Wer ist Maria?

Rund um Bibel und Glaube
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Münek
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#61 Re: Wer ist Maria?

Beitrag von Münek » Sa 11. Nov 2017, 01:39

Novalis hat geschrieben:Ein Roboter braucht keine Religion und Spiritualität (so wie sie auch keine Kunst und Philosophie oder Naturwissenschaft und Liebesbeziehungen mit anderen Wesen brauchen :) ), aber menschliche Wesen brauchen es.
Was hat das mit einem seinen Sohn opfernden Gott, dem angeblichen Schöpfer von Milliarden Galaxien, zu tun? Absolut NICHTS.

Novas
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#62 Re: Wer ist Maria?

Beitrag von Novas » Sa 11. Nov 2017, 01:42

Münek hat geschrieben:"Intellektuelle Redlichkeit" bedeutet für mich, sich selbst gegenüber unbedingt ehrlich zu sein. Der Versuchung zu widerstehen, sich selbst nur um des lieben Glaubens willen in die Tasche zu lügen

Dem Christentum geht es um die Wahrheit: wir glauben daran, dass sich Gott wirklich durch seinen Sohn Jesus Christus offenbart hat und es eine ewige spirituelle Welt jenseits unserer materiellen Welt von Raum und Zeit gibt. Ich bin auch vollkommen überzeugt davon, dass der Weg zur höchsten Freude und Erfüllung im spirituellen Leben des Menschen liegt und nicht nur in materiellen Dingen. Denn es ist wahr: der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt. (Mt 4,4) Ich habe lange Zeit als Atheist gelebt, aber das hat mich nicht befriedigt. Ich kann diesen Worten von Augustinus nur zustimmen:

„Groß bist du, Herr, und über alles Lob erhaben. Und da will der Mensch dich preisen, dieser winzige Teil deiner Schöpfung. Du selbst regst ihn dazu an; denn du hast uns zu dir hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.“

Warum weiß ich das? Weil ich das Christsein als Lebensform praktiziere und diesen inneren Frieden, diese Ruhe, diese Glückseligkeit und das Geborgensein in Gott aus eigener Erfahrung kenne. Im Atheismus habe ich das nicht gefunden.

Münek hat geschrieben:Was hat das mit einem seinen Sohn opfernden Gott, dem angeblichen Schöpfer von Milliarden Galaxien, zu tun? Absolut NICHTS.

Welche Rolle spielt es für Dich ob ich an Gott glaube und eine religiöse Lebensweise bevorzuge? Wenn es mich glücklich macht, dann ist das ein vollkommen ausreichender Grund, um dabei zu bleiben :) Der Atheismus ließ mein Herz kalt und unerlöst, während das Christentum ein belebender Wärmestrom ist. Seitdem ich davon berührt wurde lebe ich mit einem tiefen Gefühl des Urvertrauens. Nicht immer mit der gleichen Intensität, aber der Unterschied ist deutlich spürbar. Was den Opfertod Jesu angeht: darin besteht ja gerade die Liebe, dass sie sich vollkommen hingibt. Das ganze Leben Jesu ist eine Offenbarung der Liebe Gottes in dieser Welt. Um diese Liebe und nicht um frommen Eifer, Tugendübungen und Gesetze geht es.

Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben.
1. Johannes 4,19

Das Christentum ist also nichts anderes, als die Religion der Liebe. Umso erstaunlicher ist es, dass Atheisten, die sich selbst Humanisten nennen, diese Religion angreifen, denn sie vermittelt eine sehr lebensbejahende Botschaft.
Zuletzt geändert von Novas am Sa 11. Nov 2017, 02:12, insgesamt 1-mal geändert.

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#63 Re: Wer ist Maria?

Beitrag von Münek » Sa 11. Nov 2017, 02:09

Novalis hat geschrieben:Es ist so, dass wir in einer eher wissenschaftsgläubigen Zeit leben.
Nicht ohne Grund.

Novalis hat geschrieben:Das ist einer der Gründe, weshalb das Christentum abgelehnt wird, denn es ist eine mystische Religion,
"Mystische Religion" klingt nicht ohne Grund schwer nach Esoterik.

Nee nee - es liegt wohl eher an der gegenwärtigen Aufklärung und an der Kirche. Deren unheilvollen Geschichte (zuletzt: weltweiter Kindesmissbrauch), ihrer Unglaubwürdigkeit und natürlich ihrem Machtverlust .


Nach einer kirchen-amtlichen Statistik reduzierte sich die Anzahl der Mitglieder der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland
im Zeitraum von 2001 - 2016 um sage und schreibe knapp 8 Millionen Menschen. Millionen Christen gehen von der Fahne.

Novas
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#64 Re: Wer ist Maria?

Beitrag von Novas » Sa 11. Nov 2017, 02:16

Münek hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Das ist einer der Gründe, weshalb das Christentum abgelehnt wird, denn es ist eine mystische Religion,
"Mystische Religion" klingt nicht ohne Grund schwer nach Esoterik

Selbstverständlich. Jede Religion hat eine exoterische Seite, das heißt eine äußere Dimension, sowie eine esoterische und mystische Seite, das heißt eine innere Dimension. Jede Religion spricht vom Mysterium der Existenz. Die einfache Tatsache, dass wir hier und jetzt leben ist tatsächlich ein großes Mysterium. “Warum gibt etwas und nicht vielmehr nichts?” ist eine der Grundfragen der Philosophie. Der Unterschied zur Religion ist aber: die Philosophie möchte eine rationale Antwort auf die Frage geben, während die Religion den Menschen in eine lebendige Erfahrung dieses Mysteriums führen möchte. Paulus ist Jesus zu seinen Lebzeiten nie physisch begegnet, aber er erlebte eine spirituelle Begegnung mit Christus. Sein Damaskuserlebnis ist eine typische mystische Erfahrung, wie sie in ähnlicher Form immer wieder erlebt werden. Das ist rational nicht verstehbar, aber es passiert.
Zuletzt geändert von Novas am Sa 11. Nov 2017, 04:10, insgesamt 4-mal geändert.

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#65 Re: Wer ist Maria?

Beitrag von Münek » Sa 11. Nov 2017, 02:16

Novalis hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:"Intellektuelle Redlichkeit" bedeutet für mich, sich selbst gegenüber unbedingt ehrlich zu sein. Der Versuchung zu widerstehen, sich selbst nur um des lieben Glaubens willen in die Tasche zu lügen
Dem Christentum geht es um die Wahrheit.
Den Eindruck habe ich nicht. Im Zweifelsfall hat für den Gläubigen sein persönlicher Glaube einen ungleich höheren Stellenwert als die WAHRHEIT.

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#66 Re: Wer ist Maria?

Beitrag von Novas » Sa 11. Nov 2017, 02:26

Münek hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:"Intellektuelle Redlichkeit" bedeutet für mich, sich selbst gegenüber unbedingt ehrlich zu sein. Der Versuchung zu widerstehen, sich selbst nur um des lieben Glaubens willen in die Tasche zu lügen
Dem Christentum geht es um die Wahrheit.
Den Eindruck habe ich nicht. Im Zweifelsfall hat für den Gläubigen sein persönlicher Glaube einen ungleich höheren Stellenwert als die WAHRHEIT.

Das Christentum vermittelt EXISTENZIELLE Wahrheit, einen spirituellen Weg, wie alle Religionen. So wie Liebe, so wie Kunst, so wie Freundschaft, so wie Musik und alle anderen schönen Dinge, die das Leben lebenswert machen. Der Kampf der neuen Atheisten gegen die Religion, ist darum paradoxer Weise ein Kampf gegen das menschliche Wesen. Was bleibt dann, wenn sie damit siegreich sein sollten? Eine Welt ohne Glaube, Hoffnung und Liebe, wie sie das Christentum mit seiner sehr lebensbejahenden Philosophie vermittelt, wäre eine sehr unmenschliche Welt, die eher an die Hölle erinnert, denn die Hölle ist der Definition nach die Trennung des Menschen von Gott, ein Ort - oder spiritueller Zustand - der Gottferne, der Verlorenheit und Sinnlosigkeit. Das ist ja gerade die Misere des Menschen und kein erstrebenswertes Ziel. Ich lebe lieber an einem Ort der GottNÄHE, der Glückseligkeit und Seinsfülle. Darum geht es bei Jesus: “Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben” (Joh 10,10) Hier auf Erden befinden wir uns häufig zwischen Himmel und Hölle und jeder Mensch muss dann wählen, in welche Richtung die ewige Reise seiner Seele gehen soll. Der Mensch kann sich in Richtung dieser Fülle bewegen oder sich immer weiter davon entfernen. Wohin Du dich bewegst, ist deine persönliche Entscheidung, aber ich weiß sehr genau, wohin ich mich bewegen möchte :)

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#67 Re: Wer ist Maria?

Beitrag von AlTheKingBundy » Sa 11. Nov 2017, 06:14

Novalis hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Meist wird nur entgegnet: "Wo steht das in der Bibel?"

Ja, aber die Heilige Schrift und die Heilige Tradition bilden eine Einheit.

Eben nicht. Das wird oft zur Ausrede, wenn der gelebte Glaube nicht mehr mit dem übereinstimmt, was die Bibel vorgibt. Die Pharisäer haben ähnlich argumentiert, bis Jesus ihnen anhand der Schrift klar machen wollte, dass diese gelebte Tradition Unsinn bzw. unbiblisch ist. Natürlich hörten sie nicht auf ihn - auch das ist Tradition.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

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#68 Re: Wer ist Maria?

Beitrag von Helmuth » Sa 11. Nov 2017, 07:06

AlTheKingBundy hat geschrieben: Die Pharisäer haben ähnlich argumentiert, bis Jesus ihnen anhand der Schrift klar machen wollte, dass diese gelebte Tradition Unsinn bzw. unbiblisch ist. Natürlich hörten sie nicht auf ihn - auch das ist Tradition.
Sieh an, Al und ich stimmen überein. Darauf stoß ma an Bruderherz! Her mit an guat'n Pivo! Bild

Und wie sich das Judentum den Talmud gebastelt hatte, so tat es die RKK mit dem Katechismus. In beiden Fällen wurde dadurch das Wort Gottes durch ihre eigene Schrift ersetzt. Konzilentscheidungen stehen seither einfach über dem Wort. Das Ganze hat natürlich auch seine konsequenten Auswirkungen.

Man kann zurecht sagen, dass der Katholizismus des Mittelalters den Ruhm kaltherziger Pharisäer in den Schatten stellte. Diese hatten nur einen getötet, jene tausendfach Gläubige als Ketzer bzw. Häretiker bestalisch hingerichtet.

Wir leben heute zwar in einer modernen Zeit der sogenannten "Aufklärung" (was immer dieser stumpfe Ausdruck bedeutet), und man schlachtet Menschen nicht mehr bloß wegen ihrer anderen Gottesauffassung ab, aber die Dogmen sind hartnäckig geblieben.

Glücklicherweise hat man sich in der Reformation wenigstens des Mariendogmas entledigt. Andere sind zwar geblieben aber diese Art Götzendienst, wie auch der unselige Heiligen- und Totenkult, wurde weggetan.

Das allererste Gebot Gottes sagte unmisserständlich:
2Mo 20, 3 hat geschrieben: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Katholiken werden das bzgl. Maria nicht zugeben und verwässern es mit ihren theologischen Erklärungsversuchen, aber Maria genießt bei ihnen neben Jesus dieselbe Verehrung, bei manchen bigotten sogar eine noch höhere.

Schmeiß ihnen nur einmal so eine Götzenstatue der Maria mit dem putzigen Jeuskindlein im Arm in ihrer Kirche um, und sie werde dich dafür steinigen. Daran würde es sich dann offenbaren.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Rembremerding
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#69 Re: Wer ist Maria?

Beitrag von Rembremerding » Sa 11. Nov 2017, 08:10

Novalis hat geschrieben: Das ist eine wichtige Erkenntnis: bei Paulus gehören CHRISTOLOGIE und EKKLESIOLOGIE zusammen. Die Kirche ist für ihn der Leib Christi. Wir glauben nicht nur an Buchstaben, sondern an die lebendige Gegenwart des Geistes in diesem Leib, der wirklich atmet, denkt, fühlt, sieht, hört, geht, sich durch Zeit und Raum bewegt und dabei weiter entwickelt. Es ist ein lebendiger spiritueller Organismus. Wer ist autorisiert die Lehre Christi auszulegen, wenn nicht sein Leib? Wenn diese Kirche Maria einen sehr hohen Stellenwert zuspricht, dann gibt es einen tieferen Grund dafür.
Die Christologie in der Kirche hat allein das Potential Welt und Gesellschaft zu verändern, zu erhöhen. Indem aber inzwischen auch für viele Christen Gott in Jesus tot ist, ihm kein Wirken in der Welt mehr zugetraut wird, keine Wunder, keine Leitung durch das Leben, wird die Welt banal, der Mensch im Innern hohl und leer. Die trotzhafte Ablehnung der Marienverehrung ist dafür Indikator, denn wenn Jesus tot ist, dann muss es auch seine Mutter sein.

Für eine erneuerte Christologie habe ich dieses Plädoyer bereits an anderer Stelle verfasst:
Nach dem 2. Vatikanischen Konzil gewann das Programm des „aggiornamento“, des Heutigwerdens, an Bedeutung. Dabei geht es vor allen darum das Evangelium und damit Jesus Christus als relevant in jede Zeit zu übertragen. Doch die Gefahr für die Kirche ist inzwischen offensichtlich: vor lauter Offenheit gegenüber dem Zeitgeist droht sie ihre Eindeutigkeit zu verlieren und dort, wo sie eindeutig und klar redet, kommt sie in Gefahr an den Menschen und ihren Problemen vorbei zu agieren. Wenn sich die Kirche um Identität bemüht, droht sie ihre Relevanz zu verlieren, wenn sie sich um Relevanz bemüht, droht sie ihrer Identität verlustig zu werden.

Die Theologie der letzten Jahrzehnte hat an dieser drohenden Identitätskrise der Kirche, ja des Glaubens an sich, einen großen Anteil. Ihr fehlte manchmal die Besinnung auf den Ursprung des Christentums: Jesus Christus. Allzu oft verharrt etwa die Bibelwissenschaft ohne Jesus Christus und ohne Theologie in wissenschaftlicher Textkritik. Eine historisch-kritische Methode besonders seit Bultmann hatte immer weniger im Blick, dass die Hl. Schrift von Gläubigen für Gläubige verfasst wurde. Zudem verkannte sie, dass dieser Ursprung nicht nur durch die biblische Überlieferung zugänglich ist, sondern auch durch die kirchliche Überlieferung. Deshalb muss eine seriöse Bibelwissenschaft heute wieder durch eine kanonische Textkritik ergänzt werden. In ihr erhält der Glaube, die Theologie und letztlich die Christologie wieder ihre Bedeutung. Dabei kann die Kirche aus einem immensen Schatz an Traditionen schöpfen, die nicht Asche sind, sondern Feuer, weil der Glaube und das liebende Herz des Herrn Jesus Christus in ihnen brennt.

Natürlich verlangt auch Tradition eine Begegnung und eine Auseinandersetzung mit den Nöten und Fragen der jeweiligen Zeit, um sie fruchtbar weiter zu geben. In jeder Zeit wird aber das Bekenntnis zu Jesus Christus einerseits in einer geradezu ärgerlicher Weise konkret sein und andererseits auf eine unüberbietbare Weise universal. Das Bekenntnis zu Jesus Christus als wahrer Gott und wahrer Mensch lässt nur ihn als Mittler hin zu Gott zu, als einzigen Erlöser, gibt dem Christentum eine Bestimmtheit und Unterschiedenheit, schafft aber ebenso den Raum für eine universale Offenheit und einer weltweiten Verantwortung. Das Problem vom richtigen Maß des Heutigwerdens kann demnach nur in einer erneuerten Christologie gelöst werden. Dadurch erhält die Kirche ihre Universalität, ihre wortwörtliche Katholizität zurück, ohne dabei die Torheit und das Ärgernis des Kreuzes zu verleugnen und damit die eigentliche Provokation des Christentums aufzugeben.

Es ist ebenso ein gesellschaftliches Problem, wenn sich Glauben und Leben in der Kirche der Gegenwart immer mehr entzweien. Es war Hegel, der dieses Auseinanderklaffen als eine Gestalt der Entfremdung der gesamten Neuzeit erkennt. Ihr ausgeprägter Individualismus, eine Emanzipation des Subjekts, ließ die äußere Welt immer mehr nur zum bloßen Objekt werden, zum toten Material, mit dessen Hilfe die moderne Wissenschaft und Technik immer perfekter die menschliche Herrschaft über die Welt ausüben kann. Die äußere Wirklichkeit wurde somit entmythologisiert, entwahrheitet (siehe Gender) und entsakralisiert. Die Religion indes zog sich immer mehr in das Subjekt zurück, wo sie zu einer inhaltslosen und leeren Sehnsucht nach dem Unendlichen wird. Das Ergebnis im Objekt und Subjekt ist eine gähnende Leere, denn die äußere Welt wird flach und banal, die innere Welt des Subjekts hohl und leer. Von beiden Seiten her tut sich ein sinnloses Nichts auf, ein Nihilismus. So steht die Identitätskrise der Kirche vor dem Hintergrund der Sinnkrise der modernen Gesellschaft.

Gerade hier wird nun die Christologie über den engeren theologischen Zusammenhang hinaus relevant. Als Gott in Jesus Christus Mensch wurde, versöhnte er Gott und Welt. In Jesus Christus geschah die Einheit von Gott und Mensch. In ihm wurde der Unterschied zwischen Gottvater und dem Sohn sowie die Eigenständigkeit des Menschen nicht aufgehoben, sondern zur Geltung gebracht. Deshalb geschieht Versöhnung in Jesus Christus zugleich als Befreiung und Befreiung als Versöhnung. Dabei ist Gott nicht die Begrenzung, wie der moderne atheistische Humanismus es gerne annimmt, sondern die Bedingung und der Grund menschlicher Freiheit.

Diese Erfüllung der Sehnsucht des Subjekts nach dem Unendlichen und die Wiedererlangung einer lebendigen Sinnhaftigkeit für das Objekt, die äußere Welt, gelingt allerdings nur im Glauben. Jesus Christus schenkt die befreiende Versöhnung primär nur als Gabe Gottes, die Aufgabe des Menschen ist sekundär. Hier hat sich der Mensch also zwischen Schwert und Gnade (A. Camus), Verheißung oder Leistung zu entscheiden. Eine Theologie des Heutigwerdens muss eine Christologie verkünden, in der Identität und Relevanz, Sein und Bedeutung in einer einmaligen, eindeutigen und vollendeten Weise zur Deckung kommen. Damit kann diese Theologie sowohl der heutigen Gesellschaft als auch der Kirche zu deren Identitätsfindung verhelfen.

Servus :wave:
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#70 Re: Wer ist Maria?

Beitrag von Helmuth » Sa 11. Nov 2017, 08:18

Rembremerding hat geschrieben: Servus :wave:
Ja Servus :wave:

Rem mit Verlaub, hier geht's um das Mariendogma, das Ziska m.E. berechtigterweise ins Feld geführt hat.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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