Gottes Langmut

Rund um Bibel und Glaube
michaelit
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#41 Re: Gottes Langmut

Beitrag von michaelit » Fr 19. Dez 2014, 15:09

Ich halte es für wichtig anzumerken daß der Glaube an Jesus keine besonderen Dienste mit sich bringen muß. Gott ist in dem Sinne passiv in dem er nichts verlangt und nur voll und ganz Vater von uns sein will. Und Jesus selbst sehe ich mehr als Freund denn als Herrn, denn eigentlich ist es ja eine der Missionen von Jesus daß er alle Herrschaft und Gewalt nutzlos macht, was bedeutet daß seine eigene Herrschaft eigentlich ein Improvisorium ist, und Paulus drückt ja auch aus daß Jesus einmal seine Herrschaft an Gott den Vater zurückgeben wird so daß Gott alles in allem sei.

Es gilt für uns aufzupassen auf unsere Freiheit, denn zu dieser wurden wir erwählt weil Gott freie Partner haben will, und keine Sklaven. Dafür steht ja auch der jüdische Exodus, sowie auch das Kreuz das uns von allen Sklavengesetzen die mit Gott verbunden werden, befreit. Es ist in einer Religion manchmal leicht seine Freiheit zu verlieren, denn Freiheit ist nicht nur etwas Objektives, also daß ich nicht in einem Gefängnis oder in einem Arbeitslager bin, sondern hat auch inwändige Anteile, also daß ich nicht zur Zwangsarbeit für Gott verdonnert werde.

Es ist das eine wenn man inspiriert vom Heiligen Geist etwas tun will auf Erden gegen die Not mancher Menschen. Es ist das andere wenn gesagt wird ich müsse mein Kreuz tragen wenn dieser Spruch von Jesus doch darauf abzielt zu offenbaren daß Jesus mein Kreuz schon getragen hat, denn er hat ja das Opfer schon vollbracht.

Es gibt ja den Vorbehalt nachdem der Mensch vor Gott in einem Leistungsverhältnis steht was noch vergrößert wird durch den Glauben an ein Gericht Gottes in dem ein Mensch quasi durchfallen kann um dann schwer bestraft zu werden. Und wenn Menschen dieses glauben und davon begeistert sind, dann verlangen sie es von jedem Menschen Gott zu dienen und am Ende haben wir doch wieder Sklaverei und nicht die Freiheit. Deshalb auch der paulinische Ausspruch nach dem wir einander nichts als die Liebe schuldig sind. Die Liebe ist nämlich auch fähig zu schaffen daß wir einander nicht in Abhängigkeiten sondern doch weiter in der Freiheit begegnen, denn die Liebe achtet den einen Menschen wie den anderen und ist daher auch kompromißbereit. Das große Opfer zu dem manche manchmal fähig sind verliert seinen heiligen Wert wenn es unter Zwang geschieht, weil sich dadurch Menschen gegeneinander aufschwingen und das Unmögliche verlangen um über Gott irgendwie am Ende doch Herrentypen zu sein die in der Gesellschaft ihre Macht haben wollen.

closs
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#42 Re: Gottes Langmut

Beitrag von closs » Fr 19. Dez 2014, 15:25

Pluto hat geschrieben:Viele Christen sind davon überzeugt, dass sie ohne christlich humanistische Werte in die Hölle kommen.
Da darf man nicht Ursache und Wirkung verwechseln. - Wenn es heisst, dass Jesus der Weg ist, heisst das auch, dass der (richtige) Weg Jesus ist. - In anderen Worten: Ich bin fest überzeugt, dass es viele Menschen gibt, die de facto Christen sind, ohne es selber zu wissen. (siehe Röm. 2,14)

Rembremerding hat geschrieben:die Liebe macht es leicht, die Welt macht es schwer und das Fleisch macht es unmöglich.
Genau so empfinde ich es auch - guter Satz. :thumbup:

Rembremerding hat geschrieben:Wir werden nach Gottes Gerechtigkeit gerichtet sowie errettet und nicht nach Gottes Barmherzigkeit, die das aber ermöglichte.
Persönlich glaube ich, dass es eine Aufhebung beider Begriffe gibt, in denen beides erfüllt ist - das Wort "Bewahrheitung" (die Buber-Übersetzung für "Gericht") scheint mir ein guter Hinweis dafür zu sein.

Pluto
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#43 Re: Gottes Langmut

Beitrag von Pluto » Fr 19. Dez 2014, 15:40

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Viele Christen sind davon überzeugt, dass sie ohne christlich humanistische Werte in die Hölle kommen.
Da darf man nicht Ursache und Wirkung verwechseln.
Es bleibt ein Fakt, dass für viele Christen die Hölle ein sehr realer Ort ist, wo sie eindeutig ein Motivator für christliches Verhalten ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Salome23
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#44 Re: Gottes Langmut

Beitrag von Salome23 » Fr 19. Dez 2014, 15:41

Hölle? :o huch, was hat die Hölle mit Langmut zu tun :D

Pluto
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#45 Re: Gottes Langmut

Beitrag von Pluto » Fr 19. Dez 2014, 15:49

Salome23 hat geschrieben:Hölle? :o huch, was hat die Hölle mit Langmut zu tun :D
Sehr viel sogar.
Mit Langmut verbinde ich Gottes Geduld, Liebe und Barmherzigkeit, und nicht die Bedrohung mit ewigem Feuer.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Salome23
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#46 Re: Gottes Langmut

Beitrag von Salome23 » Fr 19. Dez 2014, 15:53

Pluto hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Hölle? :o huch, was hat die Hölle mit Langmut zu tun :D
Sehr viel sogar.
Mit Langmut verbinde ich Gottes Geduld, Liebe und Barmherzigkeit, und nicht die Bedrohung mit ewigem Feuer.
Na, jetzt bin ich wieder erleichtert, [d]Höhlen[/d] Höllen gibts ja auf Erden schon genug... :?

closs
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#47 Re: Gottes Langmut

Beitrag von closs » Fr 19. Dez 2014, 15:56

Pluto hat geschrieben:Es bleibt ein Fakt, dass für viele Christen die Hölle ein sehr realer Ort ist, wo sie eindeutig ein Motivator für christliches Verhalten ist.
Da gibt es in der Tat unterschiedliche Auffassungen. - Für mich als Allversöhner ist der "2.Tod im Feuersee" die endgültige Reinigung des Menschen vom Tödlichen, so dass nur der Tod selbst verbrannt wird - das ist jedoch zur Zeit nicht die Mainstream-Meinung.

Rein spirituell kann ich mit "Hölle" schon auch was anfangen - aber darunter verstehe ich eher den Reinigungs-Schmerz. Und auch das ist nach meiner Auffassung keine "Strafe" im heutigen Wortverständnis, sondern unmittelbare Folge von Erkenntnis - ganz konkret: Wenn Dir bewusst werden würde, dass Du einen Menschen sehr verletzt hättest, würdest Du dieses Leid in Dich aufnehmen, also buchstäblich mit-leiden, weil es Dir bewusst geworden wäre.

"Fegefeuer", "Hölle", "2.Tod" sind in diesem Sinne für mich Phasen der "Bewahrheitung" (= "Gericht"), die nötig sein können. - Nimm einfach mal Leute wie Hitler und Stalin: Was müssen sie leiden, wenn sie alles erkennen.

Aber wie gesagt: Hier ist die Auslegung sehr unübersichtlich. - Meine Auslegung beruht auf dem Umstand, dass es keinen "Holon" (also "Alles in Einem") geben kann, wenn nicht auch wirklich "Alles" gemeint ist. - Auch dialektisch wäre die Aufhebung der Dialektik selbst nicht möglich, wenn ein Rest bliebe - aber genau dieser dürfte nicht bleiben, wenn alles "aufgehoben" ist.

Ich bin ziemlich sicher, dass meine Interpretation am längeren Hebel sitzt - aber das werden andere auch sagen. :lol:

Pluto
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#48 Re: Gottes Langmut

Beitrag von Pluto » Fr 19. Dez 2014, 18:56

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es bleibt ein Fakt, dass für viele Christen die Hölle ein sehr realer Ort ist, wo sie eindeutig ein Motivator für christliches Verhalten ist.
Da gibt es in der Tat unterschiedliche Auffassungen. - Für mich als Allversöhner ist der "2.Tod im Feuersee" die endgültige Reinigung des Menschen vom Tödlichen, so dass nur der Tod selbst verbrannt wird - das ist jedoch zur Zeit nicht die Mainstream-Meinung.
[...]
Aber wie gesagt: Hier ist die Auslegung sehr unübersichtlich... Ich bin ziemlich sicher, dass meine Interpretation am längeren Hebel sitzt - aber das werden andere auch sagen. :lol:
Das ist der eigentliche Punkt, um den es mir geht.
Wenn du Recht behältst, ist die Hölle tatsächlich Zeichen von Gottes Langmut.
Wenn der "Mainstream" Recht hat, dann bedeutet die Hölle genau das Gegenteil von Langmut: Dann ist Gott strafend und ungeduldig, so wie bspw. bei der Sintflut oder den Erstgeborenen der Ägypter.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#49 Re: Gottes Langmut

Beitrag von Rembremerding » Fr 19. Dez 2014, 19:14

Pluto hat geschrieben:Das ist der eigentliche Punkt, um den es mir geht.
Wenn du Recht behältst, ist die Hölle tatsächlich Zeichen von Gottes Langmut.
Wenn der "Mainstream" Recht hat, dann bedeutet die Hölle genau das Gegenteil von Langmut: Dann ist Gott strafend und ungeduldig, so wie bspw. bei der Sintflut oder den Erstgeborenen der Ägypter.
Und Du denkst, dass in einer Dimension ohne Zeit Geduld eine Rolle spielt?
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closs
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#50 Re: Gottes Langmut

Beitrag von closs » Fr 19. Dez 2014, 19:24

Rembremerding hat geschrieben:Und Du denkst, dass in einer Dimension ohne Zeit Geduld eine Rolle spielt?
Moment: Die Langmut bezieht sich auf die menschliche Entwicklung in der Zeit (wozu alles gehört, in dem Entwicklung möglich ist). - Gott lässt Abraham sich entwickeln, bis Gott (frei übersetzt) sagen kann: "Du bist jetzt erkennbar für mich. Du hast Dich so entwickelt, dass Du nun für mich in der Lage bist, Dich mit mir zu vereinigen (jadar)". - In anderen Worten: "Langmut" bezieht sich nicht auf das Wesen Gottes, sondern auf seine Offenbarungs-Präsenz im Dasein (= in der Zeit).

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