Jesus und seine Jünger kannten den Gottesnamen Jahwe/Jehova/JWH, denn er stand in den hebräischen Handschriften, die sie zur Verfügung hatten
Benutzten Jesus und seine Jünger in ihren mündlichen und schriftlichen Äußerungen den Gottesnamen? Wenn man bedenkt, dass Jesus die pharisäischen Überlieferungen verurteilte (Mat 15:1-9), wäre es höchst unvernünftig, zu schlußfolgern, dass er und seine Jünger sich in dieser Angelegenheit von den Vorstellungen der Pharisäer leiten ließen.
Jesu eigener Name bedeutet "Jehova ist Rettung". Er erklärte:
"Ich bin im Namen meines Vaters gekommen" (Joh 5:43)
Er lehrte seine Nachfolger beten:
"Unser Vater in den Himmeln, dein Name werde geheiligt“"(Mat 6:9)
Seine Werke, so sagte er, tue er "im Namen seines Vaters" (Joh 10:25), und in einem Gebet am Abend vor seinem Tod erwähnte er, dass er den Namen seines Vaters seinen Jüngern offenbar gemacht habe, und bat:
"Heiliger Vater, wache über sie um deines Namens willen" (Joh 17:6, 11, 12, 26).
In Anbetracht all dessen gebrauchte Jesus sicherlich den göttlichen Namen, Jehova/Jahwe, wenn er die Hebräischen Schriften anführte oder daraus vorlas.
Warum fehlt denn dann der Name in den erhalten gebliebenen Handschriften der Christlichen Griechischen Schriften, des sogenannten Neuen Testaments?
Weil man offensichtlich bereits zu der Zeit, als diese erhalten gebliebenen Abschriften angefertigt wurden (vom 3. Jahrhundert u. Z. an), den ursprünglichen Text der Schriften der Apostel und Jünger abgeändert hatte. Zweifellos hatten spätere Abschreiber den in Form des Tetragrammatons erscheinenden Gottesnamen durch Kýrios und Theós ersetzt. Wie die Tatsachen zeigen, hatte man genau das mit späteren Abschriften der Septuaginta, der griechischen Übersetzung der Hebräischen Schriften, getan.
Einige Gelehrte, die diese Zusammenhänge erkannt haben, haben in ihre Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften den Namen Jehova aufgenommen.
Bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts stand der Gottesname in deutschsprachigen Übersetzungen des N.T..
So erscheint "Jehova" in dem Neuen Testament des evangelischen Theologen Johann Christoph Friedrich Schulz, das 1774 in Leipzig veröffentlicht wurde, wenigstens 20mal.
Der reformierte Theologe Johann Jakob Stolz verwandte den Namen "Jehova[h]" in der 1. Auflage seiner Übersetzung mindestens 23mal.
Sämtliche Schriften des Neuen Testaments, zusammen mit Johann Kaspar Haefeli, Zürich 1781/82, in der 3. Auflage (Zürich und Leipzig 1798) sogar mindestens 108mal.
Diesen häufigen Gebrauch des Namens Gottes behielt er auch bis in seine letzte Auflage (Hannover und Leipzig 1820) bei.
Auch der katholische Theologe Sebastian Mutschelle, der in seiner Übersetzung (Die heiligen Schriften des neuen Testaments, München 1789/90) nicht namentlich genannt wird, gebrauchte den Gottesnamen "Jehova[h]", und zwar wenigstens 18mal.
Die katholischen Gelehrten Dominikus von Brentano (Die heilige Schrift des neuen Testaments, Kempten 1790/91) und Johann Babor (Uebersetzung des neuen Testaments, Wien 1805) nahmen den göttlichen Namen ebenfalls in ihre Übersetzungen auf.
De Wette verwendete in seiner Übersetzung der Heiligen Schrift (Heidelberg 1858) ebenfalls den Gottesnamen, so in Lukas 4:19.
In der sogenannten Bonner Bibel (Bd. 2, 1932) gebraucht Professor Dr. P. Dausch den Namen "Jahve" in Lukas 20:37 und in seinen Erklärungen zu den Evangelien Matthäus, Markus und Lukas.
Selbst in der Lutherbibel (in den Ausgaben von 1545 und 1546) wird durch die besondere Schreibweise von HERR zu erkennen gegeben, dass an etlichen Stellen in den Christlichen Griechischen Schriften Jehova gemeint ist. Daher lesen wir in einer Anmerkung zu Matthäus 1:20 in dem Werk D. Martin Luthers Werke, Die Deutsche Bibel, Bd. 6, Weimar 1929, S. 539: "HERR = Iehovah, die göttliche Majestät".
Ebenso schrieben die Bearbeiter der ursprünglichen Elberfelder Bibel in einer Fußnote zu Matthäus 1:20: " ,Herr‘, ohne Artikel, bezeichnet hier und an vielen anderen Stellen den Namen "Jehova"." (Siehe auch die Fußnoten in der ursprünglichen Ausgabe der Elberfelder Bibel zu Luk 1:32; Rö 9:29 und Jak 5:4.)
Im englischen Sprachraum war offenbar die Emphatic Diaglott von Benjamin Wilson, die 1864 als einbändige Ausgabe erschien, die erste Übersetzung, die den Namen Jehova in den Christlichen Griechischen Schriften verwandte, und zwar vor allem dort, wo die christlichen Schreiber aus den Hebräischen Schriften zitierten.
Doch bereits im 14. Jahrhundert stand das Tetragrammaton in hebräischen Übersetzungen der Christlichen Schriften. Die erste ist die Übersetzung des Matthäusevangeliums ins Hebräische, die in dem Werk ʼÉven bóchan von Schemtow ben Isaak ibn Schaprut enthalten ist.
Überall dort, wo Matthäus aus den Hebräischen Schriften zitierte, steht in dieser Übersetzung das Tetragrammaton, und zwar an allen Stellen, an denen es vorkommt. Seither sind viele andere hebräische Übersetzungen diesem Schema gefolgt.
Wie passend dieses Vorgehen war, zeigen die Worte R. B. Girdlestones, des einstigen Leiters der Wycliffe Hall, eines Instituts der Universität Oxford; bemerkenswerterweise schrieb er diese Gedanken nieder, noch bevor Handschriftenfunde erkennen ließen, dass die Septuaginta ursprünglich den Namen Jehova enthielt. Er führte aus:
"Wenn in jener Übersetzung [die Septuaginta] das Wort [Jehova] beibehalten worden wäre oder wenn man sogar ein griechisches Wort für Jehova und ein anderes für Adonai gebraucht hätte, hätte man eine solche Praxis zweifellos auch in den Abhandlungen und Erörterungen des NT beibehalten. Demnach könnte unser Herr, als er den 110. Psalm zitierte, statt ‚der Herr sprach zu meinem Herrn‘ gesagt haben: ‚Jehova sprach zu Adoni.‘ "
Von dieser Voraussetzung ausgehend (die sich mittlerweile als Tatsache herausgestellt hat), fügte er hinzu:
"Angenommen, ein christlicher Gelehrter wäre dabeigewesen, das griechische Testament ins Hebräische zu übersetzen. Er hätte sich jedes Mal, wenn das Wort ΚÏÏιος vorkam, überlegen müssen, ob im Kontext irgendwelche Hinweise auf seine genaue hebräische Entsprechung vorhanden waren; und diese Schwierigkeit träte in allen Sprachen beim Übersetzen des NT auf, wenn man den Titel Jehova im AT [d. h. in der Septuaginta] stehengelassen hätte. An vielen Stellen hätte man sich von den Hebräischen Schriften leiten lassen können: Wann immer also der Ausdruck ‚der Engel des Herrn‘ vorkommt, wissen wir, daß das Wort Herr für Jehova steht; zu einer entsprechenden Schlußfolgerung würde man bei dem Ausdruck ‚das Wort des Herrn‘ gelangen, wenn man sich nach dem richtete, was im AT vorausging; das gilt auch für den Titel ‚der Herr der Heerscharen‘. Wann immer hingegen der Ausdruck ‚mein Herr‘ oder ‚unser Herr‘ vorkommt, sollten wir wissen, daß das Wort Jehova unzulässig wäre und Adonai oder Adoni gebraucht werden müßte" (Synonyms of the Old Testament, 1897, S. 43).
Von solchen Überlegungen ließen sich die zuvor erwähnten Gelehrten, deren Übersetzung der Griechischen Schriften den Namen Jehova enthält, leiten.
(Einsichten Bd.1,S. 1278 - 1296)