Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Die Wahrheit einfach als Offenbarung eines Evangeliums hinzustellen, wie es Paulus tut, ist eine Vereinfachung die am Ende der Wahrheitssuche nicht gerecht wird, weil sie völlig am Begriff selbst vorbei geht.
Es ging Paulus nicht um eine philosophische Begriffsanalyse des Wortes
Wahrheit, sondern um eine theologische Wahrheit. Diese ist keine
Wahrheit im allgemeinen Sinne, sondern eine spezielle.
Das verstehe ich nicht.
Was ist eine spezielle Wahrheit, und wie unterscheidet sie sich von einer Allgemeinen? Ist sie vielleicht weniger wahr?
Okay, mein Ausdruck" spezielle Wahrheit" ist unglücklich gewählt. Was ich meinte ist eine konkrete Wahrheit, also im Gegensatz zu einer allgemeinen Aussage.
Ein Beispiel:

Du siehst einen Smilie. Das ist die Wahrheit. Natürlich handelt es sich lediglich um eine wahre Aussage. Wenn ich sage: "Das ist die Wahrheit", dann versuche ich damit offenkundig nicht, die Wahrheit so zu definieren, dass lediglich die Aussage, "das ist ein Smilie" das Wesen der Wahrheit vollendet umfasst. Es handelt sich lediglich um eine wahre Aussage.
Wahrheit ist die Gesamtheit aller Aussagen, die in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit sind.
Man kann z.B. auch von der Lüge rassistischer Ideologien sprechen und innerhalb eines Textes aussagen: Der Rassismus ist die Lüge, die in die Welt hinausposaunt wurde.
Würdest Du dagegen argumentieren, dass dies ja den allgemeinen Begriff
Lüge auf unzulässige Weise auf Rassismus reduziere, schließlich wäre damit 2+2=5 als Lüge nicht erfasst?
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Ich gebe Dir ein Bespiel in Form von zwei Behauptungen:
1. Ich habe unrecht, das ist die Wahrheit.
2. Ich habe recht, das ist die Wahrheit.
In diesem Behauptungen wird als "Wahrheit" eine ganz spezielle, konkrete Wahrheit bezeichnet: Nämlich der Wahrheitsgehalt meiner Aussage. Ob man sich nun für "1." oder "2." entscheidet, es geht nicht um Wahrheit um umfassenden Sinne, sondern um eine ganz konkrete Aussage.
Da Beide nur Näherungsversuche sind, sind beide nicht wahr.
Ist das die Wahrheit? Wenn ja, dann hätten wir ja eine "wahre Aussage" bzw. zumindest eine, die Du für "wahr" hälst.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Wenn das Evangelium oder Jesus Christus als Wahrheiten bezeichnet werden, dann sind dies schon zwei unterschiedliche "Wahrheiten":
1. Evangelium, also der Glaube, dass dies die wahre gute Botschaft für die Menschen ist.
2. Jesus Christus, also der Glauben, dass er der wahre Messias und Sohn Gottes zur Erlösung Israels und der Menschheit ist.
Offenkundig umfasst dies nicht weitere Wahrheiten, wie 2+2=4 usw.
Ehrlich gesagt verstehe ich das Problem nicht. Drücke ich mich unverständlich aus?
In der Tat scheint es so.
Da es offenkundig Zweifel an der 2. Aussage gibt, kann sie demzufolge gar keine Wahrheit sein.
Dies gilt nur, wenn die Zweifel berechtigt sind.
Lass mich etwas anderes versuchen. Nimm an, wir wollten eine gesellschaftspolitische Bewegung herbreiführen, allerdings sind wir uns uneins darüber, wie dies zu praktizieren wäre. Lass es uns mal "unzulässig" vereinfachen und hypothetisch reden.
Ich trete in diesem hypothetischen Fall für eine aggressive Revolution ein, für den Kampf, weil ich dies für den wahren Weg zum Erfolg halte.
Du ziehst aber den gewaltlosen Weg vor. Nun überzeugst Du mich davon und wir bilden eine Bewegung, in der davon die Rede ist, das Plutos Weg die
Wahrheit ist. Vielleicht währest Du mit dieser Rhetorik unglücklich. Doch offenkundig soll damit der Wahrheitsbegriff nicht neu im Sinne der Begriffsanalyse defininiert werden. Hier ist von dem die Rede, was ich (unglücklich ausgedrückt) als "spezielle Wahrheit" bezeichnete. Damit meine ich etwas, sei es eine Idee oder Lehre, die man für wahr hält, aber nicht der Inbegriff der Wahrheit im abstrakt-umfassendem Sinne der Begriffsanalyse sein soll.