Führt uns Gott in Versuchung?

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Pluto
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#41 Re: Führt uns Gott in Versuchung?

Beitrag von Pluto » Do 5. Feb 2015, 18:55

closs hat geschrieben:Bei Buber steht auch "prüfte".
Was eine sehr seltsame Interpretation des lateinischen Wortes "tentavit" ist.
Ich frage mich, welches Original Buber hier wohl verwendete?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#42 Re: Führt uns Gott in Versuchung?

Beitrag von closs » Do 5. Feb 2015, 18:58

Münek hat geschrieben: Gott versuchte Abraham - Gott prüfte Abraham. Wo siehst Du da einen Unterschied?
Das sollte man im Zusammenhang sehen mit:

22,11 Einheitsübersetzung: "Denn jetzt weiß ich <Gott>, dass Du Gott fürchtest". <Buber: „Jetzt habe ich erkannt“>

Die Übersetzung der "Einheitsübersetzung" ist irreführend, denn Gott "weiß" als überzeitliches Sein für alle Zeit alles – er muss nichts „herausfinden“. – In seiner tiefen Bedeutung erscheint jedoch dieser Satz in Bubers Übersetzung, das Gott „erkannt“ habe, und zwar Abraham erkannt habe. – Dies ist dahingehend interpretierbar, dass Abrahams Bereitschaft zur Zurückgabe des Lebens an Gott Ausdruck eines Erkennens von Abraham ist, das ihn für Gott erkennenswert macht im Sinne einer geistigen Vereinigung mit Abraham (vgl. zu 3,7 - hebr: "jahda"). – Gott macht sich damit gleichsam „eins“ (vgl. zu 2,24) mit Abraham im Sinne eines (vgl. zu 17,4ff) („Dir und Deinen Nachkommen werde ich Gott sein“ (17,7)).

"Prüfen" heisst also: Verifizieren, dass Abraham so weit ist und es ihn wissen lassen, dass er durch Loslassen seines Ichs (in Gestalt Isaaks) rein und somit vereinigungs-fähig mit Gott.

closs
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#43 Re: Führt uns Gott in Versuchung?

Beitrag von closs » Do 5. Feb 2015, 19:00

JackSparrow hat geschrieben:Griechisch Jak1:13
Da wär's halt schön, wenn es das NT auch in Hebräisch gäbe.

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Münek
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#44 Re: Der freie Wille

Beitrag von Münek » Do 5. Feb 2015, 19:34

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Was sonst noch in der Hiobsgeschichte "drinstecken" könnte, ist hier jetzt nicht das Thema.
Wenn man holistisch wahrnimmt, spielt eine Rolle, was das ALLES eigentlich soll - das ist der Unterschied zur reduktiven Wahrnehmung.

Im Großen und Ganzen geht es darum, dass das Entwickeln des Eigen-Bewusstseins zwangsläufig (!) zum "Sündenfall" führt. - Dabei kann man es Gott als "Verführung" auslegen, dass er überhaupt eine Schöpfung will, die spirituell erkenntnisfähig ist/wird.

Setzt man diesen göttlichen Willen als gegeben, muss man nur den Menschen sich selbst überlassen, schlägt die "Verführung" automatisch zu - da bedarf es weder Gottes noch übrigens der Schlange. - Denn die Schlange ist doch auch nur eine Chiffre :angel: dafür, dass der Mensch neben Gott als Orientierungs-Größe nun sich selbst als zweite Orientierungs-Größe entdeckt - allein diese/r Dualismus/Dialektik reicht aus, um von "Verführung" und "Sündenfall" zu sprechen.

Nun lass mal Deine Chiffren beiseite,

lenke nicht vom Thema ab und räume ehrlicherweise ein, dass Gott Adam und Eva, Abraham und Hiob "in Ver-
suchung führte". Die biblischen Texte sind da eindeutig: Gott agiert als VERSUCHER. Da gibt es nichts schönzu-
reden. Solche Versuche sind unredlich.

Und dass Gott eine "eine Schöpfung will, die spirituell erkenntsfähig ist/wird", ist in der Bibel nicht bezeugt,
gilt nicht als offizielle Lehrmeinung der Kirchen und ist lediglich Deine höchstpersönliche Glaubensansicht.

Vielmehr heißt es für jedermann verständlich:

"Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit al-
le, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben."



Es geht um Glauben, nicht um "spirituelle Erkenntnisfähigkeit". Das sind die Fakten! :thumbup:

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#45 Re: Führt uns Gott in Versuchung?

Beitrag von closs » Do 5. Feb 2015, 19:49

Münek hat geschrieben:Es geht um Glauben, nicht um "spirituelle Erkenntnisfähigkeit".
Was ist denn DA jetzt der Unterschied?

Münek hat geschrieben:Gott agiert als VERSUCHER.
Ich vermag nicht reduktiv zu denken - aus reduktiver Denkweise mag sich das so darstellen. - Holistisch gesehen ist eine Diskussion um Einzelteile zweitrangig.

Holistisch gesehen ist es notwendig, dass es eine Kraft gegen Gott gibt. - Da Gott allmächtig ist, könnte er es vermeiden. - Das KANN man als Versuchung bezeichnen - aber irgendwo geht es an der gesamten Sache vorbei.

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#46 Re: Führt uns Gott in Versuchung?

Beitrag von Münek » Do 5. Feb 2015, 20:06

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Gott versuchte Abraham - Gott prüfte Abraham. Wo siehst Du da einen Unterschied?
Das sollte man im Zusammenhang sehen mit:

22,11 Einheitsübersetzung: "Denn jetzt weiß ich <Gott>, dass Du Gott fürchtest". <Buber: „Jetzt habe ich erkannt“>

Die Übersetzung der "Einheitsübersetzung" ist irreführend, denn Gott "weiß" als überzeitliches Sein für alle Zeit alles – er muss nichts „herausfinden“. – In seiner tiefen Bedeutung erscheint jedoch dieser Satz in Bubers Übersetzung, das Gott „erkannt“ habe, und zwar Abraham erkannt habe. – Dies ist dahingehend interpretierbar, dass Abrahams Bereitschaft zur Zurückgabe des Lebens an Gott Ausdruck eines Erkennens von Abraham ist, das ihn für Gott erkennenswert macht im Sinne einer geistigen Vereinigung mit Abraham (vgl. zu 3,7 - hebr: "jahda"). – Gott macht sich damit gleichsam „eins“ (vgl. zu 2,24) mit Abraham im Sinne eines (vgl. zu 17,4ff) („Dir und Deinen Nachkommen werde ich Gott sein“ (17,7)).

"Prüfen" heisst also: Verifizieren, dass Abraham so weit ist und es ihn wissen lassen, dass er durch Loslassen seines Ichs (in Gestalt Isaaks) rein und somit vereinigungs-fähig mit Gott.

Nee, Kurt,

das ist eine "Interpretation des alttestamentarischen Textes, der ich nicht zu folgen vermag.

Die Eisegese hat Dich ganz offensichtlich "voll im Griff." Du kochst hier lediglich Dein "eigenes
Glaubenssüppchen" - von seriöser Textauslegung Lichtjahre entfernt.

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#47 Re: Führt uns Gott in Versuchung?

Beitrag von closs » Do 5. Feb 2015, 20:14

Münek hat geschrieben:das ist eine "Interpretation des alttestamentarischen Textes, der ich nicht zu folgen vermag.
Dann versuche es mal - im hebräischen Urtext steht an dieser Stelle "jadah" - dasselbe Wort wie bei "Und Adam erkannte Eva". - Ich habe den Eindruck, dass das Reduktive in dem Moment schlapp macht, indem es in die Tiefe geht.

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#48 Re: Führt uns Gott in Versuchung?

Beitrag von Münek » Do 5. Feb 2015, 20:15

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es geht um Glauben, nicht um "spirituelle Erkenntnisfähigkeit".
Was ist denn DA jetzt der Unterschied?

Seltsame Frage.... :o

Die neutestamentliche Botschaft ("Also hat Gott die Welt geliebt, dass...", Joh. 3,16) ist eine für jedermann leicht
verständliche Botschaft
. Diese kann man glauben oder nicht.

Den übrigen abgehoben-philosophischen Schmonzes wie Dialektik, Mataphysik, ontologische Differenz, Transzen-
denz, Sein, göttliche Fügung, Überzeitlichkeit, geistiges Erkennen im Spannungsfeld zwischen gut und böse etc., kannst
Du vor dem Hintergrund dieser einfachen Botschaft in die Tonne kloppen.

Es wäre schlimm, wenn es anders wäre. Ist es aber nicht! Du machst es viel zu kompliziert - und stößt zurecht hier im Fo-
rum mit Deinen "geistigen Höhenflügen" mangels Plausibilität auf Widerspruch.
Zuletzt geändert von Münek am Do 5. Feb 2015, 20:58, insgesamt 1-mal geändert.

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#49 Re: Führt uns Gott in Versuchung?

Beitrag von closs » Do 5. Feb 2015, 20:45

Münek hat geschrieben:Seltsame Frage.
Spirituelles Erkennen hat Glauben zur Folge - Wissen kann es ja nicht sein, weil das Objekt der spirituellen Erkenntnis kein naturalistisch fassbares Objekt ist.

Die Naturwissenschaft bezeichnet ihre methodisch als intersubjektiv/objektiv nachweisbare Wahrnehmung als "Realität" - Spiritualität bezeichnet ihre methodisch als persönliche erfahrene/logisch erschlossene Wahrnehmung als "Glaube".

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#50 Re: Führt uns Gott in Versuchung?

Beitrag von Pluto » Do 5. Feb 2015, 20:59

closs hat geschrieben:Die Naturwissenschaft bezeichnet ihre methodisch als intersubjektiv/objektiv nachweisbare Wahrnehmung als "Realität" - Spiritualität bezeichnet ihre methodisch als persönliche erfahrene/logisch erschlossene Wahrnehmung als "Glaube".
Wenn du "Realität" mit "Wissen" erstzt, kann ich dir folgen! :thumbup:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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