Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Rund um Bibel und Glaube
Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#61 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Pluto » Mi 13. Jul 2016, 00:19

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wie willst du etwas bestätigen, was du es nicht messen kannst?
Darum geht es genau NICHT. Es geht darum, OB etwas authentisch zur Wahrheit ist oder nicht, und nicht, ob man es messen kann.
Schon. Aber woher willst DU das wissen?
Insbesondere, woher willst du wissen ob es überhaupt etwas gibt, was nicht messbar ist?
Ich halte das für eine sehr quixotische Ansicht.

closs hat geschrieben:Was Du meinst und wo Du recht hast:
Bei biologischen/physikalischen Dingen geht das: Man misst, dass der Heliumanteil in einem Gasgemisch 2,56% ist. - Bei geistigen Dingen geht es nicht, weil es keinen einvernehmlichen Maßstab gibt, was "Wahrheit" ist. - Man muss also erst einmal setzen, was Wahrheit ist - in der Hoffnung, dass diese Setzung authentisch ist zur wirklichen Wahrheit.
Mir scheint du redest von geistigen Dingen, als ob sie tatsächlich außerhalb der Welt deiner persönlichen Fantasie existieren würden. Das sind nur Annahmen; sie können niemals als Erkenntnisse bezeichnet werden.

closs hat geschrieben:Einvernehmen besteht bisher darin, dass zur Aufklärung gehört, dass man etwas aus eigenen Stücken und ohne äußeren Zwang unter Anwendung seiner geistigen Möglichkeiten denkt und vertritt. - Inhaltlich sagt das noch nicht viel aus.
Ich finde das mehr als genug Inhalt. Mehr gibt das Thema nicht her.

closs hat geschrieben:Ich behaupte, dass "Aufklärung" besteht, wenn der Mensch in wahrhaftem Interesse sein Verhältnis zu dem formuliert, was ihn geistig und körperlich umgibt. Dieses Formulieren kann intellektueller, aber auch emotionaler oder geistiger Natur sein.
Genau damit gehst du weiter als die "Polizei erlaubt". Aufklärung ist Befreiung des der Person und das "mündig werden" der Gedanken.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#62 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Mi 13. Jul 2016, 01:18

Pluto hat geschrieben:Schon. Aber woher willst DU das wissen?
Es gibt für Menschen kein Wissen außer innerhalb von Wahrnehmungs-Systemen. Was wir "Wissen" nennen, sind (im besten Falle) funktionierende Vereinbarungen ("Ich nenne dieses einen Stein und kann ihn nach unserem Wahrnehmungs-System SO beschreiben").

Pluto hat geschrieben:Mir scheint du redest von geistigen Dingen, als ob sie tatsächlich außerhalb der Welt deiner persönlichen Fantasie existieren würden.
Alles andere wäre Unsinn.

Pluto hat geschrieben:sie können niemals als Erkenntnisse bezeichnet werden.
Das hängt ab von der Definition von "Erkenntnis". - A sagt, es sei Erkenntnis, was der Mensch mit seinen Möglichkeiten messen kann, und nennt dies "Aufklärung". - B sagt, dies ist zu wenig, und nennt dies ebenfalls Aufklärung.

Richtig ist, dass wir vorwiegend in einer Zeit A leben - es kann aber leicht sein, dass sich eine Zeit B entwickelt, die A als unaufgeklärt bezeichnet und sich selbst als fortschrittlich versteht. - Genau so, wie es heute andersrum ist.

Pluto hat geschrieben:Ich finde das mehr als genug Inhalt. Mehr gibt das Thema nicht her.
Qualitativ klärt das in der Sache gar nichts - es ist eher eine psychologische Größe.

Pluto hat geschrieben: Aufklärung ist Befreiung des der Person und das "mündig werden" der Gedanken.
Stimmt - aber dieses Mündigwerden kann inhaltlich ganz anders verstanden werden. - Stelle Dir für einen Moment vor, dass es Zeiten geben könnte, aus der unser modern-aufgeklärtes Verständnis als unmündig verstanden wird.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#63 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von sven23 » Mi 13. Jul 2016, 06:19

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Eine berechtigte Frage.
Und was ist die Antwort?
Ich glaube, Deschner sagte das mal:

»Dass Glaube etwas ganz anderes sei als Aberglaube, ist unter allem Aberglauben der größte.«.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#64 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Janina » Mi 13. Jul 2016, 06:49

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Und das heißt, sie sind überhaupt die einzige Quelle von Erkenntnis - Wissensgewinn.
"Einzig" wäre mir zu weltanschauungs-affin - ansonsten stimme ich Dir der Spur nach zu.
Gut, ich beschränke mich auf "WIssensgewinn", um es vom "Glaubensgewinn" abzugrenzen.

2Lena hat geschrieben:Bienen suchen sich die für sie geeigneten Stellen nach geomagnetischen Kriterien.
Wohl eher nach meteorologischen. Und das Feld sollte vor allem Blüten beinhalten.

2Lena hat geschrieben:Ein Informationstanz der Bienen sagt noch weit mehr als Himmelsrichtung, Entfernung und Umfang der Beute. Sie informieren auch über Pollen, Harze, Blätter.
Aha, und wem? Weißt du mehr als was Biologen herausgefunden haben?

2Lena hat geschrieben:"Strunzdumm" sind eher die Menschen... Eine Biene hätte nichts davon, wenn sie das Einmaleins kann.
Ich habe das Wort definiert, es bedeutet: Nicht lernen. Bienen spulen ein Programm ab und ändern es nicht.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wie willst du etwas bestätigen, was du es nicht messen kannst?
Darum geht es genau NICHT. Es geht darum, OB etwas authentisch zur Wahrheit ist oder nicht, und nicht, ob man es messen kann.
Dabei ist es gerade die Quantenmechanik, die solchen Größen, die man nicht messen kann, sogar die innere Existent abspricht. Aber ich denke, dagegen protestiert niemand, weil es niemand versteht.

2Lena
Beiträge: 4723
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 09:46

#65 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von 2Lena » Mi 13. Jul 2016, 09:43

Janina hat geschrieben:... das Feld sollte vor allem Blüten beinhalten.
Aber Janina, wo bleibt dein praktischer Sinn?
Du denkst: Bienen brauchen Honig, also suchen sie Blumen. Doch sie können nicht wissen, was die Landwirte in der Gegend anpflanzen. Sie suchen auch Pollen von Gräsern und Bäumen. Das ist ihr "Brot". Gemischt mit Nektar wird Honig draus. Sie erstellen auch keinen Masterplan für Massenertrag. An diese Fronarbeit und Vergewaltigung denkt nur ein Imker, der mit seinen Völkern von Tracht zu Tracht zieht, die eintönige Monokultur für sie benutzt - und auch so seine Immen vor dem Verhungern rettet.

Werden Bienen auf sich allein gestellt, so suchen sie (neben Möglichkeiten zum Wabenbau) vor allem jene Kraftorte auf. D.h. bei zwei gleichen Möglichkeiten an Waben nehmen sie immer letzteren. Weißt du denn nicht, dass bestimmte Mineralien, bestimmte Pflanzen, manche "Gefühle" eben an solchen "Kraftorten" auftauchen? Ich weiß ... physikalisch ist da nichts ersichtlich. Magnetisches Eisen unterscheidet sich optisch auch nicht von anderem.
Liebe "sieht" man ebensowenig, man spürt sie nur.

Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#66 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Janina » Mi 13. Jul 2016, 10:29

2Lena hat geschrieben:Werden Bienen auf sich allein gestellt, so suchen sie ... vor allem jene Kraftorte auf.
??? Ein Fitness Center? :shock:

2Lena
Beiträge: 4723
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 09:46

#67 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von 2Lena » Mi 13. Jul 2016, 10:42

Fit halten sich die Bienen ...
Aber sie "fühlen" Kraft.
Ein Fitnessraum "strahlt" so alles aus, zwischen Freude am Leben, Müdigkeit, Stress und Erschöpfung.
Ein "Kraftort" hingegen bringt sowas wie Energie der Erde.
Das hängt mit den Linien zusammen, eine Art "Gitternetz" oder vergleichbar menschlichen Adern oder Leitbahnen der Pflanzen. Weil man die Zusammenhänge vom Kosmos und Erde nur bloß materiell sah, wurde nie danach geforscht.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#68 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Mi 13. Jul 2016, 11:04

sven23 hat geschrieben:»Dass Glaube etwas ganz anderes sei als Aberglaube, ist unter allem Aberglauben der größte.«.
Also qualitativ derselbe - dann sollte man auch dasselbe Wort benutzen.

Janina hat geschrieben:Gut, ich beschränke mich auf "WIssensgewinn", um es vom "Glaubensgewinn" abzugrenzen.
Aber was ist "Wissen"? Ist es aus Deiner Sicht mehr als die ERgebnis-Benennung eines methodischen Systems?

Janina hat geschrieben:Dabei ist es gerade die Quantenmechanik, die solchen Größen, die man nicht messen kann, sogar die innere Existent abspricht. Aber ich denke, dagegen protestiert niemand, weil es niemand versteht.
Das wäre in der Tat ein großes Thema, zu dem es meiner Ansicht nach sehr wohl Antworten gibt. - Aber ich glaube nicht, dass man daraus einen Thread machen kann, bevor nicht theoretisch geklärt ist, wie man "(Wahrnehmungs-) Wissen = Subjekt" und "Sein, Realität = Objekt" kategorial unterscheidet. - Wie ich meine, ist diese Frage seit Platon eigentlich geklärt, aber heute weltanschauungs-bedingt vergessen.

Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#69 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Janina » Mi 13. Jul 2016, 11:39

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Dabei ist es gerade die Quantenmechanik, die solchen Größen, die man nicht messen kann, sogar die innere Existent abspricht. Aber ich denke, dagegen protestiert niemand, weil es niemand versteht.
Das wäre in der Tat ein großes Thema, zu dem es meiner Ansicht nach sehr wohl Antworten gibt.
Ja, die Antwort lautet:
Shut up and calculate.
Halt die Klappe und rechne.

Die Rechnung ist richtig, die Vorstellung führt immer zu Quatsch.

closs hat geschrieben:bevor nicht theoretisch geklärt ist, wie man "(Wahrnehmungs-) Wissen = Subjekt" und "Sein, Realität = Objekt" kategorial unterscheidet.
Es ist noch viel schlimmer. Es gibt Parameter, die man messen kann. Die haben eine reelle Zahl.
Und es gibt Werte, die man nur berechnen, aber nicht messen kann, die haben eine komplexwertige Zahl.
DIESE Werte sind für die Rechnung unerlässlich, aber - und jetzt kommt der Hammer - es gibt sie in der Welt gar nicht.
Nochmal: Es gibt sie nicht, wir müssen aber trotzdem mit ihnen rechnen.
Wenn das nicht mal transzendent ist... :o

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#70 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von SilverBullet » Mi 13. Jul 2016, 11:41

closs hat geschrieben:Aber was ist "Wissen"?
„Wissen“ sehe ich als „Qualitätseinordnung von Bedeutungszusammenhängen“.

Es handelt sich also nicht um ein existierendes Objekt, sondern um eine Art „Strategie im Umgang mit bestimmten Bedeutungszusammenhängen“.

(Emotional gesehen: „Wissen wirkt beruhigend“)

Bei „Wissen“ steht ein Korrektheitszusammenhang zur Verfügung (zumindest eine Begründung, warum ein „Für-Korrekt-Halten“ gerechtfertigt ist).
Je mehr ein Zusammenhang als „wahrnehmungsunabhängig“ (also, als „wirklich“) eingeschätzt wird und sich dementsprechend bewährt hat, desto grösser/intensiver ist das „Für-Korrekt-Halten“.

Es könnte gut sein, dass es bei Menschen eine Art „individuelle Schwelle“ gibt, ab der ein Zusammenhang als „Wissen“ akzeptiert wird. Dabei kann durchaus Erfahrung eine grosse Rolle spielen.
Auf der anderen Seite gibt es bestimmt auch eine Grenze, ab der es nicht mehr möglich ist. einen Sachverhalt anzuzweifeln (unabhängig davon, ob die Korrektheit tatsächlich vorliegt).

„Wissen“ hat mehrere Verhaltensauswirkungen zur Folge:
1. Bedeutungszusammenhänge, die als Wissen angesehen werden, werden als Überblick verwendet, d.h. es werden nicht jedes Mal die Details „neu“ ermittelt und bestätigt (-> Vertrauen).
2. „Wissen“ bildet ein „Bedeutungsfundament“ auf dem man aufbaut und in das man nur noch wenig „Denkaktivität“ investiert.
3. „Wissen“ vererbt (in gewissem Umfang) das „Für-Korrekt-Halten“. Wenn mehrere Möglichkeiten vorliegen, wird man automatisch diejenigen zuerst näher untersuchen, die auf „vorhandenem Wissen“ aufbauen.

Antworten