@Halman
Danke für die Links.
Ich werde mich gerne dort mal umsehen.
Halman hat geschrieben:Die Bibelschreiber überlieferten uns ihre Glaubenszeugnisse, in denen sie auch Erfahrungen religiös deuteten und Dinge ausdrückten, die ihren rationalen Zugang überstiegen und somit nur symbolisch erahnt und umschrieben werden konnten.
OK, kein Problem.
Alter Bücher verstehe ich in der Regel immer wie alte Texte.
Aber, das verändert nicht meine Fragen zu dem Thema.
Wenn es nach den (alten) Religionen geht, soll ich ja mein Leben an diesen Vorstellungen ausrichten (=> „Drum prüfe wer sich ewig bindet“).
Halman hat geschrieben:Was ist Geist? Wenn es darum geht dieser Frage im biblischem Sinne nachzugehen, halte ich Pauli Begriff vom Soma pneumatikos für hochinteressant.
In deinem Beitrag aus dem Link hast du geschrieben:
„Das Gasförmige, der Wind, waren damals nicht greifbar und die Begrifflichkeit meinte etwas nicht mit Händen greifbares“
Das ist der „Negativ-Definitionsversuch“, den ich schon angesprochen habe:
„das, was gesagt wird, soll es nicht sein“.
Ich denke auch, dass das Wort „Geist“ genauso wenig greifbar ist, wie das Wort „Gott“, somit ist es am Vernünftigsten auch hier zu fragen, was „es“ sein soll.
Wenn ich es richtig verstehe, macht die Bibel einen „unscharfen Vermutungsentwurf“ und kann die obige Frage nicht beantworten.
Es gibt keine konkrete/vollständige Vorstellung, die man prüfen könnte und die heutigen Forschungsergebnisse können auf die „biblisch vorhandenen“ Vermutungsteile nicht angewandt werden.
„Lebensgeist“, „Wind“, „Pneuma“ und „Seele“ sind schöne Wörter, aber sie helfen (zumindest mir) nicht wirklich weiter.
„Wesen“ ist auch ein beliebtes Wort – „was“ soll das sein?
„Lebenskraft“, sozusagen der „Wille“ hinter den Zellabläufen im Organismus, hilft auch nicht weiter, weil „Wille“ („mentaler Antrieb“ oder „mentaler Absicht“), Inhalte/Zusammenhänge aus unserer bewussten Wahrnehmung sind.
Damit kann man keine Zusammenhänge ausserhalb des Wahrnehmungssystems erklären. Man müsste dort zuerst ein anderes Wahrnehmungssystem „entdecken“ (oder konkrete Kräfte nachweisen)
Halman hat geschrieben:Der Theologe Karl Barth bezog sich auf den "unbekannten Gott" und beschrieb die Kraft Gottes folgendermaßen:
Rein und überlegen steht die Kraft Gottes nicht neben und nicht ("supranatural") über, sondern jenseits aller bedingt-bedingenden Kräfte, nicht mit ihnen zu verwechseln, nicht an sie anzureihen, nur mit äußerster Vorsicht mit ihnen zu vergleichen.
Na ja, „daneben“, „darüber“, „jenseits“, „vorsichtig vergleichen“ sind schöne Aussagen, aber besser wäre es, er würde sagen, „was“ es sein soll.
„Kraft Gottes“? – „Gott“ ist also „Etwas“, das eine „Kraft“ hat, die wir nicht kennen.
„Gott“ kennen wir nicht, die „Kraft“ kennen wir nicht, „Geist“ kennen wir nicht.
Durch keine der Aussagen verändert sich der anfänglich unvollständige Vermutungsstatus.
Halman hat geschrieben:Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit, mit "Substanz" zu glauben. Der Theologe Prof. Dr. Thomas Schwartz sprach mit Prof. Lesch mal über das "Experiment des Glaubens" und in meinem Thread über Das Lebens-Experiment des Glaubens hatte ich das Gespräch verlinkt
Zu „Beweisen“, wie sie in dem Link angesprochen werden, würde ich sagen:
Ein Beweis hat viel mehr Strahlkraft, wenn man auch dazusagen kann, „was“ er beweist.
(ohne das „was“, stellt sich die Frage wofür der „Beweis“ gut sein soll)
Wieso muss ein Theologe, also ein „Wissenschaftler von Gott“ ein „Lebens-Experiment“ vorschlagen?
Warum berichtet er nicht einfach die Resultate seiner täglichen Arbeit und sagt, wie jeder andere Wissenschaftler auch, „was“ das sein soll, worum sich seine Wissenschaft „kümmert“?
Halman hat geschrieben:Hm - wie wäre es damit: Der Schöpfer ist verschieden von seiner Schöpfung.
Das habe ich im Grunde auch schon so angedeutet, als ich sagte, dass „Gott“ eher kein Mensch sein kann, wenn „er“ doch die Menschen geschaffen haben soll.
Das ändert aber nichts an der Frage: „was“ soll „Gott“ sein?
Halman hat geschrieben:Aus physikalischer Sicht sind materielle Substanzen übrigens Erscheinungsformen von immateriellen Quantenfeldern.
Vermutlich ja, aber „wir“ (als Bewusstsein) kommen über elektrische Impulse und neuronale Schalttechnik zustande (aus meiner Sicht). Im Vergleich zu Quantenfeldern sind wir die „absoluten Grobmotoriker“.
Halman hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Wahrheit ohne Inhalt?
Das hängt davon ab, wie glaubwürdig die Glaubenszeugnisse sind
Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann sind sie nicht sehr glaubwürdig bzw. realistisch:
Zitat:
“Die Bibelschreiber überlieferten uns ihre Glaubenszeugnisse, in denen sie auch Erfahrungen religiös deuteten und Dinge ausdrückten, die ihren rationalen Zugang überstiegen und somit nur symbolisch erahnt und umschrieben werden konnten“
Halman hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Der biblische Hintergrund der Religion setzt wohl sehr stark darauf, dass sich Menschen, ohne Hinterfragen und ohne konkrete Analyse, auf die vermuteten Zusammenhänge einlassen.
Das mag so scheinen, doch ich denke nicht, dass es sich so verhält.
Naja, meine Frage wurde noch nicht wirklich beantwortet.
Warum sollte ich sie nicht mehr beachten?
Halman hat geschrieben:Der kürzlich verstorbene Physiker Prof. Walter Thirring glaubte auf sehr undogmatische Weise an Gott.
(auch „Thirring“ wiederholt nur die unvollständige Anfangsvermutung)
Vorschlag:
kürzen wir das Aufzählen von „grossen Persönlichkeiten“ ab und ziehen einfach eine konvexe Hülle:
„sämtliche Naturwissenschaftler und Genies glaubten/glauben an Gott“
(stimmt vermutlich nicht, ist aber egal).
Hat irgendeiner von diesen Personen festgelegt, „was“ „Gott“ sein soll?
Halman hat geschrieben:Die Korrelation zwischen meiner Erfahrung und dem von mir erwähnten Gebet lässt mich von einer Gebetserfahrung sprechen, da ich hier Kausalität annehme. Wenn dies stimmt, dann gibt es einen "Höhrer des Gebets", der auch mit seinem "Geist" (von ich nicht weiß, was das ist) wirken kann.
Es gab ganz sicher einen „Höhrer“: Dich selbst.
Das Formulieren von Wörtern in der „inneren Flüstertonstimme“ oder noch besser, laut ausgesprochen, wirkt wie eine Feedbackschleife, auf die das Gehirn mit erhöhter Aktivität reagiert.
Wenn Sportler sich selbst lautstark anfeuern, hat das einen Sinn.
Halman hat geschrieben: Lass uns mal annehmen (wie ich es ja glaube), dass die Evangelisten die Wahrheit berichteten und die Jünger tatsächlich Erfahrungen mit Jesus machten, einschließlich der Auferstehung. Dann hätte sich Gott doch auf eine für diese einfachen Menschen verstehbare Weise offenbart.
Es ist schwer herauszufinden, was sich hinter den Texten der Bibelschreiber befindet.
Das hast du ja selbst geschrieben (siehe oben).
Vielleicht kamen die damaligen Menschen, auf Basis ihres Verständnisses, zu einer nachvollziehbaren „Schreibreaktion“.
Da ich deren Verständnis nicht kenne, sollte ich nicht urteilen.
Wenn man argumentiert, dass das „Bild der Bibel“ für die damaligen Leute war, dann muss man die Konsequenz ziehen und festlegen, dass uns die Bibel
heute wohl eher nichts mehr sagt.
Halman hat geschrieben:Die Bibel appelliert dazu, die Welt zu betrachten. Jesaja und Paulus deuten sie als Schöpfung, "Salomo" und Paulus sehen im Menschen selbst Hinweise auf Gott. Ich denke, es geht um vernetztes Denken.
Genau, diese „Deutungen“ sind Anfangsvermutungen und mit dem neuronalen Netzdenken sollte ich versuchen, die Vermutung zu komplettieren, so dass ich eine sinnvolle Haltung bzgl. Existenz/Nicht-Existenz einnehmen kann.
Wenn ich das aktuell nicht kann, weil zuwenig Informationen vorliegen, dann bleibe ich einfach im „Zustand der Anfangsfrage“.
Das vernetzte Denken habe ich angewandt, indem ich, das „was-ich-bin“ in Bezug zu den Vermutungen in der Bibel setze.
Resultat: weitere Fragen.