Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Da Beide nur Näherungsversuche sind, sind beide nicht wahr.
Ist das die Wahrheit? Wenn ja, dann hätten wir ja eine "wahre Aussage" bzw. zumindest eine, die Du für "wahr" hälst.
Genau das ist das Problem der Relativität aller "Wahrheiten". Ich betrachte meine Aussage als wahr, und du die Deine.
Dies sind
Meinungen darüber, was als "wahr" angesehen wird. Reden wir nun darüber, was man richtigerweise bzw. irrigerweise als
Wahrheit bezeichnet (konkreter Sachbezug), oder reden wir über den Wahrheitsbegriff selbst (Metaebene).
Pluto hat geschrieben:So ist es auch mit Paulus wenn er die "Wahrheit" verkündet, ist sie relativ zu ihm wahr, aber nicht unbedingt in Bezug auf andere. Doch Paulus macht noch einen weiteren Fehler, in dem er einen Menschen (JC) als Wahrheit verkündet. Aber ein Mensch kann niemals die Wahrheit sein.
Paulus geht von der Prämisse aus, dass die Prophezeiungen im Tanach von Gottes Geist inspiriert und somit wahr sind. Aufgrund seiner Christophanie auf seiner Reise nach Damaskus und der Korrelation dieser Glaubenserfahrung mit der Verkündung der Apostel Jesu, gelangte er zu der festen Überzeugung , dass sich in/durch Jesus die Weissagungen erfüllen und er der Christus (Messias) und Sohn Gottes ist. Damit glaubte er, dass Jesus die wahre Erfüllung dessen ist, was im Judentum verkündet wurde und in diesem metaphorischen Sinne galt Jesus als die
Wahrheit.
Jesus sagte auch, dass er der "Weg" und das "Leben" sei. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass von nun an der Begriff "Weg" nicht mehr alle möglichen Wege, wie bspw. den Ochsenweg, meinen würde, als wenn dieses Wort fortan nur noch für Jesus zu verwenden sei. Ich kenne auch niemanden, der auf so eine Absurde Idee kommen würde.
Paulus selbst gebraucht das Wort Wahrheit ja auch in Bezug auf das Evangelium, was die Gute Botschaft über Jesus meint und nicht Jesus als Person selbst.
Ebenso absurd ist es, zu unterstellen, der Wahrheitsbegriff würde von Paulus korrumpiert werden. Er wendet ihn lediglich in einer speziellen Weise an, um damit eine theologische Aussage zu tätigen.
Auch die Aussage, dass Jesus das "Leben" sein, meint natürlich nicht, dass nun nicht mehr biologisches Leben damit gemeint sei, sondern von nun auschießlich dieses Wort für Jesus gebraucht werden müsse. Darum geht es überhaupt nicht. Es geht darum, dass nach christlichen Glauben von Gott durch Jesus Menschen ewiges Leben erhalten können. In diesem metaphorischen Sinne ist er das Leben.
Theologische Begriffe, wie "Testament" usw. müsste man eigentlich in Anführungszeichen setzen, da hier die Worte nicht auf die profane Weise gebraucht werden.
Auch sagte Jesus, dass er
in seinen Jüngern sei. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass er sich wie ein Fötus in ihnen befinden würde. Von einem Inder, der den Hinduismus im Sinne Gandhis deutet könnte man auch metaphorisch sagen, dass Gandhi in ihm sei.
Jesus ist im metaphorischen Sinne der
Weg, die
Wahrheit und das
Leben. Metaphorik ist eine andere Dimension der Ausdrucksform, es handelt sich keineswegs um einen Fehlgebraucht von Begriffen.
Mich wundert, dass wir diese Diskussion überhaupt führen müssen. Ich bin hier der unterdurchschnittlich Gebildete. Wer hat hier lediglich Mittlere Reife? Du bist Akademiker und viele andere hier auch. Und wenn nicht, dann haben sie bestimmt ein Gymnasium besucht. Warum muss ich hier eigentlich Deutschunterricht erteilen? Dazu hätte ich gerne mal eine Stellungnahme.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Da es offenkundig Zweifel an der 2. Aussage gibt, kann sie demzufolge gar keine Wahrheit sein.
Dies gilt nur, wenn die Zweifel berechtigt sind.
Sind denn alle Zweifel über Christus ausgeräumt?
Bei uns? Nein. Bei mir? Nein, nicht alle.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Ich trete in diesem hypothetischen Fall für eine aggressive Revolution ein, für den Kampf, weil ich dies für den wahren Weg zum Erfolg halte.
Du ziehst aber den gewaltlosen Weg vor. Nun überzeugst Du mich davon und wir bilden eine Bewegung, in der davon die Rede ist, das Plutos Weg die Wahrheit ist. Vielleicht währest Du mit dieser Rhetorik unglücklich. Doch offenkundig soll damit der Wahrheitsbegriff nicht neu im Sinne der Begriffsanalyse defininiert werden. Hier ist von dem die Rede, was ich (unglücklich ausgedrückt) als "spezielle Wahrheit" bezeichnete. Damit meine ich etwas, sei es eine Idee oder Lehre, die man für wahr hält, aber nicht der Inbegriff der Wahrheit im abstrakt-umfassendem Sinne der Begriffsanalyse sein soll.
Siehst du denn nicht, wie hier die Wahrheit wieder relativiert wird?
Es geht um einen metaphorischen Gebraucht des Wahrheitsbegriffes. Der Begriff Metaphorik fiel mehr gestern leider nicht ein, entschuldige bitte.
Versteht Du denn, was ich meine, wenn ich von der
Wahrheit als abstrakten Begriff spreche? Weist Du denn, worauf ich mit dem philosophischen Ausdruck
Begriffsanalyse hinaus will? (Habe ich aus einem Fachbuch für Philosophie). Es geht um eine allgemeine Definition, was das Wort
Wahrheit bedeutet (Metaebene). Von einem philosophisch gebildeten Atheisten im SciFi-Forum bekam ich die Kurzdefinition, dass Wahrheit Aussagen meint, die mit der Wirklichkeit übereinstimmen und diese Erklärung überzeugte mich. Wo wir nicht wissen, ob dies der Fall ist, ist die Wahrheit unbestimmbar bzw. in günstigen Fällen nur in Näherung benennbar.
Du scheinst mir aber nicht auf der Metaebene, sondern konkret über Sachverhalte zu sprechen und urteils, dass man die "Behauptungen" nicht als Wahrheit bezeichnen dürfe. Dies mag sein, allerdings bedeutet dies, dass Du eine Idee, eine Meinung, ein Wissen, darüber hast, wie der Wahrheitsbegriff zu verwenden ist. Damit ist doch gemeint, ob es zutreffend, korrekt und wirklichkeitsgemäß ist. Freilich kann man unterschiedlicher Meinung darüber sein, was man für zutreffend bzw. korrekt hält, aber dies setzt voraus, dass man sich darüber einig ist, was man unter den Worten "zutreffend" und "korrekt" versteht. Besteht diesbezügliche Konsens, kann man darüber streiten, was denn korrekt sei, oder anders gesagt, was denn wahr sei. Hier kommt es auf die Argumentation an.
Pluto hat geschrieben:Mein Punkt ist, Wahrheit kann niemals absolut sein. Deshalb ist sie undefinierbar. Paulus macht den Fehler, die Wahrheit als Offenbarung eines Evangeliums hinzustellen. Das wird der Wahrheitssuche ebenfalls nicht gerecht.
Die Konklusionen hängen von den Prämissen ab. Paulus hatte andere Prämissen als Du und gelangte folgich zu anderen Konklusionen, die er für wahr hielt.