Aber das sieht das geistige Denken ohnehin so - denn der Familien-Vater ist (laut Christentum) das Abbild Gottvaters - so wie der Mensch überhaupt Abbild Gottes ist.

Christlicherweise würde man also sagen: Im (Familien-) Vater bildet sich Gott in seiner Offenbarungsform als "Vater" ab. - Freud sagt umgekehrt, dass das Gottesbild "Vater" eine Projektion aus den Erfahrungen des Kindes mit dem (Famlien-) Vater ist. Er dreht also im Sinne Feuerbachs die Sache um.

Henne und Ei.

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#688 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Pluto » Mo 7. Jul 2014, 10:46

closs hat geschrieben:
Samantha hat geschrieben:Freud setzt aber voraus, dass es keinen Gott gibt, weil es keine Beweise dafür gibt.
Eben - er setzt das voraus, was er beweisen will. - Beliebter Fehler.
Es stimmt was du sagst. Man setzt sich ein Ziel und bastelt an den Fakten herum, bis sie dem gewünschten Ziel entsprechen. Das ist in einem Satz das Paradigma jedes Pseudowissenschaftlers.

Aber Freud war nicht so.
Er war wohl einer der ganz großen Denker des 20. Jahrhunderts — Die Methoden des Vaters der Psychoanalyse werden heute noch diskutiert. Freud sah keine Beweise für einen Gott, also hat er die Gotteshypothese verworfen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#689 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von closs » Mo 7. Jul 2014, 12:25

Pluto hat geschrieben:Er war wohl einer der ganz großen Denker des 20. Jahrhunderts
In der Tat - und er war nicht Wissenschaftler, sondern Arzt - hat also Dinge aus der Praxis interpretiert. - Aber er war kein Philosoph - das war auch nicht sein Ziel, weshalb man ihn auch nicht in diese Ecke schieben sollte.

Pluto hat geschrieben:Man setzt sich ein Ziel und bastelt an den Fakten herum, bis sie dem gewünschten Ziel entsprechen.
Das ist aber auch das Problem des Materialismus: Man setzt, dass alles, was der Fall ist, naturwissenschaftlich beschreibbar sein muss, negiert deshalb alles, was nicht naturwissenschaftlich beschreibbar ist, und erbringt damit den "Nachweis", dass alles, was nicht naturwissenschaftlich beschreibbar ist, "Kopfkino" ist. - Klassischer Zirkelschluss.

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#690 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Scrypton » Mo 7. Jul 2014, 12:57

closs hat geschrieben:Man setzt, dass alles, was der Fall ist, naturwissenschaftlich beschreibbar sein muss
Es gibt keinen Grund, anzunehmen es würde etwas geben, was sich prinzipiell der Überprüfbarkeit entzieht.

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