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von Thaddaeus » Do 25. Jul 2019, 22:04
Zur Relativierung meiner eigenen Darstellung oben, die sich vielleicht so anhört, als ob ich das Christentum verteufele und die griechische Kultur als vorbildlich ansehe möchte ich anmerken, dass ich auch die griechische vorchristliche Kultur kritisch betrachte.
Ich halte die antike, nicht-christliche Philosophie und Naturlehre zur Zeit Jesu dem christlichen Glauben zwar für weit überlegen, das heißt aber nicht, das sie nicht auch ganz furchtbar war in ganz bestimmten Hinsichten.
So gibt es die ausgesprochene Merkwürdigkeit, dass die griechische Kultur moralisch überhaupt kein Problem z.B. mt Sklaverei hatte. Im Gegenteil war Sklaverei absolut selbstverständlich, was wohl auch daran lag, dass die Griechen Sklaven nicht als menschliche Wesen ansahen. Sie waren irgendetwas zwischen Tier und Mensch, sie waren "Tiere mit Menschenfüßen" wie es ein griechischer Autor ausdrückte.
Es gab zwar vereinzelte Philosophen, die vermuteten oder gar offen behaupteten, das Sklaven Menschen sind, aber die meisten Griechen fanden diesen Gedanken lachhaft. Tatsächlich staune ich selbst - als ausgesprochener Fan der Griechen - am allermeisten über diesen sonderbaren Sachverhalt.
Der Ausdruck "Bar-bar", den die Griechen auf alle Menschen oder "Menschenähnliche" anwendeten, die keine Griechen waren, sollte zum Ausdruck bringen, dass diese Menschen/Wesen irgendeinen kehligen Kauderwelsch sprachen, aber eben kein Griechisch, die Sprache der Philosophie und Kultur. Für die Griechen war jeder, der kein Griechisch sprach, kein richtiger Mensch, zumindet kein kultivierter, aber die Kultur, machte einen Menschen eben erst aus.
Diese so andere Art zu denken und die Welt zu sehen, das macht den "garstigen Graben der Geschichte" aus, von dem Lessing sprach, weil wir praktisch keine Chance haben, diese Art zu denken begreifen zu können, da wir in dieser Welt nicht mehr leben.
Leider werde auch ich die antiken Griechen nie wirklich verstehen können in dem, was sie dachten und taten.