Samantha hat geschrieben:Halman hat geschrieben:
Während des Ersten Weltkriegs waren die Bibelforscher noch eine sehr kleine christliche Gruppe, die sich noch in einer relativ frühen Phaser ihrer Entwicklung befand. Sie selbst schildern ihr Verhalten im Krieg folgendermaßen:
Zitat aus "Jehovas Zeugen - Verkündiger des Königreiches Gottes" (Seiten 191-192):
Die Umstände, in die einzelne Bibelforscher während der Kriegsjahre gerieten, waren unterschiedlich. Auch war ihr Verhalten in den verschiedenen Situationen uneinheitlich. Da sie sich gegenüber den weltlichen Herrschern zum Gehorsam verpflichtet fühlten - auf die sie als "Gewalten, welche sind", Bezug nahmen -, gingen manche mit Gewehren und Bajonetten in die Schützengräben an die Front. Doch mit der Bibelstelle im Sinn: "Du sollst nicht töten", schossen sie in die Luft oder versuchten einfach, Gegnern die Waffen aus der Hand zu schlagen.
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Es waren nicht nur wenige, sondern die "Bibelforscher" wurden durch den Wachturm dazu angehalten, in den Krieg zu ziehen. Ich glaube nicht, dass sie nur in die Luft schossen etc. Dann wären
sie "erschossen" worden. Genauso gut hätten sie den Kriegsdienst auch verweigern können.
Hallo Samantha,
was du glaubst, ist in diesem Fall vollkommen irrelevant.
Die Bibelforscher wurden eben nicht dazu angehalten auf andere zu schießen.
Schau hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsdien ... en_Jehovas
Gelingt es in diesem Falle nicht, sich zu den Sanitätstruppen versetzen zu lassen, indem man seine Grundsätze dem zuständigen Beamten kurz mitteilt,
so bleibe man in der Linie, aber erinnere sich, daß dem Befehl, einen Nebenmenschen niederzuschießen, Gehorsam nicht geschuldet ist
Übersetzt heißt das: Du bist nicht verpflichtet den Befehl, einen anderen zu schießen, auszuführen.
Damals verstand amn Römer 13:1 „Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan.“ so,
dass mit den hier erwähnten „obrigkeitlichen Gewalten“ die weltliche Obrigkeit sei. Also die Regierungen.
Man verstand diesen Bibeltext so, dass ein Christ, der in Kriegszeiten eingezogen werde, verpflichtet sei, eine Uniform anzuziehen, ein Gewehr zu nehmen
und an der Front in den Schützengraben zu gehen.
Man dachte, wenn es zum Schlimmsten komme, sei ein Christ verpflichtet, in die Luft zu feuern, da er keinen Mitmenschen töten dürfe.
Später erkannte man, dass diese Unterordnung nur relativ ist.
Denn in erster Linie sind Nachfolger Jesu Untertanen Gottes.
Paulus und die anderen Apostel sagte in Apostelgeschichte 5:29:
„Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen.“
Das heißt, wenn eine Regierung etwas anordnete, was im Gegensatz zu Gottes Geboten und vorstellungen ist, wird ein ZJ also Gott mehr gehorchen als den Menschen bzw. den "obrigkeitlichen Gewalten".
Du kannst dir also nicht vorstellen, dass ein ZJ eher in den Tod geht, als seinen Nächsten zu erschießen?
Dann lese einmal hier:
http://www.karlo-vegelahn.de/kz-Buchenwald.html
Aus religiöser Überzeugung verweigerten die Zeugen Jehovas am 6.September 1939 auf dem Appellplatz vor den Maschinengewehren der SS trotz Todesdrohung geschlossen die Meldung zu Wehrmacht. Auch das Festhalten an gewohnten Ritualien wie an illegalen Feiern stärkte den Willen zur Selbstbehauptung, obwohl sie immer ein Risiko bedeuteten und, wie das Fasten von Wiener Juden am Jom Kippur 1938, auch auf Unverständnis der Mithäftlinge stießen. [1999-001, S.131, 132]
Eine ähnliche Situation ergab sich am 6. September 1939 im Lager Buchenwald. Der Erste Lagerführer, Rödl, erklärte den Zeugen: „Wenn einer sich weigert, gegen Frankreich oder England zu kämpfen, dann müßt ihr sterben!" Es war eine Stunde der Prüfung. Zwei Kompanien SS-Truppen in voller Ausrüstung standen am Tor. Doch „nicht ein einziger Bibelforscher erklärte sich auf die Anfrage des Lagerführers hin bereit, für Deutschland zu kämpfen. Nach einer Weile Schweigen kam plötzlich der Befehl: ‚Hände hoch! Taschen ausleeren!‘ " So der Bericht in Eugen Kogons Buch Der SS-Staat. Wurden sie erschossen? Nein, die SS-Leute fielen über sie her und raubten sie aus, und man schickte sie in den gefürchteten Steinbruch. Auch gab es für sie keine Revierbehandlung mehr. [Erwachet, vom 08.04.1989, S.14: Der Holocaust — Opfer oder Märtyrer?]
Mit der Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht im Jahre 1935 verschärfte sich die Situation. Denn nun wurde jeder Mann einer bestimmten Altersgruppe ohne Ausnahme zwangsverpflichtet. Seit dem Kriegsbeginn 1939 schließlich sahen sich die Zeugen Jehovas vor die denkbar größte Herausforderung gestellt: Entweder sich beugten sich den sogenannten Kriegsnotwendigkeiten, also den Forderungen des nationalsozialistischen Militärstaats, und schworen ihren Überzeugungen ab. Oder aber sie blieben ihrem Glauben treu und verweigerten den Kriegsdienst. Das aber bedeutete, der sicheren Todesstrafe entgegenzusehen. Bis zum heutigen Tage ist es noch immer viel zu wenig bekannt, dass viele Angehörige dieser Glaubensgemeinschaft dieses Martyrium auch tatsächlich auf sich nahmen. Den einschlägigen Forschungen des Historikers Detlef Garbe zufolge sind ungefähr 250 deutsche und österreichische Zeugen Jehovas vom Reichskriegsgericht wegen Kriegsdienstverweigerung zum Tode verurteilt und - in der Regel durch das Fallbeil - hingerichtet worden 3.
Wie der langjährige Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, Hanns Lilje, im Jahre 1947 befand, können die Zeugen Jehovas "für sich in Anspruch nehmen, die einzigen Kriegsdienstverweigerer großen Stils zu sein, die es im Dritten Reich gegeben hat, und zwar offen und um des Gewissens willen" 4. In der Tat war die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas die einzige Gruppe, welche während der NS-Zeit die Kriegsdienstverweigerung propagierte und praktizierte. Der Gruppenverbund hatte eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Denn jene Männer, die als Zeugen Jehovas den Kriegsdienst verweigerten, konnten immerhin sicher sein, dass ihre Religionsgemeinschaft voll hinter ihnen stand und sie in jeder Phase ihres schweren Weges moralisch unterstützte.
http://www.standhaft.org/forschung/gruss/dr-wette.htm