Halman hat geschrieben:Das Hohelied der Liebe scheint mir der passende Bibeltext zu sein.
Nein, so passend scheint der Text nicht zu sein.
Trotzdem ist diese Situation interessant:
1.
Ich werde gefragt, was die „Liebe“ sein soll und ich gebe eine Antwort aus der deutlich wird, dass es sich um einen physikalisch (weltlichen) Zusammenhang aus dem aktiven Gehirn handelt (kurz: neuronale Bewusstseinsberechnung).
Dadurch kann ich meiner Meinung nach gut einschätzen, worum es geht:
Es ist ein Vorgang, ein Prozess, es ist „normal“ und es funktioniert nach Regeln, die im Gehirn verankert sind.
Wie ich aufgezeigt habe, ist der Vorgang extrem kompliziert, aber ich gehe davon aus, dass man Methoden entwickeln wird, um Schritt für Schritt eine Analyse aufzubauen.
Begriffe wie „Übernatürlich“, „Metaphysik“, „Gott“, „Wesen“, „Kraft“ sind nicht notwendig, nicht sinnvoll.
2.
Die Bibel liefert einen Text, der als das „Hohelied der Liebe“ (vermutlich der beste Text zu diesem Thema) bezeichnet wird und präsentiert die Liebe als eine poetische Person (?) mit Charakterzügen, die anscheinend vieles nicht macht, hoch geschätzt zu sein scheint und positiv auf Wahrheit reagiert (?). Liebe soll auch dann noch vorhanden sein, wenn alles andere vergangen ist (vermutlich kommt daher die Idee „Gott ist die Liebe“).
Am Ende stellt sich für mich wiederum die Anfangsfrage: „und was soll jetzt Liebe sein?“
Aus meiner Sicht wird schemenhaft ein universelles Ewigkeits-Konzept angedeutet, das in meiner Welt, ja in mir vorhanden sein soll.
„Was“ soll das sein und „wie“ soll das gehen?
Begriffe wie „Übernatürlich“, „Metaphysik“, „Gott“, „Wesen“, „Kraft“ könnten durchaus als Reaktion auftauchen.
(ich finde das Gehirn gerade sehr sympathisch)
Halman hat geschrieben:Der Pslamist Asaph war offenbar ganz und gar nicht gelassen, sonder vielleicht sogar aufgewühlt.
Das alte Israel war in einer ähnlichen Lage wie heute: Umgeben von Feinden, die eine ernste Bedrohung für die kleine Nation waren. Gut möglich, dass der Pslamist um sein Leben und das Wohl seiner Familie fürchtete.
Gab es Asaph?
In einer ersten Reaktion habe ich den Sprecher als „feindseligen Führer“ bezeichnet – es hat so auf mich gewirkt. Ich wurde darauf hingewiesen, dass es ein „demütiger Diener Gottes“ sei.
Eine kleine Recherche hat ergeben, dass er (vermutlich laut Bibel) ein elitärer Religionsanführer gewesen sein soll, der wohl seine herausragende Stellung auch an seine „Söhne“ (Nachkommen?) weitergeben konnte – es hat also irgendwie geklappt mit dem „Gott-Lass-Meine-Feinde-In-Schande-Zugrunde-Gehen“.
Es wirkt auf mich komisch:
In Zeiten höchster Gefahr entwirft man Psalme, lernt sie auswendig, sagt sie auf, spielt sie vor, verbreitet sie mündlich und schreibt sie schliesslich auf.
(irgendwie hatten die damals bei Gefahr, totaler Verzweiflung und knochenschlatternder Sorge um die Familie, sehr viel Zeit, Ruhe und Muse)
Ich assoziiere bzw. erinnere mich gerade an einen Pharao, der auf dem Schlachtfeld samt Soldaten davonrannte, um sich bei der Ankunft, als Sieger feiern zu lassen.
(Die Live-Berichterstattung steckte erst in den Kinderschuhen)
Vermittelt die Bibel ab und zu Bilder, deren Kontext sehr frei erfunden ist?
Halman hat geschrieben:Vielleicht kannst Du damit mehr anfangen.
Ich denke, es wäre falsch von mir, wenn ich annehmen würde, dass dort die Antwort auf meine „was-soll-Gott-sein“-Frage stehen könnte.
Wir haben, zusammen mit den Theologen, im Grunde bereits festgestellt, dass das religiöse Umfeld keine Antwort auf meine Frage geben kann.
Halman hat geschrieben:Viele machen den Fehler (so meine Meinung), die Bibel wortwörtlich wie Gottes direktes Wort zu lesen. Ein Freund von mir umschrieb die Bibel als "Gottes Wort in Menschen Schrift", was bedeutet, dass die menschliche Komponente sich natürlich in der Bibel niederschlug (altertümlicher Kulturkreis, antike soziokultureller Hintergrund, historischer Kontext).
Das vermittelt mir ein wenig das Bild, das man bekommt, wenn man durch „amorph gewelltes Milchglas“ schaut. Man sieht zwar, dass da etwas ist, aber man muss sich die verzerrten Tupfer selbst zu einer Vorstellung zusammensetzen.
Heraus kommt dabei genau das, was man fantasievoll reinsteckt.
D.h. vor diesem Hintergrund würde die Bibel gar kein Bild vermitteln, denn es ist im Grunde ja nur der eigene Entwurf der Leser.
Die Bezeichnung „Gottes Wort in Menschenschrift“ ist lediglich wieder die unvollständige Handlungsvermutung vom Anfang.
Man könnte hinter sämtlichen Lebenssituationen die „Lenkung eines Etwas“ vermuten und würde doch nie auch nur die geringste Ahnung haben, was „es“ sein soll.