Was ist Mut?

Rund um Bibel und Glaube
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Naqual
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#51 Re: Was ist Mut?

Beitrag von Naqual » Fr 17. Jan 2014, 19:23

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Na und? Das ist ja auch so. Für das Nachgeben in egoistische Triebe kann man auch heute noch in den Bau gehen.
Aha - also kann man auch widerstehen, wenn man nachgeben kann. - Wat nu?

Was ist jetzt "Wille" (wir sind übrigens im falschen Thread)? - Die Bezeichnung für eine Reiz-Umsetzung in Handlung? - Oder eine Gegenkraft zur Reiz-Umsetzung in Handlung? - Oder beides?

Vorschlag: Wille ist die Kraft und Intensität mit der man ein Ziel (Entscheidung) verfolgt. Das Verb "Wollen" meint also einen Krafteinsatz.
Mut wäre dann wenn man für ein Ziel bereit ist unangenehme Folgen zu tragen, alleine die Assoziation letzerer schwächt ja den Willen bzw. setzt mehr Kraft und Intensität voraus um ein Ziel umzusetzen.
Den Willen kann man trainieren wie einen Muskeln. In dem man seine Vorsätze einhält, wird er stärker.

Wille wird im Deutschen für ganz unterschiedliche Sachverhalte hergenommen. Das ist ein zusätzliches Problem für das Verständnis. Der Wille in "sein letzter Wille" ist eigentlich der Inhalt einer Entscheidung. Der Wille in "kein Problem, Du musst es nur wirklich wollen" meint es hier in oben geschilderten Sinn. Hier wird auf die Tätigkeit selbst abgestellt.

JackSparrow
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#52 Re: Was ist Mut?

Beitrag von JackSparrow » Fr 17. Jan 2014, 23:09

closs hat geschrieben:Mich interessiert, wie man mit Deiner Definition von "Wille" die Bibel verstehen könnte
Die Bibel kennt keinen "freien Willen". Das muss eine Erfindung des Teufels sein.

Das Herz des Menschen plant seinen Weg, aber der HERR lenkt seinen Schritt.


Ist nicht Martin Luther der Prototyp eines frommen bibeltreuen Christen?
Wenn wir glauben, es sei wahr, daß Gott alles vorherweiß und vorherordnet, dann kann er in seinem Vorherwissen und in seiner Vorherbestimmung weder getäuscht noch gehindert werden, dann kann auch nichts geschehen, wenn er es nicht selbst will. Das ist die Vernunft selbst gezwungen zuzugeben, die zugleich selbst bezeugt, daß es einen freien Willen weder im Menschen noch im Engel, noch in sonst einer Kreatur geben kann.

closs
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#53 Re: Was ist Mut?

Beitrag von closs » Fr 17. Jan 2014, 23:45

Naqual hat geschrieben:Wille ist die Kraft und Intensität mit der man ein Ziel (Entscheidung) verfolgt.
Das käme der mechanistischen Definition von Pluto gleich - damit kann man einverstanden sein, wenn man es beim Mechanistischen belässt - also keine geistigen Schlussfolgerungen daraus zieht, oder (menschlichen) "Willen" gar zu entscheidenden Größe innerhalb der Heilsgeschichte macht.

Naqual hat geschrieben:Mut wäre dann wenn man für ein Ziel bereit ist unangenehme Folgen zu tragen
Ja - dass man keine Angst vor den Folgen seiner Erkenntnis hat, die man per "Wille" und "Entscheidung" öffentlich erkennbar macht.

JackSparrow hat geschrieben:Die Bibel kennt keinen "freien Willen". Das muss eine Erfindung des Teufels sein.
So deutlich hätte ich es nicht gesagt - letztlich stimme ich Dir zu. Denn: Hiermit wird das Ego zum Maßstab der Heilsgeschichte gemacht.

JackSparrow hat geschrieben:Das Herz des Menschen plant seinen Weg, aber der HERR lenkt seinen Schritt.
So ist es - eigene Gestaltungskraft wird aufgehoben in göttliche Fügung.

Pluto
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#54 Re: Was ist Mut?

Beitrag von Pluto » Sa 18. Jan 2014, 00:01

closs hat geschrieben: So ist es - eigene Gestaltungskraft wird aufgehoben in göttliche Fügung.
Schön, dass du auch drauf kommst, dass Gott von Anfang an, dem Menschen keinen freien Willen lässt.
Mir fällt auf, wenn der Mensch der Fügung Gottes folgen soll, dass sich damit die biblische Definition von Willen erübrigt. :)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Salome23
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#55 Re: Was ist Mut?

Beitrag von Salome23 » Sa 18. Jan 2014, 00:32

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben: So ist es - eigene Gestaltungskraft wird aufgehoben in göttliche Fügung.
Schön, dass du auch drauf kommst, dass Gott von Anfang an, dem Menschen keinen freien Willen lässt.
Mir fällt auf, wenn der Mensch der Fügung Gottes folgen soll, dass sich damit die biblische Definition von Willen erübrigt. :)
Der legt ja immer nur vor:
Wähle... zwischen Segen oder Fluch
Wähle... zwischen Leben oder Tod
Wer nicht für mich ist (ICH bin der HERR) ist gegen mich=Feind

Sprüche 16
Alles hat der HERR zu seinem Zweck gemacht, so auch den Gottlosen für den Tag des Unglücks

closs
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#56 Re: Was ist Mut?

Beitrag von closs » Sa 18. Jan 2014, 09:35

Pluto hat geschrieben:Schön, dass du auch drauf kommst, dass Gott von Anfang an, dem Menschen keinen freien Willen lässt.
Nach DEINER Definition eigentlich schon: Rein mechanistisch hat der Mensch irgendein Bedürfnis, dem er ungehindert nachgehen kann. - Gott fällt dem Menschen nicht in den Arm.

In MEINER Definition hat der Mensch KEINEN freien Willen, weil ich Wille von vorausgehender Erkenntnis abhängig mache - welche von Gott begnadet ist oder nicht.

In unserer beider Definition spielt "Wille" keine große Rolle, weil er
a) bei Dir mechanistischer Natur ("Amöbe") ist, also unverknüpft mit geistigen Fragen und Fragen nach dem Bewusstsein ist, und
b) bei mir, weil er keine Eigengröße ist, sondern Folge bzw. Ausdrucksform von Erkenntnis ist.

Insofern sind das ja schon mal Ergebnisse.

Pluto hat geschrieben:Mir fällt auf, wenn der Mensch der Fügung Gottes folgen soll, dass sich damit die biblische Definition von Willen erübrigt.
Der Mensch "soll" sich nicht der Fügung folgen, sondern Fügung ist, was passiert.

Weiterhin: Es gibt keine biblische Definition von "Wille", sondern nur exegetische Definitionen von "Wille".

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#57 Re: Was ist Mut?

Beitrag von closs » Sa 18. Jan 2014, 09:46

Salome23 hat geschrieben:Der legt ja immer nur vor: Wähle... zwischen Segen oder Fluch
So wie Eltern dem Kind sagen: "Wähle ein Leben mit oder ohne Heroin" - will heißen:

Hier spricht das Wissen, wohin welcher Weg führt - in der Hoffnung, dass das Kind den richtigen Weg geht. - In diesem Zusammenhang heißt es in der urtext-nahen Übersetzung, Gott "heische" um den Menschen.

Das "Wer gegen mich ist, ist mein Feind" wird üblicher- und typischerweise wieder mal gerne militaristisch oder narzisstisch verstanden (als ob Gott eine beleidigte Tomate sein könnte) - auch das ist irreführend - denn: WENN man schon die Bibel wörtlich liest, sollte man es auch WIRKLICH tun - das heisst: Ohne eigene Bewertung, sondern ausschließlich das Phänomen - konkret:

Salome23 hat geschrieben:Sprüche 16 "Alles hat der HERR zu seinem Zweck gemacht, so auch den Gottlosen für den Tag des Unglücks"
Bei Buber heisst es: "Alles Ding wirkt ER für dessen Antwortgeben, so auch den Frevler, für den Tag, da es bös wird".

Was der Spruch bei Buber genau heißen soll, müsste man mal nachdenken - jedenfalls ist er nicht militaristisch im Sinne von: "Gott schafft Gottlose, um Futter für den Showdown zu haben" - aber so klingt es halt (in den üblichen Übersetzungen) und so hallt es in den Köpfen derer, die es linientreu lesen.

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Naqual
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#58 Re: Was ist Mut?

Beitrag von Naqual » Sa 18. Jan 2014, 10:48

closs hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Wille ist die Kraft und Intensität mit der man ein Ziel (Entscheidung) verfolgt.
Das käme der mechanistischen Definition von Pluto gleich - damit kann man einverstanden sein, wenn man es beim Mechanistischen belässt - also keine geistigen Schlussfolgerungen daraus zieht, oder (menschlichen) "Willen" gar zu entscheidenden Größe innerhalb der Heilsgeschichte macht.
Aus meiner Sicht packst Du mir etwas rein, was nicht mein Inhalt war. ;)
Wenn Du z.B. auf den Unterschied von menschlichen Willen auf göttlichen Willen abzielst, geht es um Inhalte, Ziele, Absichten. Bei mir ist der Begriff Wille diesbezüglich neutral, die reine "Tätigkeit" als solche ist gemeint. Bezüglich der Inhalte, Ziele und Absichten braucht man entsprechend keine Schlussfolgerungen ziehen aus der bloßen Verwendung des Begriffs Wille. Gleichwohl ist auch der so verstandene Wille heilsgeschichtlich relevant. Denn es ist die mangelnde Kraft Erkanntes umzusetzen, die uns von Gott tendenziell trennt. Gute Absichten hat jeder mehr oder weniger. Aber in dem Moment, wo es ans eigene "Eingemachte" geht, oder um Unangenehmes, das uns treffen könnte, sind auch die besten Absichten schnell futsch.

JackSparrow hat geschrieben:Die Bibel kennt keinen "freien Willen". Das muss eine Erfindung des Teufels sein.
So deutlich hätte ich es nicht gesagt - letztlich stimme ich Dir zu. Denn: Hiermit wird das Ego zum Maßstab der Heilsgeschichte gemacht.
Ich könnte es auch fast gegenteilig formulieren: das Zusammenwirken der Egos zu einem sinnvollen Ganzen ist die Substanz der Heilsgeschichte.

Lena
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#59 Re: Was ist Mut?

Beitrag von Lena » Sa 18. Jan 2014, 12:00

Salome23 hat geschrieben: Sprüche 16
Alles hat der HERR zu seinem Zweck gemacht, so auch den Gottlosen für den Tag des Unglücks

Alles hat der Herr zu einem bestimmten Zweck geschaffen, sogar den Gottlosen für den Tag des Gerichts.
Spr. 16,4


Gott hat keine Gottlosen Menschen erschaffen. Aber alles dient schlussendlich der Verherrlichung Gottes und hat einen Sinn, einen Zweck. Am Ende steht Er vor dem ganzen Universum gerechtfertigt da. Als die Liebe und die Wahrheit und als all das war Gott Ist. In der Bestrafung des Gottlosen, des Menschen der keine Vergebung für seine Sünden empfangen hat, zeigt sich Gott als der Gerechte Richter.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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#60 Re: Was ist Mut?

Beitrag von Salome23 » Sa 18. Jan 2014, 12:37

closs hat geschrieben: Das "Wer gegen mich ist, ist mein Feind" wird üblicher- und typischerweise... wieder mal gerne militaristisch oder narzisstisch verstanden (als ob Gott eine beleidigte Tomate sein könnte)
Üblicherweise ?
Und typisch für wen?
Nein, Gott wird hier keineswegs als beleidigte Tomate angesehn-sondern es wird nur seine Reaktion(Handeln) auf ein bestimmtes Verhalten(Bsp.: der Ägypter )herangezogen
Ursache -Wirkung
Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel..
Sieh mal , wer immer der Feind Gottes ist...
Sogar sein eigenes auserwähltes Volk wird zum Feind(wenn es sich abwendet) und vernichtet, wenn es seine Gebote nicht befolgt..
Das ist nicht subjektive Beurteilung-sondern aus dem Buch ersichtlich...

WENN man schon die Bibel wörtlich liest, sollte man es auch WIRKLICH tun - das heisst: Ohne eigene Bewertung, sondern ausschließlich das Phänomen - konkret:
Ach clösschen-was machst denn du selber? :mrgreen:

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